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Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhai« Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. M 300. Freitag, den 2Z. Dezember 1908. Witternngsbericht, ausgenommen am 24. Dezember, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 766 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand — 1« O. (Morgens 8 Uhr — 40 6. Tiefste Nachttemperatur — 4« 6.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 91°/,. Tatlpunkt — 2,,° 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0^ mm Daher Witterungsanssichten für den 25. Dezember: Zunehmende Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. Bekanntmachung. Wegen des Rechnungsschlusses bei hiesiger Fürstlicher Sparkasse werden in der Zeit Vom 2. bis mit 20. Januar 1909 weder Einlagen angenommen noch Rückzahlungen geleistet, dagegen wird nach dieser Zeit wieder wie gewöhnlich, außer Montags, täglich expediert werden. Einlagen in beliebiger Höhe werden mit 3"/, °/„ verzinst. Waldenburg, den 8. Dezember 1908. Die Fürstlich Schönburgische Sparkassen-Verwaltung. Krug. Schneider. "Waldenburg, 23. Dezember 1908. Wiederum feiern wir Weihnachten! Nach einem langen und bangen Jahr, in dem politische Sorgen sich mit denen um das tägliche Brod mischten, ist es uns erschienen als Friedensbringer. Wir haben eine neue und glänzende Zeit heraufkommcn sehen, in der gewaltiger Unternehmungsgeist und bürgerliche Tatkraft staunenswerte Erfolge errungen ha ben, aber wir haben auch gemerkt, daß die verführerische Neigung zum Luxus und Wohlleben eine hohe Rechnung bringt, daß ein Ausdauern im harten Kampf um die Existenz stählerne Nerven verlangt. Die Entwicklung, welche der Gcwerbefleiß und das gesamte wirtschaftliche Leben im deut schen Reiche genommen haben, war zu Zeiten beinahe ame rikanisch; daß wir nicht wirkliche, gerade nicht immer erfreuliche amerikanische Verhältnisse in Deutschland be kommen haben, dagegen Haden uns deutscher Charakter und deutsches Gemüt geschützt. Und so können wir auch in un serer modernen Zeit getrost unser Weihnachtsfest in alter Treue und Anhänglichkeit begehen, wir sind keine Uebermen- schen geworden, die in sich selbst ihre Kraft tragen. Und darin liegt unsere Stärke. Der Deutsche ist nie ein Prahlhans und ein Kosmopolit! gewesen und er wird er auch nie werden; mögen eine ge wisse Zahl von Kindern deutscher Erde in der Fremde den Zusammenhang mit dem Vaterlandc verlieren, die große, große Ucbcrzahl steht fest und fußt im alten deutschen Wesen. Das sehen wir schon aus der gegen früher so gering gewor denen Auswanderung. Und die deutsche Tüchtigkeit mag auch kräftig ihr Haupt erheben ob ihrer Standhaftigkeit und Stetigkeit; wir wiederholen, das Jahr war ein langes und banges, aber der deutsche Nährstand in Stadt und Land hat meist durch- und ausgehalten, Besonnenheit und Bescheiden heit haben sich als wertvoller erwiesen, als Tollkühnheit und übergroßer Wagemut. Wir sehen es, daß trotz unver meidlicher Zeichen der allgemeinen kritischen Lage bei uns die willige Hand immer noch leichter Arbeit findet, wie z. B. im reichen England. So hat das deutsche Volk sein Weih nachten mit seiner Freude und seinem Frieden redlich ver dient. Daß uns Alle der Segen dieser Feiertage für die fernere Tätigkeit begleiten und stärken möge, das ist unser rechter Weihnachtswunsch. Wie im bürgerlichen Leben, so fehlten auch im politischen die Sorgen nicht. Daß wir nicht viele Freunde haben, auf die wir uns unter allen Umständen verlassen können, das ist uns immer klarer geworden, wenn wir auch lächeln mö- gen über die, die unsere Uneigennützigkeit bezweifeln, nur um den eigenen Eigennutz verdecken zu können. Aber mag es stimmen, daß die internationale Lage, wie Fürst Bülow sic nannte, eine unbehagliche ist, Deutschland ist stark und kann die Dinge