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Wöchentlich erscheinen tret Nummern. PränumerallonS- Pnis 22j Sgr. ,z Thtr.) vierteljährlich, 3 Thaler für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man pränumerirt auf diese» Beiblatt Ler AUg.Pr. Stams- Zeitunz in Berlin in der Expedition (Mohren - Straße Nr. Aj); i» der Provinz so a>ie im Auslände bei de» Wohllöbl. Post - Aennern. Literatur des Auslandes. 1833. Berlin, Montag den 26. August Frankreich. Hoene Wronski. Mitgctheilt von ür. F. W. Carvvö. Zweiter Artikel. '> Sehelianismus, Achrematismus und Messia nismus. Wir haben im ersten Artikel dasjenige mitgctheilt, was «ns von den Lebensverkältniffen Wronski's bekannt geworden ist. Schon langst Hal er selbst versprochen, sein System, weiches die Vergan genheit, den gegenwärtigen Instand und die Zukunft und Endbcstim- mung der Menschheit umfassen soll, aussiihriich darzulegcn. Bis jetzt Hal er uns aber nur in der 1818 erschienenen Einleitung eine erste und in dem pruäromo eiu Ail«8i»ni8ir>e (1831) eine zweite allgemeine Ucbcrstchl desselben gegeben. In der ersten nannte er cs Sehelische Nomolhelik oder S c h e li anism u S, in der zweilcn Messianismus. Wir werden aus der ersten dasjenige hier mitlheilcn, was als das Charakteristische dieses Systems anzu- schen ist, und demnächst in der Kürze andculen, weiche Momente in dell beiden neuesten Schriften jenes in mehrfachen Beziehungen merkwürdigen Mannes eine weitere Ausführung erkalten haben. Bei Darlegung des Sekclianismus folgen mir der Einlei tung, welche in drei Abschnitte, unter den Uebcrschriftcn: Ver gangenheit, gegenwärtige Bestimmung und Zukunft, ab- getheilt ist. — ch Vergangenheit. Die Geschichte, so weit sie uns vor Augen liegt, gliedert sich in vier Perioden, welche sich von einander durch die hauptsäch lichen Lebenszwecke, die die Menschheit sich nach und nach vorgestcckt hat, unterscheiden. 1) Der ausgedachtestc KuiluS des physischen WoblscynS, besonders in Beziehung auf die Eeschlechtsliebc, war das Ziel der Größe bei den Acgyptern und im ganzen Orient. 2) Die Gerechtigkeit und das zu ihrer Verwirklichung uolb- wendige Held ent hu ui wurden dieses Ziel bei den Griechen und Römern, wie — Z) die Reinheit der moralischen Grundsätze und die Zuflucht zu Golt spesuA« on Och«) bei den Christen. 1) Die Gewißheit "des Wissens endlich, oder auch die natürliche Wirklichkeit (oöalitö von welcher diese Gewißheit abhängt, ist seit der Resormation das Ziel der Größe bei den gebil deten Völkern unserer Tage geworden. Seit der Reformation nämlich ging der menschliche Geist offen bar darauf aus, die Gewißheit des Wissens von unserem gegen wärtigen Dascyn, ja sogar von der bloß materiellen Wirk lichkeit abhängig zu machen. Besonders in Frankreich und Eng land war diese Richtung sehr wahrnehmbar. Die Erfahrung wurde daher als das einzige Mittel angesehen, zur Erkenntniß der Wahrheit zu gelangen, und gerade unter dem Einflüsse dieser Vor- aussctzlMg haben die Naturwissenschaften sich sebr bedeutend ent wickelt. Zudem nun aber die auf unser physisches Dascyn be zügliche Realität das äußerste Ziel der jetzige« Richtung der Menschheit wurde, so mußte Alles, was bei den Menschen unbe dingt ist — im Wissen, in Gefühl und Willen —, aus ihren Vor- ftcllungcn verbannt werden oder zum wenigsten aus den Bewcggn'in- dcn ihrer Handlungen verschwinden. Tv wird dcun wirklich im jetzigen Europa: . 1) die unbedingte Gewißheit des Willens, besondcrS in den philosophische« Wahrheiten, 2) die unbedingte politische Autorität in den inneren Verhältnissen der Slaatcn, 3) die geistige Suprematie, oder die unbedingte Lei tung der Religion und 4) selbst das Unendliche oder das unbedingte Ideal in den Erzeugnissen der schonen Kunst — nicht nur mißkannt, sondern sogar wissentlich ausgcstoßcn durch eine angcbliche Kraft des mcnsch- iichcn Geistes. Die individuellen Interessen hingegen, sowohl bei den Nationen, als bei den Eiuzclnen, machen steh »inner stärker gellend unter der Herrschaft der bloß rclanven Wiril>chle>t- Sich? Nr. SS de§ MagarinS. Aber diese Gewißheit des Wissens, die nur Bezug bat auf un ser Dafeyn unter den Bedingungen der Zeit und des Raums, kann sich selbst nicht