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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188403103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840310
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-10
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1884
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M- «!S SUa Pi- Hk. 74 «tt» mit 4S- d»Li 181^ 87- >«» U4- UNL «V- 711« i«- II'L- «.- ÄS uo- sv- 'SL Ivtz- l.L- 81» 44k M» tztzsi >1811. 1.1t. > ^ llr. L!I7I>I. l M'» u. k/ptorSP» »U» «8«-. o Idb di, 176.7S ^1. .10 «bericht.) -ckuü «')» oe k«u- Lmerik»- l-lllsn, tür uumittot- i, Import >0 L»I>ev, I Kalleu. oll LWSN- (8nt« > ösli«». 24,000 L. »t, 8000 vrrkllllk. -i- 1LS. Damvirr iia" »«d Inman- >Dam»sa -amburll- LiN«bmi rntlltt»" Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Redaktion und Expedition JohanneSoasse R. Sprechstunden der Redaktion: Vormittag- 10—12 Uhr. Nachmittag- b—6 Uhr. l dr tti Rll6>«d« »>nq»i>,ndlrr vtamilcr,»,« M»H4 ßch 4u Kk»«cu»i> »ichl »«rduirtich» >»«ahm« »er für »te »S»ftf«I,e»»e Nu»mer »estimmten Anicrare a» vechentaoen dis Z Uhr Nach»it«»s«. «n k«»»' ua» Arsttageu früh dis '/,S Uhr. In den Filialen für Ins.-^nnahmr: Ott« klemm, Universitäirstraße 21, 1'out» Lösche, Katharineastrahr 18, p. nur bi» '/,L Uhr Anzeiger. Organ fnr Politik. Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Auflage 18,4V«. Ld«nllr»en1,prri, Viertels. 4'/, M». illcl. Briugkriohv k vtt.. durch die Poft det0«ru S VN. Jede luzelae Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Bl. Gebühren >ür rrtradeil««,, «hae Postbrlürderuag 38 VL «U Poslbesürderullg 48 VN. Inserate Saelpaltme Petitzeile SO Pf. Grüherr Schnfte, laut nuierem Preis» verzeichaih. Labellarischer ». Zifferaiah muh HSHer» Tarif. Reklamen nntrr de« Rrdartionostrich die Svallzeile SO PI. Iulerate sind ftert an die ErpeVitia« zu srudeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruenaweruvilo oder durch Post- uachaahme. 70. Montag den 10. M8rz 188L 78. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vrkanntmachung. Die Lerstellun.g einer Schleuse 111. Claffe in der ehe maligen Verbindungsbahn von der Kreuzung der Liebigstraße bis und mit der Kreuzung dcS Wintmühlenweg- soll an einen Unternehmer in Accord vergeben werden. Tie Bedingungen und Blcinkcts für diesen Schleußenbau können bei unserer Tiefbau-Verwaltung. RathhauS, II. Etage, Aimuier Nr. 14. entnommen werden, woselbst auch die ver» Iiegelten und mit der Aussckrist: Lchleußrnbau in der ehemaligen Verbindungsbahn versehenen Offerten bis zum 20. März «. o. Nachmittag- 5 Uhr einzureichen sind. Leipzig, am 6. März 1834. De» RathS der Stadt Leipzig Straßenbau Deputation. Vtkamltmachung. Die ru der Reparatur deS böl.erne» Pteitzen-Stege» am Naundörjchcn ersoroertilben Zimmerarbeiten sollen an «inen Unternehmer in Accorv vergeben weisen. Die Bedingungen und BlankelS für diese Arbeiten können bei unserer Ticsbau - Verwaltung, NatkbauS» ll. Etage, Ammer Nr. 14 entnommen werden, woselbst auch die vcr- liczeltcn und mit der Ansscbriit: „Reparaturarbeiten am PleiHensteg" versehenen Offerten bis zum 20. März ». e. Nachmittags 5 Ubr abzugeben sind. Leipzig, am 27. Februar 1884. DeS Raths der Stadt Leipzig Straßenbaudcputation^ Vekanntillliölllilg. Die Herstellung einer Lwlensze lll. Elasie in der Fahr straße längs der Westseite des Marktes soll an einen Unter nehmer in Accord vergeben werten. Die Bedingungen nnd Bl.inketS sur diesen Schleußenbau können von unserer Tiefbau-Verwaltung. N.ithhauS, ll. Etage, Zimmer Nr. 14 