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Lokalblatt für Aar, Auerhammer, Zelle-«löfterlein, Rieder- u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockau, Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. ErILeini «Utto»»*, grelta,» u «onulaa«. Mbonnement-Pret- incl. der 3 werlbvollen Beiiaqen vierieljLhrltch mit Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durck die Post 1 M. Lki Pf. Mit S iTrlstrirten AeivtSttern: Deutsche- AamMeaStatt, Kate Keister, Jeitspieget. S'eraniwortUcker Redakteur: E«»tt Hegemeister in Lu« (Erzgebirge). Redaklion u. Erpedition: U«e, Marktstraße. kJnserat« di« einspaltig« Corpuezeil« 10 Pf., di« »olle Seite 30, >/, S. 2V, '/< St. 6 Ml. bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Poftanstalten und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. Freitag, den 4. August 1893 6. Jahrgang. No. 91 s. Krch. oumeae Nochmals der Zollkrieg. Der deutsch-russische Zollkrieg wird den Grenzverkehr- unter der dorvgeu Landbevölkerung noch nicht überwun- Bestellungen aus di« energisch Vorgehen, hingegen verlieren wenn wir zagend zurückweichen. Der Zollkrieg mit Ruhland ist leit l.ngen Jahren der erste größere Konflikt, den Deutschland nut einem anderen Staate hat. DeShalv wird dem deutsch-französischen Zoll kriege in ganz Europa große Ausmerksamkeit zugewendet, größere jedenfalls als dec F>ll verdient. Wir habe» heute schon Zollkriege infolge von Meinungsverschiedenheiten beim Abschluß von Handelsverträgen in. Europa und zwar zwischen Oestreich-Ungarn-Rnmänien, der in müderer Form gehandhabt wird, zwischen Italien und Frankreich, der schon an zehn Jahr dauert und von beiden Seiten mit gleicher Hartnäckigkeit geführt wird, und endlich zwischen Frankreich und der Schweiz, der mit Anfang diese« Jah re- begonnen hat und bis heute auch sticht d>e kleinste Aussicht aus einen Abschluß bielel. Trotz dieser Streitig letten sind im allgemeinen aber doch die äußeren Bezie hungender betreffenden Staaten dieselben geblieben und an ders wird eS auch zwischen Deutichlanv und Rußland nicht sein. Wenn man in Paris schon jubelt, daß es mit je dem leidlichen Verhältnis zwischen den genannten Staa ten nun aus sei, so schießt diese Annahme weil über das Ziel hinaus. Von guten Beziehungen zwischen dem deut schen Reiche und seinem östlichen Nachbar war überhaupt nicht mehr zu reden, eine Verschlechterung sollt also kaum ins Gewicht. — Die HandelSvertragsverhandlungen zwischen Deutsch land und Rußland sind keineswegs infolge des Zollkrieges abgebrochen. Die deutsche Regierung hat das Petersbur ger Kabinett davon verständigt, daß sie den Vorschlag auf Zusammentrcten von Sachverständigen annimmt. Sie schen Noggenzillen ist für dir russischen Landwirte über haupt kein« Aussicht mehr vorhanden, mit irgend welchem Verdienst ihr« Erzeugnisse nach Deutschland zu dringen, während nach anderer Seite hin die Absatzmöglichkeit eben falls so gut wie ausgeschlossen ist. Oestreich-Ungarn und die Balkanstaaten Haden selbst Brodkorn genug und son stige größere Abnehmer kommen nicht in Betracht. Die UnVerkäuflichkeit des russischen Hauptproduktes wird selbst verständlich ihre Rückwirkung aut die. Finanzlage nicht verfehlen und «S ist bekannt, daß nicht viel dazu gehört, den ohnehin wenig beliebten russischen Rubel ins Fallen zu bringen. Für Deutschland ist der Zollkrieg sicher eine Unbequem lichkeit, für Rußland wird er zu einer wirtfchastlichen Krisis werden, denn die Folgen der Notstanesjahre sind den. Die kaum geschloffene Wunde wird unter dem Ein fluß der Zollkriege- von neuem oufbrechen und sich aber mals verschlimmern. Kann nun der Fortfall