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Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188612301
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18861230
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18861230
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-12
- Tag 1886-12-30
-
Monat
1886-12
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 30.12.1886
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M S0S. — 8. Jahr-IM-. »« jede» Wochentag Abend (mit Datum mit täglich einem besonderen Unterhal- tungSblaile kostet monatlich LOPsa, (mit Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch 7Ü Psg) Ln den Ausgabestellen in Chemnitz und den Vororten, sowie bei den Postanstalten. Für Monnenten erscheint im 2. und 4. "OüattalEistndadn-sinhrplanheftfürSachseu, sowie im 4. Quartal die Weihnachtsbeigabe Jllustrines Jahresbuch des Landes-AnzeigerS und zu Neujahr Jllustr. Landboten-skaieuder. Fächsischer Donnerstag, ZV. December 188V. Mbrs.Knsrijskr mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen »nb Thüringen. Bevorzugte Stelle (Ispalt. Pentzeite) Bei Wiederholung großerAnnoncen Rabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle man JnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüg« 6e 8 Silben CorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile). Annoncenannahme nur bt» Borwittag. Verlag: Alexander Wiede, Buchdrucker«», Chemnitz. „ Theaterstraße S (Fernsprechstelle Nr. ISA Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit tLglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Sonntagsblatt - L Jllustrirtes «nterhaltungsblatt - s. Kleine Botschaft «. Sächsischer Erzähler - s. Sächsische Gerichts-Zeitung g. Sächsisches Allerlei. - Ertra-Beiblatt Lustiges Bilderbuch'. AdonnementS-Einladung Für da« am 1. Jauuar begimieude I. Quartal 1887 nehme» die Postanstaltt», sowie in Lhemnitz und Umgegend die An-gabe- Pelm Abonnement« - Bestellnngen ans den .Sächsische« Lande«» Anzeiger" mit seinen sämmtllchen sieben Beiblättern zu« Preise von 810 Pf. entgegen. Der „Sächsische LandeS-Anzeiger" ist in der deutsche» Post: Leit««,».Preisliste für da» Jahr 1887 nnter Nr. 4850, ln der österreichische, nnter Nr. 2190 eingetragen. Der .Sächsische Lande».Anzeiger" bringt im I. Quartal 1887 zunächst di« außerordentlich spannende größere Erzählung: „Der Adelsmüller" von Karl Schmeling, sowie dm Triminal-Roman: „Der Irrenarzt" von K. Labacher. Ferner ist eine gröbere Anzahl volkslhümlich« „Erzählungen an» der Geschichte Sachsen»" und „Sächsisch« Geschichten" erworben, welche d» I. Quartal i« Beiblatt« „Sächsischer Erzähler" zum Abdruck güange» werden. Abermaligen recht zahlreichen Beitritt «euer Abonnenten für da» neue Quartal erbittet Die Berlags-Expeditiou des „Sächsisches LandeS-ArzeigerS". ttmfe-e werthen Most-Vvonir-rrte« ersnche» wir, da» Abonnement für da» am 1. Januar beginnende «enk Quartal umgehend erneuern zu wolle», damit in der Zu sendung der Exemplare keine Unterbrechung «intritt. Bei verspätet hier einttkffende» Post-Abonnement»-Bestellungen erhebt di« Post sür Nachlieferung bereits «rschiruener Nummer« eine Extragebühr von 10 Pf. Die Berlags-Expeditio« des ,,Sächsischen Landes-Anzeigers^. Amtliche Bekanntmachungen. Di« zum ArmenreLt zugelassenen Ehefrauen: 1. Johanne Amalie »ndner geb Pohler in Lugau, 2. Anna Clara Illing geb. Kühn in