Volltext Seite (XML)
erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern W Pfg. — Alle Postan- Pakten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. bedeutenden Auflage des Blattes ein« sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder oerea Reum berechnet. — Ta bellarische und complicirt» Anserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, die Spaltenzeib- 20 Pfg- für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königüchm Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein VerantwoMcher Redacteur: Pani Ikhne in Dippoldiswalde. Mit achtsettige« »Lllustrirte« UnterhaltungSblatt". Mit land- «nd hanSwirthschastlicher Monatsbeilage. Nr. 99. Sonnabmd, dm 25. August 1894. 60. Jahrgang. Die Regelung des deutschen Auswanderungswesens. Wie erinnerlich, ist in der letzten Reichstagssesston neben so manchem anderen gesetzgeberischen Berathungs- stoff auch die Vorlage, welche eine Regelung des Auswanderungswesens von reichswegen erstrebte in Folge Zeitmangels unerledigt geblieben. Ob diese Materie den Reichstag nun in seiner kommenden Sitzungsperiode wiederum beschäftigen wird, wie ver schiedene Blätter bereits wissen wollen, dies steht zu nächst dahin, nachdem offiziöserseits angedeutet worden ist, eS müßten in der nächsten Winterlagung vor allem die neuen Steuervorlagen zur Durchberathung und Entscheidung gelangen. Immerhin ist aber die Frage einer einheitlichen Regelung des Auswanderungswesens in Deutschland wichtig genug, um nicht weiter mehr auf die lange Bank geschoben zu werden. Man darf daher billig erwarten, daß die verbündeten Regierungen dem Reichstag erneut einen Gesetzentwurf über diese Reform unterbreiten werden und daß ferner die deut sche Volksvertretung dann endlich die nöthige Zeit er übrigt, um eine d-finitive Entscheidung in dieser für weite Bevölkerungskretse unseres Vaterlandes be deutungsvollen Frage herbeizuführen. Sollte eS je doch erneut zur Vorlegung eines Auswanderungs gesetzes im Reichstage kommen, so kann man nur dringend wünschen, daß dasselbe nicht di: Fehler und Schwächen des früheren Entwurfes aufweisen möge. Hauptsächlich gilt dies von dem polizeilich-bureaukra- tischen Zuge, welcher die ganze Vorlage durchwehte und der letztere von vornherein als unannehmbar für einen großen Theil der Reichstagsmitglieder erscheinen ließ. Wenn der Auswanderungslustige z. B. ge zwungen werden soll, seine Abficht, über das Weltmeer zu ziehen, der zuständigen Polizeibehörde schon wochen lang vor Ausführung deS Unternehmens anzuzeigen und sich womöglich über alle Einzelheiten seines Planes auszuweisen, so bedeutet dies eine kleinliche Maßnahme, welche mit dem Kerngedanken eines deutschen Aus wanderungsgesetzes keineswegs im Einklänge steht; dasselbe hätte auch noch von manchen anderen Bestim mungen des einstweilen gescheiterten Entwurfes zu gelten. Anderseits ist jedoch der Gevanke, das Aus- wanderungSwesen in Deutschland künftig unter die Oberaufsicht des Reiches zu stellen und sowohl dem Strome der Auswanderung möglichst bestimmte Ziele anzuweisen, als auch den Auswanderern auch in ihrer neuen Heimath noch die Fürsorge des alten Vater landes nach Kräften und Möglichkeit angedeihen zu lassen, unbestreitbar ein richtiger. Es bedarf wohl kaum einer näheren Darlegung, wie wichtig gerade für Deutschland eine vernünftige Regelung und För derung der Auswanderung, durch die Centralregierung In nationaler wie wirthschastlichec Beziehung ist. In letzterer Hinsicht muß betont werden, daß in dem fast schon übervölkerten Deutschland eine geregelte Aus wanderung die beste Art ist, den sich häufenden Ueber- schuß an Arbeitskräften zu mindern und hierdurch eine Vermehrung der Arbeitslosigkeit entgegenzutreten, was wiederum nach anderen Richtungen hin günstige Folgen nach sich ziehen müßte. WaS aber die natio nal« Seite der Auswanderung anbelangt, so ist es ja hinlänglich bekannt, wie die Mehrzahl von den Tausenden und