russischer Roggenzusuhr für unsere VolkSrrnährung gefährlich «er den und eine Brotverteuerung herbeiführen? Dies« Frage ist ganz entschieden zu verneinen. Die Roggenernte die se- Sommers ist nicht bloß bei uns, sondern auch anders- >w, -ine solche, daß wir den russischen Rogge» recht gut entbehren können. Auch eine Verteuerung des Brotes kann nach der natürlichen Lage der Dinge nicht eintreten, eS müßte denn im Wege der Spekulation eine Preistreibe rei erfolgen. Alle diese Gesichtspunkte sind sorgfältig zu prüfen, bevor man zu den deutschen Zollrepresfalicn ge gen Rußland das letzte Wort spricht, aber auch diese Prü fung crgieb«, daß wir nur gewinnen können, wenn wir (No. 665 der AeitungSpreiSliste) für August und September werden in der Expedition (Aue, Marktstraße), von den Aus trägern des Blattes, sowie den Landbrirsträgern jederzeit gern angenommen. Krpeditiou der „ Auertyal-Zettung," LniII zwischen beiden Staaten aus nahezu Null verringern, und diesen Ausfall wird man namentlich im deutsche» Osten empfinden. Aber man kann annehmen, daß der Schaven, den wir unter den Bestimmungen de« von Rußland ge wollten Handelsvertrages erlitten hätten, mindesten- ebrn- sogroß gewesen wäre. Unter dem Vertrage wäre da- Uebel dauernd gewesen, während wir heut« gut« Aussicht auf eine Besserung Haden; denn darin sind alle genaueren Kenner russischer Zustände einig, daß das Zarenreich außer Stande ist, etnen Zollkrieg gegen Deutschland durchzuführen, ohne sich zu ruiniere». Deutschland ist der natürlichste und stärkste Abnehmer des russischen Hauptproduktes, de- Rog gen-, von dessen Absatz die Existenz der Landbevölkerung, unmittelbar adhängt, mittelbar also auch der Wohlstand I des Staates. Bei den um fünfzig Prozent erhöhten deut-f Bekanntmachung. Wir bringen hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß wir heute den seitherigen Totenbettmeister in Ernstthal Herrn Franz Louis Möschte als Totenbettmeister in Aue in Pflicht genommen haben. Aue, am 2. August 1893. Der Wclth der Stadt I. V-: Bachmann. Bekanntmachung. Die Gruudsteuer« für den II. Termin 1893 werden am 1. August d. I. fällig und find bei Vermeidung zwang-weiser Beitreibung bis zum 14. August d. Js. an unsere Stadtsteuer-Sinnahme obzusühren. Aue, am 31. Juli 1893. Der Watt) der Stadt I. B.: Bochmann. (Nachdruck verholens. IseuMeton. Französische Fantasieen. In welcher unsinnig phantastischen Weise ein Teil der französischen Presse den Entschluß Sr. Kgl. Hoheit des Prinz«« Max, sich theologischen Studien zu widmen, zu deuten bestrebt ist, zeigt ein Artikel der Pariser Zeitung „Le Jour" vom 26. Juli, den wir der Kuriosität halber hier wirdergrben. Es ist kaum notwendig hinzuzufügen, daß der gesamte Inhalt diese- phantastischen Artikel- in den Bereich der Fabel gehört. Der Artikel trägt die Urber- schrift: „Ein Prinz im Kloster" — da- Irrige der schon hierin liegenden Behauptungen haben wir bereits wider legt, denn Prinz Max ist nicht Mönch geworden, sondern hat dir theologische Lausbahn der militärischen vorgezogen, ebenso tvie Herzog Theodor in Bayern mehr Gefallen am Berufe der Arzte- als des Offiziers findet. Der Artikel hat in der deutschen Uebersetzung folgenden Wortlaut: „Der sächsische Prinz ist soeben Mönch geworden. Die ser Entschluß hat in ganz Deutschland einen ungemeinen Eindruck gemocht. Welchen Beweggründen soll man diese plötzliche Entscheidung mit Gewißheit zuschreiben? Da- ist drüben der Gegenstand der lebhaftesten Unterhaltung. Man hat die phantastischsten Deutungen versucht, bald die Liebe, bald de« Hypnotismus zu Hilft gerufen. (! l) West« man denen glauben M, die den Prinzen am besten ktnnen, so