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Erscheinen: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend mit Ausschluß der Feiertage. Abonnement: Vierteljährlich 10 Ngr. Großenhainer UMhLltmgs-M An^MM. Amtsblatt des Königlichen Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. ''X InMatermtwa^e: Bi- Lags vorher spätestens früh 9 Uhr. Insertionsbeträge von auswärts sind in Post- marken beizufügen oder werden durch Postvorschuß erhoben. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Donnerstag, den 19. November L8S4. Inserate für die nächste Sonnabends-Stummer wolle man wegen des Bußtages bis heute, Donnerstag den 19. November, Abends 7 Uhr einsenden. »I« Bekanntmachung. Zur Beschlußfassung über die Ausübung der Jagd in der Flur Nauleis vom 1. September 1875 an hat die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft, welche auf Antrag des Jagdvorstandes die Leitung der Verhandlung übernehmen wird, den 7. December dieses Jahres terminlich anberaumt. Sämmtliche Mitglieder der dasigen Jagdgenossenschaft werden daher hiermit vorgeladen, an dem gedachten Tage Vormittags 10 Uhr in der Schänke zu Nauleis vor dem von der Amtshauptmannschaft mit der Abhaltung des Termines beauftragten Beamten sich einzu finden und unter Leitung desselben nach der bezeichneten Richtung hin Beschluß zu fassen. Für den Fall, daß der gefaßte Beschluß, wie zu erwarten stehen dürfte, auf öffentliche Verpachtung der Jagd im Wege des Meistgebotes geht, soll diese Verpachtung gleichzeitig mit vorgenommen werden. Es werden daher Pachtlustige hiermit ebenfalls vorgeladen, an dem schon bezeichneten Tage, den 7. December 1874 Vormittags 11 Uhr in der Schänke zu Nauleis sich einzufinden und ihre Gebote zu eröffnen, auch eventuell des Abschlusses eines Pachtvertrags mit der Jagdgenossenschaft, welcher gesetzmäßig aller dings die Auswahl unter den Licitanten und die Ablehnung aller Gebote Vorbehalten bleibt, sich zu gewärtigen. Großenhain, am 12. November 1874. Die Königliche AmtshaupLmannschast. Pechmann. Bchnr. ! BekanntmachNng. Die unterzeichnete Behörde sieht sich genöthigt, hierdurch unter Bezugnahme auf tz 3 der Verordnung, den Einstuß des Bundesstrafgesetzbuchs auf Polizeisachen betreffend, vom 14. December 1870 bekannt zu machen, daß alle diejenigen Personen, welche bei ihr wegen zwecklosem, unzulässigem Aufliegen, wegen Einschleichens in Gebäude und fremde Räume zur Nachtzeit, wegen CampirenS und Trunkenheit, ingleichen solche Frauenspersonen, welche wegen gewerbmäßiger Betreibung der Prostitution zur Anzeige gebracht werden, sich an gemessener Geld- und nach Befinden Haftstrafe, Letztgedachte aber lediglich Haftstrafe zu gewärtigen haben. Großenhain, am 17. November 1874. Die Stadtpolizeibehörde. Ludwig - Wolf, Brgrmstr. Wtzschl. Erstatteter Gensdarmerieanzeige zufolge sind in der Nacht vom 23. zum 24. vorigen Monats aus dem Schuppengebäude eines Bauerngutes in Linz mittelst Abreißens einiger an der Hinteren Seite des ersteren befestigt gewesener Bretter und Einschlagens der darunter befindlichen Lehm- und Stakenwand vier nicht gezeichnete Männerhemden gestohlen worden, von denen das eine dadurch kenntlich ist, daß in dem linken Aermel ein ungefähr Neu groschen großes Loch eingebrannt ist. Dies wird zur Entdeckung des Schuldigen und Wiedererlangung der Hemden andurch bekannt gemacht. Großenhain, am 10. November 1874. Das Königliche Gerichtsamt. — Schröder. Bockwitz. Bekanntmachung. In Gemäßheit des Gesetzes vom 14. September 1868 ist von der unterzeichneten Behörde die Liste der Ortseinwohner der Stadt Großenhain, welche zu dem Amte eines Geschwornen befähigt sind, revidirt und ergänzt worden und soll dieselbe vom 19. dieses Monats 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht in der Rathsexpedition, Klostergaffe Nr. 68, eine Treppe, öffentlich ausgelegt werden, was hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, daß Diejenigen, welche nach A 5 des gedachten Gesetzes von dem Geschwornenamt befreit zu werden wünschen, ihre Gesuche zu Vermeidung deren Verlustes längstens bis zum 3. December dieses Jahres beim Stadtrathe