entnomme» werden, woselbst auch die Offerten versiegelt und mit der Aufschrift: „Schlenßenbau am Markt" versehen bis zum 22. Marz «. o., 'Nachmittags 5 Uhr, ab zugeben find. Leipzig, am 3. März 1884. DeS NatheS der Stadt Leipzig Straßenbaudeputatton. Nichtamtlicher Thetl. England nnd Amerika. * Die jüngsten Dynamit-Attentate der irischen Verschwörer in London haben sowohl im Publicum als in der Presse England- die Stimmung gegen die Bereinigten Staaten von Nordamerika bcinerkenswerth verschärft. Man verlangt von der Regierung der Union bereits in sehr nachdrücklicher Weise, daß sie gegen die in Nordamerika förmlich organisirte Fenicr- verschwörung einschrcite, welche England fortwährend mit Dynamit-Erplosionen und Massenmorden bedrohe. Bom politisch-sittlichen Standpunkte aus läßt sich gegen diese Forderung Englands freilich »icktS emwenden, aber bezeichnend ist cS immerhin, daß England sich eril bewogen gesunden hat, diesen Standpunct einzuncbincn, seit Aufruhr und Revolution in seinem eigenen Hause wnlhen, seit Irland der britischen Herrschaft auf der Grünen Insel einen förmlichen Ver nichtungskrieg erklärt bat. DaS, was heute England von Amerika mit Recht zu for dern glaubt, haben seiner Zeit die Regierungen des europäi schen Festlandes vergeblich von England verlangt. Nach den politischen Sturmjabrcn von 1848/49 war England ganz in derselben Weise, wie heute Amerika, der Mittelpunkt der europäischen Revolutionspartri, aber selbstverständlich richtete diese ihre Bestrebungen und Anschläge nicht gegen da» „freie- England, sondern nur gegen die „ausländischen Despolen" ienseitS deS CanalS. Damals fand sich aus dem „gastlichen" britischen Boden Alles zusammen, was in Revolution machte und jederzeit bereit war, nach irgend einer Regierung de- Festlandes einen Feuerbrand zu schleudern. Italienische, sranzösische, polnische, russische und ungarische Revolulionaire fanden sich auS allen Richtungen in London zusammen, um von dort ihre betreffenden Regierungen mit revolutionairen An- schlügen aller Art zu bedrohen. Auch an deutschen Wühlern mangelte eS bekanntlich nicht, da aber der Charakter deS Deutschen zum BerschwörungSwesen viel weniger als der der Romanen, Slawen und Ungarn paßt und auch sonst politi schem Fanatismus nicht leicht zugänglich ist, so spielten da mals die deutschen Revolulionaire m London eine ziemlich untergeordnete Rolle. Desto toller ging eS aber im romani schen und slawischen Revolntionslager ber. Tie Italiener, unter der Führung des alten gefährlichen Verschwörers Mazzini, bedrohten nicht allein fortwährend Oesterreich und die damal- noch bestandenen kleineren italienischen Regierungen, sondern verbanden sich auch mit ihren romanischen StammeS- genossen, den Franzosen, zum Sturze dcS ihnen in den Tod verhaßten Loui» Napoleon, der als Präsident der französischen Scheinrepublik jeden Augenblick bereit war, nach der Kaiser krone zu greisen. Die Polen, wiewohl in eine aristokratische und demo kratische Revolution-Partei gespalten, deren erste« sogar in ber Person Lord Dudley Stuart'S einen wcrktliätigrn Be schützer und Förderer fand, setzten dennoch ihre Umtriebe im Troßherzogthum Posen, in Galizien und Russisch-Polen fort und leisteten auch sonst gern Handlangerdienste, wenn eS in irgend einem Winkel Europa- „loSaehen" sollte. Auch der magyarische Ex-Gouverneur Ludwig Kossutk hatte mit seinem RevolutionSstabe auS Kleinasien i» London seinen Einiug gehalten, wo er von den „kor Unngar^ begeisterten Be wohnern mit einem großen Sacke voll Liver Sterling und einem Festesten empfangen