Abertausenden, welche jährlich Deutsch land verlassen, um sich jenseits des OceanS eine andere Heimath zu gründen, nur allzurasch dem Deutschthum verloren zu gehen pflegt und sich von fremden Natio nalitäten ohne nachhaltigen Widerstand aufsaugen läßt. Hiermit würde eS wohl ander- werden, wenn unter Förderung der deutschen Reichsbehörden zu sammenhängende deutsche Kolonien mit kräftigem Rück halt am alten Vaterlande und steter Fühlung mit demselben geschaffen würden, beispielsweise in Süd amerika und Südafrika, dem politischen und wirth- schastlicheu Einflüsse des deutschen Reiches in den be treffenden Gebieten kämen dann diese Kolonien sicher lich zu Statten. Selbstverständlich würde daneben auch die Auswanderung nach den deutschen Schutz gebieten besonders ins Auge zu fassen und in einer den deutschen Kolonialintereffen entsprechenden Weise zu regeln sein. Die hier angedeuteten Gesichtspunkte hatten theilweise schon in dem früheren Auswanderungs gesetze Berücksichtigung gefunden und eS steht wohl zu hoffen, daß die einschlägigen Erwägungen auch einem neuen Entwürfe über daS deutsche Auswanderungs wesen wiederum zu Grunde liege»« werden. Nur müssen, wie schon erwähnt, bet einer Reform des Aus wanderungswesens alle Bestimmungen wegbleiben, welche geeignet erscheinen, der ganzen Maßnahme einen polizeilichen Charakter aufzuprägen. Dies würde so wohl die von ihr zu erwartenden wohlthätigen Wir kungen abschwächen, als auch den ursprünglichen Ab sichten des Gesetzgebers in dieser Frage offenbar zu- widerlausen. -Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde. Am Donnerstag Abend gegen >/»7 Uhr passtrte, von Rehefeld kommend, Se. König!. Hoheit Prinz Georg unsere Stadt und setzte nach Wagenwechsel ohne Aufenthalt die Fahrt nach Hoster- witz fort. — Königin Karo la hat sich am selben Tage Nachmittags von Pillnitz mit dem fahrplan mäßigen Zuge nach Geising-Altenberg und von da zu Wagen nach Rehefeld begeben, wo sie einige Tage zu verweilen gedenkt.! — In der Vereinsversammlung des hies. Turn vereins am 23. August gab der Vorsitzende, Herr Eidner, den Turngenossen aus der stattgesundenen Gauturnrathssitzung bekannt, daß wie seither auch weiter energisch gegen solche Turnvereine vorgegangen werden soll, welche sozialdemokratische Umtriebe dulden. Schon mehrere Vereine haben deshalb aus dem Gau ausscheiden müssen, und wieder einige steht das gleiche Schicksal in nächster Zeit bevor. Die Turnerschaft will sich das Vorrecht, als Hochburg deutscher Treue und Vaterlandsliebe dazustehen, eben nicht durch einige unwürdige Vereine rauben lassen. Auch alle sonstigen Auswüchse, welche sich nicht mit den ernsten Zielen der Turnerei vereinbaren lassen, werden unausgesetzt beschnitten und ausgerottet, wie die Verordnung des Gauturnraths neuerdings zeigt, daß bei turnerischen Festen der Vereine deS MittelelbegaueS alle Eignalisten-, Pfeifer- und Trommlerzüge zurückzuweisen sind. Auch der der Turnerei Fernstehende ersieht daraus, wie die Turnvereine nur eine Pflegstätte für fleißige Arbeit und ernstes Streben sein wollen und auch wirklich sind. — Die Gewinnliste der Freiberger Ausstellungs lotterie liegt in unserer Expedition zur Einsichtnahme aus. — Die Gewinne werden theils Freitag, den 24., auf dem Ausstellungsplatze, theils am 25. im Kauf haussaale verabfolgt. Bis zum 22. September nicht abgeholte Gewinne verfallen zum Besten des Unter nehmens. — Mit Rücksicht auf diebevorstehende Obsternte ist es manchem Grundstücksbesitzer vielleicht erwünscht, von den bez. Bestimmungen deS Bürgerlichen Gesetz buches Kenntniß zu erhalten. Z 36 l besagt: Das EtgenthumSrecht an einem Baume steht Demjenigen zu, auf dessen Grund und Boden der Stamm aus der Erde kommt. Steht der Stamm aus der Grenze, so haben die Nachbarn an dem Baume da» Mileigenthum zu gleichen Theilen. Z 362. Jeder ist berechtigt, die Wurzeln eines fremden Baume», soweit sie unter seinem Grund und Boden