einzureichen haben, wobei noch darauf hingewiesen wird, daß Diejenigen, welche auf Grund des § 5 unter 1 und 3 des Gesetzes die Ablehnung des Geschwornen- amtes für immer beabsichtigen, solches in der Reelamationsschrift ausdrücklich zu er kläre« haben, widrigenfalls die Ablehnung auch in dem gedachten Falle nur für das darauf folgende Kalenderjahr wirken kann. Großenhain, den 17. November 1874. Der Stadtrath. Ludwig - Wolf. M. Bekanntmachung. Sonnabend, den 21. November 1874, sollen von früh 8 Uhr au von dem 1. Reiter- Regiment eine größere Partie ausgetragener Bekleidungs-, Ausrüstungs- und Pferdeequipagestücke auf dem dritten Boden der Schickert'schen Caserne allhier gegen sofortige Bezahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Großenhain, am 13. November 1874. Commando des 1. Reiter-Regiments. Lagesnachrichten. Großenhain. „Der große amerikanische Circus MherS kommt", dies war nicht allein vorige Woche das einzige Tages- und Abendgespräch der Erwachsenen, auch die liebe Schuljugend freute sich dse kommenden Ereignisse, rieth, ob an diesem Tage die Schule ausfallen würde, oder mit Zu stimmung des durch Bitten nachgiebig gewordenen Vaters geschwänzt werden könnte und malte sich besonders die sieben Elephanten im Umzuge in ihrer kindlichen Phantasie als große Ungeheuerlichkeit aus. Der Inhaber des Circus selbst hatte in echt amerikanischer Weise Reclame für sein Auftreten hier gemacht. Schon seit mehreren Tagen klebten große, in allen Farben bunt schillernde Zettel an den Straßenecken, welche die Leistungen der Künstler darstellten oder beschrieben und wurden gleiche Zettel nebst einer Broschüre über die unübertroffenen Leistungen des Circus von eifrigen Gast- wirthen auf die umliegenden Dörfer spedirt. Der ver gangene Dienstag sollte, wie auf den Zetteln angegeben stand, der Tag des Eintreffens des Circus sein und wollte derselbe, von Meißen kommend, Vormittags gegen 11 Uhr das Weichbild der Stadt betreten, um 4 Uhr aber sollte der große Umzug durch die Straßen der Stadt beginnen. Kein Wunder also, wenn schon am Morgen dieses Tages in unserer Stadt ein reges Leben war. In Equipage oder im Korbwagen, zu Fuß oder mit der Eisenbahn kamen viele Hunderte Menschen zur Stadt, in welcher bald keine Stallung für Wagenpferde aufzutreiben war, vorsichtiger weise aber die Wirthe für Bier, die Bäcker für Semmel und die Fleischer für Fleisch und Wurst zur Befriedigung der Leibesnahrung und Nothdurft gesorgt hatten. Für den Circus selbst und dessen Zubehör waren alle Empfangs vorbereitungen getroffen, die bestellten Zimmer geheizt, da mit sich die zarten Actriceu oder muntern Clowns die durch frorenen Glieder erwärmen könnten, in mehreren Kesseln brodelten Unmassen Kartoffeln als warmes Frühstück für die Elephanten, Polizcidiener hatten sich am Eingänge der Stadt postirt, um etwaige Neugierige in respektvoller Entfernung von Wagen und Thieren zu halten, und — trotz aller dieser Vorbereitungen kam der Circus nicht, sondern ist in Folge der eingetretenen ungünstigen Witterung und dadurch erlittener Unglücksfälle sofort in das Winterquartier in Dresden ein gerückt. Sachsen. Aus Bautzen schreibt man dem „Dr. I.": „Der hiesige Gewerbeverein, welcher am 10. Novbr. sein 41. Stiftungsfest durch Abhaltung eines sogen. Familien Abends feierte, hatte sich, wie immer, so auch diesmal zur Pflicht gemacht, bei dieser Gelegenheit zum Besten der Preusker - Stiftung eine Collecte zu veranstalten, welche einen nicht unerheblichen Betrag ergab. Immerhin bleibt dieser Beitrag nur ein Tropfen ins Meer, wenn man be denkt, wie viele tüchtige, junge Leute, die sich im Gewerbe fache eine gute Ausbildung aneignen wollen, einer kräftigen Unterstützung bedürfen. Die Preusker-Stiftung (verwaltet vom Gewerbeverein Großenhain), deren Ziel durch die Vorbemerkung bereits angedeutet ist, verfügt leider trotz ihres circa sechsjährigen Bestehens über so geringe Mittel, daß davon jährlich höchstens zwei junge Leute unterstützt werden können. Und doch ist sie die einzige Stiftung und Hilfsquelle dieser Art. Möchten daher säumige Gewerbe vereine dem Beispiele der hierin thätigen