Chemnitz, beide vertreten durch Rechtsanwalt Th. Müller in Chemnitz, klagen gegen ihre Ehemänner: zu 1. den Bergarbeiter Ernst Friedrich Lindner, srüher in Luga«, jetzt unbekannten Aufenthalts, zu 2. den Bäckergesellen Robert Richard Illing, srüher in Chemnitz, jetzt unbekannten Aufenthalts, wegen böswilliger »erlassung, mit dem Anträge aus Berurtheiluug zur Herstellung des ehelichen Lebens «vent. Ehescheidung, und laden die Beklagten zur mündlichen Ver- Handlung des Rechtsstreits vor die dritte Eivilkammer des Königlichen Land gerichts zn Lhemnitz auf den 8. März 1867 Vormittag» 9 Uhr mit der Aus- sorderung, einen bet dem gedachten Belichte zugelassenen Anwalt zu bestellen. Ln« Zwecke der vom Bericht bewilligten öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klagen bekannt gemacht. Königliches Landgericht, Eivilkammer Hl. In Eheproceßsache» der Emilie Rosalie Hentschel geb. Großer iu Chem- »Itz, vertreten durch Rechtsanwalt Th. Müller daselbst, Klägerin, gegen ihren Ehemann, dm Handarbeiter Karl Louis Hentschel, bisher in Chemnitz, Be klagten. wegen Ehescheidung, ist, nachdem die Verhandlung im ersten Termine »ei dem Nichterscheinen des Beklagten antragsgemäß vertagt worden war, auf Antrag der Klägerin anderweit als Verhandlungstermin der 1. Februar 1887 Vormittag» 9 Uhr bestimmt worden und ladet Klägerin den Beklagten, besten gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist, zu diese« Termine behusS mündlicher Verhandlung deS Rechtsstreit» vor da- Königliche Landgericht Chemnitz, Eivilkammer III, mit der Aufforderung, einen bet dem gedachten Gerichte zugelassenm Rechtsanwalt zu bestellen. Zum Zweck« der vom Pro- ««tgerlcht bewilligten öffentlichen Zustellung der Ladung wird die» hiermit bekannt gemacht- Chemnitz, am 16. December 1886. Königliches Landgericht, Eivilkammer III. Fritz erholt sich. Sin Charakterbild von Emil Peschka«. Nachdruck verboten- vir Ware« Schulkameraden, aber »an konnte sich keine größere» Gegensätze denke», al» nn» Beide. Während ich mir in mrinl« frei«» Stunden durch Trthrile« von Unterricht dir Mittel zn« St», dirm verdienen «nßt« und dann noch die Nacht zu Hilf« «ah«, um «lletlei LieblingSarbelten z« betreiben, war da» ganze Sinne» «riue» Fritz siet» darauf gerichtet, sich „zu erholen". Ob diese Eigenart schon in seiner Natur lag oder ob sie eine Folge der Erztehnng dnrch zwei ängstliche Franeu — sein« Matte» «nb seine Tante — wird schwer festznstellen sei«. Am nächste« wird man der Wahr- heit wohl kommen, wenn «an eine« natürliche« Hang zur Trägheit anuimmt, der bau», durch Mntter und Tante unterstützt, mit der Zeit z» einer Art wtffeuschastliche« System» ansgebildet wurde. Jrmehr er zuuah« au Alter und Weirheit, desto «ehr Beweis« sammelte er sür seine Ansicht, daß die wichtigste Aufgabe de» Men. scheu sei, sich zu erhole», und er giug dabei bi» znr Bibel zurück, di« ja anch die Nolhweudig'eit gewiffer Erholuugstage für den Men- sche« konftatir«. Nu« mit der Einrichlnug de» Sonntag» war er »icht ganz eluverstaude«. Seiner Ansicht nach war e» vielmehr dringende» Bedkrsniß, auch den Montag z« einem Ruhetag z» mache«; wenn anch der Sonntag al» eine Erholung von de« Wochentage» gelte» konnte, so mußt« doch — wie er sagte — „logischer Weise" anch Wieder ein Tag der Erholung dem Sonntag gewidmet sei«. Mit zunehmender Reise verließ er übrigen» diese Art