wurde. An dem Willen, von England cu>S einen bewaffneten .. Befreiungszug" nach Ungarn zu unternehmen, hat eS Kostulh und seinem Anhänge wahrlich nicht gefehlt, aber der Weg v»n London nach Ofen-Pest ist etwa- weit und überdies liegt da- unbequeme Meer dazwischen. Die russischen Nevolutio- naire endlich waren in London durch Alexander Herzen ver treten, der dort eine große russische Buchdruckerci gründete, die ausschließlich dazu bestimmt war, ganze Schiffsladungen russisch-socialdemokratischcr Brandschrisken nach dem Zaren reiche zu schmuggeln. Diese damals von Alexander Herzen auSgcstreuIe Saat ist beute in Rußland als Nihilismus blutig eniporgcschcssen. — Auch an anderen, mehr vereinzelten Unruhestiftern und sonderbaren Prätendenten mangelte r- damalS in London nicht. Von diesen erwähnen wir nur den verschrobenen Tiamantenherzog Karl von Braun schweig. den gulen Freund Ludwig Napolcon'S, welcher, als ec noch selbst al- Flüchtling in London sich auf- hiclt, den Herzog Carl zn „revolutionairen Zwecken" mehr mals um Darlehen angina. Herzog Carl gab damals ein ultra-revoluticnaires Blatt, die „Deutsche Londoner Zeitung", heraus, welche gegen sämmtliche deutsche Fürsten, zumal aber gegen Preußen, in einem Tone wüthete, der sich gar nicht andente» läßt. Herzog Cart hatte auch in einem Magazine dcS Londoner Stadtlheiles Whitechapel Uniformen, Waffen und Munition zur Ausrüstung eines revolutionairen ZugeS nach Braunscknveig in Bereitschasl, da aber dieses Unternehmen niemals in Fluß geralheu wollte, so verkaufte er schließlich jenen kriegerischen „Krempel" irgend einem transatlantischen Potentaten, wa- jedenfalls noch die klügste That war, die Herzog Carl von Braunschweig jeinalS auS- gesuhrt batte. Ernster und viel bedenklicher als mit diesem Intermezzo, stand c-5 jetenfallS mit den Absichten und Anschlägen der sranzosisch-italienischcn Revolution«!«. Tie heutigen Tynamit- Explosioncn in London halten schon damals ihre Vorläufer, welche aber von dort als «volutionaire Mordwcrkzcuge nach dem An-lande exportirt wurden. Wir erinnern da nur an das furchtbare Bomben-Attentat deS italienischen Verschwörers Orsini vor dem großen Opernhause in Paris, wobei auch mehrere ganz schuldlose Personen gclöbtet wurden. WaS erwiderte aber damals die englische Regierung aus die gegen da- in England geduldete rcvotutionaire Treiben gerichteten diplomatischen Beschwerden der verschiedenen fest ländischen Staaten? — Der damalige englische Premier, Lord Palmerston. der im Volksmunde de» bezeichnenden Namen „Lord Firebranb" trug, zuckle stets die Achseln und beries sich zur Beschönigung Ver in England auSgehecklen Revolution?- und Mordpläne aus die „ganz benimmt lauten den englische» Gesetze", aus die „englische Freiheit" und da- „ganz »»verletzliche Aihlrecht für politisch Verfolgte". Hat man alle diese Dinge heute in England schon ver- gksien? ES sind ja seither erst vierunddrrißig Iah« ver strichen, eine gewiß kurze Zeit im Völker- und StaatSlcbcn. Und dennoch stellt heute England an die amerikanische tlnionS- rcgicrung genau dasselbe Verlange», welches vor vierunddreißig Jahren fast sämmtliche festländische Staaten ganz erfolglos an England gerichtet hatte». Ta bat man eS, im Hinblicke aus die heutigen Proteste Englands gegen bas Fenierthum in Amerika, in der That mit einer sonderbaren pclilijcb-sltllichen Logik zu lbu», ja man möchte fast annehmc», das; cS auch eine politische Nemesis gebe, die heute England durchschreitet, um für Vergangenes Sühne zu verlangen. Leipzig, 10. Mürz 1884. * Ter dem Reichstag