Volltext Seite (XML)
Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger Der Abonnementspreis beträar vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, de» 23. Januar 1881. PN 18. Waldenburg, 22. Januar 1881. der Judenfrage und das Verhallen der Arbeiter Munizipalräthe, die Deputirten und die gosammte dagegen" verboten. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser conferirle am 20. d. längere Zeit mit dem Fürsten Bismarck, nachmittags 1 Uhr unternahm er im geschlossenen Wagen die erste Aus fahrt seit seiner letzten Erkältung. Statthalter Graf Manteuffel sollte am 22. d. von Straßburg in Berlin eintreffen. Gegenüber den vielfachen Behauptungen, daß die Veröffentlichung der Briefe des Reichskanzlers über seine Stellung zu Camphausen und Delbrück an die Adresse des gegenwärtigen Finanzministers gerichtet sei, sagt die „Nordd. Ällg. Zlg.": Soviel wir wissen, ist hiervon nicht die Rede gewesen; wir sind der Ansicht, daß, wenn zwischen dem Reichs kanzler und dem Finanzminister Veranlassung zu Meinungsverschiedenheiten vorläge, was nicht der Fall ist, der Reichskanzler am wenigsten den Weg der Oeffentlichkeit betreten würde, da ihm die per sönliche Verständigung nach allen Seilen hin jeden Augenblick offen steht und er einer derartigen künst lichen Direclive durch den Mund der Zeitung nicht bedürfen würde; wir glauben die Sache richtiger zu verstehen, wenn wir annehmen, daß die secessionisti- schen Entstellungen der Thatsachen die Veröffent lichung veranlaßten. Der Volkswirthschstsrath soll nunmehr am 27. d. zusammentreten. In parlamentarischen Kreisen ist die Nachricht verbreitet, daß der Finanzminister Bitter in kurzer Zeil von seinem Posten zurücktreten werde. Als Nachfolger wird der Staatssekretär im Reichsschatz- - amte Scholz genannt, der sich der besonderen Gunst des Reichskanzlers zu erfreuen hat. Die Berliner „Ostend-Zeitung" veröffentlicht folgendes Sendschreiben eines jüdischen Co- mitee: „Streng vertraulich. Sehr geehrter Herr! Das unterzeichnete Comitee hat sich wie Ihnen be kannt ist, die Abwehr der gegen die Juden, ihre bürgerliche und gesellschaftliche Gleichstellung ge richteten Bewegung zur Aufgabe gemacht. Zu diesem Zwecke bedürfen wir vor allem bedeutender Geldmittel, um in systematischer Weise aufklärend und widerlegend durch Flugblätter, Zeitschriften und Brochuren auf die Bevölkerung einzuwirken. Wir können uns naturgemäß zur Beschaffung dieser Mitte! nur vertraulich an unsere besser situirten Glaubens genossen wenden, und denselben die Bitte ans Herz legen, uns durch wirklich erhebliche Beisteuern we nigstens in dieser Beziehung unsere genugsam schmie rige Aufgabe erleichtern zu wollen. Die Beiträge bitten wir unserem unterzeichneten Schatzmeister ge fälligst recht bald vormittags von 9—12 Uhr zu gehen zu lassen. Lazarus, Vorsitzender. Sal. Lach mann, König!. Geh. Commerzienrath, Thiergartenstr. 