de» Be- wettsystrm« immer »eh» und bemächtigt« sich der natnrwisienschast- ktche« Methode. Er berechnete sich soznsagr» selber, d. h. er stellte genan« Listen ans, wie viel Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zur Weiterbildung seine» Körper» nöthig sei, und berechnete dann di« Zeit, deren er znr ungestörten Berdannng bedurfte, wie »nch jene, di« uöthi, war, n» de» durch geistige Anstrengungen derdrauchten Phosphor seine» Gehirn» wieder zn ersetze». Mau wird schon an» diesen Bemerkungen entnehme», daß Fritz kein Dnmmkopf war. Er verrieth vielmehr schon frühzeitig bedentende Anlage« und dies« wäre« zw«isel»lo» viel weiter entwickelt worden, hätte« «icht Mntter und Tante bereit» ebenso frühzeitig ein« ganz entsetzliche Angst gehabt. Fritz könne sich überanstrengen. Diese Angst erschien aber «m so komischer, al« Fritzen» körperliche Entwickelung nicht» z» wünschen übrig ltrß, so daß mau nicht ernst zu bleiben vermochte, Wen« die beide» Flauen angeficht» dc» Riese»mögen fragten, od man «icht finde, daß er angegriffen auSsehe. „Fritz erholt sich" — „Fritz muß sich erholen", da» Ware« den« anch die meistgebranchtm Worte Telegraphische Skachrichte«. Vom 28. December. Halle a. d. S. I» der Nacht vom 24. ans de» 2V. d. M. wurde in Drosa bei Köthen die 86 Jahre alte Wittwe Thiele in ihrer Wohnung ermordet. Wie«. Mehrfach verlautet, die Zusammenkunft der bulgarischen Deputation mit dem Fürsten Alexander wäre keine zufällige gewesen; die Deputation hatte den Anftrag, den Fürsten wegen der Rückkehr »ach Bulgarien zn sondiren. Die Antwort de» Fürsten ist unbekannt, doch wird al» wahrscheinlich «achtet, daß « ablehnte. Pose«. Der Abgeordnete «antak ist heute gestörten. (Kasimir Kantak, geboren am 22. März 1824 z« Posen und al» Rittergut», tefiher daselbst ansässig, zählt« zu de» angesehrusten Mitglieder« der Polenfraktio» im preußische« Abgeordnetenhaus«. Auch dem nord- drntschen Reichstage hatte er eine Zeit lang angehört.) Pari». Der Berliner Eilzng traf gestern vier Stunden ver« spätet ein, die Ursache der Berspätnng ist eine Entgleisung. Der Zugführer wnrde schwer verwundet, sonst kamen einige leicht« Lontufione» vor. Die Stimmung irr Frankreich. Der Friede ist hente gerade so an der Tagesordnung, wie «S in der letzte» Woche d« Krieg war. Zwar behauptet Camille Ptlletan auch heute «och in der „Jnstice", e» scheine evident, daß man in Deutschland die Geister auf einen Tonflict vorberelte, aber er fügt hinzu, daß dieser Tonflict höchstwahrscheinlich «icht autbreche« werde, weil derjenige, der ihn entfesseln würde, die ganze Welt, der nur am Frieden gelegen sek, gegen sich habe« würde. Diese Be. gründnng giebt immerhin zu denke» Anlaß. Wen« man böswillig sei» wollte, könnte man die Wort« de» Freunde» de» Krirg»minister» Bonlaug« so interpretireu: „Wir wollen de» Krieg, wen» wir de» Anschein vermeide» könne», ihn veranlaßt z« haben." I» der weitere« Folge seines Artikels stellt Pelleta« sür die auswärtige Rolle, die Frankreich spielen sollte» Prknciplen anf, di« man aufrichtig lobe» kan», wenn sie anch di» dahin sich noch nie in Thaten ««gesetzt habe». „Frankreich", sagt «, „soll und hätte schon lange sollen die Friedenspolitik gegenüber den Ranbfiaaten ver treten." Freilich darf man daran zweifeln, ob e» da» richtige Mittel, Friedenspolitik zn treibe«, ist, wen» man, wie hier Prlletan» andere Staate« als