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Dresdner Journal : 13.11.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186311133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18631113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18631113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1863
-
Monat
1863-11
- Tag 1863-11-13
-
Monat
1863-11
-
Jahr
1863
- Titel
- Dresdner Journal : 13.11.1863
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263. zltMmemrrKlrrise: IltkrUok: «-riilr. — Kssr. '» S»oL»«i».» Iw s»»l»»aa ^Mrl : 1 „ IS .. .. « (tritt ?o.» u°S ÜouLtlieli iv vr»»äOv' I 8temp»Iru- t!iar«k>s Kuiumero: 1 ' »odl»x kiuro. Zllftratrnpreist: kür äeo 8«un> «in«r sse»p»Iteii«n ILsilvt 1 k^ssr. . voter „Lius«L»v<lt." äiv Lellv: 2 erscheinen: Ilelid», w>t Xn»v»l>me äer 8ona- noä keisrt»^», ^beoä» kiir äeu kolxeoäso 7"»x. Freitag kett 13 November. DresdnerZonriml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1863. , — »«feratenannahmr «««wärt«: ' Laipetz: 1». U»L«o»r»rri», LommittiovXe Ne» vrssäosr 3oilro»>»; «beoäae.: H. Lxoi,««, L. Sawdarz-ttltoi»»: Ilneineriii« L Vooi.L«; Sarlto: 6>roi>il.»'»cks öuek- deockl., U-raitiirr,', liuroau; Irawao: L. 8c»l.orie; Lr,»I»u: Lovi» 8r^l«,rki, «ranillUrt ».^^io>-it'»ek«> lioeliü.; Lölo: ^ooi-e KLnüili!»; k»rti. v. Löv«»»»«!., (28, rve äe boo» Lvk»Q»); kr»z: Lnai-icu» Luekk.; Vt«»: Lowptoir 6. II. VVieoer Heituox, 8t«f»u»pl. 887. che- Ausgeber: Köoizl. Depsäitioo äe» vreiäoer ^onraala, vresseu, Sl»rivo»tr»»,« Ko. 7. ÄmtLicher Theil. Dresden, 11. glovember. Ihre Durchlaucht die Frau Fürstin Regentin von Reuß-Greiz ist gestern Sbend 6 Uhr von Greiz hier eingetrossen und bei Höchst- ihrem Herrn Sohne, Seiner Durchlaucht dem Fürsten Heinrich XXII., älterer Linie Reuß-Greiz, abgestiegen. Dresden, 12. November. Ihre Königlichen Hohei ten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg sind heute früh H7 Uhr nach Weimar gereist. Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, die Farbe der Paßkarten auf das Jahr 1864 betreffend. Den Kreisdirrktionen, Amtshauptmannschaften und Polizeiobrigkeiten wird hierdurch eröffnet, daß für die Paßkarten auf das Jahr 1864 eine grünliche Farbe gewählt worden ist. Diejenigen Obrigkeiten, welche bis zum Jahresschlüsse noch unausgesüllte Paßkartenformulare sür das laufende Jcchr 1863 besitzen, können bei der vor gesetzten Kreisdirecrirn auf Restitution des Anschaffungs preises oder Umtausch gegen neue Formulare, bis spätestens den 31 st en Januar 1864, unter Einsendung der alten Formulare, antragen. Dresden, den 5. November 1863. Ministerium des Innern. Für den Minister: Körner. Lehmann. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeiluugSschau. (Constitutionnel.) Tagrsgeschichte. Wien: Die Beziehungen zwischen Oesterreich und Frankreich. Kaiserliche Spende für die Schillcrstistung. Zur Bundesreformangelegenheit. — Pesth: Besuch des Kaiserpaares in Aussicht. — Berlin: Kammrrverhandlungen. Die Einladung zum Pariser Eongreß. Ergänzungspreßgesetz. Dis- ciplinaruntersuchungen. — Posen: Zeitungsver- dot. Zwangshaft wegen eine- Zeitungsartikels. — München: Einladung zum Pariser Eongreß. — Freiburg: Untersuchung wegen -er Ueberlinger Adresse an den Kaiser von Oesterreich. — Darmstadt: Kam merverhandlungen. — Frankfurt: Bundestagssitzung. — Paris: Aus der Legislative. Das Einladungs