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pulsnitzerwückendlatt Fernsprecher: Nr. IS. vozirKs-^NZSiger UNÄ ^Sllung 'selegr.-Ndr.: Wochenblatt Pulsnitz H s » Inserats kür denselben lag sind bis vormittags I M V 10 Uhr autzugebsn. Vie künk mal gespaltene A N U A 8 S Zeile oder deren Naum 15 Pf., Lokalpreis 12 Pf. V v V Neklams 30 Pf. Sei Wiederholungen Nabatt. Lrfcheint: Dienstag,Donnerstag ».Sonnabend. s LNit .Illustriertem Sonntags blatt', .Landwirt. Mnu« MH» H schaktlicher Vellage' und »Mode kür Alis'- H V > I R Abonnement: Monatlich 45 pk., visrteMhrlich Mk. i ' bei kreier Austeilung ins Kaus, "urch die Post bezogen Mk. 141. -- des l^ömgl. Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be» anderem larif. Erfüllungsort ist P anitz. Amtsblatt für den flmtsgerichtsbezirk Pulsnitz, vruck und Verlag von E. L. körstsr's Erden sinh.: I. W. Mohr). umfassend die Ortschaften: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Sroßröhtsdorf, Bretnig, löausvvalde, Ohorn, Obersteina, 'weder- steina, Weißbach, Ober- u. Oiederlichlenau, §rieüersdyrf-Ihiemendorf, Mittelbch Zrohnaundork, Lichtenberg, klein-vittmannsdork. Expedition: Pulsnitz, lZismarckplatz Nr. 265. Verantwort! m Nedakteur: Z. VV. Mohr in Pulsnitz« Nr. 25. Donnerstag, 27. Februar 1913. 65. Jahrgang. Das Mchtigüe. Der Bund der Landwirte tritt heute nachmittag in Dresden zu seiner Landesversammlung für das Königreich Sachsen zusammen. Vom Reichstage wurde am Dienstag die Wahl des Abg. Dr. Becker-Sprendlingen mit 159 gegen 158 Stimmen für gültig, die des Abg. Kölsch (Natl.) für ungültig erklärt. Der Reichstag verhandelte am Mittwoch über den nationalliberalen Antrag au,' xeichsgesetzliche Re gelung des Submissionswesens. Die Vermählung des Prinzen Ernst August mit Prinzessin Victoria Luise ist auf den 24. Mai festgesetzt. Die Finanzverwaltung des Reiches hat 50 Mill. Mk. 4proz. Reichsanleihe, die Preußens 100 Mill. Mk. 4proz. Staatsanleihe und 400 Mill. Mk. 4proz Schatzscheine begeben. Das bayrische Prinzregentenpaar wird am 6. März in Berlin und am 8. März m Dresden zu offi ziellen Besuchen eintreffen. Eine allgemeine Abrüstung Oesterreichs in Galizien wird in den nächsten 10 Tagen erfolgen; auch Rußland wird abrüsten. Die jungtürkische Presse verlangt die Fortsetzung des Krieges. 85 Offiziere der mexikanischen Bundesarmee, die die neue Regierung nicht anerkannten, wurden er schossen. Allgemeine LMenssMM. Seit einigen Tagen scheint auf dem Krieg-schau- platze vollständige Ruhe zu herrschen. ES ist nicht nur die allgemeine Erschöpfung, die sich bei allen Kriegs- führenden immer mehr bemerkbar macht, auch die un günstige Witterung, insbesondere die großen Schnee- massen, legen die kriegerischen Operationen auf dem Balkan lahm. Auch daraus läßt sich die allgemeine KriegSmüdtgkeit erkennen, daß die beteiligten Groß mächte die Friedensverhandlungen wieder sehr eifrig betreiben. Unklarheit besteht indessen noch immer über die Grundlage für die FriedenSverhandlungen. Der rumänisch-bulgarische Konflikt wird dagegen allem An scheine nach sehr bald eine friedliche Lösung finden. Bulgarien hat bereit» erklärt, daß e» sich der Entschei dung der Großmächte fügen wolle. Immerhin ist eine absolute Sicherheit damit noch keineswegs gegeben, daß der Konflikt endgültig aufgehört habe, die Gefahr eine» neuen Streite» zu bedeuten. Bekanntlich hat Rumänien den Vorbehalt gemacht, daß e» sich nicht im vorau» verpflichten könne, die Vorschläge der Mächte anzunehmen. Immerhin ist zu hoffen, daß die rumä nisch-bulgarische Streitfrage auf diplomatischem Wege gelöst werden kann. In der albanischen Frage scheint sich gleichfalls eine Annäherung zwischen dem rufst- schen und dem österreichischen Standpunkt zu vollziehen, wodurch natürlich der angeblich schwerste Konfliktstoff beseitigt würde. E» heißt, daß zwischen beiden Län- dern jetzt direkte Verhandlungen über die schwierige Frage der Abgrenzung de« neuen albanischen Staats wesen» geführt werden. Ist diese Meldung zutreffend, dann würde