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Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. 1908 165 Tonnabcns, Sen 18. Juli Pohle, G.-V. vom ein- Zwei der Schöffen aus dem Münchener Wien versetzt wurde, habe ich mir gesagt: Wenn ich nach Starnberg nicht mehr komme, geht ihm doch viel verloren: er hat Familie und einen armen buckligen Jungen, da wurde der Ausfall doch zu groß sein. . . Das Wort Zuchthaus und ^-scheint täglich mit «»«nähme »er Tag» nach Sonn» und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- schEende Rümmer b,r«ormtNag^/,11Uhr. »er «bonnementsvrei« beträgt vierteljähr lich t Mk. «» Pf», monatlich 58 Pf. «in,eine Rrn. W Inserate pro Zeil« «10 Pf., für «»«wärt« lü Ps. Affäre die Gemüter während der vergangnen Woche in Span nung, so verschieden auch sonst die Empfindungen sind, die diese beiden Gegenstände auslösen. So lange die Verhand lungen schweben, verbietet sich jedes kritische Urteil über den' Schleppschiff „Weller" erhielt Befehl, das Luftschiff abzu schleppen, trotzdem es wieder zu regnen begann. Alles war zur Fernfahrt klar. Der doppelschraubige Schlepper zog an, und in kürzester Zeit war das Schiff im Fluge begriffen. Da riß plötzlich, ehe die Motore des Luftschiffes angegangen waren, die Zugleine des Schleppers infolge eines ungeschick ten Manövers, und das schwer beladene, ziemlich steil ge richtete Fahrzeug schnellte mit großer Wucht in der Richtung auf 1 die Ballonhalle zu. Die Spitze des Ballons blieb an der Dachrinne hängen, zerriß die Umhüllung des ersten Ballons, so daß er sich sofort entleerte. Nun senkte sich die Spitze nach vorn, und beide Gondeln füllten sich zur Hälfte mit Wasser. Im Fallen wurde das linke Höhensteuer abgerissen und fiel prasselnd in den See. Das Vorgelege für das linke vordere Propcllerlager wurde erheblich beschädigt, schützte aber dadurch den Riesenleib des Luftschiffes vor vollständigem Zu sammenbruch. Da der Schlepper während des Sturzes noch, Filialen: m Attstadtwaldenburg bei Her?: OttoFörst«; in Callenberg beiHrn. Strumpf Wirker Fr. Herm. Richter; in Kaufungen t« Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurSdors de Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn B-ü- helm Dobler; in Wolkenburg bei Herr- Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herr, Eduard Kirsten. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. »Waldenburg, 17. Juli 1908. Unsere Zukunft liegt in der Luft, so wird bald die Losung heißen; allerdings nicht nur bei uns, sondern bei allen Kul turmächten der Erde. Auf die Beherrschung des Lustmeeres zielen nach den Erfolgen des Grafen Zeppelin die heißesten Bemühungen in allen Staaten ab. ^n Frankreich, in Eng land, in Amerika sucht man das System des lenkbaren Luft ballons resp. der Flugmaschine immer mehr und mehr zu vcrvollkommen. Die nordamerikanische Union ist darauf und daran, fick eine große Luftschiffsflotte an den Küsten beider Ozeane zu bauen, und zwar nach dem Muster der Zeppe- linschen Flugmaschine. Der Erfolg des Grafen Zeppelin bleibt auch bestehen trotz der beklagenswerten Zwischenfälle, die beim ersten Anlauf zu einem vorzeitigen Abbruch der ge planten 24stündigen Dauerfahrt und bei der Wiederholung des Versuches zu der schweren Beschädigung des Luftschiffes führten, die erst nach dreiwöchiger angestrengter Arbeit wie der kuriert sein wird. Diese Unfälle stehen mit dem System des Lenkbaren in keinerlei Zusammenhang; dieses hat viel mehr in der zehnstündigen Dauerfahrt vor ein paar Wochen die Feuerprobe bereits glänzend bestanden und die Bewunde rung aller Sachverständigen errungen. Es besteht daher auch nicht der geringste Zweifel, daß die große Fahrt in drei Wochen mit Erfolg zurückgelegt werden wird. Neben der Luftschiffsfrage hielt besonders die Eulcnburg- Witterungsbericht, ausgenommen am 17. Juli, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 758 MW reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -I- 20« 6. (Morgens 8 Uhr -I- 17,z« 6. Tiefste Nackttemperatur ft- 12,5« 6.) Feuchtigkeit»- gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 48»/y. Taupunkt ft- 9,5« 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,g wra Daher Witterungsaussichten für den 18. Juli: Halbheiter, Niederschläge nicht ausgeschlossen. Weise verdreht worden, indem man jeden Freund verdächtigt hat, der mit mir verkehrt hat, und jeder