schreiben veröffentlicht. — Bern: Die Congreßeinla- dung. — Brüssel: Kammereröffnung. — Turin: Die Zustände im Süden. — London: Aus Pal- merston's Rede beim Lord-Mayor-Banket. — Ko penhagen: Zur Erecutionsfrage. Reichsrathsver handlungen. Armeebefehl. — St. Petersburg: Rückreise des Kaisers. Der Congreßvorschlag. Der polnische Ausstand. (Warschauer Verhaftungen. Haussuchung beim Universilätsrector. Besetzung der Grenzkammcrn.) Telegraphische Nachrichten. Wien, Mittwoch, 11. November, Abends. (Del. d. Boh.) Die „Wlenrr Abevdpost" publieirt die De pesche Rechderg » vom 36. Oktober an den Grafen Karoiyi nach Berlin nebst dem Memorandum als Lmwort auf die vom 22. September datirte Er klärung de» preußischen Labmet». Da» Memo randum resumirt, von den drei preußischen Vor bedingungen bedeute der erste Punkt Srparati»- mu», der zweite Dualismus, der dritte Umtarts- mu», daher dteselbeu weder mit sich selbst, noch mit den Grundlagen der Bundesverfassung im Ein klänge stehen. La» Memorandum hofft, Preußen »erde von den gestellte« Bedingungen absehrn und sich den bundrvfreundlichrn österreichischen Vor schlägen zuwevdev. Triest, Mittwoch, 11. Noveinbrr, Nachmittag». Der Lloyddampfer „Europa" ist am 3. d. M. bei Larnaka auf Cypern gestrandet. Die Passagiere, Gelder und dir Post, welche sich auf dem Schiffe befanden, find gerettet. Berlin, Donnerstag, 12. November, Nachm. S Uhr Im Abgeordnetenhaus« fand heute die Präsidentenwahl statt. Es waren 268 Mitglieder anwesend. Gewählt wurden: Grabow als Präsi dent mit 224 Stimmen gegen v. d. Heydt, der 37 Stimmen erhielt; v. Unruh und v. Böckum DolffS al» Bicepräfidenteu. Grabow bezeichnete in seiner Antrittsrede sein Amt als ein schwierige» bei düsterer Landr»laae. Der lebhafte Wunsch de» Landes und de» Hause» nach Lösung de» Zerwürfnisses würde erfüllt wer den, wenn die brschworue Verfassung immer nur in ihrem eigenen Geiste ausgeiegt und gehandhabt werde; dann würde die Treue gegen die Reckte der Krone nicht wehr von der Treue gegen die Volks rechte zu trennen sein, dir äußere Gefahr todrs- muthig besiegt werden und Preußen» Beruf in Deutschland gesichert sein. Kopenhagen, Mittwoch, 11. Novbr., Abend». Die Einladung de» Kaiser» Napoleon zur Theil- nähme am Pariser Eongreß ist vorgestern hier ein- getroffen. „Berl. Tid." sagt: e» liege in der Ra- rur der Sache, daß der König von Dänemark nicht abschläglich antworten könne. Der Reichsrath hat den Grundgesetzrntwurf in zweiter Lesung unverändert angenommen und wird nächsten Freitag zur dritte« Lesung schreiten. Dresden, 12. November. Der schon erwähnte Artikel des „ Constitutionnel" giebt, wie es scheint, in höherm Auftrage, eine äußerst friedfertige Auslegung des Congreßvorschlages, und erregt daher einiges Aufsehen. Er führt die Ueberschrift: „1815 und 1863", und giebt zuerst eine ziemlich dunkle Schilderung der Einflüsse, unter deren Herrschaft die Wiener Verträge zu Stande gekommen. Sie seien denn auch von Jahr zu Jahr unhaltbarer geworden. ES heißt weiter: „Die Verträge von 1815 haben aufgehört zu be stehen, so lautet das kaiserliche Wort. Sie haben selbst länger gedauert, als die politischen Leidenschaften, aus denen sie geboren wurden. Nicht Frankreich, — uran kann dies nicht ost genug wiederholen, hat Über die Ver träge von 1815 den Stab gebrochen. Frankreich hat sich allerdings zu wiederholten