wäre die Religion die einzige Ursache dieser Weltflucht. E« «ar unmöglich, sogar aus dem Manöverfelde, eine Viertelstunde mit ihm zuzubringen, ohne von seiner Reli giosität überrascht zu sein, die fich in seiner Sprach«, wie' in seinen Geberden kund gab. Er bezeichnete jeden Um stand mit dem Zeichen des Kreuze- und führte alles in seinen Unterhaltungen auf die Interessen der Kirche zurück. „Gemeiner Soldat im Dienste der Kirche zu sein," sagte er im Alter von 18 Jahren, „ist glorreicher als General von gleichviel welchem irdischen Heere." Von allen mili tärischen Geschichtsbüchern sind eS die über die päpstlichen Zuaven, die er am meisten gelesen und wiedergelesen hat, und er hat niemals verhehlt, daß er, wenn diese Miliz neugebildet würde, iu dieselbe eintreten würde. UebrigenS lenkte von seiner ersten Kindheit an seine ganze innere Entwickelung diesem Ziele zu. Er machte sich bei allen gottesdienstlichen Handlungen durch seine außerordentliche Andacht bemerkbar. Er erklärte am Hofe in Gegenwart seine- Onkel-, daß Deutschland wahrhaft groß und stark nur dann sein würde, wenn eS katholisch wäre. Er gab zu gleicher Zeit sein Erstaunen darüber zu erkennen, daß da- sächsische Königtum e- niemals unter nommen habe, sein protestantische- Volk zu bekehren. Er hat mehr als einen Schritt bei dem Nuntiu» in München und sogar unmittelbar beim Papste gethan, um zu erlangen, daß man Missionen mit der Bestimmung ein richte, da- lutherische Deutschland zur römischen Kirche zu- rückzusühren. Mast empfing ihn mit großem Wohlwollen, aber man zeigte ihm die Unmöglichkeit der Unternehmung, die ihm eben nicht als unmöglich erschien. Er faßte hierauf den andern, «eit kühneren Plan, Kai» ser^Wilhekm zu bekehren. Die Berliner Hosprediger wur- den sorgfältig von diesen Unterredungen untrrichtet, di« jede der beiden Parteien nur um so überzeugter bei ihrer Meinung beharren ließ. Etnen Augenblick war Prinz Max voller Hoffnung. Die Niederlage des Militärgesetzentwur- fe- war nach seiner Meinung eine Fügung Gotte-, deren Charaktrr der Kaiser nicht »««kennen könne. „Von nun an unter den Menschen unnütz und ohn mächtig", schrieb Prinz Max, nachdem er das Erfolglose seiner Bemühungen eingesehen hatte, „ziehe ich mich in die Einsamkeit mit Gvti zurück, um für die zu bete», die ich nicht habe überzeugen können." („Leipz. N. N.") Eine Chicagoer Katastrophe. Es war am 12. Juli nachmittags, als in Chicago Feuerwehr nach dem Ausstellungsplatze eilte. Da- kommt ost vor und niemand beachtet es. Da »ach einer halben Stunde fliegt die Kunde durch die Ausstellung, der große Kühlspeicher brennt. Tausende drängen nunmehr dorthin. Dort brennt es aus der Turmspitze. Gleich darunter, auf der AusstchtSgallerie, arbeiten einige zwanzig Feuerwehr männer! Durch Rauch und Flammen wird auch die hohe Gestalt eine- Kapitän- sichtbar. Sein« Gesten zeigen, wir er seine Leute kommandiert. Ruhig, besonnen thun sie ihr« Pflicht. Plötzlich etwa- Furchtbare-. . . . Unten, vom Dach, wo gleichsall- die Feuerwehr beschäftigt ist, «Hießen breite Flam- mcngarben empor, umschließen i^Nu den ganze» Turm bis zur Gallerte, prasseln, flackern, züngeln, verdreiten sich blitzschnell. ..... Rette sich, wer kann! Seile, Schläuche, Leitern alle-, wa- die Männer da oben mit dem Dach verbindet — ist in wenig Augenblick Vernichtet. Schon lecken die Flammen an der Gallerte« brüstung. Entsetzen packt die Zuschauer. Ihre Gesichter entfärb«« sich. Um Gotte-willen, Rettung! . . . Unmöglich. Halt l Vielleicht loch... Soeben steigt einer der Feuer wehrleute da oben über die Brüstung. Unten atemlos« Spannung. . . Jetzt — ein Sprung von d«r hundert