vorliegende Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung deSHilsscassengesetzcS vom Jahre 1876, enthält theilS Abänderungen, welche in Folge dcS Erlasses de- KrankenvcrsicbcrungögcsctzeS ralhsam oder noll-wendig erscheinen, theils Abänderungen und Er gänzungen, für welche bei der bisherigen Anwendung deS HilsscaffengcsctzeS selbst ein Bedürsniß bervorgetreten ist. Von eigentlich politischer Bedeutung dürste insbesondere der Z. 34 sein, welcher bestimmt: Tic Leiter von Generatversammlungen, sowie von Mitgliederversammlungen werden mit Geldstrafe bis zu 300 bestraft, wenn sie in der Generalversammlung oder in der Mitgliederversammlung Erörterungen über öffentliche Angelegenheiten zulasten oder nicht Verbinder», deren Erörterung unter die LandcSgesctze über daS VereinS- unv Versammlung-recht fällt. Tie „Begründung" be merkt dazu: „Durch diesen Zusatz soll eine offenbare Lücke beS Gesetzes auögesüllt werden. Bei der Berathung deS Gesetzes stellte sich zwischen den verbündeten Regierungen und der Mehrheit de- Reichstags llcbereinstimmung darüber Hera»-, daß eine Verbindung der Casten mit anveren Gesell schaften oder Bereinen die Gefahr eine- Mißbrauchs der Castcneinrichtungcn zu politischen Zwecken einschließe und daß gegen einen solchen Mißbrauch durch daS Gesetz Sicherung geschaffen werden müsse. Die verbündeten Regierungen ver treten dabei die Auffassung, daß, um diese Sicherung zu erreichen, die Castenmitglietschafl überhaupt nicht von der Bctheiligung an Gesellschaften und Vereinen abhängig gemacht werden dürfe. Tie Mehrhe t deS Reichstag» wollte dagegen eine derarlige Verbindung nicht auSgeschtostc» wissen und glaubte einen ausreichenden Schutz gegen den Mißbrauch der selben in den Vorschriften der tztz. 6 und 29 zu finden. Keine dieser Vorschriften trifft indessen Vorsorge gegen einen Miß brauch der Castenorganisativn zur Umgehung der gesetzlichen Vorschriften über das VersammtungS- und PercinSrcchl, wie dies für die Erwerbs- und WirthschastSgenostenschasten durch tz. 2? de» Gesetzes vom 4. Juli 1868 geschehen ist. Bei der Art der Gesellschaften und Vereine, mit welchen HilsScastcn verbunden sein können und thatsächlich vielfach verbunden sind, bei ihrer Verbreitung, welche sich zum Theil über daS ganze Reick erstreckt und bei der Organisation, welche sie sich durch die Einrichtung der örtliche» Verwaltungsstellen geben können, liegt eS aus der Hand, daß bei ihnen die Gefahr deS frag lichen Mißbrauchs ungleich näher liegt, als bei den Genosien- schasten, und daß für sie eine diesem Mißbrauch enlqegen- tretcnde Bestimmung noch weniger zu entbehren ist, als für die letzteren." Wir kommen morgen aus den Entwurf näher zurück. * Tie „National-Zeitung* meldet vom Sonnabend: „Die Nachricht, daß Fürst Bismarck heute Abend oder spätestens morgen hier einzutreffen gedenke, ist unbegründet. Wir er fahren von vertraucnswerther Seite, daß der Gesundheits zustand de» Reichskanzler» während der jüngsten Zeit wieder viel zu wünschen übrig ließ; insbesondere sind cS nervöse Zustände, welche den Fürsten plagen, lieber den Zeikpnnct der Rückkehr nach Berlin sind daher definitive Bestimmungen noch nicht getroffen worden, r» scheint vielmehr, daß sich der Aufenthalt in FriedrichSruh noch weiter auSdchnen werte." * Die „Deutsche freisinnige Partei" hat in ihrer ersten FraclionSsitzung unter Vorsitz Staussenberg'S folgende Initiativanträge beschlossen: Antrag Slausienberg« Hvfsmann, betr. Gewährung von Pensionen an die Invaliden auS dem französischen Kriege, welche nach Ablaus des Präclusiv- termin» invalide