Wohltat den Ver dacht angehängt hat, als ob Schmutzereien dahinterstehen. Bei solchen Erfahrungen müßte man eigentlich jedem raten, keine Freundschaft zu halten und Egoist zu sein bis in die Knochen. Ich bin ein schwacher Mensch wie andere und habe natürlich wie jeder gewiß sehr viele Fehler. Ernst habe ich stets für einen guten Kerl gehalten. Wie ich mir seine Aussage psychologisch erklären soll, ist für mich furchtbar schwer. Ich weiß, wie man in den Menschen gedrungen ist. Er ist leicht aufgeregt, zitterig, herzkrank und verliert schnell die Fassung. Gott weiß, was in ihm vorgegangen ist. Von dem Moment an, wo er einmal ausgesagt hat, mochte er Vielleichtdenken, nun müsse er dabei bleiben. Ich habe ihm unverzinsliche Darlehen gewährt. Er hatte Jahre hindurch immer viele Vorteile von meiner Familie. Als ich nach ben wird. ; Der Oberstaatsanwalt fragte den Angeklagten, ob er in ftschiff erlitten hat, j München seinen Eid aufrecht erhalten hätte. Fürst Eulen ¬ anzog, wurde der vordere Laufsteg bis zu der vorderen Gondel vollständig abgerissen. Die Stoffbekleidung hing in Fetzen herunter. Bis zu seinem vierten Teile muß das Luft schiff infolge der erlittenen Beschädigungen erneuert werden. Die Reparaturen werden mindestens zehn Tage in Anspruch nehmen. Die Gasfüllung im Werte von achttausend Mark mußte sofort abgelassen werden, um die Aus besserungen energisch betreiben zu können. Wäre statt des mit der Schlepparbeit ungewohnten neuen Schleppers das sonst übliche Motorboot verwendet worden, wäre — so meinen die Sachverständigen — der Unfall sicher nicht passiert. Eine deutsch-österreichische Verständigung ist über die Balkanfrage erzielt worden, was um so höher zu be werten ist, als im Anschluß an die Revaler Begegnung zwi- schen König Eduard und dem Zaren vielfach die Befürchtung laut wurde, es könnte der englischen Politik gelingen, durch Intrigen auf dem Gebiete der orientalischen Frage einen Keil zwischen Deutschland und Oesterreich zu treiben. Wie näm lich die „Leipz. N. N." aus Wien erfahren, sind die deutsche und die österreichisch-ungarische Regierung übcreingekommen, behufs einer gemeinsamen Stellungnahme zu den englisch- russischen Reformvorschlägen für Mazedonien in einen Mei nungsaustausch einzutreten und überhaupt solidarisch vorzu gehen. Im Prozeß Eulenburg konnte am Donnerstag, noch vor dem äußersten Termin, weiter verhandelt werden, da sich das Befinden des Angeklagten wesentlich gebessert hatte. Ueberraschenderweise stellte das Gericht die Oeffentlichkeit teil weise wieder her, indem es den offiziellen Gerichtsbericht erstatter zu den Verhandlungen zuließ, um unparteiische Be- S's-Ä— Fernsprecher Nr. A. Stampf- und Schlingerbewcgungen nicht die Spur bemerken, furchtbar gekämpft. Justizrat Bernstein habe von Zuchthaus Nur die Motore verursachen die kurze Erschütterung, wie sic gesprochen, Ernst sei aber nicht in seine Aussage gedrängt auf jedem Torpedoboot auftritt. Das ist aber auch die einzige worden, vielmehr habe der Appell des Vorsitzenden an die Wahrnehmung, die andeutet, daß man nicht frei schwebt, religiöse Pflicht des Ernst diesen zur Wahrheit bewogen, sondern mit Maschinen vorwärts getrieben wird. getroffen. Sein Befinden ist vortrefflich. Das Wetter ist regnerisch geworden. Dem Generalfeldmarschall Grafen Häseler soll gelegent lich seiner Anwesenheit bei dem Kaisermanöver in Lothringen das Ehrenbürgerrecht der Stadt Metz verliehen werden. Ueber den Unfall des Zeppelinschen Luftschiffes und dessen Folgen spricht sich im „Schwäb. Merkur" der Kapitän z. S. Mischke aus, der als Kommissar des Reichs- marineamts die Fahrt mitmachen sollte. Was der Rcgierungs- kommissar über die Ursachen des Unfalls sagt, deckt sich mit dem, was darüber bereits bekannt geworden ist; bemerkens wert ist jedoch die Hervorhebung des Umstandes, daß bei manen. Da darf man sich denn auch weiter nicht wundern, wenn die Thronstreitigkeiten der beiden Sultane nicht vom Flecke kommen. Wir leben nun schon seit Tagen von der magerer Meldung, daß Abdul Aziz gegen Mulay Hafid, und Mulay Hafid gegen Abdul Aziz zum Enlschcidungskampfe ausziehen will. Die beiden Brüder haben es mit ihrer ent- gültigen Auseinandersetzung jedoch garnicht eilig, obwohl mit ihr die ganze Marokkofrage einen wichtigen Schritt vorwärts rücken würde. Was überhaupt aus der ganzen Marokkofrage noch werden wird, weiß