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November beginnt im Haag dis Ver handlung über die deutsche Jnterpretationsklage ßn der Thorzlow-Angelegenheit. , Der stellvertretende russische Austenkommissar Litwinow wird heute Dr. Stresemann einen Besuch abstatten. Das Junkersflugzeug D. 1230 ist bei seinem gestrigen Startversuch in Horta beschä digt worden. Zwischen Italien und Albanien ist gestern ein militärischer Bündnisvertrag abge schlossen worden. i Pariser Gerüchten zufolge soll Kronprinz Maral gestern bereits Parks verlassen und sich mach Rumänien begeben haben. Eine Bestäti- Kung liegt indessen bisher nicht vor. § Das neue rumänische Kabinett mit Dinttla Bratianu an der Spitze hat den Erd Abgelegt. Bratianu beabsichtigt ein Koalitions- Kabinett mit der nationalen Bauernpartei zu bilden. Der Tod Vratianus hat in allen euro päischen Hauptstädten grostes Aufsehen erregt. ; Im englischen Unterhaus hat gestern eine sehr lebhafte Debatte über das Abrüstungs- Problem stattgefunden. / Der ungarische Reichsverweser hat innen Militärattache bei der ungarischen Gesandt schaft in Berlin ernannt. LttwitwW N Berlin (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 25. November. Litwinow ist da! Nichtiger müsste man eigent lich sagen: Er war da, denn er hat in Berlin mur eine ganz kurze Gastrolle gegeben, ist am Wormittag angekommen und am Nachmittag nach Menf weiter gereist. Immerhin, er hat in Berlin Dtation gemacht und die französisch-belgischen Wkätter wissen, womit sie in den nächsten Tagen «hre erste Seite füllen sollen. Bisher haben sie Krampfhaft nach Material gesucht, um ihre These, Deutschland werde in Genf mit Rußland zu sammen vorgehen, beweisen zu können, und sind saus lauter Verzweiflung sogar darauf verfallen, Len Brief des Grafen Bernstorff an den Vor sitzenden der Abrüstungskonferenz auszuschlachten, Al dem lediglich drinsteht, Last man doch auch die materielle Seite der ganzen Frage mit Rück sicht auf die neu hinzukommenden Konferenzteil nehmer noch einmal in die Debatte einbeziehen snöge. Also etwas dürftiges Bemcismaterial. Uber nun liegt ja die ganze Intrige, die zwischen Moskau und Berlin gesponnen worden ist, klar «utags. Worin dieses „Zusammengehen" eigent lich bestehen soll, ist allerdings dis jetzt das Geheimnis der Pariser Leitartikler geblieben. Wir Haben nie ein Hehl daraus gemacht, dast wir Vs auf das Freudigste begrasten, Ruhland dieses Mal am Konferenztisch zu sehen. Das ist einfach selbstverständlich, und diese Empfindung müsste von allen Staaten geteilt werden, denen es wirk lich ernst mit der Abrüstung ist. Konnte doch bisher Polen stets argumentieren, dast alle Be schlüsse ja nicht für Rustland gelten, und es seine Armee also vollzählig unter Waffen Halton müsse, Am gegen den östlichen Nachbar gesichert zu sein. Da diese Flinten sich aber schliesslich auch Mal Argen Westen richten können, kann uns niemand »erdenken, dast wir uns freuen, wenn Polen dieses Argument genommen wird. § Damit aber ist das, wodurch wir uns mit der sSowjet verbündet fühlen, restlos erschöpft. Zu- stimmen vorgehen können nur zwei Staaten, die sich in derselben Lage befinden und daher di« gleichen Interessen haben. Wir sind entwaffnet, Rustland ist ein Feldlager, wir haben — ob «aus Not oder Neigung, ist in diesem Zusammen hang gleichgültig — das höchste Interesse daran, vast alle Staaten «brüsten, damit wir uns nicht länger durch die waffenstarrenden Nachbarvölker bedroht zu fühlen brauchen. Rustland dagegen hat noch nicht ein einziges Mal erklärt, dast ihm an einer allgemeinen Abrüstung überhaupt etwas liege und wird dies auch in Zukunft schwerlich tun, da es schon deshalb ein Heer unter Waffen haften