Raubstaate« bezeichnet. Am allerwenigste« hat man aber hierzu rin Recht, wenn man, wir Pelleta«, Rußland'» Borgehe« in Bulgarien billigt ob« wenigsten» «icht zn miß billigen wagt. Doch die Hauptsache bleibt, daß da» Organ Tlemeneeau'» «nd Bonlanger'» dnrch de» Mnnd Pellet»«'» die Zuversicht aussvrlcht, daß der Krieg vermiede» werde« wird und sich selbst und de« Andern znrnst: „Fahren wir fort, «n» vor lärmenden Manifestationen z« hüte», welche bei nn» immer nur da» Werk einer verschwindenden Minorität ohne Einfluß gewesen find! Zeigen wir, welche Leidenschaft die französische Demokratie für einen Frieden erfüllt, der zugleich ihre» berechtigten Selbstgefühles würdig ist «nd den Bedürfnissen ihrer edle» Aufgabe« entspricht I Halte« wir unsere Mittel zu Rathe und bereiten wir alle «usere Kräfte vor! Dann dürfen wir sicher sei«, daß Niemand de« Weltfrieden störe« wird." Ei» Zeichen dafür, daß Pelleta» hier «icht «nr der dekannte» Kriegslist huldigt, de« Gegner einznschläser», sondern daß er nnter de« Drucke der öffentlichen Meinung Frankreich» für de« Frieden plaidirt, sehen wir darin, daß auch die anf Popularität versessene reaktionäre Presse de« Frieden hnldigt, ja sogar in vereinzelten Fälle», wie Cornely i« „GanlviS" gethau hat, von Abrüstung spricht. Ein Royalist hat im „Matiu" sogar behauptet, der Graf von Pari» hat« bei seiner Znsammenknnft mit dem dkntsche« Kronprinzen diese« Gegenstand berührt und beide seien der Ansicht gewesen, Frankreich und Deutschland müßte« gemeinsam ihr« Militärlast vermindern, um in wirthschaftlichrr Beziehung die Loncurrrnz Nordamerika» aushallen zn können. Ein friedliche» Symptom ist anch. daß bei de, diesjährige« großartigen Weihnachtsfeier der Elsässer im Hippodrom kein« einzig« Rede gehalten wnrde «nd daß Boulangrr, der uenlich in der Sardonn« der Jahrr»sitznug der Leden-reUnngr-Gesellschast präfidirte,'ek«e «m> politische Rede hielt, worin er den humanitäre« Lorbeer de» Lebens retter» höher stellte al< den blutigen Lorbeer de» Soldaten. in dem «ütterlicheu Hans« meines Freunde- und anf di« bescheidenste Anstrengnng, die Fritz «achte, mußt« er stet» di« „nüthige Erholung" folgen lasse». Diese verschiedene Artung hinderte übrigen» nicht, daß wir treue Freunde bliebe». Wir hatte« ja schon al» Kinder znsammeu gespielt und lange liefe» unsere Lebenswege parallel neben einander fort Zndem war Fritz ei» durch und durch ehrlicher, gute« Mensch, die lanterste Seele der Welt, die man bei alle« Schwächen lieb habe« mußte. Der gute Fritz I Er hat mir oft prophezeit, daß die Arbeit «eine Mörderin sein werde, «ährend er sich systemmäßig dazu erziehe, «iu moderner Methusalem z« werde«. Und nun ist da» alle» anders geworden, so ganz ander». Recht hatte er ja mit seiner „systemmSßigen Erziehung". E» lag wirklich System darin, wie er sich stet» erholte, und al» wir di« Hochschule absolvlrt hatte«, da kannte er nur eine Sorg«: «inen Berns zu finden, der ihm anch Zeit zur nöthig«« Erholung ließe. Die beide» alte» Fra»«« waren knrz «ach einander gestorben und hatte« ihm rin kleine» Vermöge« hinterlaffen, da» ihm zwar da» Leden in jeder Beziehung angenehm machen konnte, da» «der doch nicht ansreichte für ein« stattliche Rente, deren er znm Nicht»th«« bedurft hätte. So stand er nn« vor der gewichligrn Frag«: Wa» thnn? »nd die Entscheid»«- wnrde ihm um so schwerer gemacht, al» ,h«, dem