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r-M 28» Mittwoch, den 2. December. 1857: Tagesgeschichte. Wien, 26. Novbr. DaS für Oesterreich so wichtige Werk der Grundentlastung ist in den Kronländern, auf welche sich das Patent vom 7. September 1848 erstreckte, beendigt. Nur in der Bukowina ist sie zum Theil noch im Zuge. In Ungarn Chemnitz, 28. Nov. <D. A. Z.) Schwerer, als eS anfangs von mancher Seite erwartet wurde, trifft die eingetretene KrisiS den hiesigen Ort und namentlich die Umgegend. Während an- ' fangs einige größere Buntwaarenfabrikamen einen großen Theil, ja über die Hälfte ihrer Webstühle still stehen ließen, haben in ! den letzten Wochen mehrere derselben die Fabrikation vollständig ! eingestellt. Zum Glück beschäftigen aber die Artikel für daS i Festland, den Orient und Südamerika mehr Arbeiter als jene, welche in Nordamerika ihren Absatz finden. Bei der Strumpf wirkerei ist der Lohn bereits soweit herabgedrückt worden, daß der Arbeiter 20 Ngr. wöchentlich weniger verdient; es ist des halb sehr viel zu nennen, weil 2—2'/, Thlr. per Woche jetzt der Durchschnittsverdienst eines guten Arbeiters gewesen sind; blos einige besondere Artikel sind es, wo ein fleißiger Strumpf wirker mehr verdienen kann. Wie wenig man aber gerade in > dieser Branche auf einen so plötzlichen Stillstand vorbereitet war, läßt sich schon daraus abnehmen, daß in den Monaten September und October über 400 englische Nähmaschinen für Strumpfwirker auf hiesigem Hauptsteueramt verzollt worden sind. Der hiesige Maschinenbau, der noch auf lange hinaus Beschäftigung hat, wird nur durch den hohen DiSconto von dieser Krisis berührt. Freilich, sollte dieser Zustand länger andauern und namentlich die Kammgarnspinnereien nicht wieder in Gang kommen, so dürfte es auch hier empfindlich bemerkt werden. Als eine erfreuliche Nachricht können wir jedoch mit- theilen, daß, während wir dies schreiben, sächsische Maschinen für Tuchwalkerei aus der renommirten Fabrik der Herren Theodor u. Ernst Wiede (früher Götze u. Comp.) in Frankreich und England anfgestellt werden. Danzig, 26. Novbr. Eine Festlichkeit eigenthümlicher Art wurde heute hier begangen. Die circa 100 Ctr. schwere Marmor- Statue deS Polenkönigs August IH-, welche seit dem 7. Febr. 1831 ihre ursprüngliche Stelle in der Mitte deS Artushofes ver loren, hat heute aus Veranlassung der Mitglieder der ReinholdS- bank und nach zehntägiger mühevoller Arbeit ihren alten Stand glücklich wieder erreicht. Festlich bekränzt wurde die Statue auf einen Marmor-Sockel gehoben. müßten, und daß die enorme Menge von Arsenik in allen Thei len der Leiche Ler unwidersprechliche Beweis für eine längere Zeit fortgesetzte Vergiftung sei. Nachdem die Aerzte auf diese Weise festgestellt hatten, daß Bezold an Arsenik gestorben war, wurde nicht minder schlagend bewiesen, daß Lie Wittwe Bezold die Giftmischerin sei. (Fortsetzung folgt.) Dresden, 1. Dec. Wie aus einer (im Jnseratentheile deS Dresdener Journals enthaltenen) Bekanntmachung des Direk toriums der AlbertSbahn hervorgeht, beabsichtigt die StaatS- regierung wegen Herstellung einer Tharand-Freiber^er Eisen bahn eine Vorlage an die Ständeversammlung zu bringen. Dresden. Vom 1. December an werden auf dem Wald schlößchen die Winterlagerbiere um 15 Ngr. pro Eimer ermä ßigt und das gewöhnliche Lagerbier mit 4 Thlr., das Neubai rische mit 4 Thlr. 15 Ngr. ä Eimer verkauft. — Die dies jährige ordentliche Generalversammlung des ActienvereinS der Societätsbraucrei wird Montag den 28. December auf dem Waldschlößchen stattfinden. Gegenstände der Verhandlung wer den sein: Wahl eines Mitgliedes des Ausschusses und eines Stellvertreters desselben; Beschlußfassung über einen Antrag auf Remuneration der zur Prüfung der Jahresrechnung zu bestellen den Deputation; Mittheilung des Geschäftsberichts nnd Vorle gung des Rechnungsabschlusses auf daS Geschäftsjahr 1856 und 1857. Die nach dem Rechnungsabschlusse Les JahreS 1856 bis 1857 sich ergebende Dividende beträgt 20 Thlr. pro Actie. Freiberg, den 30. Nov. (Oeffentl. Gerichtsverhandlungen.) Indem wir, was die vor hiesigemBezirksgericht im laufenden Monat abgehaltcnen Gerichtsverhandlungen anlangt, uns ledig lich darauf beschränken, noch zu erwähnen, daß im Ganzen vier