must, um das bolschewistische System im Lande selbst aufrechterhalten zu können. Die russischen und die deutschen Interessen sind also in diesem Punkte diamentral entgegengesetzte, und es kommt hinzu, dast man bei uns immer mehr auf dem Standpunkt steht, Moskau schicke über haupt nur Vertreter nach Gens, um sich mit Chamberlain einmal mündlich aussprechen zu können. Der kommt zwar nicht zur Abrüstungs konferenz, aber zur Dezembertagung des Völker bundes, und Litwinow wird schon dafür sorgen, dast beide Tagungen zeitlich ineinandergreifen, da mit er sich möglichst unauffällig mit dem eng lischer! Austenminister treffen kann. Wir haben keine Veranlassung, dieser Absicht irgendwie ent. gegenzutreten. Denn von unserem Standpunkt aus wäre es nur zu begrüsten, wenn durch eine persönliche Aussprache zwischen den führenden Staatsmännern beider Länder das Kriegsbeil zwischen England und Nustland endlich begraben werden würde. Wir haben uns von vornherein für neutral erklärt und werden diesen in unserer Lage einzig richtigen Standpunkt unter allen Um ständen aufrechtzuerhalten wissen — auch auf der Abrüstungskonferenz in Genf. Herms geht nach Warschau (Eigener Informationsdienst.) Berlin, 25. November. Entgegen den Erwartungen wird die deutsche Handelsdelegation «nicht von Herrn Ministerial direktor Posse, sondern von Reichsminister a. D. Hermes geführt werden. Seine Berufung wird teilweise dahin kommentiert, dast sie eine Kon zession an die Landwirtschaft darstelle. Demge genüber kann festgestellt werden, dast Hermes in der entscheidenden Kabinettssitzung am Mitt woch keineswegs von Neichsernährungsminister Schiele, sondern von Dr. Stresemann vorge- schlagen worden ist. Das Kabinett hat die Kan didatur einmütig gutgeheisten, rmd in weitesten politischen Kreisen ist man der Auffassung, dast die Wahl von Hermes ein ungewöhnlich glück licher Griff der Neichsregierung ist. Andreas Hermes gilt als einer der besten Fachmänner für «landwirtschaftliche Fragen, über die Deutschland verfügt. Sein Hauptinteresse ge hört der Tierzucht, über deren Probleme er mehrere grundlegende Arbeiten veröffentlicht hat. Er hat Deutschland mehrfach mit Glück und Geschick im Ausland vertreten, und sein Ruf war bereits fest begründet, als er zum Ernäh rungsminister ernannt wurde. Später vertauschte ec dieses Ressort, während dessen Leitung er mehrere heftige Kämpfe mit dem preustischen Ministerpräsidenten Braun auszulämpfen hatte, mit dem Neichsfinanzministerium, in dem er der Vorgänger Luthers war. Nach seinem Rücktritt unternahm er graste Auslandsreisen und gehörte später der deutschen Delegation für die Welt- wirtschaftskonferenz in Genf an. Hermes gehört politisch dem Zentrum an und ist Mitglied der preustischen Landtagsfraltio-n, als deren rechter Flügelmann er eine Zeitlang galt. In den letzten Monaten ist er parlamen tarisch weniger hervorgetreten, doch ist beabsich tigt, ihm bei den nächsten Neichstagswahlen die Spitzenkandidatur für den Wahlkreis Köln an zubieten. Der Srdea des Kanzler» (Eigener Informationsdienst) Berlin, 25. November. Die „Frankfurter Zeitung" hat sich aus Mün chen telegraphieren lassen, dast der Reichskanzler beim Empfang beim bayerischen Ministerpräsi denten Held wieder einmal einen Orden getragen habe und hat festgestellt, dast das, „was der Kanzler um den Hals hatte", das breite rote Band eines hohen päpstlichen Ordens gewesen sei. Darob graste Aufregung: Verfassungsbruch. Aber alle die, die wünschen, der Kanzler möge bald etwas anderes „um dm Hals tragen", nämlich den soliden, festen Strick, dm sie ihm gewebt haben, sind dieses Mal furchtbar herein gefallen. Die Verfassung «nimmt nämlich päpst liche Orden ausdrücklich von dem Verbot aus, da man sich in dein Verfassungsausschust in Wei mar seinerzeit auf dm Standpunkt gestellt hat, dast der Papst kein weltlicher Souverän sei. Wir möchten dahingestellt sein lassen, ob in dieser Definition «nicht eine der Hohm Stellung des Papstes unwürdige Herabsetzung der von ihm verliehenen Ehrenzeichen liegt. Unseres Erachtens kann der ganze betreffende Paragraph nicht auf recht erhalten bleiben. Carol nach RumSnten abgereist? Paris, 24. 