getrost an sich hcrankommcn lassen. Doch um die Stärke nach Außen hin zu wahren, bedürfen wir unbedingt der inneren Geschlossenheit, der Einsicht, daß wir uns nicht mehr gestatten dürfen, einen erbitterten Parteikampf bis aufs Messer zu führen. Ueber 60 Millionen Seelen, Millionen von denkenden Männern und mündigen Wählern, können nicht unter einen Hut gebracht werden, aus dem Abwägen der verschiedenen Anschauungen erblüht die rechte Erkenntnis, aber das Ziel, die Festigung Deutschlands, muß dasselbe sein. Die Zukunft des Vaterlandes beruht nicht auf den Millionen, die im Spandauer Juliusturm oder in den Gewölben der Rcichs- bank liegen, allein, sie stützt sich auf Wohlstand und Zufrie denheit der Bevölkerung. Das und kein anderes kann das Ziel unserer Politik sein, dahin müssen wir streben, nicht mit theoretischen Worten, sondern mit praktischen Taten. Wir wollen nicht im Automobil oder Luftballon in unsere Zukunft hinein rennen oder fliegen, wir wollen sicher und fest gehen, damit uns bleibt, was wir erringen. Und darauf hin: Fröhliche Feiertage! Politische Rundschau. Deutsches Reich. Das Wcihnachtsfest wird im Neuen Palais zu Potsdam heule in gewohnter Weise gefeiert. Der Kaiser wohnt zuerst der Bescherung beim ersten Garde-Regiment bei, dann folgt die Beschenkung der Hofstaaten und zuletzt die der Familien mitglieder. Die Prinzessin Viktoria Luise, einzige Tochter des Kaiserpaares, wird diesmal zum letzten Male im Kinder kleid der Bescherung beiwohnen. Im nächsten Jahre erfolgt die Konfirmation. Das englische Königspaar kommt doch nach Berlin, da sich seit der Zusage des Besuches nichts ereignet hat, was Grund zu einer Unterlassung oder Hinausschiebung des Be suchs bieten könnte. Graf Tatten bach, der neue deutsche Botschafter am spanischen Hose, trifft gleich nach Weihnachten in Madrid ein, um seinen Posten anzutreten. Laut „Voss. Ztg." wird der Graf alsbald die Verhandlungen über einen deutsch spanischen Handelsvertrag aufnehmen. An dem bevorstehenden Rücktritt des preußischen Kultus ministers vr. Holle ist nicht mehr zu zweifeln. Ob es wirklich nur Gesundheitsrücksichten sind, die den Minister zu seinem Entschlusse drängen, muß dahin gestellt bleiben; man hat es schon anders gehört. Neugierig ist man, ob der Ministerialdirektor Schwartzkoppen der kommende Herr im Kultusministerium werden wird. In konservativen Kreisen würde man diese Ernennung begrüßen, in liberalen sie be dauern. Die Stadtverwaltung der belgischen Stadt Antwerpen hat dem deutschen Architekten Stübben die Ausarbeitung der Pläne für die Stadterweiterung übertragen. Herr Stübben erhielt als Grundlage für seine Arbeit Karten der Umgegend Von Antwerpen, wie sie in jeder Buchhandlung gekauft wer den können. Belgische Zeitungen, die mißvergnügt über das Heranziehen des deutschen Fachmanns waren, erhoben sofort einen Heidenlärm und behaupteten, Herr Stübben habe geheimen Pläne der Antwerpener Befestigung nach Berlin mitgenommen. Nach der nunmehrigen Aufklärung wird wohl wieder Ruhe eintreten. Der Gärtnergehilfe Felix Kadur aus Fraustadt bei Posen ist der ganzen Welt bekannt geworden, denn er und kein andrer war der Führer der 50 desertierten 50 deutschen Fremdenlegionüre, deren Flucht und Ergreifung in diesen Tagen aller Orten einen ergiebigen Unterhaltungsstoff bot. Sein Stückchen erinnert beinahe an den „Hauptmann von Köpenick", nur daß der Streich mißlang. Kadur ist nicht nur Renommist und Abenteurer, sondern auch ein alter Zuchthäusler, an dessen Person wir ein größeres Interesse nicht nehmen können. Der Beitritt Bayerns zum deutschen Staatsbahn wagenverb and e ist im Reichsinteresse willkommen zu heißen, wie jeder Schritt, der uns der Einheitlichkeit des Reiches in allen seinen Teilen und Verhältnissen näher führt. Der wirtschaftliche Zusammenschluß gewährt überdies nicht gering zu achtende