Malen, wo es sich direct um seine Unabhängigkeit handelte, über diese Verträge hin- weggesetzt. Zwei Revolutionen und die durch den Zuruf und die Abstimmung des Volkes bewirkte Wiederherstel lung des kaiserlichen Thrones haben die Artikel vernich tet, die unsre Unabhängigkeit und unsre Ehre angingen. Dies ausgenommen, haben wir geachtet und achten wir immer noch die Verträge, welche Andere für sich gemacht und wir erduldet haben. Die Rede des Kaisers ist kein Angriff, sie ist nur eine tatsächliche Feststellung. Sie hat nur eine unbestreitbare Wahrheit in Helles Licht ge setzt, und zwar die Verletzung der Wiener Verträge, die unter jeder Form von allen unterzeichneten Mächten fort während verübte Verletzung, so daß die Grundlagen der internationalen Politik eingestürzt sind und es kein öffent liches Recht mehr in Europa giebt. Kann nun aber Europa ohne öffentliches Recht bestehen? Wer möchte dies wohl behaupten! Europa hat Frieden, wir geben es gern zu, allein was für ein Frieden ist dies? Ein Friede ohne Sicherheit, der am Ende nur deshalb der Krieg nicht ist, weil die Kanonen nicht donnern. Maßlose und zu Grunde richtende Rüstungen sind die unvermeidlichen Fol gen eines solchen Zwischcnzustandes, der den Anschein der Ordnung hat, im Grunde genommen aber nur die Anarchie ist. Ein neues Gesetzbuch des öffentlichen Rechts kann allein dieser gefahrvollen Lage ein Ende machen, und uns dünkt, daß der gegenwärtige Augenblick der Be gründung dieses neuen Rechtes ausnahmsweise günstig ist. 1863 herrschen keine durch zufällige Umstände erweckten Leidenschaften und reißen die Gcmüther mit sich fort. Heute haben die Vertreter der Nationen auf einem Kon gresse weder Rache zu üben, noch Groll zu befriedigen. Die Eonderinteressen der Völker, vom allgemeinen Ge sichtspunkte aus aufgefaßt, würden der höhere Beweg grund in diesen großen Berathungen werden. Seit einem halben Jahrhundert wurde ein unermeßliches Stück Ci- vilisationsarbeit vollbracht. Dieser Geist der Neuzeit ver langt nun seinerseits auch zum geschriebenen Recht zu werden. Alles eignet sich zu dieser Umwandlung, die ein Souverän, — durchaus uneigennützig, da er sür sich selber Nichts zu fürchten hat — mit seinen Wünschen herbei ruft und zu der er Europa einladet. 1863 können die Regierungen sich um den Congreßtisch herumsetzen, ohne daß irgend eine ihrem Selbstgefühle und ihrer Würde ein Opfer zu bringen hat. Es sind keine kämpfenden Parteien, die sich nach Schlachten, verderblich für die Einen, vortheilhast für die Andern, vereinigen; es sind Verbündete, die sich zusammenfinden, um die Ordnung, den Frieden und das Glück ihrer Staaten auf dauerhaf ten Grundlagen zu befestigen. Unter dem Drucke ver- HLngnißvoller Umstände konnte der Wiener Eongreß nur ein von dem Geiste der Vergangenheit in den Leidenschaf ten des Augenblicks erfülltes Werk schaffen. Dank dem Fortschritte der Ideen und dem herzlichen Einverständ nisse der Regierungen, deren Beziehungen nur vorüber gehende Störungen erleiden, Dank vor Allem der hoch herzigen Politik Frankreichs, das Alles aufbietet, um die Spuren der alten Eifersüchteleien zu verwischen, würde der von dem Kaiser vorgeschlagene Eongreß „im wohl verstandenen Interesse der Herrscher und der Völker" ein Werk des allgemeinen Fortschritts und der allgemeinen Versöhnung vollbringen." Tagesgeschichte. ch Wien, 