Volltext Seite (XML)
für Pulsnitz, Kiinigslnülli, Nndrbcrg, Nadrlmrg, Mnritzüurg und IlmgcgeM. Erscheint: Mittwochs und SonnavenbS. Abonnenientspreis: Einschließlich de« jeder Sonnadend-Nummer bettiegend-- Soantagsblaties) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Inserate werden mit »0 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- »eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags S Uhr hier aufzugeben. Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Ktadtrathes zu Fulsnih. Sechsunddreitzigster Jahrgang. Geschäftsstelle»* iür Königsbrück: bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden; Annoncen-BureauS Haasensteiu L Vogler u. Jnvalidendant, Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Nedacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Weber's Erben in Pulsnitz. Leipzig: Rudolph Moss» d^1717l117!'^17^)^17l1l't1l1von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumcrando-Zahlung durch Briefmarken »dar bbelbf^ Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XPKlÜtivN ök8 HmtsbloilStz, 10. 2. Februar 1884. Somiabenb. Kamenz, am 29. Januar 1884. Dienstag, den ». Februar N ach in i b t a g s//24 Uhr, Ackerpflü^ 2 PMigkarren, ein Paar Eggen und 1 Heckselschneide- Kunath, Gerichtsvollzieher. D gelangen in der Guhr'schen Restauration in Friedersdors 1 Kuh, I Wagen mA' Leb Maschine gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den 1. Februar 1884. ie Königliche Amtshauptmannschaft, von Zezschwitz. Bekanntmachung. Nach stattgefundener Ergänzungswahl besteht der Bezirksausschuß vom Anfang dieses Jahres an aus folgenden Mitgliedern Herrn Rittergutsbesitzer Reich auf Biehla, „ „ Major a. D. van Wiedebach auf Wohla, „ Kammerherrn Klostervoigt von Poserit auf Pulsnitz, Bürgermeister Oertel in Kamenz, „ Schubert in Pulsnitz, Fabrikant Florenz Schöne in Großröhrsdorf, Gemeindevorstand Hornuff in Brauna, „ Gersdorf in Neukirch. Paris in Noth. Der berühmte französische Volksdichter Beranger singt schon in einem seiner Lieder von dem „Paris, das voll von Gold und voll von Elend ist" und dieser wahr haft zu nennende Gegensatz hat im Laufe der Zeit in der französischen Weltstadt noch größere Dimensionen angenommen. Dort, wo sich die elegante und große Pariser Welt bewegt, auf den Corsos im Boulogner Wäldchen, auf den elyseischen Feldern, den bevorzugten Promenaden, in der Großen Oper, den eleganten Salons u. s. w., sieht man tagtäglich von einer vergnügungS- und gefallsüchtigen Minderheit Millionen verschleudern, während in den Arbeitervierteln und den Massenquar tieren verlassener Frauen und Mädchen in Paris wohl fortwährend eine Million Menschen mit dem bittersten Elende ringen. Wir übertreiben nicht, denn es ist durch haarsträubende Thatsachen erwiesen, daß in keiner Groß stadt der Welt das sociale Elend in so ungeheueren Dimensionen austritt wie in Paris. In Paris muß sich die öffentliche Mildthätigkeit jährlich 70,000 bis 80,000, sage und schreibe siebenzig bis achtzig Tausend verlassener Kinder annehmen, eine Zahl, welche z. B. in Berlin, auch wenn man in Betracht zieht, daß Paris doppelt so groß ist als Berlin, nicht zum zwanzigsten Theil erreicht wird. Und da braucht man wohl weiter das sociale Elend in Paris nicht zu schildern, diese 70,000 Kinder, welche in jedem Jahre der Pariser Stadt- gemetnde zur Last fallen und meistentheils aus Noth oder Leichtsinn von ihren Eltern, resp. Müttern verlassen wurden, reden eine überzeugende Sprache menschlichen Jammers, der in der französischen Hauptstadt herrscht. Gehen nun aber in