geworden sind. — Antrag Äartb-Dinchlrt. betr. Gewährung der vollen AuSsuhrvergülung für Tabak. — Antrag Baum back-Meibauer, betr. Abänderung der Be stimmungen der Gewerbeordnung über die Handelsreisenden und die Eolportagc. — Antrag PhillipS-Lenzmann ans Ent schädigung unschuldig Berurtbeitter. — Antrag Eberty-Bückte- mann, der Reichstag wolle beschließen: den Reichskanzler zu ersuchen, noch im Lause der Session eine Vorlage an de» Reichstag gelangen zu lasten, welche allen im ReicbSvicnst be schäftigten Eivilpersoncn. bezw. de«» Hinterbliebenen ohne Rücksicht aus die Dienstalter eine au-rcichende Pension zu sickert. für den Fall, daß diese Personen durch Unfälle oder Beschädigungen im Dienste dcS Reiches in ihrer ErwerbS- sähigkeit beeinträchtigt werden oder ihr Leben vertieren. * Neben Deutschland ist wohl Italien diejenige unter den europäischen Mächten, welche sich in ihrer auswärtigen Politik die größte Zurückhaltung auserlegt und sich an der Rolle LeS zwar ausinerklameu aber direct unbctbeiligten Zu schauer- der TagcSooraänge genügen läßt. Man bat eben jenseits der Alpen naher liegende und wichtigere Dinge zu thun, als sich aus das Glatteis der auSwärtigcn Polilik zu wagen, zumal die «ck lioo erforderliche Ausrüstung noch mancherlei Mängel und Lücken answeist, deren Complelirung Mühe. Zeit und Geld kostet. Der Schwerpunct deS von dem Ministerium DepretiS-Mancini beiolglen NcgicrungS- f'ysieniS liegt denn auch nicht sowohl aus dem Gebiete der auswärti ge» als vielmehr aus dem der inneren Politik, woselbst eine Reibe von Reformen!» Angriff, resp. in Aussicht genommen sind, welche nur unter Entfaltung der vollen Tbatkrafl aller öffentlichen Factvren zu bewältigen sind. Wenn dem gegenibärtigen italienischen Eabinet eine festere und geschlossene« Mehrheit zur Seite steht, alS die Annalen des dortigen Parlamen tarismus seit geraumer Frist aufweiscn koninen, so erktärt sich dieser Umstand an» der auch im Volk und in den Parteien weit verbreiteten Erkcnntnitz von der Nolhwendig- kcit einer einheitlichen, dauerhaften gouvcrnemenlalc» Aktion im Interesse der Durchführung der als dringlich bezeichnet«!« Reformen, Mit dieser Tendenz der kssentlichen Meinung steht die Opposition gegen den zeitigen UnterrichlSminister Baecelll nickt im Widerspruche, sofern die Cabinetsmilglied- schajl diese- Herrn von der Majorität nicht als ein die Combi- nation Deprcli«- Manciui stärkende», sondern im Gegenthcil schwächendes Moment betrachtet wird, und inan daher nickt ans Feindschaft gegen, sondern auS Anhängerschaft für daS Ministerium gegen den UnterrichtSmin>ster Front macht. Herr Trpretis hat seinen UnIcrrichlScollegen denn auch mehr auS taktischen als auS principiellen Gründen gehalten und die Kaminernmehrheit ihre Bedenken gegen denselbcn sofort lallen lassen, nachdem sic einiah, daß Herr DepreliS auS dem Verbleiben Baccelli'S eine Cabinctssrage machte. Ob der Eonflicl hiermit definitiv begraben ist. wird sich demnächst zeigen, da dem Vernehmen nach Herr DcpretiS mit der Absicht umgeht, eine Debatte über die Gesammtpolitik seines Mini steriums zu provociren, die ihm zur völligen Klärung der inneren Lage unerläßlich dünkt. * Tie „Politische Correspondenz" meldet auß Rom, 6. März: „Eiuigen Blättern in Italien macht e» Vergnügen, durch die in den russisch-deutschen Beziehungen ein- getrcteuc Erwärmung daS Vcrhällniß Italien» zu Deutsch, land und Oesterreich-Ungarn alS von seiner biShrrigen Basis abgcdrängl. ja sogar alS gefährdet hinzustellen. Es sind dies die gleichen Manöver, wie sie ohne