Glückskind«, da» vermögen, Familienbeziehnnge« und Pro tektion hatte, da» «an seine» gewüthliche« Wes'»» halber überall lieb gewann, sich von alle» Sette« Hände entgegcnstreckten. E» Ware« schön« Stellnnge», die sich ihm boten, Stellungen, »le den Beginn glänzender Carrlören bildeten. Aber Fritz fand, »aß sie alle anßerorbentliche Ansordernnge« an seine Arbelt-kraft kellten, daß ihm «irgend» genügend« Erholungspause« geboten wurde« «yd so schlug er sie alle an» «nd trat in'» Ministerin« — zunächst al» ««besoldeter Praktikant. Und er hatte» wie er oftmals versichert«, gn» gewählt. Bo« 9 bi» 2 Uhr Bnrraostnnden «nd im klebrigen ein freier Mensch I Und wie viel „erholt" wnrde in diese« Bnrranstnnden! Kam «an «m ^410 Uhr glücklich an, dann erholte man sich ein Viertelflünbchrn von dem Marsche. Um 10 Uhr mußt« eine Panse znr Stärknng de» Körper» gemacht werden und dann mnßte man sich behufs Berdannng wieder «in Biertelstündchen erhole». Ei« <r «re» Biertelstündchen spazierte man anf de« Corridor hi» nn/ her, ein andere» verplaudert« man mit den Eollegrn. Und wir behaglich war e» bei der Arbeit. Wen« man die Herren beim Schreiten beobachtete, so mnßte man — wie Fritz erzählte — die Anschauung gewinnen, daß st« sich zwischen jedem Haar» und Schattenstrlch ein« klein« ErholnngSpanse gönnte«. Ja, da» war «in eruf, für Fritz wie geschafft«. Freilich — da» schnecke« artige Weitrrschrriten (drei Jahre mußte Fritz warten, di» er »nr Politische Rundschau. Lhemnitz, den 29. December. Deutsche- Reich. Zur Militärvorlag«. L» wird jetzt de- fiätigt, daß die neu z« errichtenden deutsche« Regimenter hauptsächlich an di« West- »nd Ost-Grenze de» Reiche» in Garnison gelegt werde« sollen und di« betreffenden Städte bereit» fest bestimmt find. Die Petitionen «m Garnisonen haben also wenig oder gar keine Anrficht auf Berücksichtigung. E» lag ja anf der Hand, daß, wenn am 1. April die neuen Kadre» bereit» errichtet werde« sollen, «an jetzt nicht erst beginnen kann, di« Garnisonen festznstellen. Diese Anoch- «nugeu find getroffen, wenn auch natürlich kein Anlaß vorliegt, sie z« veröffentlichen, bevor e» so weit ist. — Der Bo,fitzende der Militärcommisfion de» Reichrtage», Gras Ballestrem, hat die erste Sitznng der Commission nach de« Ferien anf Mittwoch, de« 8. Januar, Morgen» 11 Uhr anberanmt. Da» Plenum de» Reichstage» tritt dekanntlich Tag» zuvor Rach mittag» 2 Uhr wieder zusammen. — Dem Reichstag« find al» Beilage z« de« Gesetzentwurf le- treffend den Verkehr mit Knnstbntter umfaffend« technisch« Gutachten über di« Herstellung «. s. w. von Knnstbntter zngegangen. — Di« parlamentarischen Kreise verhallen sich in den jetzigen Weihnacht-ferieu völlig ruhig und vermeiden jede» Anssprecheu üb« da» Militärgesetz und die Fortdauer der ReichStagSsrssion. Die» Berhalten ist augenscheinlich da» richtigste. Die Herren ginge« vor de« Fest in sehr erregt« Stimmung anSeinand«, und diese Stimm ung muß nothwendigerweise verfliegen, wenn da» Gesetz zu Stand« kommen soll. Dir Anfichten darüber, wie lange di« Verhandlungen noch dauern werden, find getheilt, aber anf drei Commission« fitznnge« wird mindesten» «och gerechnet. Dann gehören ei« paar Tag« zur Fertigstellung de» Bericht» und darauf kann die zweite L-snug im Reichstage selbst «folgen. Dort braucht mau kaum noch viel Zeit. Alle Detail» sind in den Tommisfione« gründlich und genauer ver