3. vr. Berthold Auerbach. Professor vr. Barth. Jul. Bleichröder. Professor Emil Breslauer. Pro fessor Breßlau. Dr. Burg. Geh. Commerzienrath Eisenmann. L. Friedländer. H. Goldschmidts. Hagelberg. Bankdirector Hermann, vr. Herrlich. Professor vr. Hirschberg. Ow Kalischer. Sanitäts- rath Ür. Kirstein. Geh. Sanitätsrath vr. Kristeller. M. G. Lewy. Geh. Commerzienrath Liebermann. Abg. Ludwig Löwe. Abg. Or. Mendel. Sanitäts rath vr. Neumann. Commerzienrath Simon. Pro fessor Steinthai. Rechtsanwalt Stern. Abg. I)r. Straßmann. Stadtrath M. Wolf." Auf Grund der Socialistengesetzes hat die Berliner Polizei eine Versammlung, auf deren Tagesordnung stand: „Das Vorgehen Henrici's in Herr vr. G. Selhorst schreibt aus Melbourne über die Weltausstellung: Die deutsche Ab- theilung ist meiner Ansicht nach die bestarran- girte und die schönste der ganzen Ausstellung und sie kann bei einer eingehenden Besichtigung nur gewinnen. Es fehlen diesmal alle und jede Mittel mäßigkeiten und Halbheiten, es ist nirgend der Fehler gemacht worden, geringwerthige Waaren prunkhaft vorzuführen, man hat aber mit großem Tact verstanden, das Vorhandene im besten Lichts zu zeigen. In einer Beziehung namentlich sticht die deutsche Abtheilung wesentlich von allen anderen ab: sie zeigt nirgend das Waarenlagergesicht, was alle anderen zum Theil wie die österreichische und französische sogar in erschreckender Weise wahr nehmen lassen. Es soll nicht behauptet werden, daß unsere Industrie diejenigen der andern Länder über- flügett habe — es ist dies nur damit gesagt, daß Deutschland auf der gegenwärtigen Ausstellung durch bessere Waaren vertreten ist, als Frankreich und England und daß gerade das beste und schönste vor 1876 noch nicht in Deutschland gemacht wurde; ich sage nicht: „werden konnte." Die Existenz eines ministeriellen Erlasses gegen die Antisemiten bewegung in Baiern wird noch einigermaßen bezweifelt. Die „Allg. Ztg." meint, es sei möglich, daß die mittelfränkischen Bezirks ämter entsprechende Weisungen erhalten haben, weil dort eine Agitation aber in wesentlich milderer Form als in Norddeutfchland vorkam. Frankreich. Bei dem am 20. d. von der Syndikatskammer der Weinhändler veranstalteten Banket hielt Gam betta eine Rede, in welcher er sagte, er wolle die Gelegenheit nicht versäumen, mit den Vertretern der Sparsamkeit, des Handels und der Arbeit in Beziehung zu treten. Er habe sich mit der Lage der Weinhändler beschäftigt und gefunden, daß die dieselbe/- betreffenden Gesetze zu rigorose seien und einer Reform unterzogen werden müßten. Jndeß dürfe man nur das aufheben, was man ersetzen könne. Je mehr man sich der genauen Beobachtung der Gesellschaft widme, um so mehr erkenne man, daß Probleme nur mit gutem Willen, Mühe und Arbeit gelöst werden können. Das französische Volk wolle eine rationelle, fortschreitende weise Politik trotz des Lärmes derjenigen, welche ihren Unwillen darüber, das man sich weigere, ihnen zu folgen, nicht zurückhalten können. Wir werden so eine Demokratie begründen, welche ebenso ergiebig und ebenso mächtig ist, als irgend eine Dynastie. Die durch schreckliche Erfahrungen und durch die Lehren des Unglücks gebildete Nation weiß die Be ziehung zu schätzen, welche zwischen dem Wertste von Handlungen und dem Unwertste von Worten besteht. Die Demokratie habe seit dem 5. September 1870 durch ihre That zu erkennen gegeben, daß sie nicht mehr anarchistisch und unfruchtbar sein wolle. Die jüngsten socialen Entwickelungen hätten eine unge ahnte Fähigkeit und ein lebhaftes Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit bewiesen. Man habe in diesem Jahre viel Unangenehmes vorausgesagt wegen der vielfachen Wahlen. Die schon stattgehabten Muni zipalwahlen hätten indessen bewiesen, daß dieses Jahr in der größten Ruhe verlaufen werde. Die Wah len für den Senat und die Deputirtenkammer würden ein Triumph für