10. November. Die französische Thron rede bietet für die Conjecturalpolitik unbezweifelt einen äußerst ergiebigen Stoff dar, aber es liegt mir fern, in diesen Blättern auch meine Anschauung über dieses deu tungsreiche Dokument niederzulegen. Wohl aber möchte ich ein Scherflein beitragen zur positiven Beurtheilung der Sachlage angesichts dieser Rede des Kaisers der Fran zosen. Es bestehe darin, daß ich die wohlbegründete Ueberzeugung ausspreche: es lägen gar keine Anhalte punkte vor für die Annahme, daß die von Napoleon Ilk. ausgesprochenen Ansichten die gegenwärtigen Beziehungen laichen Frankreich u. L csierreich irgendwie allenren würden. Schwerlich Hai darum auch unser Botschafter' ämDuile- rienhofe, Fürst Metternich — welcher heute bereits wie der auf seinem Posten rintraf, gern gesehen von dem Souverän, bei dem er beglaubigt ist, und nach wie vor im vollen Besitz des Vertrauens des Monarchen, den er in Paris vertritt — neue Instructionen mit auf den Weg erhalten. Was die vom Kaiser Napoleon ausgestellte Congreßfrage anbelangt, so dürfte Fürst Metternich zu nächst kaum damit sich zu beschäftigen haben, da die An gelegenheit, vom Kaiser der Franzosen persönlich betrie ben, von Souverän zu Souverän zu verhandeln sein wird. Im Allgemeinen läßt sich vorerst nur sagen, daß ebensowenig wie Oesterreich an einem Congresse theilneh- men konnte, der die Voraussetzung zur Basis hätte, daß die Verträge von 1815 aufgehört haben, die Grundlage für das öffentliche Recht Europas zu sein, ebensowenig die Annahme berechtigt wäre, Oesterreich sei einem Con gresse, welcher die dauernde Begründung des Friedens auf Grund einer Verständigung unter den Mächten zum Zwecke hätte, im Principe und von vornherein entgegen. — Se. Majestät der Kaiser hat dem Wiener Zweig verein der deutschen Schiller st iftung auch für dieses Jahr einen Beitrag von 500 Fl. allergnädigsl zu bewil ligen geruht. — (N. Pr. Z.) Wie man aus Wien unter dem 9. v. M. schreibt, ist die Antwort des königlich preußischen Cabinets auf das mit der österreichischen Depesche vom 30. October nach Berlin abgesandte Memoire in der Frage der Bundesreform hier bereits eingetroffen. Ueber den Inhalt verlautet, daß die königlich preußische Regie rung sich nicht veranlaßt gesehen habe, von den Vorbe dingungen für die weitere Verhandlung, welche in dem F e nille ton. Ein Kunstgauner. (Nachher „O. P.") -f In E. Piot's „Oekinet äs l'amatour" ist ein jetzt sehr selten gewordenes, 1776 zu Amsterdam erschienenes Pamphlet wieder abgedruckt, welches das Thun und Treiben eines berüchtigten Pariser Gemälde- und Anti quitätenhändler» ans Tageslicht bringt. Der Verfasser läßt denselben auf der Ueberfahrt nach Amerika bei Ge legenheit eines Seegefechtes mit Corsaren verwundet werden, als er sich eben auf der Raa des Hauptmaste- befindet. Die Strickleitern sind zerrissen, man kann dem schwerverwundeten Manne nicht beikommrn, und die Beichte, die er in seiner Todesangst dem herbeigerusenen Schiff-geistlichen vom Maste herunter ablegt, wird eine öffentlich«. „. . . Ich wurde Gemäldehändler — beginnen die erbaulichen GewissenSerleichterungen deS Geängsteten —. Ach, ehrwürdiger Pater, was muß'ich mir vorwerfrn, waS für Betrügereien und Schrlmstücke! — Mit drei Ander» that ich mich zusammen; ach, wir vier haben mehr gethan, als die größten Räuber ; — nur gemordet haben wir