handelt, al» sie im Plenum je verhaudett werde« könne«, und Nene» kann anch nicht mehr gesagt werde». Dort kan» also die Adstimmung rasch vor sich gehr«. — Die Einberufung de» preußischen Landtage» «ach Berlin und der Beginn de» Zusammenlagen» der beide« Parlament« wird sür de» 13. Jannar (der späteste Termin ist der 18. Januar) er wartet. Der StaatShauShaltsetat mit allem Zubehör wird de« Land tag« sofort det seine« Zusammentritt vorgelegt werde«. Anch ist AnSficht vorhanden, daß «iu großer, »en« nicht der größte Theil de» besoldeter Praktikant" war I) wäre «icht nach Jedermann» Geschmack gewesen. Jndeß hatte Fritz anch hl« Glück. Er erfreute sich der Gunst de» Minister», wurd« verhältnißmäßig rasch „Official" «nd wäre daun wohl ebenso rasch weiter gestiegen, hätte ihm «icht sein Er« holnngSbedürfniß den Weg adgeschnitte». De» Minister hatte ihn eine» Tage» al» Begleiter auf einer Dienstreise gewählt. Wohl wollend setzte er ihm auseinander, wa» er zu ihn« haben werde, und al» er ihn genau instrnirt hatte, da platzt« Fritz, der übe» diese gewaltige Beschränkung seiner Freiheit «icht» weniger al» «baut war, mit der Frag« heran»: „Und welche Stunden find für di« Erholnng bestimmt, Excelleuz?" — Bo« diesem Tag, an war r» mit dn Gunst von Excellenz vorbei «nd Fritz gehörte jener Tlaffe von Beamte» an, die daz« vernrtheilt scheinen, ewig Osfizial zu bleiben. Er war schon nah, au dm Dreißiger» und dereit» Besitzer «ine» stattliche» Emdonpoint», al» er mir «ine» Tage» di« Frag« vorlegte, wa» ich den« vom Heirathen hielte. Ich erschrak nicht wenig, da ich mir Fritz durchan» nicht al» Ehemann denke« konnte. Für Lrhol- «ngSdedürftig« ist die Eh, nicht gerade gemacht. Jndeß hielt ich «ein« Gedanken zurück, denu Verliebte« gegenüber ist doch jeder Rath in den Wind gesprochen und verliebt war Fritz, sonst hätten lh« mein« Ansichten über da» Heirathen sich« nicht iuteresfirt. Ich kam also mit «in paar Phrasen über den Gegenstand hinweg und fragt« dann, für wen er sich interesstre. „Helene Wildern" war die Antwort. „Du kennst sie ja." Gewiß kannte ich sie. El« fenrigr», lebhafte» Mädchen mit wunderschöne« kastauiendranneu Haar und — wie der Leutnant Römpler zu sage« Pflegte — „faSzinlrendm Auge«." Ich sagte nicht» und pfiff leise vor mich hin. „Ich glanb«, daß sie «ich will," fuhr er nach eine» Panse fort, „sie ist ein präch- tlge» Mädchen, «einst Du nicht auch?" — „Gewiß, nnr — nur wird fir zn Deine« ErholnngSbedürfniß —" „Ach wa-, Erholung I" braust« er anf. „WaS ist denn Liebe ander» al» Erholnng — Er holung von der Nüchternheit de» Leben»?" — „So, so," erwiderte ich lächelnd, „find wir schon so weit?" Dan» kam ei» Bekannt« und »nser Gespräch war zn Ende. Ein« Woche später gestand mir Fritz» baß er du» Berhältniß mit dem „prächtigen Mädchen" abgebrochen hatte. „Wir haben ««» dronillirt" — mehr war au» ihm nicht herau»znbekomm«n und vielleicht hätte ich nie mehr von der Geschichte diese» Bruche» erfahren, wäre nicht d:r Leutnant Römpler ein wenig daran de- thelligt gewesen. Dieser erzählt« mir, daß Fritz seiner Schöne» zu Liede — e» war so «nglandlich, daß er e» „ans Ehre" versichern mußte — sogar tanzen gelernt hatte. Sie war ja eine leidenschaft liche Tänzerin und anf dem Ball bei der Baronin FreSca schwang sie dm arme« Fritz Hern«, daß ihm „Hören und Sehen verging"
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