genügen und gehl nothwendig in Skeptizismus über. Den», wenn es wahr ist, daß die Erfahrung das ein zige Mittel ist, zur Erkenntniß der Wahrheit zu gelangen, so muß diese Wahrheit selbst auch aus der Ersahrung hervorgehen, — was einen fehlerhaften Kreis bildet. Hume war der erste, der diesen nothwcndigcn Skeptizismus aufstellte, indem er bewies, daß das Gesetz der Ursächlichkeit, aus welches sich die Erfah rungs-Gewißheit stützt, selbst keine Gewißheit in der Schule habe. Indessen führte schon Kant das Denken wieder dem Abso luten zu. Zunächst wurde das Unbedingte zwar nur ein Gegen stand des Gefühls; doch knüpfte es schon den Tugend-, veran- laßlc vielleicht sogar den heiligen Bund. Eben damit sand fürs erste eine Rückkehr zum Christenchum, ja sogar zum Katholizismus statt, obgleich mit verschiedener Bestimmung. Das höchste und letzte Sircbzic! der Menschheit ist nun die wissenschaftliche Verwirklichung des Absoluten... Dann erst werden unsere ewigen Bestimmungen uns offenbar scy» und wir das unendliche Gut eines absoluten DaseynS erreicht habcn- Für die Betrachtung lassen sich jedoch zwei Perioden scststcllcn. In der crsicn wird cs genügen, die Realität des Absoluten wissen schaftlich darzuihun; in der zweiten hingegen wird man nicht nur bas Wirklich seyn des Unbedingten, sondern dieses letztere selbst kennen zu lernen trachten. II. Gegenwärtige Bestimmung oder: Erste Aera des Ab soluten. La die Erkenntniß des Absoluten — oder die Erforschung der Wahrheit die Bedingung aller anderen Endzwecke der mensch lichen Handlungen ist, so wird sic nothwcndig auch der höchste Zweck derselben. Die menschliche Gesellschaft aber und die Ordnung, die der Borwurf derselben ist, werden mehr als jemals die tmcntbebrlichcn Bedingungen dieser neuen Entwicklung der Mensch heit. Das alte Christentbum, welches zunächst nur ein Geschenk des Schöpfers, eine gcoffcnbaric Religion war — wird unser eige nes Werk, eine bewiesene Religion werden, die man die Seke lj sehe (rnli». «öhc-lionno, vom Hcbr. 8öb<ch rai»««) oder dic Ber- nunsl-R ebigivn nennen wird. Hiernach werden alle Verhältnisse bestimmt: 1) Dic politische Ordnung richtet sich vor Allem auf die öffentliche Sicherheit, oder dic Gewährleistung der Rechte, als Mittel zum Endzweck — zur Erforschung der Wahrheit. Hierzu wird eine absolute souveraine Autorität, — eil» Staat — erfordert, die dics aber nur fcvn kann, insoweit sic auf den unmittclbarcn StaatSzwcck, auf Gewährleistung der Menschen rechte, aus die in einer Verfassung dekiarirle politische Freiheit gerichtet ist. Zwischen den einzelnen Slaatcn wird Födcralität herrschend werden müssen durch Errichtung einer zum wenigsten idea len Autorität, die dem großen McnschhcitSzwecke entspricht. Die Vernunft allein kann ihr zur Bürgschaft dienen, und konstiiuirl mag sic wcrdcn als heiliger Bund der Staaten. Wirtlich Keilig ist diesrr Bund aber nur, wenn er auch wirklich aus den höchsten Endzweck gerichtet ist. Völlige Unabhängigkeit der Staate», — als kcrvorgchcnd aus der Achtung vor den Rechten der Naiioncn, — ist notkwendig Grundgesetz einer solchen Bundesautorilät. 2) Sittliche Ordnung (,>p,i,w mor.ck). Die objektive Rea lität des Absoluten wird schon "hinreichend sep», «m cin für alle Mal die untrügliche Gewißheit des Wahren und des Guten scst- zustcllcn. . . DaS Wahre muß alsdann verwirklicht wcrdcn in der Reinheit unserer Marimcn, — das Gute in der Gliickseiig- keit der Menschen. Jene, die Reinheit, wird bei den Schclierik mittelst der Tugend der ideale Ausdruck der eigentlichen Moral, — dic Glückseligkeit aber mittclst ter lhäligcn Liebe (i-kuriln) das ideale Ziel der neuen Kirche scy«, .. So wird also die Kirche zu ihrem wahrhaften Zwecke die Befreiung der Menschheit von ihren bloß relativen oder irdi schen, von ihren vergänglichen bloß endlichen Zwecken babcn, wie die Moral die Entwickelung und Befestigung der absolute» oder himmlischen, ewigen oder unvergänglichen Endzwecke, in der mensch lichen Seele. . . Beides zusammen wird bei den Seheliern zur religiösen Vorbcrcilung dienen, um sic dcr Seligkeit würdig zu machen, welche die Menschen schon hienicdcn durch die Anbetung Golles anlijipiren können.. . Da nun das Wahre und das Gute