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äliMjMUi Tageblatt «riSrmr tü-Uch mri kuLnvdmr ver Lagt nach Sonn- und Festtagen. SisRshme von Jniereten für die nächster» -Hernrndr Nummer Lr8 nach,nittags 2 Uhr. Ner ASonnemrntspreis beträgt visrteljähr- lich z Mt. K5 Pf. Anderste pro Zeit» 10 Pf., Eingss. 20 Pf. ÄWMtion: Waldenburg, Obergaffe 291s. —— ÄKS WMeMrZer AnZeiger. KÄshiLÄ str dtü ZkRrsih zu Filialen: tn rllt-ad>»atde»b»rg drr Herr» Kaufmann Otto Förster; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Hörtia, Mandelgag»; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Lunzenau bei Hrn. Buchhändler E. Dretz^ in Wechselburg bei Herrn Schmied Weber; in Lichtenstein b. Hrn. Vuchh. I. Wehrmann. Zugleich weit verbreitet tn den Städten Penig, LrrnzeNK«, Tichte«ftem-Call«berg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: WftadL-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchurs )orf, Langen- lmba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obsrgräfenhain, Oberwiera, Oberwinkcl, Oelsnitz i. S., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rüßdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. 53 Sonntag, den 3. März 1839 WittermrgssnsfichLkn für den 3. März: Veränderliche Bewölkung, zeitweise heiter, bei fortdauernd kalter Temperatur. Barometerstand am 2. März, nachmittags 3 Uhr: 759 mm. Gestiegen. Die für nächsten Montag in der Restauration zur Glänzelmühle in Niedercallenberg angesetzte Versteigerung wird aufgehoben. Waldenburg, den 2. März 1889. Richter, Gerichtsvollzieher *WkZdenüurg, 2. März 1889. In der letzten Zeit hat ein Anspruch der Innungen viel von sich reden gemacht, nach welchem nur die Mitglieder von Handwerker-Innungen befugt sein soll ten, den Titel „Meister" zu führen. Zu Gunsten der Innungen hatte sich auch ein preußisches Oberlandes- s gericht ausgesprochen. Für Preußen wenigstens ist aber dieser Spruch durch einen Erlaß des Fürsten ,! Bismarck in seiner Eigenschaft als Minister für Han- , del und Gewerbe umgestoßen; in dem Ministerialerlaß s ist ausgeführt, daß der einfache Meistertitel nicht von s der Mitgliedschaft der Innungen abhängig zu machen - sei, sondern nur die Bezeichnung Jnnungsmeister. Die ! preußische Regierung erkennt also an, daß jeder selb- ! ständige Handwerker berechtigt ist, den Namen Meister - zu führen, und sie konnte sich auch nicht wohl anders ; entscheiden, da in der Gewerbeordnung keine Borbe- - dingung für die Annahme des Meistertitels aufgestellt s ist. Praktisch ist der Streit in Preußen damit ent- s schieden, und es ist nicht wohl anzunehmen, daß bei uns in Sachsen, wenn die Sache hier ebenfalls sich zmpitzen sollte, eine andere Auffassung angenommen wird. Die Freiheit in der Führung des Meistertitels ist eine nvthwendige Folge der Gewcrbefreiheit; diese giebt die Freiheit, sich selbständig zu machen, und wo die Thal- fache vorhanden ist, kann auch der Name nicht ver weigert werden. Das liegt im Gesetz. Die Führung des Meistertitels ist aber eine Ange legenheit, die auch noch von einer anderen Seite Be achtung verdient. Die Bezeichnung „Meister" wird heute, das ist leider eine bedauerliche Thatsache, schon vielfach unterschätzt. Der Name klingt zu gewöhnlich, renommirt nicht genug und macht zu geringen Eindruck auf das kaufende Publikum, welches znm nicht geringen Theil von der total verkehrten Ansicht ansgeht, daß bei einem Handwerksmeister nicht so bequem und billig gekauft werde, wie anderswo. Das ist nun ein starker Jrrthum, oberer tritt doch vielfach zu Tage. Schon in Mittelstädten ist nicht selten die Bezeichnung „Mei ster" von den Firmentafeln verschwunden; man hat dafür das vornehmere „Fabrikant" oder