den gehofften Erfolg auch Oesterreich-Ungarn gegenüber versucht worden sind. Diese Bcisucke, denen die Tendenz ziemlich deutlich an die Stirne geschrieben steht, würden nicht einmal eine ernste Widerlegung verdienen, wenn nicht die Gefahr be stände, daß sie durch Stillschweigen sich zu dreisterem Auf treten ermuthigt fühlen und bann m unklaren Köpsen immerhin Verwirrung anrickten könnten. Für den Denken den genügt, um den richtigen Maßstab für die Be- urlheilung dieser Darstellungen zu finden, die Erwägung, baß zwischen den verbündeten Staaten, deren Vcrhällniß durch Rußland» Annäherung an Deutschland eine Verrückung erfahren haben soll, feste Abreden unter bindenden Be dingungen bestehen, die sich nicht zerreißen lasten und an deren Zerreißung auch kein Mensch denkt, al« die nickt immer harmlosen Gcsvenstcrsehcr, von denen Eingang» die Rede war. In Italien« Stellung zu Deutschland und zn Oesterreich-Ungarn hat sich Nicht» geändert und man begrüßt in unseren RegierungSkreisen die Annäherung de» Peters burger CabinetS an da» Berliner mit voller und un- getheilter Befriedigung, da man in derselben einen moralischen Erfolg deS mitteleuropäischen StaalenbundeS und. wa« die Erreichung deS Zwecke» de» letzteren, die Sicherung de« Friedens, betrifft, eine neue Garantie sieht. — Eine ernste Debatte, die nölhigensall- von der Regierung selbst provocirt werden dürste, ist in der nächsten Zeit in unserem Parlamente über die innere Politik zu gewärtigen. Sie wird der Regierung Gelegenheit bieten, den Beweis zu liefern, daß dieselbe nach wie vor über eine imposante Majo rität verfügt. Da sich im Befinden de» Ministerpräsidenten und Ministers deS Innern eine entschiedene Besserung einge stellt hat, so daß derselbe in der Lage sein wird, schon in den nächsten Tagen in der Kammer zu erscheinen, dürste die betreffende entscheidende DiScussion nicht lang« aus sich warten lasten. Die DiScussion der Eiienbabnsrag« ist für da» Ende diese- Monat« oder für Anfang April zu erwarten." * Einem soeben veröffentlichten Rundschreiben de» französischen Director» der allgemeinen Sicher heit, Schnerb, wird sehr große Bedeutung beigelegt. Man nimmt aus Grund diese» Circular» an. daß die Ausweisung derPrinzen in Frankreich nahe bevorsteht. Tie „France" brachte zuerst die Nachricht, der Director der allgemeinen Sickerbeit, Herr Schnerb. habe an die Präsccten ein vertrau liches Rundfchreibcn gerichtet, um von ihnen über die Lage einiger «publikanischer, der Regierung feindlicher Abgeordnete» private Mlttheilungen zu erhalten. Da» Journal „Pari»" erklärt nun diese Melkung für falsch und veröffentlicht ba» in Frage siebende Circurlar. Dasselbe laulet wörtlich: „Herr Pr äse et! Die Regierung hätte Interesse daran, so genau alS möglich über die Lage der royalistischcn Partei in den Departement« seil dem Tode des Grasen Lhamborv unierrichtet zu sein. Sie wünschte hauptsächlich zu wisse», ob und durch welch« Mittel eine neue Organisation versucht wurde: ob neue Organe ge- jrüudet worden sind; ob die alte», der Legitimität ergebenen Blätter ich dem neuen Prätendenten angeschlossen haben; ob endlich Jour» >ale von irgend einer anderen Färbung von der monarchistischen Vartei erworben wurden. Nützlich wäre es ferner, zu wissen, ob die alten ronalistischen TomilöS alle ausgelöst und welche von diesen aus neuen Grundlagen sich wieder consiiluirt haben. Ich wäre Ihnen, Herr Präsect, daher sehr verbunden, wenn Sie den anbei olgenden Fragebogen ln möglichst rascher Zeit beantworten, den» elben gütigst eigenhändig auSjüllen und unter doppeltem Verschluß an meinen persönlichen Namen absenden wollten. Ich brauche wohl nicht erst zu erwähnen, daß der Herr Minister mit Freuden alle Bemerkungen, die für Ihr Departement speziell Bedeutung haben, empfangen wird, sofern Sle e- sür nöthig erachten, dieselben dem Fragebogen bcizusügcn. Genehmigen Sie u. s. w. Der Director der allgemeinen Sicherheit Schnerb. Fragebogen. Departement den . . Februar 1884. 