bald und beharrlich folgen und namentlich auch die Männer, welche sich der Wohlhabenheit erfreuen, freundlichst etwas tiefer in ihre Säckel greifen, um die Sorge manches armen Familien vaters, der einem begabten Sohne gern eine ihm zu gönnende Fortbildung angedeihen lassen möchte, menschenfreundlich zu mildern." Für die im Jahre 1875 in Dresden stattfindende Aus stellung haben, wie das Comite im Jnseratentheile bekannt macht, sowohl die Staatseisenbahnen, als auch die Leipzig- Dresdner Eisenbahn den Ausstellern wesentliche Erleichte rungen gewährt. Die Anmeldung der Ausstellungsgegen stände muß bekanntlich bis zum 1. Februar erfolgen. Der Fleischer, von dessen auffälligem Verschwinden aus Plauen i. V. berichtet wurde, hat sich nach fünftägiger Abwesenheit wieder dort eingefunden. Er soll sich inzwischen in Leipzig aufgehalten haben. Der ihm mit dem fremden Geschirr zugestoßene Unfall und vielleicht auch andere Gründe j mögen ihn zu der improvisirten Luftveränderung veranlaßt haben. — Von der Frau, welche sich vor Wochen mit ihren beiden Kindern aus ihrer Wohnung in Plauen entfernte, und ihrem älteren Kinde ist bisher noch keine Spur entdeckt worden. Das jüngste der Kinder wurde bekanntlich in der Elster todt aufgefunden. Deutsches Reich. Der Reichskanzler hat dem Bun- desrathe auch einen Gesetzentwurf vorgelegt, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 15,200,000 Mark für Elsaß- Lothringen, welche zur Erfüllung der durch die deutsch französische Convention vom 11. December 1871 begründeten Verpflichtungen, zur Vollendung von Wasserbauten, sowie zur Beschaffung eines Betriebsfonds für die Landeskassen- Verwaltung verwendet werden soll. Der Reichstag, welcher am 14. Novbr. das Marken schutzgesetz und die kaiserl. Verordnung über die Geschäfts sprache der Gerichte und gerichtlichen Beamten in Elsaß- Lothringen endgiltig genehmigte, hat am 16. die Berathung des Bankgesetzes begonnen. — Von den Abgeordneten Lieb knecht und Hasselmann wurde nunmehr, nachdem die er forderlichen Unterschriften zusammengebracht worden sind, der Antrag eingebracht, den Reichskanzler zu ersuchen, bei den betreffenden Bundesregierungen dahin zu wirken, daß die inhaftirten Abgeordneten Bebel, Hasenclever und Most während der Dauer der Reichstagssession aus der Haft beurlaubt werden. Italien. Bei den am 15. November stattgefundenen Nachwahlen zur Deputirtenkammer sind, soweit bekannt, 101 zu Gunsten der Rechten und 44 zu Gunsten der Linken ausgefallen. Im Ganzen wurden daher 271 Candidaten der Rechten und 195 Candidaten der Linken gewählt; 42 Wahlen stehen noch aus. Frankreich. Wie man der „Köln. Ztg." schreibt, betreibt der Kriegsminister General de Cissey mit größtem Eifer die neuen Festungsbauten. Derselbe hat Befehl ge geben, den Bau des bei Dijou zu errichtenden Forts sofort in Angriff zu nehmen. Der Zuschlag der neuen Forts um Lyon herum findet gegenwärtig statt. Sie sotten aus der zweiten Stadt Frankreichs eine Festung ersten Ranges machen, und werden die Vereinigung der Rhone und der Saone, diesen Schlüssel des Südens Frankreichs, in den wirksamsten Vertheidigungszustand setzen. Auf den Anhöhen von Bron werden Bastionen errichtet werden, deren Feuer die ganze Rhoneebene oberhalb und unterhalb Lyons be streicht. Die Arbeiten an dem Lyoner Fort Bancia, welches die Thäler der Rhone und Saone beherrscht und Lyon auf der Seite des Plateaus Bresse beschützt, sind vom Genie bereits begonnen worden. Auf dem höchsten Gipfel des Mont-d'Or, auf der Spitze, welche den Namen Mont Verdun führt, wird später eine gewaltige Citadelle errichtet werden, deren Kanonen das ganze Thal der Saone bis nach Villafranche, das Plateau Bresse und die Eisenbahnen von Mont Brion und Paris beherrschen sollen. Was die Pariser Festungsarbeiten anbelangt, so hat Marschall Mac Mahon Befehl ertheilt, den Grund und Boden für den Bau des Forts Chatillon anzukaufen. Spanien. Der Pariser „Moniteur universel" schreibt: Wir erhalten interessante Einzelheiten über die Vorgänge nach den letzten Kämpfen bei Jrun. Das Land ist so erschöpft, daß die republikanischen Truppen ihre Brod- und Fleisch-