gar irgend ein Fremdwort. Und kommen wir nun gar in eine große Stadt, so überwiegt der Fabrikant und andere Bezeichnungen vollständig. Ein erbauliches Schauspiel bietet in dieser Beziehung die erste Straße der Reichs hauptstadt, die Straße „Unter den Linden", deren Firmenschilder alles Andere eher sind, als Deutsch. Ueber Ansichten soll ja nun nicht gerechtet werden; wer meint, mit einem hochklingenden Titel besser fertig zu werden, als mit dem einfachen „Meister", der mag ihn führen. Niemand wird es ihm verwehren. Wir wollen aber doch darauf Hinweisen, daß die Meister würde nicht Nebensache ist, sondern in früheren Zeiten sehr hoch galt. Und was unsere Väter hoch geachtet und geehrt haben, darüber wollen wir nicht mit den Achseln zucken. Das tüchtige Handwerk ist es, aus dem die Fabrik-Industrie entsprossen ist, sein Ruhm ist älter, als der der Großindustrie. Die deutsche Handwerksmeifterschaft steht auch mit goldenen Lettern in der deutschen Geschichte eingeschrieben, sie leistete nicht nur Großes in friedlicher Arbeit, sondern auch mit dem Schwert in der Faust. Darum ist es wohl zu wünschen, daß die Meisterwürde in Ehren und Ansehen bleibe auch in unserer so sehr geänderten modernen Zeit. Der Handwerksmeister, der Landmann und der Großindustrielle, das sind die schaffenden Kräfte, auf welche jeder Staat sich stützt, und ohne deren Ge deihen auch der Staat dahinsiechen muß. Aus ihren Kreisen und denen ihrer Leute kommen die Mittel zur Erhaltung des Staatswesens, sie zahlen und lasten, was die Sicherung des Reiches kostet. Handwerker und Landmann stehen äußerlich nicht so glänzend da, wie Fabrikant und Großgrundbesitzer, aber sie haben doch di^ höhere Kraft. Industrie und Großgrundbe sitz mögen sich noch so weit ausdehnen, den gejammten Kleinbetrieb werden sie doch nie unterdrücken können, und das ist ein Glück für Deutschland. Der Kampf zwischen den concurrirenden Mächten ist ja nicht leicht, aber es wird auch der Tag kommen, an welchem sich der nothwendige Ausgleich zwischen Beiden vollzieht. Die Groß Industrie gleicht dem stolzen Baum, der gen Himmel strebt; aber wo die Höhe, da ist auch die größere Gefahr. Das Handwerk arbeitet müh samer, aber sicherer. Ein Haupt,schade für unser deut sches Handwerk ist cs gewesen, daß ihm in den letzten zwanzig Jahren nicht genug bemittelte Glieder beige treten sind. Alle Well wollte höher hinaus, der Meistertitel war eben Vielen nicht gut genug. Diese Handlungsweise hat aber ihre bitteren Erfahrungen gezeigt, und es sind bereits Anzeichen eines beginnen den Umschlages bemerkbar. Das deutsche Handwerk braucht starke Kräfte und einige Kräfte, Geld und Wissen. Es hatte arg zu kämpfen, und Biele hatten nicht den Muth, diesen Kampf mitzamachen. Nun untergegangen ist es nicht und wird es nicht: Der deutsche Handwerksmeister ist eine alte und echte deut sche Erscheinung, und sie wird bleiben, wenn manches Moderne wieder verschwunden sein mag. Politische Mmdschau. Deutsches Reich. Die kaiserlichen Majestäten begaben sich am Donnerstag Abend nach der Garnisonkirche und wohn ten dort einem geistlichen Concert bei. Später ent sprach der Kaiser einer Einladung des Fürsten Rado- lin, des Oberhofmarschalls Kaiser Friedrichs, zum Diner und begrüßte sodann den in Berlin zum Be suche eingetroffenen Herzog Ernst von Koburg. Frei tag Vormittag hatte der Kaiser nach der Schlittenfahrt im Thiergarten verschiedene Vorträge entgegengenom men und frühstückte dann mit dem Herzog von Ko burg. Am Nachmittag entsprach der Kaiser einer Ein ladung des commandirenden Generals des Gardecorps, von Meerscheid-Hüllesem, zur Mittagstafel. Ueber die Begegnung unseres Kaisers mit fremden Monarchen berichtet