Volltext Seite (XML)
ISIS Rr. 810 Sreitag, den 6. Oktober Schriftl.ttoa- und D«IchSft1st<ll« ^ohannltgaf!« Rr. » 3«r»!»r«ch-2n,chlob Rr. X6W. KtüU und Ei« mer Siez i« Siebenbürgen Der deutsche Heeresbericht Das Wölfische Bares« meldet amtlich: Gröhes Hauptquartier, 6. Oktober. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Die Artillerieschlachk zwischen der An«re und der Somme ging heftig weiter. 3m Anschluß an drei am Morgen gescheiterte englische Angriffe hart östlich der Ancre entspannen sich lebhafte Handgranatenkämpfe, die bis iu den Abend hinein dauerten. Zwischen Moro al und Boucha- vesnes schritten nachmittags starke französische Kräfte zum Angriff. Truppen der Generale von Böhn «ad von Gar nier haben den ötoh — zwischen Frögieourt oud Bouchavesnes nach hartem Nahkampf — blutig abge schlagen. Besonders zeichneten sich die Änfanterieregimenter Nr. 155 und 186 aus. Südlich der Ancre frischten die Feuerkämpfe zeitweise merklich auf. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern An der Kampffront westlich von Luzk bUeb der er schöpfte Gegner gestern ruhig. 3n de» letzten Tage» wurde« hier sechs Offiziere, 622 Mann gefangengenommen und acht Maschinengewehre erbeutet. Zwischen den Bahnlinien von Brody und Zborow nach Lemberg lebte die Gefechtstätigkeit wieder auf. Dem starken feindlichen Feuer folgten wiederholte kräftige An griffe, die bei Wysocko» Dudle und Zarkow bereits im Feuer zusammenbrachen, bei Batkow (am Serekh) durch frischen Gegenstoß deutscher Bataillone zurückgefchlagen wordenr drei Offiziere» 120 Mann blieben gefangen l« unserer Hand. An der Armeefront des Generals Grafen von Bothmer haben die Ruffen beiderseits der Zlota Lipa den Kampf wieder ausgenommen. Deutsche, österreichisch-ungarische und türkische Truppen haben an ihrem zähen Widerstande den oft wiederholten Sturm sich jedesmal brechen lassen. Der an einzelnen Stellen eingedrvngene Feind wurde sofort zurückgeworfen, büßte neben seinen großen blutigen Verlusten 510 Gefangene ein und verlor acht Maschinengewehre. Die Stellung ist restlos behauptet. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Carl Zn der Gegend von Bohorodezany (an der Bystrzyca Solotwinska) blieb ein schwächerer russischer Vorstoß ergeb nislos. 3n den Karpathen nichts Neues. Kriegsschauplatz in Siebenbürgen Der Rumäne ist gestern erneut geschlagen. 3m Görg eny-Abschnitt warfen österr.-ung. Truppen die Rumänen aus ihren Stellungen westlich von Llban- falva, wiesen weiter südlich am Boekecs-Kopf Angriffe ab und eroberten beiderseits der Straße Magvaros — Parajd dl« am 3. Oktober verlorene Stellung zurück. Ueber 200 Gefangene wurden eingebrachk. Verbündete Truppen unter dem Oberbefehl des Generals von Falkenhayn haben nach glücklichen Gefechten bei Reps (Köhalom) und Krihalma (Kiralyhalm) -en Feind über den Homo rod und Alt zurückgedrängt. Die hartnäckig ver teidigte Stellung im Sinca-Abschnitt ist erstürmt, mehrere hundert Mann sind gefangengeaommen, 2 schwere, 28 Feld- und 13 3nfanteriegefchühe sind erbeutet. Der Gegner ist im Rückzüge durch den Gelfierwald. Er wird verfolgt. Balkankriegsschauplatz HeereSfront des Generalfeldmarschalls von Mackensen Aos nachträglich eingelaofenen Meldungen geht hervor, daß es nur einem Teil der bei Rjahovo über die Donau gegan genen rumänischen Truppen gelungen ist, sich auf das nördliche Skromufer zu retten, während der Rest, in östlicher Richtung flie hend, auf die von Tutrakan anmarfchierenden verbündeten Truppen stie^ und vernichtend geschlagen wurde. Die auch gestern wiederholten feindlichen Angriffe östlich der Bah« Lara Orman—Lobadinu sind abermals gescheitert. Luftschiff und Flieger griffen Bahnanlagen und Truppenlager nördlich der Donau mlk Bomben an. Mazedonische Front. Die «» Unken Struma-Ater stehenden bulgarische« Truppen räumten in der Nacht zum 5. Oktober ohne feindliche Störung einige der am weitesten vorgeschobenen Orte. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. Der Luuarddampfer „Frankonia'' torpediert "Id. Lo « do », 6. Oktober. (Drahtbericht.) Reuter meldet: Es wird amtlich bekanntgegeben, daß dervonderRegleruug erworbene Lnnarddampfer «.Franconla* (18150 Tonnen) gestern von einem feindlichenUnterseeboot lm Mittelmeerversenkt wurde. Der Dampfer hatte zurzeit keine Truppe» an Bord. 12 Mann der Besatzung werde» ver mißt, 302 wurde» gerettet. Der Lnnarddampfer «Franeonta' stammt aus dem 3ahre 1911. Mit einem Rauminhalt von IS ISO Bruttoreaistertonnen hatte er unge fähr dieselbe Grdß« wie der Lloyddampfer «Berlin' und der bet Beginn des Krieges vernichtete deutsche Hilfskreuzer «Tap Trafalgar', der von der Hamdurg-Südamertkanlfchen Dampfschisfahrtsgesellschast übernommen war. Bet einer Länge von 167F m und etner Brette von 21,7 m hatte er eine Wasserverdrängung von 24 400 Tonnen. Seine Geschwindigkeit betrug IS Seemeilen in der Stunde. 3m Frieden diente die «Franeonta' dem Verkehr zwischen Liverpool und der amerikanischen Ostkaste. Die Lunardltnte hat bereits lm Frieden einen Teil ihrer Schisse der eng lischen Admiralität für den Krlegifall zur Verfügung gehalten. Für einig«, z. B. für die versenkte «Lusttanta', hat st« eine jährlich« Subven tion bezogen. Andere Schiffe erhielten keine Unterstützung. Die «Fran- eoul«' ist der 12. «ehr als 10 000 Tonnen zählende Handelsdamvfrr, der in diesem Kriege versenkt wurde, wen« «au von de» drei als Htlfs- keruzer ausgerüsteten Handelsschiffen adfleht, die gleichfalls schon auf dem Meeresgrund« gegen. Rorwegen und der U-Vootkrieg im Eismeer G Berti», S. Oktober. (Drahtbericht »nserer Ber liner Schrtftleitung.)3n der norwegische» Presse hat sich in -en letzten Tagen mehrfach Erregung gezeigt über die Torpedierung norwegischer Schiffe durch un ser e U - B o o t e, und hie und da haben diese Preßsttmmen sogar den Unterton feindseliger Entrüstung gehabt. Zu solcher Erregung liegt kein Anlaß vor. Wir sind da durchaus kor rekt und streng nach den Regeln des Völkerrechts verfahren. Es hat ja überhaupt gar kein eigentlicher U-Bootkrteg stattgefunüen; vielmehr ist die Versenkung in allen Fällen lm ordnungsmäßigen Kreuzerkrieg erfolgt, wobei die U-Boote sich über Wasser befanden. Des weiteren sind, wie von uns fest gestellt worden ist, die Regeln der Londoner Seekriegsordnung streng befolgt worden. Die Versenkung ist auch dann nur vor genommen worden, wenn die Einbringung der Schiffe unmöglich war, und nachdem zuvor für die Rettung der Besatzung alle denk bare Sorge getroffen worden war. Die norwegischen Blätter haben dann hier und da die Sache auch so dargestellt, als ob vor nehmlich norwegische Schiffe von uns torpediert worden wären. Auch das ist ein 3rrtum, der immerhin aus dem Aerger über den Verlust so vieler Fahrzeuge erklärlich sein mag. Es ist ganz selbstverständlich, daß von unseren Seestreitkräften in der Beziehung kein Unterschied zwischen den einzelnen Flaggen ge macht wird. Die Dinge liegen hier leider nur so, daß die norwe - gische Handelsflotte an der Versorapng unserer Feinde mltBannware überaus stark beteiligt ist. Das Abhilfsmittel läge hier also in der Hand der Norweger. Sie brauchten nur ein wenig zurückhaltender in dieser Versorgung unserer Gegner zu sein, und ihre Schiffe gerieten automatisch künftighin nicht mehr in Gefahr Ebenso trifft es natürlich nicht zu, daß die norwegischen Territorialgewässer von uns zur Basis unserer Unternehmungen gemacht worden wären. Das zu verhindern, stünde ja zudem jeden Tag in der Hand der Norweger. tu. Christian!