nicht! Wir gingen in die Auktionen, ehrwürdiger Pater, wo wir etwa drei bi- vier Gesellschaften wie die unsrigrn sanden — wir halfen einander, bekamen dir Bilder für rin Spottgeld zugeschlagen und theilten dann die Beute. Wußten wir ein gute» Bild bei einem Liebhaber, so wußte« wir e» ihm auch zu verleiden. Wir »achten Schein-Auktionen und steigerte« die elendesten Bilder zu fabelhaften Summen — dann hieß ck doch, i« unsrer Auktion sind Bilder bi» 6«, 8-, 10- iuck 1500 Livre» weggegangen; — und st« waren oft nicht das Dreißigstel werth. Sah ich einen Liebhaber, der ein» meiner Bilder ins Auge faßte, so machte ich die höchsten Preise; — er bot etwas Anständiges, ich schlug'» ab und gab meinem Compagnon einen Wink, der dann wie zufällig mit irgend einem Anerbieten zu meinem Manne ging. "Natürlich erzählte ihm der von dem Bilde. „Wie — sagte mein Associe —, den guten Kauf haben Sie sich entgehen lassen; — da weiß ich «inen Händler, der so und so viel mehr wie Sir auf das Bild geboten und es doch noch nicht bekommen hat!" Jetzt steckte ich mein Bild weg und gab es andern Kameraden zum Aufheben; kam mein Liebhaber wieder und bot, was ich zuerst gefordert hatte, dann hieß es: „Verkauft!" — „Nun, an wen?" — „Ach, wa» nützt Ihnen das, da es weg ist?" — „Nun, wenn es ein Händler ist, so könnte er mir's ja lassen!" — Ich nannte dann den 'Namen und der gute Mann lief in die Falle. Der Andere fordert bedeutend mehr, was der Liebhaber nicht geben will; nach einigen Tagen kommt er jedoch wi^rr, wo aber das Bild schon an einen dritten Besitzer übrrgegangen ist, von dem e» endlich der gehetzte und heiß gewordene Kunstsreund für da» Zwanzig fache deS Werth«» erhandelt. Kamen Liebhaber in die Auktionen, wo wir sie nicht wollten, so wußten wir sie mit schlechten Witzen fort- zutrotben. Sahen wir welche vor guten Bildern stehen, so sagte ich im Vorübrrgehen zu einem Kameraden: „Schade, daß r» eine Kopie ist!" oder einfach: „Ist das «in Schinken!" Bilder, die ich nicht lo» wurde, ließ ich in der Ver borgenheit schmuzig werden, übergab sie einem armen Kerl und sagte so gelegentlich einem Liebhaber, ich hätte da und da ein Bild bei Leuten gesehen, die vom Werthr desselben Nicht» verständen; ich wäre leider augenblick lich nicht bei Kaffe, wollte ihm lieber al» einem Andern den Fund gönnen u. s. w. Mein leichtgläubiger Freund hat nichts Eiligeres zu thun, als sechs Treppen in daS bezeichnete DachlogiS zu steigen und meinem billig be zahlten Vertrauensmanne das Kleinod abzukaufen. Eines Tages hatte ich dringend Geld nöthig; ich gehe mit einem Bilde unter dem Arme bei einem reichen Tapezier vorbei und komme auf den guten Einfall, ihn zu bitten, das Bild auf ein paar Augenblicke in seinem Laden abstrllrn zu dürfen. Inzwischen instruirte ich einen Kameraden, der am Laden vorübergehen, ein treten, erstaunt das Bild sehen und sofort 2400 Livres dafür bieten mußte. Der Tapezier sagt ihm, daS Bild gehöre einem Fremden, und Jener verspricht vier Louis- d'ors dem Tapezier, wenn eS dieser ihm für 100 Louis verschafft. Als ich zurückkomme, fragt mich der Tapezier ganz unschuldig, ob ich ihm etwa das Bild für 50 Louis lassen möchte. Ich sagte, daß ich's nicht unter 1800 Livres lassen könne — wir handeln, er schlägt ein uud zahlt mir die 1800 mit der Aussicht auf das brillante Geschäft, es für 2496 Livres zu »erkaufen, die