e» sich allerdings bestätigen, daß die Ent spannung zwischen Oesterreich und Rußland erhebliche Fortschritte gemacht hat. Bisher war e» besonders schwierig, sich darüber zu einigen, wie die wichtigsten albanischen, altserbischen und mazedonischen Städte unter das neue Albanien, Serbien und Montenegro zu verteilen sind Wahrscheinlich wird nun dieser Punkt derart geregelt werden, daß Oesterreich und Ruß land ein Arrangement treffen werden, das der Lon- doner Botschafter - Konferenz als Grundlage weiterer Verhandlungen dienen wird. In Konstantinopel scheint man allmählich etnzusehen, daß von dem verlorenen Gebiete nicht» mehr zu retten ist, daß also alle jung- türkischen Versuche, doch noch günstigere Bedingungen herauSzuschlagen, an der Hartnäckigkeit des Balkan- bundeS und an der Weigerung der Großmächte, in diesem Sinne abermals zu intervenieren, vollständig gescheitert sind. Der in London weilende türkische Frteden»unterhändler Hakki Pascha soll sogar den Bot schaftern bereit» mttgeteilt haben, daß die Türkei be reit sei, auf Adrianopel zu verzichten, Vielleicht ist diese Nachricht, die au» Sofia stammt, zunächst nur auSgestreut worden, um in Erfahrung zu bringen, was die radikalsten Jungtürken dazu sagen werden, aber es kann heute schon keinem Zweifel mehr unter liegen, daß es schließlich doch so kommen wird. Da- ran wird auch der Heldenmut Schükri Pascha», der Adrianopel so tapfer verteidigt, nicht» ändern. ES rst anzunehmen, daß e» den Bemühungen der Mächte in den nächsten Wochen gelingen wird, zwischen den Re gierungen der Balkanstaaten und der Pforte eine Der- ständtgung zu erzielen, die sehr bald den endgültigen Frieden»schluß zur Folge haben werden. OertNcdss unv Sücdsifckes. Pulsnitz. (Wie wird da» Wetter am Sonn tag fern?) Frühling und Winter stehen miteinander im Kampf, dem Winter gehört die Nacht und der Mor gen, dem Frühling aber der Tag; während eS in der Nacht ansehnlich friert, bi» 8 Grad Kälte sind keine Selten- heit, steigt am Tage die Temperatur bi» auf -h 9 und 10 Grad Celsius an. Wir stehen eben unter Einfluß eine» jetzt im 80 liegenden Minimum» und haben heitere» Wetter, in den Nächten findet starke Au-strah- lung statt, am Tage entfaltet die Sonne eine erheb- liche Wärmewtrkung. Da diese» .Hoch" dem Ansturm verschiedener Depressionen Stand zu halten scheint, seine Herrschaft also behauptet, so haben wir für Sonn tag teil» heitere», teil» neblige» oder wolkiges, meist trockene» Wetter, nacht» Frost und am Tage milde Temperatur zu erwarten, nur im V? wird stellenweise unter Einfluß einer neuen Depression über dem Ozean etwa» Regen fallen. Pulsnitz, 27. Februar. (Feuerlöschprobe.) Gestern abend 6 Uhr fand aus dem Schützenplan in Gegenwart de» Herrn Bürgermeister vr. Michael, Herren der Stadtvertretung, Vertretern der Freiwilligen und der Pfltchtfeuecwehr und einer großen Zahl von In- teressenten die angekündigte Feuerlöschprobe statt. Ein ungefähr 3 Meter hoher, aus Brettern und Latten her gestellter Holzbau wurde mit Petroleum getränkt und angezündet. Gierig loderten die Flammen empor und in kurzer Zeit entwickelte da» Feuer seine verzehrende Glut. Jetzt sollte dem entfesselten Element entgegengetre- ten werden. Schnell den „Handy" zur Hand und das Pulver in die Flammen schleudern, den eben noch auf- lodernden Holzbau in ein nur noch schwach rauchen- de», verkohlte» Holzgerüst verwandeln, war da» Werk weniger Sekunden. „Handy" hat zur allseitigen Be- wunderung die Erwartungen voll erfüllt und jeder Mißtrauen zerstreut. Die Anschaffung eines „Handy" kann bei dem angemessenen Preise von M 8.00 nur warm empfohlen werden. Der „Handy" sollte in kei ner Haushaltung fehlen. Für den AmtSgerichtSbezirk Pulsnitz hat Herr F. Herberg und für die weitere Um gebung Herr A. Baldauf die Vertretung übernommen. Pulsnitz. (Vortragsabend) Der Gewerk' verein der Deutschen Textilarbeiter „Hirsch-Dunker" hielt am 22. Februar im Saale de» Hotels „Grauer Wolf" einen Vortragsabend ab, der sehr gut besucht war. Herr Rich. Rösch