materielle Vorteile. Die Witwen- und Waiscnvcrsorgung der Arbeiter hat gemäß dem Zolltarifgesetz mit dem Jahre 1910 zu er folgen. Die gesetzgeberische Erledigung dieser Angelegenheit ist daher an einen bestimmten Termin gebunden. Ob cs möglich sein wird, diese Aufgabe gleichzeitig mit der geplan ¬ ten Vereinheitlichung der Arbeiterversicherungsgesetze zu lösen, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist es bei dem großen Um fange des Materials noch nicht möglich gewesen, einen auch nur annähernd bestimmten Termin für die Einbringung der Vorlage über die Zusammenlegung der drei Arbeiterver sicherungsgesetze ins Auge zu fassen. Der Arbeits markt im November wies eine Verschlech terung gegenüber dem Vormonat auf: Diese war nicht nur auf die alljährlich um die gleiche Zeit in die Erscheinung tretenden Saisoneinflüfse herbeigeführt, sondern namentlich auch durch die Fortdauer der rückläufigen Bewegung in einer Anzahl Großindustrien. Im Ruhrkohlenmarkte hielt die Ab schwächung unverändert an, in der Roheisenindustrie sammelte» sich immer mehr Vorräte auf, der größte Teil der Baum wollwebereien war andauernd schlecht beschäftigt. Die elek trische Industrie war dagegen, namenilich in den Großstädten, befriedigend beschäftigt. Für eine kleine Anzahl Industrien brachte das nahende Weihnachtsfest eine Besserung. Unsre junge Diamanten-Jndustrie in Deutsch-Süd westafrika ist durch den ihr auferlegten Ausfuhrzoll von 10 Mk. pro Karat nach der Meinung der Interessenten ge fährdet. Der Zoll ist zu hoch, da ein Teil der Ausbeute überhaupt nicht den Wert von 10 Mk. pro Karat besitzt; außerdem ist er zu früh eingeführt worden, denn alle Be triebe befinden sich noch in der Eutwickelung, und der Besitz stand ist noch ungeklärt. Von Lüderitzbucht aus wurden daher an den Reichskanzler und an den Abgeordneten Basser mann Petitionen gerichtet, in denen um Ermäßigung des Zolles gebeten wird. Bei den letzten Zusammenstößen mit Hottentotten in Deutsch-Südwest-Afrika sind von der Schutztruppe ein Sergeant, zwei Reiter, von Zivilpersonen ein Bur und drei deutsche Farmer gefallen. Es handelte sich um eine Jagd- Gesellschaft und eine Farm Fallkluft, die von einer etwa 30 Mann starken, aus englischem Gebiet kommenden Hotten- lottenbande überfallen wurden. Sie erbeuteten mehrere Pferde, Gewehre und Munition. Der Bur Olivier, die Farmer Schmiedecke, Kube und Bolins sind gefallen. Außer dem ward die Pferdewache der 6. Gebirgs-Batterie in den Karrasbergen angegriffen, wobei Sergeant Fehlings und Reiter Zimmermann fielen. Die Hottentotten raubten Pferde, Maultiere und Ochsen. Außerdem fiel in einem kleinen Scharmützel der Reiter Babbe. Die Verfolgung der gegen die englische Grenze hin entflohenen Banditen ward sofort energisch ausgenommen. Frankreich. Wenn alle Stricke reißen, greift die französische Regierung bei militärischen Forderungen zu Vergleichen mit Deutsch land und weist auf dessen Ueberlegenheit in dieser oder jener Waffengattung hin. Das hilft dann immer. So geschah es soeben wieder bei der von der Regierung in der Kammer eingebrachten Artillerievorlage. Als der Kriegsminister Pic quart während der Debatte ins Gedränge geriet, zählte er einfach auf, was Deutschland an artilleristischen Streitkräfte» besitze; damit war seine eigne Vorlage so wirksam begründet, daß die Gegner ihre Abänderungsanträge schleunigst zurück zogen. Da Picquart, der über die deutschen Militärverhält- niffe natürlich auf das genaueste unterrichtet war, betonte, daß die französische Organisation besser als die deutsche, und daß die Artillerie beider Mächte im übrigen gleichwertig sei, so wird man sich nicht wundern dürfen, wenn an den deut schen Reichstag später neue artilleristische Forderungen ge langen. Die französische Deputiertenkammer verhandelte noch kurz vor dem Wcihnachtsfeste über die Marokkofrage. Der