die „Post": Der Besuch des Kaisers von Rußland wird in der zweiten Hälfte dieses Monats noch erwartet. Ueber den Ort der Begegnung ist noch keine Bestimmung getroffen, die Wahl schwankt zwischen Kiel und Berlin. König Humbert von Italien wird den Kaiser erst im Spät- Frühling besuchen, über die Reise des österreichischen Kaisers ist der Trauer wegen noch nichts festgestellt. Der Besuch unseres Kaisers in England wird den Kaisermanövern unmittelbar vorangehen. Demselben Blatt wird aus Petersburg geschrieben, der Großher zog habe sich bereits ganz in die Rolle des zukünfti gen Schwiegervaters des Großfürsten-Thronfolgers hin- j eing-funden. Er trage in Petersburg überhaupt nur russische Uniform und sei in derselben auch auf dem ihm vom deutschen Botschafter veranstalteten Gala- Diner erschienen. Wie aus Nizza berichtet wird, ist im Befinden des erkrankten Königs Karl von Württemberg eine Besserung eingetreten. Die Gefahr scheint vorüber. Die Herzogin Paul von Mecklenburg, geborene Prinzessin Windischgrätz, ist infolge einer unglücklichen Entbindung lebensgefährlich erkrankt. Der Professor Oishausen hat an der Herzogin einen schweren opera tiven Eingriff vornehmen müssen. Das Kind kam todt zur Welt. Der Kaiser hat eine Kabinetsordre erlassen betr. > die Abänderung der Namenszüge verschiedener j Regimenter. Eine zweite Ordre bestimmt, daß in die- i sem Jahre Generalstabsreisen beim Gardecorps, > dem 1., 2., 3., 4., 6., 8., 9., 15. Armeecorps, sowie ! eine Festungs-Generalstabsrefie beim 5. Armeecorps l stattfinden. s Die „Kreuzztg." meint, General Graf Häseler sei ! nicht zum General-Quartiermeister, sondern für eine der drei neu zu schaffenden Ober-Quartiermeisterstellen im Großen Generalstabe bestimmt. Im Wesentlichen wäre das dasselbe. Nach dem in kürzester Zeit dem Reichstage zugehen den Nachtragsetat wird für die Feldartillerie nur ein Theil ihrer Wünsche in Erfüllung gehen. Nur etwa zwei Drittel der deutschen Batterien werden für alle 6 Geschütze volle Bespannung erhalten. Zur Er höhung der Kriegsbereitschaft bei denjenigen Batterieen, welche zu sofortigem Ausmarsch bestimmt sind, sollen schon im Frieden zwei Munitionswagen bespannt wer den. Aus taktischen Gründen wird bei dem 1. Garde- Feld-Artillerie-Regiment und den Feld-Artillerie-Regi mentern 1—11 je ein 3. Abtheilungsstab formirt. In Reichstagskreisen finden jetzt vertrauliche Be sprechungen statt, welche die Erzielung einer festen Vereinbarung für das Altersversorgungsgesetz zum Zweck haben. Auf dem jüngsten parlamentarischen Diner hatte Fürst Bismarck geäußert, der Minister vonBodel- schwingh habe am 19. März 1848 bei dem Stra ßenkampf in Berlin dem General von Priltwitz den Befehl zum Rückzüge der Truppen überbracht. Der i Oberforstmeister von Bodelschwingh, ein Sohn des s genannten Ministers, erklärte diese Aeußerung für un« richtig. Die „Nordd. Allg. Ztg." erklärt nun die : Darlegung des Oberforstmeisters von Bodelschwingh ! für falsch. Der Minister, so führt sie aus, habe ! thatsächlich auf Grund der bekannten Proklamation ! „An meine lieben Berliner" den Abmarsch der Trup pen angeordnet. Aus einem längeren Newyorker Brief theilt die „Kreuzztg." unter Anderem mit, wie die amerikani- schen Börsengauner die Getreidepreise in die Höhe i schrauben, obwohl die Ernten vorzüglich gewesen sind. ! Die Speculation belastet auf diese Weise natürlich die Consumenten, so zwar, daß Amerika sein Brod ohn- Mißernte und ohne Zollerhöhung zur Zeit dope Pelt so hoch bezahlt als Deutschland; die Preise sind sogar derartig gestiegen, daß es den ungarischen Mül lern gelangen ist, über Triest ihr Mehl mit Vortheil nach Amerika, insbesondere nach Südamerika zu verschif-