au» Dresden hielt einen lehr- reichen Vortrag über „Nervosität und Ernährung", dem die Anwesenden aufmerksam folgten. Hierauf sand gemeinschaftliche Kaffeetafel statt, bet welcher Kathrei ner» Malzkaffes und mit Palmin hergestelltes Gebäck an alle Anwesenden gratis verabreicht wurde. Der gute Geschmack derselben fand allgemeine Anerkennung. Hochinteressant war der ebenfalls von Herrn Rösch vorgesührte Lichtbilder-Vortrag, und wurde ihm am Schluffe lebhafter Beifall gezollt Ein flottes Tänzchen beschloß ven schön verlaufenen Abend. — (Eine interessante Proklamation) erließ vor 100 Jahren am 24. Februar 1813 der Stiefsohn Napole ons, der Vizeköniq von Italien Eugene Beauharnais, der Ge mahl der Prinzessin Amalie Auguste von Bayern an die Ber liner. In dieser hieß es: Der König von Preußen ist der Ver bündete des Kaisers Napoleon, meines erlauchten Vaters und gnädigen Herrschers In Eurer Mitte gibt es jetzt Leute, die sich nicht schämen, Gefühle auszudrücken, die den Feinden Frankreichs und Preußens günstig sind. Diese Leute sind Re» bellen gegen S. M. den König von Preußen und verletzen die Ehre seines Volkes. Infolgedessen verordnen wir wie folgt: Jeder Bewohner der Staaten S. M des Königs von Preu ßen, der sich irgend einer Beschimpfung der Truppen S. M. des Kaisers und Königs oder auch irgend welcher Handlungen zur Begünstigung der Feinde Frankreichs und seiner Verbündeten schuldig macht, wird ohne Verzug verhaftet, vor ein Kriegsge richt gestellt und mit dem Tode bestraft. Das Urteil wird an ihm binnen 24 Stunden auf dem Hauptplatze der Stadt Ber lin vollstreckt. Dies- Proklamation hatte indessen nicht den ge- rinasten Erfolg Aus Berlin und den Städten Brandenburgs strömten vielmehr tausende von Freiwilligen nach Breslau, um sich einreihen zu lassen in die Reihen der Freiheitskämpfer. Andererseits aber wurde es dem Vizekönige so schwül in Preu ßens Hauptstadt, daß er trotz der bestimmten Order Napoleons in Berlin zu bleiben und bei dem geringsten Insulte seitens der Berliner Berlin niederzubrennen, vorzog, sehr bald nach seiner Proklamation mit seinem aus 26000 Mann bestehenden Korps, unter dem sich auch bayerische Truppen unter Rechberg befan den, aus Berlin zu verschwinden hin gegen Westen, — (KrtegSstimmung) vor hundert Jahren im Norden und Süden. In Preußen machte sich be sonders in der zweiten Hälfte de» Februar- de» Iah- re» 1813 eine Kriegsbegeisterung bemerkbar, die selbst die Krieg»begeisterung im Jahre 1870 weit übertraf. Selbst die Frauen teilten diese Begeisterung. Seit fast sieben Jahren hatte ja auch die preußische und nord- deutsche Bevölkerung tausende von Franzosen ernäh ren, ungeheure Krieg-steusrn zahlen müssen. Bestän dige Einquartierungen, nie aushörende Lieferungen aller Art hatten den Bürger wie den Landmann zur Verzweiflung gebracht. So war «» denn auch kein Wunder, daß ein jeder willen- war, da» letzte Gut, den letzten Blutttropfen herzugeben, um Rache zu neh men für all die Bedrückungen, all die Schändungen, die feiten» der Franzosen erfolgt waren. Aber auch im Süden war da» Volt in grimmer Wut gegen die Franzosen. Ein Nürnberger Oberpostmeister schildert die« an den bayerischen Minister, den Grafen von MontgelaS mit den Worten: „Die Stimmung gegen unsere Bundesgenossen, die Franzosen, ist ganz ab» scheulich. Erhält Bayern einen Besuch von russischen oder preußischen Krieg-Völkern, dann ist mit aller Zu verläßlichkeit vorau-zusagen, daß e» den Franzosen in unserm Bayern wo nicht schlimmer, doch nicht besser al« in Ostpreußen ergehen wird. Da« allerschlimmste dabei ist, daß da« Königlich bayrische Militär — Offi- ziere wie Soldaten — mit dem Volke gleichgesinnt, beinahe noch mehr als da- Volk gegen die französische Nation erbittert ist. Die Erbitterung ist allgemein eine bedeutende und der Teufel bricht in allen Ecken los, wenn nur ein Fünkchen ausblitzt". Ja gerade in den Februartagen vor 100 Jahren hat auch Süd deutschland durchaus echr deutsch empfunden. Dis Osram srsc ist su besre/ren tiure/r / F/Mt