1) Hat sich die royalistische Partei seit dem Tode de- Grafen von Chambord wieder organisirt? 2) Wie sunciionirt diese Organisatin? Nach Arrondissemcnl? Nach tlanion? 3) lieber welche Blätter verfügt die Partei? Aeltere Zeitungen, die sich dem Grasen von Pari- angeichlossen? Neugegründcie Journale? Blätter ver schiedener Färbung, die seil dem Tode de- Grasen Lhambord von der monarchistischen Partei erworben wurden? 4) Bestehen LomiläS? Alle ober neue? Worin unterscheiden sich die neuen von den alten? b) Allgemeine Bemerkungen." Von dem Pariser Specialcorresponventen der „National- Zcitunq" wird in dieser Beziehung gemeldet: „ES gilt al» licker, daß da» Rundschreiben de- Director» der allgemeinen Sicherheit, Schnerb, eine ernste Bedeutung hat und daß es der Vorläufer eines Beschlusses der Regierung bezüglich der Ausweisung der Prinzen ist." * Wie au- Madrid telegraphirt wird, sind die Corte« endlich aufgelöst. Die Neuwahlen zur Deputirtenkammer ollen am 27. April, diejenigen zum Senate am lv. Mai, der Zusammentritt der neuen CorteS am 20. Mai erfolgen. Der Anfallversicherungszesetzenlwurf und seine Segründung ist dem Reichstage soeben zugegangen. Indem wir un» Vor behalten, aus die einzelnen Paragraphen und ihre Begründung speciell einzngehen. theilen wir heule auszugsweise die wich tigsten Stellen au» den Motiven mit. Wa« den Krel« der Personen anbetrlfft, welche der Un fallversicherung unterworfen werden sollen, so beschränkt sich der vorliegende Entwurf im Allgemeinen aus die Arbeiter in den bi-her hastvslichtigen Betrieben. Füc diese v'Ichränkung ist der Gesichl-punct maßgebend gewesen, daß die gesetzliche Regelung der Unsallsürsorge sür diese in Folge der Entwickelung der Industrie am meisten gefährdeten Arbeiter, für welche sich der ß. 2 de« Haft» pflicht-Gesetzes al- unzureichend, ja schädlich erwiesen hat, dir Nächst liegende und dringlichste Aufgabe bildet. Die Beseitigung der Haft- psticht sür diese Arbeiter und die Herstellung einer besseren nnd wirksameren Unsallsürsorge sür dieselben wird den AuSgang«punct der Gesetzgebung aus diesem Gebiete bilden müssen, an welchen dem- nächst die Au«dehnung der Unsalloersichcrung aus weitere Arbeiter- kreise angekuüpst werden kann. Eine solche Au-dchnnng der Uusall- veisichcrung im Wege specieller Gesetze wird, wenn die Vorlage Gesetz wird, aus Grund der bei der Au-sührung desselben gesammelten praktischen Ersahrungen verhältnißmäßig leicht sein, und sie wird auch, wenn einmal eia leben«sähiger Aniang gemacht worden ist, nicht au-bleiben können. ... Wenn der Entwurf über den Kreis der dem ß. 2 de« Hastpslichtqesetze« unterworsenen Personen insofern hinaue- geht, al- er die Au-deynung der Unsallversicherung aus diejenigen handwerksmäßigen Betriebe, in welchen Dampfkessel oder durch elementare Kraft bewegte Triebwerke zur dauernden Verwendung kommen, vorsieht, so läßt sich zwar auch gegen diese Au-dehming da« Bedenken erheben, daß dadurch Schwierigkeiten sür die einheitliche Regelung erwachsen könnten. Diese» Bedenken muß indessen zurücklreten, weil nach den Erörterungen >m preußischen Bolk-wirthlchasisralh eS nicht durchweg den