11. Nach den hier in dm späten Abendstunden vorliegenden Meldungen aus Ru mänien sollen die Oppositionsparteien den frühe ren Kronprinzen Carol nach dem Ableben Bra- tianus verständigt haben, sofort nach Bukarest zurückzukehren. Gerüchtweise verlautet hier, dast Carol Paris bereits verlassen habe. Eine Be stätigung dieses Gerüchtes war allerdings bisher nicht zu erhalten. Andererseits verlautet nach weiteren Meldungen aus Bukarest, dast die rumä nischen Truppen Bereitschaftsbefehl erhalten haben und dast starke Militärpatrouillen die Hauptstadt durchziehen. Dr. Stresemanns Beileid zo Vratianus Tod Berlin, 24. 11. Neichsaustenminister Dr. Stresemann hat dem rumänischen Auhenminister Titulescu telegraphisch sein Beileid zum Ableben des Ministerpräsidenten «Ioan Bratianu ausge sprochen. Der dulMW-rumimWe MnM Sofka, 24. 11. Nach einer Meldung der „Slobodna Netso" hat die bulgarische Regie rung ihren Gesandten in Bukarest beauftragt, die rumänische Negierung um Aufklärung über die blutigen Zwischenfälle in der Norddrobudscha zu ersuchen. Die rumänische Regierung wird zu gleich ersucht, Mastnahmm zu ergreifen, um eine Wiederholung solcher Vorkommnisse zu verhin dern. Die rumänische Antwort dürfte erst nach der Rückkehr der in die Dobrudscha entsandten Untersuchungskommission erteilt werden. Das Mleterschutzgesetz vor dem Wohnungsausschutz Berlin, 24. 11. Der Wohnungsausschust des Reichstages erledigte am Donnerstag die Novelle zum Mieterschutzgesetz bis einschliestlich Paragraph 1 ft, die im wesentlichen in der Fassung der Regierungsvorlage angenommen wurde. Danach erfolgt die Zustellung des Kün digungsschreibens des Hauswirtes von amts- wcgen. Bei einer Kündigung wegen Zahlungs verzuges ist der Fürsorgebehörde Mitteilung zu machen. Der Mieter kann schriftlich oder zu Protokoll des Gerichtsschrcibers Widerspruch er heben. Er must bei der Zustellung der Kündi gung auf seine Widerspruchsfrist aufmerksam ge macht werden. Bei rechtzeitigem Widerspruch verliert die Kündigung ihre Kraft. Erhebt aber der Mieter nicht rechtzeitig Widerspruch, so ist gegen ihn auf Gesuch des Hauswirtes Nän- mungsbefehl zu erlassen. Der Mieter kann gegen den Näumungsbefehl Einspruch erheben und must über dessen Form und Frist belehrt werden. Eine Nachprüfung der Kündigungsgründe ist nur dann zulässig, wem! den Mieter keine Schuld an der Versäumung des rechtzeitigen Widerspruches gegen die Kündigung selbst trifft. Die Pariser WscheraWe Nene Spuren Paris, 25. 11. (Funkspruch.) Im Anschluss an eine Konferenz der mit der Untersuchung der ungarischen Fälschungsaffäre bebauten Rich ter wurde beschlossen, dast der Sicherheitskom missar Lolombant sich nach Wien begeben soll, um über verschiedene bisher schon festgestcllte Einzelheiten eine Untersuchung anzustellen. Die Untersuchungsbehörden «legten gestern bei der er neuten Vernehmung Blumensteins diesen: die Frage vor, ob er seine Zustimmung dazu gebe, dast sein Eeldschrank in Wien geöffnet werde, ohne vast man deswegen den diplomatischen Weg beschreite. Blumenstein nahm diesen Vorschlag an unter der Voraussetzung, dast seine Koffer nur unter Anwesenheit des Dr. Colombant und der Wiener Polizei geöffnet werden. Austerdcm hat der Pariser Beamte den Auftrag, nachzu- forschen, was Blumenstein in Ungarn und in Deutschland trieb und unter wessen Mithilfe er die umfangreichen Betrügereien verüben konnte. Man hat bereits den Beweis, dast mehrere Per« sönlichkeiten in Wien und Berlin, deren Namm bisher noch nicht in der Angelegenheit genannt sind, in Beziehungen zu Blumenstein getreten sind, um Nentsnpapiere stempeln zu lassen. In Wien wird Colombant eine Zusammenkunft mit Zdeborsky, dem ungarischen Polizeichef, haben. Fast sechs Milliarden deutsche BerwaltuMWen Berlin, 24. 