«, 6. Oktober. Die Torpedierung des norwegischen Dampfers «Knud 3arl' erfolgte am Freitag bet der Halbinsel Ry- botschi. Die Besatzung wurde in ihren Booten von dem U-Boot beim Fischerdorf Sopnavalck an Land gesetzt. Wie der Kapitän des gleichfalls versenkten norwegischen Dampfers «Brink' erzählte, war das Wetter so stürmisch, daß die Rettung in den einzelnen Booten un- möglich war, weshalb das U-Boot sie an Bord nahm, wo sie die beste Aufnahme und Behandlung fand. Sie erhielt Essen und Kaffee. Dem Kapitän wurde die Kommandantenkajüle überlassen. Das U-Boot hat sogar versucht, ihre Schiffsboole, worin ihre Habseligkeiten verstaut waren, mitzuschleppen, mußte sie aber wegen des Sturmes schließlich im Stiche lassen. 3m ganzen sollen sich nach dem Berichte des Kapitäns fünf deutsche U-Boote an dcrMurmanküste befinden, die das Eismeer bis zum 72. Grade vollständig blockte- ren, so daß kein einziges Handelsschiff durchschlüpfen könne. Dasselbe U-Boot, das den Dampfer „Brink' versenkte, hat tags zuvor einen großen englischen Koklendampfer torpediert. Die englischen Verluste Berlin, 8. Oktober. (Drahtbericht unserer Ber liner Schriftleilung.) Roch Meldungen aus England sollen die Verluste der Engländer in den letzten drei Monaten etwa 300 000 Mann betragen. Diese Ziffer wird wohl den Stand der augenblicklichen Verluste nicht ganz genau bezeichnen. Es dauert immer etwas länger — bei Offizieren etwa 14 Tage, bei Mannschaften drei bis rier Wochen —, bi« di« tatsächlichen Verluste auch in den Listen gebucht werden. Demnach darf man wohl ruhig annehme«, daß di« Engländer 50 — 80 000 Mann mehr verloren habe«, als fie nach den letzten Angaben wahr haben wolle«. rage nichts anderes zu raten weiß, als für die landwirt- Was vor allem nottut Der Sturmlauf gegen den Kanzler und die gesamte Reichs leitung nimmt, man muh es wieder einmal offen aussprechen, immer unbegreiflichere Formen an. «Mo find die Treiber?', fragt heute die «Nattonalliberale Korrespondenz' und sucht die Sache so darzustellen, als ob von freisinniger Sette aus einem Rundschreiben des Grafen Hoensbroech und der Geheimräte Kir dorf und Körting zu viel Aufhebens gemacht werde. So leicht vermögen wir diese Angelegenheit nicht auszusaffen, und es ist auch nicht an dem, daß nur die linksliberale Preffe energisch gegen das Treiben der Kanzlerfronde, die man mit billigen Redensarten nicht aus der Welt leugnen kann, sich verwahrt. Die parteiamt liche Korrespondenz der nattonalliberalen Partei müßte wissen, daß auch die gesamte führende nationalliberale Preffe mit ver schwindenden Ausnahmen ebenso energisch von diesem Treiben abrückt, das in den schweren Zelten, die jetzt unser Volk durch macht, zerrüttend und die notwendige Einigkeit zerstörend wirken muß. Zudem dürfte die Eingabe an die sächsischen Stände, die inzwischen bekannt geworden ist und die sich genau in den Ge- -ankengängen des Hoensbroechschen Aufrufs bewegt, auch der -Natl. Korr.' deutlich dartun, daß es sich nicht um eine Bagatelle, sondern um ein sehr ernst zu nehmendes Vorgehen der Kreise han delt, die mit allen Mitteln den Kanzler zu stürzen seit Monaten bestrebt sind. Mir gehen absichtlich auf die gestern in Dresden vorgelegte Eingabe nicht näher ein. Nur das eine glauben wir hervvrheben za müssen. Die Eingabe bezeichnet als Pflicht jeder Kriegführung, auch der politischen, die schnellste Niederwerfung des Feindes mit möglichst geringen eigenen Opfern und macht der Reichsleitong den schweren Vorwurf, -aß sie mit -em Erscköpfungskrteg rechne, der mit seinen vielleicht nie wieder gut zu machenden Verlusten nur dann in Frage komme, wenn uns die Mittel anderer Krieafkh7 nrng, die wir Gott sei Dank besitzen, fehlen würden. Dieser Vor wurf richtet sich nicht nur gegen die Neichsleitung, die für die Kriegführung nicht in erster Linie verantwortlich ist, sondern auch gegen