Volltext Seite (XML)
LL.ILÄL.^NL' M Mittags 1» Wr ««» iu der rzpeditio», Mariex-raße 1s» »X . A«m« Durch »ie K. Poß » jtzüich »r «gr. ««b> »er» r Ng«. Hageötalt für UnlerhaltuW M GeschWverkchr. Mitredaeteur: Theodor Drobisch. «o. «» Donnerkaii, den 3. März 18S4. Anzeigen t. dies. Klette. »a< zur Zelt m 8800 er>m«int. stnd-v ein» -rfolar-<<v- V->rdr'iivng. Dresden, den 3 März. — Allerhöchster Anordnung zu Folge wird wegen erfolg ten Ablebens Ihrer Durchl. der Prinzessin Eisaberh Louise Friederike zu Hessen-Homburg am königl. Hofe eine Trauer auf drei Tage, von heute bis mit Sonnabend den 5. März, angelegt. — Das Dr. Journal erklärt, die cursirenden Nachrichten von bevorstehenden Veränderungen im Ministerium seien unbe gründet. — Bei der hiesigen königl. Polizeidirection wurden im letziverwichenen Jahre zur Erledigung 32,400 Registrandenein- gänge durch circa 53,000 Resolutionen gibracht — Zur Erläuterung unserer neulichen Notiz über die Straßenreinigung Dresdens ist zu bemerken, daß unter Position XVII s. der Ausgaben des Haushaltplans „Voranschlag für die Wohlfahrts-Polizei-Expedition" allerdings 200 Thlr. für Rei nigen der Straßen sowie Unterhaltung und Reinigung der PifsoirS aufgeführt sind, ein Ansatz, der lediglich und allein darauf bafirt, daß die Wohlfahrtspolizei verpflichtet ist, ohne Weiteres Plötzlich — namentlich während der Nacht — ent standene und sofort zu beseitigende Verunreinigungen gröberer Art, namentlich auch durch Hinwerfen von Cadavrrn re, wirk lich beseitigen zu lassen und die Ausgaben dafür sofort zu be- streiten, allmonatlich aber Rechnung abzulegen, so ist die regel mäßige Reinigung der Straßen und Plätze, insoweit es nicht Sache der Adjacenten ist, eine Verbindlichkeit des Stadtbau amts und sind dafür bei dem E>at des StadtbauamtS sab Pos Xl. Fünf Tausend Thaler incl. 2500 Thlr. für Bespreng- ung postulrrt, was allerdings ein s-hr erheblicher Aufwand ist — Der hiesige Schleswig-Holstein-Comite hat in seiner gestrigen Sitzung in Uebereinstimmung mit dem Leipziger Cen- tralcomitö beschlossen, in Sachen Schleswig-Holsteins eine all gemeine Landesversammlung zu veranstalten, welche nächsten Sonntag über 8 Tage (13. März) hier m Dresden abgehalten werden soll. — Auf dem vergangenen Roß- und Viehmarkt, waren zum Verkauf ausgestellt: 659 Pferde, 71 Ochsen, 15 Kühe, 2 Kalbe, 154 Schweine und 1180 Ferkel. Gute Arbeitspferde wurden mit 120 bis 200 Thlr., bessere bis mit 300 Thlr. be zahlt, Ochsen mit 40 bis 95 Thlr. (ein einzelner mit 118 Thlr.), Kühe mit 25 bis 40 Thlr., Schweine mit 6 bis 18 Thlr, Ferkel mit 4 bis 8 Thlr. Unter den Pferden war außer einigen Luxuspferden der dänische, brabanter, besonders aber der Landschlag vorzugsweise vertreten. — Es ist erfreulich zu sehen, wie der wissenschaftliche Sinn der Bewohner Dresdens sich stets geltend macht. Das zeigt vor Allem der zahlreiche Besuch des Reimers'schen anato- M'schen Museums. Wer selbst noch nicht dagewesen ist, kann sich kaum einen Begriff von dem Eifer machen, mit welchem Leute jeden Standes diese prachtvolle und bis jetzt unerreichte Ausstellung frequentsten Namentlich ist dies des Sonntag- Nachmittags