ihm — mein Associe geboten hatte. Das Ding war höchsten» 48 Livre» werth!" Nach dem „Oabinetj ä« I'amalaur" ist diese im Aus zuge hier mitgetheilte Beichte eine aus den GemLldehänd- ler Le Dour in Paris gemünzte Eatyre, von dessen Streichen man noch folgende Geschichte erzählt: Der Fürst D. (Prinz Conti) hielt sich für einen ausgezeichneten Grmäldrkenner. Das ganze „Kunftgc- schäft" hatte bei ihm zu gewisse« Stunden Audienz, und nur vor dem Bildrrhändler Le Dour, dessen Namen er fürchtete, war seine Thür verschlossen, da man den Fürsten fortwährend vor den Netzen de» berüchtigten Kunstfälscher» warnte. Le Dour schwur, der Fürst dürfe ihm nicht entgehen, und verfiel auf folgenden Streich. Eine» Morgen» läßt ein Mann in tiefer Trauer sich Schreiben Sr. Majestät deS Königs von Preußen (vom 22. September) ausgestellt waren, abzugehen. Pesth, 10. November DaS gestrige Abendblatt de» „Pefther Lloyd" theilte eine Aeußerung des Cardinal- Primas Scitowski mit, laut welcher Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin noch in diesem Monate nach Ungarn kommen werden. Heute bringt „Független" einiges Näheres darüber, wo und wann der Primas diese Nachricht mitgetheilt habe. Am 1. November gab der Statthaltereirath Bischof Lipthav bei Gelegenheit des Ge- burtsfestes des Fürstprimas ein Diner, bei welchem mehrere Toaste ausgebracht wurden. Man telegraphirte dieselben sogleich nach Gran, und in Antwort hierauf lud Se. Eminenz sämmtliche Theilnehmer jenes Diners auf den nächstfolgenden Sonntag — den 8. d. M. — zu einem Diner nach Gran. „Wir glauben — fährt hierauf „Független" in seiner Erzählung fort — keine Indis kretion zu begehen, wenn wir die freudige Nachricht mit theilen, mit welcher der patriotisch gesinnte Kirchenfürst bei Gelegenheit dieses Diners seine Gäste erfreute, und welcher zufolge Se. Eminenz bei Gelegenheit seiner letzten Anwesenheit in Wien so glücklich war, au» dem Munde Sr. Majestät die Aeußerung der allerhöchsten Absicht zu vernehmen, daß Se. Majestät noch gegen Ende dieses Monats sein getreues Königreich Ungarn mit seinem aller höchsten Besuche beglücken werde." li Berlin, 11. November. Das Haus der Ab geordneten hielt heute seine zweite Plenarsitzung. Am Ministertisch ist Niemand anwesend. Die Tribünen sind zahlreich besetzt, die Abgeordneten noch zahlreicher an wesend. Der Abg. Taddel leitet als Alterspräsident die Verhandlungen. Herr vr. Löwe und Genossen be antragen: „Das Haus wolle beschließen, daß die gegen die Abgeordneten Barre und Freese wegen des Wahlauf rufs eingeleitete Untersuchung ausgesetzt werde." Der Präsident meint, daß das Haus erst nach seiner Con- stituirung über einen solchen Antrag beschließen könnte, vr. Freese erklärt, daß er den Antrag mit unterzeich net habe und ihn für dringend erachte, da schon zum 16. d. M. Termin anstehe. Das Haus sei beschlußfähig und berechtigt, Anträge eines Mitgliedes anzunehmen, sobald der Landtag von Sr. Maj. dem Könige eröffnet sei. DaS Verfahren d«S Präsidenten sei neu und keinem Brauche in andern Parlamenten analog. Das HauL müsse ;eine Prärogative wahren. In ähnlicher Weise sprechen sich die. Herr«» Schulze-Delitzsch, WachS- muth und J oh n(Labiau) aus. Der Antrag wird darauf ausreichend unterstützt und mit bedeutender Majorität angenommen. Auf Antrag de» vr. Freese beschließt da» Haus mündliche Bcschlußberathung