that- sächlichen Verhältnissen entsprechen würde, bei Motorcnbetrieben die Scheidung zwischen sobrikmäßigem und handwerksmäßigem Betriebe von der Zahl der bcschäsligten Arbeiter abhängig zu machen. Die Ausdehnung der BersicherungSvflicht aus die in kleineren Betrieben beichäsligten Arbeiter ohne gleichzeitige Fürsorge für die von Unfällen betroffenen Unternehmer solcher Betrieb« stößt ous begründete Bedenken, inlolern diese Unternehmer nach ihrer wirthschasilichen Lage und nach der Art ihrer Arbeit den von ihnen beschäftigten Arbeitern im Wesentlichen gleichstehen. WaS die Ausbringung der Kosten der Versicherung anbcirifft, so wird davon auszugehen sein, daß die Sicherstellung der Arbeiter gegen die wirlhichaiilichen Folgen der Unfälle sich nicht als eine privinrechtliche Verbindlichkeit der Betriebsunternehmer zum Schadenersatz, sonder» al« eine öffentliche, rechtliche Fürsorgepflicht darstcllt. Der Staat und die Gesellschaft ho» ein Interesse daran, den Arbeitern in Fällen der ErwcrbSunsäbigkeit durch im Betriebe vorgckommener Unfälle Versorgung zu sichern. Auch bei den VetriebSuntcrnehmern hat sich daS B wußtscin der ikncn obliegenden Verpflichtung ausgebildet und befestigt. AnS diesem Bewußisein heraus ist i» wciicrem Umfange eine freiwillige Fürsorge der Unter nehmer sür ihre Arbeiler eingelreren. welche über die durch das Hastpflicht« geietz ihnen auserleglen Verpflichtungen erheblich hinau-geht. Wesenliich gesördcrl und unterstützt wurde diese Auffassung durch die Erwägung, daß der BelriebSunlernehmer die Kosten der Füriocge in der Regel nicht a»S seinem eigenen Vermögen leistet, sondern daß sie ihm von dem Käufer seiner Erzrugiiisse in dem Preist dcrselhen wieder erstattet werden. Wie dem Beirieb-unlernchm r die an dem Anlage- und BelriebSeapital entstehenden Schäden und Verluste zur Last sollen, !o soll derselbe auch die Verluste a» veriönlicher Arbrit-krast, welche durch die seinem Industriezweige eigenthümliche» Ge'ahren veranlaßt werden, trogen und sür beide in dem Gelamintertrage de« Unter nehmen- Deckung finden. Weiter führt die Begründung au«, daß eine Vcrthnlung der durch BetricbSuiijällc herbeigesühilen Schäden zwilchen Arbeitgeber und Arbeiter in der Bestimmung liege, wonach die Unterstützung der durch Uniälle Verletzten während der ersten dreizehn Woche» den Kranleuecissen verbleibt. In dieser Beziehung wird hervoraehoben, daß schon vor Erlaß drS Krankcncasstngesrtz-« diele Leistung allgcmeiu den Krantcn- cassen und somit größlentkeil« den Arbeitern obgelegen habe. Hieran etwa« zu ändern, erscheine bedenklich, Denn darf mit Be- siimiiitheii erwartet werden, daß die Bctrieb-uniernehmer, welche ihre Belastung mit den Kosten der Unsallversichcrung nach Maßgabe der Bestimmungen de« Entwurf« im Allgemeinen al« eine den Rück sichten de« Recht« und der Billigkeit enliprechende anerkennen, von Versuchen, dieselben durch eine Klirzuiig de« Lohne« aus die Arbeiter obzuwalzen, Abstand nehmen werdcn. Io erscheint e« doch zweisel- hast. ob die gleiche Erwartung gehegt werdcn dürste, wenn man da nn Entwurf vorgesehene Verhättmß zu Ungunsten der Arbeitgeber verschieben wollte... Daß die Belast» ng der Arbeiter dabei keine übermäßige sein werde, wird daran« geioigert, daß nach den Ergebnissen der Unsallstattstik von der gelammten, durch Uniälle entstehenden Last nur etwa 1LV, Procent aus die Kraickeucassia emsallen. Von besonderem Interesse sind dir Au«sührungen der Motive über die Uebertrogung der Unfallversicherung ausLerussgenossea-
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