der Fall. Hier erklärte ein Arzt einer dicht ge- drängten Schaar die nähere Bewandtniß einzelner Organe, dort horchten Andre dem Vorlesen des wissenschaftlich durchgearbei- teten und reichhaltigen Catalogs zu, drchte Gruppen haben sich an jedem besonders hervorstechenden Präparate gebildet, und so wogt das Gemurmel von mehr d-mn hundert Menschen stimmen hin und her, bis endlich der Ruf des Expliccitors er- tönt und nun Alles sich mit Hast und Eile um das Gitter der anatomischen VenuS drängt, die bis in ihre innersten O^känr hinein zerlegt und durch einen wissenschaftlichen Vortrag erklärt wird. Die nur noch kurze Zeit, welche Herr Reimers hier ver weilt, möge eifrig benutzt werden, damit Jeder sich die Schätze dieses bedeutenden Instituts aneigne. — Ein Stückchen Toleranz aus dem 19- Jahr hundert. Ein junger Kaufmann, welcher in einem der größ ten Geschäfte hier conditionirte, verließ seine bisherige Stellung und wurde von einem andern hiesigen Kaufmann für dessen hier bestehendes Geschäft engagirt. Morgens war das Engage ment abgeschloffen und schon Nachmittag bekam der junge Man« einen Brief von seinem neuen Prinzipal, worin ihm gesagt wird, daß man übersehen habe, ihn zu fragen, ob er Christ oder Jude sei. Wenn letzteres der Fall, bedaure man, das Engage- ment aufheben zu müssen, da man keinen Juden in das Ge schäft aufnähme. — Man kann sich Wohl die Enttäuschung des jungen Mannes denken, — doch er verlor dis Balance nicht und ließ durch einen tüchtigen Rechtsanwalt einen ebenso tüch, tigen Brief an den neuen Chef schreiben, welcher auch zur Folge hatte, daß der junge Mann Nachmittags ins Comptoir de« Handlungshauses bestellt wurde, um seinen bedungenen Lehalt für 2 Monat in Empfang zu nehmen; der Eintritt ins Ge schäft aber durfte nicht erfolgen. So scheute man sich, einen Juden aufzunehmen. — Sollte man glauben, daß eS unter unseren aufgcklärten und freidenkenden Dresdner Bürgern noch solche Intoleranz geben könnte? Man liest oft aus Oesterreich und Tyrol die traurigen Folgen von Unduldsamkeit in religiöser Beziehung, sollten sich hier auch derartige Beispiele vorfinden? — Bei der Ausdehnung, welche das rothe Dienstmann- Jnstitut erlangt hat, wird, wie wir hören, eine Theilung der sich besonders im Hauptcomptoir zusammendrängenden Geschäfte dergestalt beabsichtigt, daß künftighin die in der Neustadt be stehenden' 4 Comptoire einer besonderen Verwaltung unterliegen sollen. Es wird diese Einrichtung in vielen Fällen eine ebenso große Erleichterung für das Neustädter Publ-kum bieten, als sie namentlich auch der in Neustadt wohnhaften Dienstmannschaft zu Statten kommt, welche nun nicht m-hr nöthig haben wird, wegen oft nur'geringfügiger Sachen den manchmal weiten Weg nach dem Altstädter Hauptcomptoir einzr,schlagen Dieses ist bis jetzt der Centralpunkt und Sammelplatz der täglichen tau sendfachen dienstmännlichen Angelegenheiten, und wer das emsige Treiben und rührige Geschäftsleben daselbst mit angesehen hat, wird zugestehen, daß man, wie oft beispielsweise gesagt wird: eS geht wie auf der Post — auch sagen könnte: es geht wie im Dienstrnann-Jnstitut. Interessant ist es, wenn sich Abend-