fortlaufen, ingleichen Zweige eine» fremden Baume», soweit sie auf seinem Grund und Boden Überhängen, abzuschneiden oder, wenn er die Zweige nicht selbst abschneiden kann oder will, den Eigenthümer de» Baumes zum Abschneiden derselben anzuhalten. Die abgeschnittenen Zweige gehören dem Eigenthümer des Baumes, die abgeschnittenen Wurzeln dem Eigenthümer des Grundstücks, in welchem sie sich befiüden. Z 363. Auf das Grundstück des Nachbars überhängende Früchte gehören dem Eigenthümer deS Stammes, welcher jedoch zum Behufs ihrer Abbringung das Grundstück des Nachbar» nicht wider dessen Willen betreten darf. Uebergesallene Früchte find Eigenthum Dessen, welchem der Grund und Boden gehört, auf den sie gefallen sind. — Die Manöverzeit ist auch bei den Vögeln gekommen. Sehnlich wie bei Truppentheilen wird jetzt bei den Vögeln in Kolonnen eifrig geübt, um später zur Hauptmasse zu stoßen. Die schnellen, leicht beschwingten Schwalben haben bereits den allgemeinen KriegSzug begonnen, bei welchem eS gilt, große Ent fernungen, alle Unbill von Wind und Wetter und Entbehrungen zu überwinden, und welche die größten Anstrengungen, alle Kraft und Ausdauer erfordern. Der weniger fluggewandte Staar ist bei unS jetzt be müht, sich darin auszubilden. Schaaren üben den Ausflug, um nach Wendungen in der Masse der ver schiedensten Art sich auf Bäumen niederzulassen, schwir rend und schwatzend, wohl sich meisternd und auf munternd, auch sich freuend über die erlangte Schwung kraft, die besonders für die Neulinge, di- Rekruten, von Wichtigkeit ist, die bis jetzt nur die goldene Zeit des Sommers haben kennen gelernt, aber noch nichts wissen von den ernsten Anstrengungen eines Zuge» über Länder, Berge und Thäler, wohl gar über daS weite Meer hinweg. Der große Vögelzug hat eben begonnen, der ein Rückzug ist, eine große Retirade vor dem grauen, grisgrämigen, harten Winter, der bereits im hohen Norden sich zum Vordringen bereit macht und uns bald seine Vorposten schicken wird. Die Vögel sind die vorsichtigsten Geschöpfe. Nach den Schwalben werden uns im September noch verlassen die Wachteln, die Roth- und Blaukehlchen, die Turtel tauben, der Mönch, der rothköpfige Würger, der Stein schmätzer, die gelben Bachstelzen, die Haidelerchen, die DorngraSmücken, die weiblichen Edelfinken, die Wasser läufer und der Kiebitz. Wir Menschen können ihnen bloS nachrufen: Kurz waren des Sommers Freuden; wir wünschen ein frohes Wiedersehen. Ober- und Riederfrauendorf. Nach mehrjähriger Pause beabsichtigt die hies. Schulgemeinde ihren Kindern nächsten Sonntag ein Schulfest zu geben; recht sehn süchtig sehen darum unsere Kleine»» zum Himmel, daß auch er dazu ein recht freundliches Gesicht machen möchte. Hoffentlich thut erS auch nun, da die „Hunds tage" vorüber sind. Lungkwitz. Zu dem Sonntag, den 26. d. M., hier stattfinoenden Gauturnfest de» Müglitzthal- Turngaus wird nicht nur von Seiten der zum Gau gehörigen Vereine starke Betheiligung erwartet, sondern auch von den hierzu eingeladenen Nachbaroereinen. Bei günstiger Witterung dürfte unser Ort das Ziel vieler Turnfreunde aus der näheren und weiteren Umgegend sein. Als Festplatz hat Herr Gemeinde vorstand Graf seinen Garten freundlichst zur Verfügung gestellt. Plauenfcher Grund. Die Zeit der Ausführung des Lutherfestspieles rückt immer näher heran. Der 23. Sept, ist als Anfangstermin nun bestimmt. Die Vorstellungen finden in der geräumigen neuen Turn halle zu Potschappel statt. Nicht weniger al» ISO Dar steller find für dieses Festspiel nöthtg, welche sämmtlich aus dem Plauenschen Grund stammen. Mit der Aus wahl der Hauptdarsteller ist man äußerst vorsichtig zu Werk gegangen, darum find die Hauptrollen eben auch ganz vorzüglich besetzt. Den Luther giebt Herr Lehrer Schlösser au» Döhlen, während die Käthe von Fräulein Techert au» Potschappel gespielt werden wird. Die Leitung der Proben und Ausführungen hat Herr vr. Joh. Lehmann aus Deuben, der gefeierte Luther