die Demokratie, die Re publik und das Vaterland sein. Gambetta schloß seine Rede mit einem von der Versammlung mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Toast auf die Presse. In der am 21. d. abgehaltenen Sitzung der Kammer dankte Gambetta für seine Wiederwahl und zählte auf, was'die Kammer that und was zu thun noch übrig sei. )Die Kammer werde sich nicht vertagen, ohne die Presse zu emancip-ren und das Versammlungsrecht zu sanctioniren, sie vollende ihre Aufgabe inmitten tiefen Friedens, welcher durch keinerlei Abenteuer bedroht und durch den Geist der republikanischen Regierung selbst garantirt sei. Nach der Vollendung ihres Werkes werde die Kammer mit Vertrauen sich vor dem allgemeinen Stimm recht präsentiren können. Gambetta schloß, die Re publik müsse mit freisinnigen Institutionen umgeben werden. Der Finanzminister legte darauf das Budget pro 1882 vor. Die Kammer wählte Floquet zum vierten Vizepräsidenten. Im Senat dankte Say ebenfalls für die Wie derwahl und hob hervor, die freie Discussion dringe täglich mehr in Geist und Herz der Nation ein, er hoffe, der Senat werde in seiner Unparteilichkeit billige Lösungen für die schwebenden großen Fragen finden. Der Senat liebe den Fortschritt und werde denselben den Bedingungen der französischen Gesell schaft entsprechend abzunuffen wissen. England. In England beginnt man einzusehen, welches ' Unrecht den Boeren zugefügt worden ist. Im i Unterhaus beantragte Nylands eine Resolution, welche ! die Annexion des Transvaallandes als unpolitisch ! und ungerechtfertigt erklärt, jede Maßregel behufs Durchführung der britischen Suprematie Transvaals bedauert, weil dasselbe mit Recht die nationale Un abhängigkeit fordere. In Edinvurg ist die Jnfanteriekaserne in Flammen aufgegangen. Die Regierung war am Sonnabend gewarnt worden und traf Vorsichts maßregeln, aber trotz derselben wurde das Gebäude in Brand gesteckt. Das Feuer dauerte drei Stunden. Das statistische Burau giebt die Seelenzahl der größeren Städte von Großbritannien undJr- land für das Jahr 1881 wie folgt an: London 3,707,130, Brighton 109,062, Portsmouth 136,671, Norwich 86,437, Bristol 217,185, Plymouth 75,700, Welverhampton 76,850, Birmingham 400,680, Leicester 134,350, Nottingham 177,964, Liverpool 549,834, Manchester 364,445, Salford 194,077, Oldham 119,658, Bradford 203,544, Leeds 326,158, Sheffield 312,943, Hull 152,950, Sunder land 118,927 und Newcastle 151,822. Rufiland. Die „Argence Russe" schreibt, der Vorschlag der Pforte bezüglich der Verhandlungen in Kon stantinopel lasse die Möglichkeit des praktischen Er folges hoffen, da es sich um die Frage handle, zwischen den Vorschlägen der Pforte im October und den Beschlüssen der Berliner Conferenz einen Vermittlungsvorschlag zu finden, welcher Griechen land vorgelegt werden könnte. Amerika. Lima, die Hauptstadt von Peru, ist von den Chilenen eingenommen worden. Auch Chorillos uud Callaos wurde von den Chilenen nach hart näckigem Kampfe eingenommen. Das „Bureau Reu ter" meldet über die Einnahme von Lima noch Fol gendes: Die chilenische Armee griff vor der Ein nahme Lima's die Peruaner bei Milaflores an. Der Präsident Pierola rettete sich durch die Flucht, dessen Bruder und der peruanische Kriegsminister wurden gefangen. Die Zahl der an der Schlacht betheiligten Peruaner betrug 25,000, obschon die selben in der Schlacht bei Chorillos bereits 700