die militärische Leitung unserer gesamten Operationen. Mir müssen den Herren, die diese Eingabe unterzeichnet haben, die Verantwortung für solche Vorwürfe überlasten, die im 3nlande Verwirrung anrichten und die Widerstandskraft unserer Feinde wesentlich stärken müssen. Uns erscheint diese Art des Vorgchens ebenso unbegreiflich, wie die Berufung der Unterzeichner der Ein- gäbe auf die durch die schlechte Organisation der Lebensmittelver sorgung in Deutschland hervorgerufene Mißstimmung. Gehören die Unterzeichner im wesentlichen doch gerade der Partei an, die n d eier Frage nichts anderes zu raten weiß, als für die landwirt- chaftltchen Erzeuger immer neue Anreize durch höhere Preise zu chaffen, ganz gleichgültig, ob die notleidenden breiten Massen des Volkes diese Preise zahlen können oder nicht. Bei dieser Gelegenheit möchten wir darauf Hinweisen, daß die Mitteilung der «Lelpz. N. N.', die Eingabe an die sächsischen Stände sei von den Mitgliedern der nationalliberalen Landtagsfraktion unterschrieben, falsch ist. Kein Name eines sächsischen nattonalliberalen Landtagsabgeordneten befindet sich bisher unter der Eingabe, sie ist, soweit wir feststellen konnten, nicht einmal von den konservativen Mitgliedern der Zweiten Kammer unterzeichnet. Was ihre Behand lung im Landtage betrifft, so haben die sächsischen Kammern zweifellos das Recht, sich mit Fragen der äußeren Politik zu be schäftigen. Aber es unterliegt ebenso wenig einem Zweifel, daß die ganze Aktion als ein Ausfluß bedauerlichen parttkularistischen Geistes zu betrachten ist, der gerade in dieser Zeit, wo uns Einig keit vor allem nottut, aufs schärfste verurteilt werden muß. Wir sind gewiß, daß die sächsische Regierung und die sächsischen Stände den Unterzeichnern der Eingabe die Antwort erteilen werden, die sie verdienen, möchten aber nunmehr unserem Berliner Vertreter mit Ausführungen das Wort geben, die uns schon seit einigen Tagen vorlagen, die wir jedoch zurückhielten, um nicht unserseits Anlaß zu weiteren Auseinandersetzungen zu geben. Dieses Be denken fällt nunmehr fort, und so lassen wir denn folgen, was Dr. Richard Bahr im Anschluß an die letzte Kanzlerrede uns schreibt: Es wird nützlich sein, wenngleich wir dasselbe hier schon ein mal getan zu haben glauben, festzubalken, was Herr von Bekhmann in seiner letzten Rede zum U-Bootkrieg gesagt hat. Nämlich dieses: daß er zur Anwendung jedes wirklich tauglichen Mittels fest ent schlossen ist. Also, — wenn ihm dessen Tauglichkeit zum Nieder ringen dieses «selbstsüchtigsten, hartnäckigsten und erbittersten Feindes' erwiesen wird — auch zur rücksichtslosen Anwendung des U-Bootes. Gerade das aber ist bislang von vielen Seiten, darunter auch von Männern von Ansehen und Gewicht, bestritten worden. Man hat — machen wir uns doch nichts vor — die Dinge etwa so darzustellen beliebt: da sind wir im Besitz einer Waffe, die sicherer und tödlicher wirkt als Scheidewasser. Mir haben sie, wir ganz allein. Und die Leute, die das Schicksal über uns gesetzt hat, wissen das auch ganz gut. Aber sie wollen einfach nicht. Weil sie für England immer noch eine heimliche Vorliebe haben. Oder aber auch — die Verleumdung ist hier vor den unsaubersten, gefähr lichsten Unterstellungen nicht zurückgescheuk — weil sie oder andere sonst noch irgendwie an der Schonung Englands und — wir wollen einmal recht deutlich werden — seiner Bankgebäude interessiert sind. Gegen diesen Schwatz, den Leute von Gewissen freilich, wo immer sie darauf stießen, mit ihrer ganzen Autorität hätten aus räuchern und ausräumen sollen, ist der Kanzler aufqestanden. Ueber die Anwendbarkeit des U-Bootes selber hat Herr von Bekhmann kein Wort gesagt. Verbürgt es, worüber die für unsere Krieg führung Verantwortlichen zu entscheiden haben werden, »ns den