heute Niemand. Inzwischen ran gelegen ist, die Sache zu Ende zu führe«, das beweist die unter den größten Schwierigkeiten bewirkte Fortführung der Gerichtsverhandlung in den Räumen der Charit^, nach dem sich die Transportuufähigkeit des angcklagten Fürsten zu Eulenburg herausgestcllt halte. Während sich unser Kaiser auf der gewohnten Nordland reise befindet, tritt der Präsident der Republik Frankreich Fallidres auf der „Börste" seine Fahrt zum Besuche der skandinavischen Höfe und des Zaren an. Der Kaiser und der Präsident werden sich im hohen Norden sehr nahe kom men; ob aber eine persönliche Begegnung zwischen den beiden Staatsoberhäuptern stattfiuden wird, ist gleichwohl mehr als fraglich- Zwischen den beiden Nachbarregierungen herrscht über die von Frankreich geführte Marokkopolitik nicht diejenige Uebcreinstimmung, die die Voraussetzung für eine demnächstige Zusammenkunft der Staatsoberhäupter beider Länder bilden würde. Auch die Gerüchte, Kaiser Wilhelm werde dem Zaren noch in diesem Jahre seinen Gegenbesuch abstatten, Werden in auffallendem Tone für falsch erklärt. Daraus rauche man indessen nicht etwa auf eine infolge des Revaler ^'suchz Mings Eduard eingetretene deutsch-russische Span nung zu schließen. Andrerseits tragen freilich die Abmachungen von Reval im Verein mit den Marokko-Wirren zur Erhöhung der politischen Schwierigkeiten bei. So wird besonders ein dringlich gewarnt von einer Unterschätzung des englich-russi schen Abkommens über die mazedonischen Reformen. Von andrer Seite heißt cs dagegen, Rußland werde in keine Maßnahmen willigen, die nicht auch die Zustimmung der übrigen Signatarmächte des Berliner Vertrages fänden und den berechtigten Interessen der Türkei entsprächen. Die Tür kei aber erhebt Einspruch gegen den englischen Vorschlag wegen der Organisation fliegender Kolonnen in Mazedonien mit der Begründung, sie sei sehr wohl in der Lage die Be kämpfung der Banden mit ihren eignen Streitkräften durch zuführen. Was aus dem Marokkowirrwar noch einmal werden wird, läßt sich garnicht absehcn. Das Gesetz der Trägheit, aber in dem buchstäblichen Sinne des Wortes, beherrscht die Musel hervorstehenden Teile wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Harden-Prozeß sagten aus, daß die Angaben der Zeugen ganze übrige Konstruktion erwies sich als überaus fest und Riedl und Ernst einen vollkommen glaubhaften Eindruck ge- solid. . Ueberhaupt macht das ganze Fahrzeug den zuverlässig- macht hätten. Von einem Komödienspiel könne keine Rede sten Eindruck, fährt angenehm und ruhig und läßt von sein. Ernst sei die Aussage sehr schwer gefallen; er habe geht die Welt in die Ferien; wenn man das nur auch Politischen Streit und Hader sagen könnte. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist auf der Nordlandfahrt in Bergen Wegen Massenschüttunft wird der Gähsnitz Gösdorfer Fahrweg für alles Fuhrwerk bis zur Fertigstellung gesperrt. Gähsnitz, den 16. Juli 1908. .—o- , - - -v dem Umstand die Festigkeit des ganzen Ballonkörpers im- Prozeß von selbst. Daß allen Prozeßbeteiligten dringend da-! panierend war. Trotz des recht kräftigen Anpralls wurde — Vie Sacke rn lbnk" ... an dem eigentlichen Schiffskörper garnichts verletzt. Nur die richte zu sichern. Tie Schäden, die Zeppelins Luftschiff erlitten hat, München seinen Eid aufrecht erhalten hätte. Fürst Eulen scheinen doch bedeutender zu sein, als im Anfang angcnom-! bürg bejahte bestimmt und erwiderte nach der „Nordd. Allg. men wurde. Graf Zeppelin trifft bekanntlich seine Dis- ^Ztg." auf die Frage, welchen Grund zum Meineid Ernst Positionen unerwartet rasch. Noch am Dienstag Abend warft wohl haben sollte: „Es ist mir ein psychologisches Rätsel, offiziell bekannt gegeben worden, daß die Fernfahrt am Mitt-! Ich bin wahrhaftig kein Engel, und wenn ich gesagt habe, woch sieben Uhr Abends stattfinden werde. Als am Mitt-! daß ich zu enthusiastisch in meiner Freundschaft und zu ge- woch Vormittag gegen zehn Uhr der anhaltende Regen auf-! neigt zu Wohltaten war, so habe ich mich damit nicht brüsten hörte und der Wolkenschleier sich zu teilen begann, da er- wollen. Diese beiden besten Eigenschaften sind in teuflischer klärte der Graf seiner Umgebung, die Fernfahrt antreten zu .... wollen. In rascher Fahrt ging es von Friedrichshafen nach Manzell. Das erst am Mittwoch in den Dienst gestellte und WMendmzer Anzeiger