nach vier Tagen. Der Alterspräsident ernennt zum Referenten den vr. John (Labiau) und den Abg. Twesten zum Kor referenten zu mündlicher Berichterstattung. Der Prä sident verkündet die Constituirung der Abtheilungen. Es folgen Wahlprüfungen. Zur ersten Erörterung führten die Wahlakten der Abgg. Techow u. v. Saucken (Georgen- felde). Es ist den Acten ein Schreiben des Landrathes des Friedeberger Kreises, v. Gottberg, an einen Magi strat beigefügt, welches die Wahl von Conservativen empfiehlt, und das Schreiben der Gemeinde Steingrund, so wie die darauf erfolgte königliche Antwort reprodu- cirt. Der Referent verliest sämmtliche Schriftstücke unter vielfachen Einwendungen des Hauses. Herr Sehms dorfs erklärt, die Abtheilung habe nur Verlesung des landräthlichen Schreibens beschlossen, nicht aber die der Anlagen, nur in diesem Sinne habe der Redner für die Verlesung im Plenum gestimmt. Der Referent erklärt, daß er die Absicht der Abtheilung anders aufgefaßt habe. Die Herren Waldeck und Tad del erklärten sich in gleichem Sinne. Der Schluß der Debatte wird ange nommen; die Wahlen werden nicht angefochten und die Sache nicht weiter berührt. Die dritte Abtheilung be antragt Beanstandung der Wahl des Abg. Wagener im Kreise Belgard - Neu - Stettin, weil es zweifelhaft sei, ob die Insinuation der Wahl rechtzeitig an den Ge wählten gelangt und »on diesem die Annahme erfolgt sei. Herr Wagener erklärt, er habe sich sofort zur Annahme der Wahl bereit erklärt. Herr v. Hennig beim Fürsten melden; unter Thränen wirft er sich ihm zu Füßen: „Monseigneur, ich bin ins Elend gestürzt, Erbarmen!" — „Wa- giebt'», was wollen Sie von mir?" — „Monseigneur, ich habe meinen Vater ver loren. Der beste, bravste Mann, aber er hatte die Bildermanie und hatte sein ganzes Vermögen in sein« Sammlung gesteckt... es sollen Meisterwerke sein, aber ach, ich versteh« Nicht» davon und mit diesem Schatze in den Händen habe ich nicht die Mittel zum Leben." — „So verkaufen Sie sie doch!" — „Ach, an wen, Mon seigneur! Man warnt mich vor den spitzbübischen Händ lern; ein gewisser Le Dour verfolgt mich, der Einzige, sagt man, der Geld hat, aber wie wenig bietet er!" — „O! lassen Sie den Spitzbuben laufen, der Sie um Ihr Erbthril prellen will; kommen Sie, ich will mir Ihre Bilder ansehen." — „Ach, Monseigneur, wie gütig, Eie werden meine Unkenntniß nicht mißbrauchen..." — „Den Wagen! Wir fahren zu Ihnen." — Nun hatte Le Dour sein Ziel erreicht. In einem entlegenen Winkel hatte er ein Logis gemiethet und seine „Schinken" in goldnen Rahmen verführerisch aufgestellt. Der Fürst kommt mit dem Händler an, dessen Schmerz beim An blicke der Kunstwerke seines seligen Vater» sich erneuert. — „WaS wollen Eie für die ganze Sammlung?" fragte Monseigneur. — „Ach Golt, ich verlasse mich auf die erleuchteten Einsichten des Herrn Fürsten." — „Ma hal Ihnen Le Dour geboten?" — „Ach, dieser Hallunkt bot mir 40,000 Livre» für Alle», und meinem Vater kostet dir Sammlung über 100,000 Thaler." — „Ihr Vater hat sich betrügen lasten," sagt mit Kennerblick der Fürst; „wollen Sie 3000 Louisd or- nehmen, so ist da» Geschäft glatt." — Le Dour zittert vor Freud«, wirst sich dem Fürsten zu Füßen und läßt baldmöglichst die Bilder in» Hotel de» Fürsten abliefrrn, worauf er mit dem Geld« sich dankbarst empfiehlt,
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