11. Auf Aufforderung des Abg. Ersing im Haushaltausschust hat das Neichsfinanz ministerium, wie „Der Deutsche" mitteilt, eine Zusammenstellung über die Eesamtbesoldungs- kosten der Länder gemacht. Danach belaufen sich die Beleuchtungskosten der Länder nach dem Stande der jetzigen Besoldungsordnung auf 2477 Millionen Mark. Nach der Berechnung der Län- der kostet die neue Besoldungsregelung weiter« 406 Millionen Mark, so dast der künftige Besol dungsaufwand 2883 Millionen Mark betragen wird. Bei Hamburg, Bremen und Lübeck ist zu beachten, dast in den für die Verwaltung dieser Länder entstehenden Kosten auch die Aus» gaben, für die Kommunalverwaltung enthalten sind, da bei den freien Reichsstädten Staat und Kommunalverwaltung ein und dasselbe sind. Bei mehreren Ländern, so vor allem in Preuhen, Württemberg, Baden, Hessen und einer Anzahl kleinerer Länder ist nicht zu ersehen, ob in den angegebenen Personalkosten auch die Pensionen enthalten find. Bei einzelnen Ländern sind diese Angaben gemacht worden. Nach Durchführung der neuen Besoldungsord- nung belaufen sich die Personalausgaben in Reich und Länder einschliestlich Pensionen auf etwa 3426 . Millionen Mark. Schätzungsweise dürften die Personalausgaben bei den Gemeinden sich zwischen 2—2,5 Milliarden Mark bewegen, so dast die gesamten Verwaltungskosten im Reich, in den Län dern und Gemeinden sich künftig zwischen 5,5—6 Milliarden bewegen werden. Alles in allem genommen, ergibt sich, so schreibt „Ter Deutsche" weiter, dast die Personalkosten im Reich, Ländern und Gemeinden sehr grost sind und es eine dringende Staatsnotwendigkeit ist, eine grostzügige Vereinfachung unseres Verwal tungsmesens durchzuführen. lo. MsschuMung des Allgem. deutschen GeWerlschastsbunde» Stellungnahme zum Kampf in der Zigarcen- indnstrie. Berlin, 24. 11. Die 10. Sitzung des Aus- schusses des Allgemeinen deutschen Gewerkschafts- bundcs wurde heute im Berliner Gewerkschafts- Hause abgehaltcn. Nach dem Bericht des Bun- desvorsitzcüden nahm der Vorsitzende des Tabak- arbeiterverbandcs das Wort zu eingehenden Aus führungen über die Vorgänge, die zu der Aus sperrung der Tabakarbeiter geführt haben. Der Vundesausschust beschlost einstimmig, dem Tabakarbeiterverband die Bundcshilfe zu ge währen. Alle Verbände werden zu diesem Zweck! jede Woche 10 Pfg. pro männliches und 5 Pfg. pro weibliches Mitglied an die Bundestage leisten. Für den Fall, dast die Aussperrung noch weitere Ausdehnung erfahren sollte, wurde der Bundes vorstand ermächtigt, diese Beträge entsprechend zu erhöhen. Deutsche ZentralasienerpMion Bremen, 2t. 11. Nach einem Telegramm aus Parkand (Chinesisch-Türkistan) ist es der deutschen Zentralasienerpedition unter Leitung von Dr. Trinkler, Bremen, geglückt, das 5000 Meter hohe Lapsang-Plateau zwischen Karako rum und Kuen-Lun zu durchqueren und die Stadt Yarkand am Rande der Takla-Makan- Wüste wohlbehalten zu erreichen. Hiermit ist der erste Abschnitt der im April von Bremen aus angetretenen Forschungsreise beendet. Inter essante Ergebnisse der asiatischen Tätigkeit der Expedition sind bereits bei dem Bremer Mu seum für Natur- und Völkerkunde eingegangen. , Es beginnt jetzt die Wintcrkampagne.