Hauptverhandlungen und neun Verhandlungen flattgefundcn haben, wollen wir hcure den Lesern dieses Blattes Las Referat über einen vor dem Gcschwornengericht zu Weimar am 26. vor. Monats gegen Lie Wittwe Lina Bezold aus Weimar wegen Giftmords geführten Proceß, wie selbiges kürzlich in Ler Leip ziger Zeitung enthalten war, wiedergcben. Die Verhandlung begann am 26. October Vormittags 9 Uhr mit Einführung der Angeklagten. Die Wittwe Bezold, eine Frau von 38 Jahren, ist von nicht ungefälligem Aeußern, ihre Züge drücken eine gewisse Weichheit aus, und nur der fest geschlossene Mund und der unangenehm scharfe Ton der Stimme, vor Allem aber die fast unbegreifliche Ruhe während des ganzen Prrccsscs beweisen, Laß wir eine entschlossene Person vor uns haben, die fähig ist, Len einmal gefaßten Entschluß trotz Ler ab mahnenden innern Stimme auezuführen. Wir entnehmen der Anklageacte und Lem Beweiövcrfahren Folgendes: Am 26. April d. I. Abends gegen 7 Uhr kehrte der Fleischermeister Be- zold von Weimar aus einem städtischen Bierlocale in seine Wohnung zurück, traf seine Ehefrau nebst Lem Gesellen und dem Dienstmädchen bei Tisch, aß mit ihnen und zwar eine be sonders für ihn zubercitcte Speise, legte sich dann zu Bette und erkrankte noch in der Nacht an heftigem Erbrechen und an ! Diarrhoe. Der am 27. April hcrbeigerufene Arzt, vr. U., stellte seine Diagnose aus Magen- und Dünndarmentzündung. In Folge der ärztlichen Mittel besserte sich zwar der Zustand, allein am 2. Mai trat der Anfall von Neuem auf. Es gelang nochmals, das Uebel zu beschwichtigen, und die Genesung schritt so weit vor, daß der Arzt eine längst beabsichtigte Reise auszu- ! führen beschloß und den Kranken seinem Kollegen, dem vr. v. C., übergab. Noch vor Lcr Abreise am 4. Mai wiederholten sich Lie Krankheitserscheinungcn in heftigerer Weise, als zuvor^ und es gesellten sich schmerzhafte Halsübel hinzu: Reiz zum Husten, Brennen im Halse, Nöthc der Mundhöhle und Anschwellung des Zapfens. Am 6. Mai hatte die Krankheit zwar theilweise nachgelassen, aber am 7. Mai wiederholten sich die Anfälle und am 8. Mai erfolgte der Tod. Den folgenden Morgen forderte der Bruder des Verstorbenen die Wittwe auf, die Leiche öffnen ! zu lassen; sie war Lazu bereit und veranlaßte die Sektion. Während das Geschäft vorgcnommen wurde, erhielt vr. v. C. von vr. U. eine telegraphische Aufforderung, Len Verstorbenen jedenfalls zu seciren. vr. U. hatte nämlich auf seiner Reise über die ihm noch nie vorgekommenen Krankheitssymptome bei ! Bezold nachgedacht und war endlich auf die Vermuthung ge- ! kommen, daß eine Arsenikvergiftnng flattgefundcn habe. Als er die Nachricht von dem Tode seines Patienten las, er- ' suchte er deshalb seinen College», jedoch ohne Len Grund dafür mitzutheilen, die Section vorzunehmen. Das Resultat derselben war, daß Bezold an Magenentzündung gestorben sein mußte. Der secirende Arzt hatte zwar Verdacht, daß diese Entzündung Folge genossenen Arseniks sei, es wurde indeß eine chemische Untersuchung der Leiche nicht ««geordnet und erst nach der einige Tage später erfolgten Rückkehr des vr. U. Anzeige gemacht. > Am 30. Mai verfügte das Untersuchungsgericht die Ausgrabung des Verstorbenen. Die für die chemische Prüfung nothwendigen > Körpertheile wurden zwei Chemikern übergeben, und diese fan- , den in allen Theilen, namentlich aber in der Leber so bedeutende ! Quantitäten von Arsenik, daß der Physicus, gestützt auf diesen ! Befund und auf die während der Krankheit beobachteten Erschei nungen sein Gutachten dahin abgab: es sei Bezold an einer mehrfach wiederholten Vergiftung durch Arsenik gestorben. Die Doctoren U. und v. C. traten diesem Aus spruche bei und wiesen noch überdies durch medicinische Gründe . . . . . - auf das Klarste nach, daß die verschiedenen Anfälle vom 27. und den ehemals dazu gehörigen Kronländern dagegen, auf die April, 2. Mai, 4. Mai und 7. Mai auf verschiedene Gaben das erwähnte Patent keinen Bezug hatte, weil dort andere von Arsenik, die Bezold genossen habe, zurückgeführt werden I! Rechtsverhältnisse bestehen, als in den deutsch-flavischen Provkn- M- Freiberger Anzeiger --- , Uhr für die nächst. UN- gespaltene Zeilef oda erscheinende Nummer . . deren Rauch mit 5 angenommen. »D I V berechn«.