Paris die Geschäfte gut oder doch leidlich und hat das seiner Natur nach leichtsinnige Pariser Arbeitervolk in der Woche Brod und Arbeit und Sonntags Feste und Spiele oder geben großartige Feste der eleganten Welt oder sonstige Veranstaltungen den Pariser VolkSmaffen Beschäftigung und Zerstreuung, dann darf sich daS Elend nicht an das Helle Tageslicht wagen, sondern muß sich im dumpfen Keller oder die Dachstube verkriechen. Treten aber durch Arbeitsmange und geschäftlichen Rückgang Nothstände in die Pariser Bevölkerung ein, dann drängt sich daS ihr innewohnende Elend mit elementarer Gewalt in die Oeffentlichkeit und die Brodfrage von Hunderttausenden von Arbeitern und ihrer Angehörigen wird mit der Leidenschaft, die der Kampf um daS Dasein einflößt, zur politischen DiScussion gestellt und entscheidet in Paris nicht selten über die politischen Geschicke von ganz Frankreich. Seit einigen Wochen befindet sich die französische Hauptstadt nun wieder einmal in jenem beängstigenden Stadium, wo die unteren Masten nach Brod schreien und verschlagene Jnlriguanten politisches Kapital aus dem Nothstande zu schlagen suchen. Bereits beschäftigt sich auch die Depu- irtenkammer mit der Nothstandssrage und neben dreisten Anschuldigungen, daß die republikanische Regierung an >er Noth schuld sei, erheben sich auch Klagen, daß die remden, zumal die deutschen Arbeiter in Paris und die Loncurrenz der auswärtigen Waaren das Elend ver- chuldet hätten, lauter Klagen, die nicht zutreffen, da in Paris das sociale Elend in Folge der leichtfertigen Sitten und anderer eingebürgerten Zustände ein Erbübel ist und jedes mal, wenn durch Geschäftscalamitäten der Verdienst geringer wird, wie eine drohende Flamme emporschlägt. Auch mit communistischen oder alle brod- losen Arbeiter dauernd unterstützenden Maßregeln ist nichts zu erreichen, daß hat man bereits unter früheren Negierungen in Paris erfahren. Das beste Heilmittel bleibt immer eine einfache und praktische Maßregel, in dem man dem schreiendsten Uebelstande durch einige Millionen begegnet, für einen Theil der Arbeiter aber Arbeit schafft und die Demagogen einsperrt. Dazu wird sich auch die französische Regierung entschließen müssen, wenn die socialen Wogen in Paris wieder beruhigt werden sollen. Zeitereignisse. Pulsnitz. Am Sonntag, Montag und Dienstag sand im schön dccorirten Saale des Gasthoss zum grü nen Baum in Großröhrsdorf die 3. Geflügel-Ausstellung des Verbandes der nördlichen Oberlausitz statt. Der Katalog wies 112 Stämme Hühner, 1 Stamm Enten, 278 Paar Tauben, 7 Stück Kanarienvögel, 1 Eiersomm- lung, 1 Schmettcrlingssammlung, 1 Käfer- und Netz flügler sammlung auf. Den 1. Preis auf Hühner erhielt von hier Herr Jul. Körner (Yokohama); den 2. Preis die Herren: Jul. Körner (Holländer und Yokohama), Fr. Wilh. Meher (Paduaner und Hamburger Silbrr- sprenkel), A. Kulka (Yokohama), sowie aus Lichtenberg die Herren Emil und Traugott Schöne (Plymouth-Nooke); einen 2. Preis auf Tauben erhielt ebenfalls Herr Jul. Körner für Feld- und Farbentauben. Die Ausstellung kann als eine gelungene bezeichnet werden. — Am 28. Januar c. wurde in dem Walde des Gutsbesitzers Haase zu Lichtenberg, in Nähe des MiUel- bacher Weges, ein Unbekannter erhängt aufgefunden. Dieser unbekannte Selbstmörder wurde als der dcmicil- lose aus Niedersteina gebürtige 52 Jahre alte Johann Carl Gottlieb Putzke ermittelt. — Ein bedaucrnswenher UnglückSfoll hatte sich cm Dienstag den 29. Januar c. Mittags in dem Steinlruche des Gutsbesitzers Christoph in Möhrsdorf zugetragen. Der 20 Jahre alte Heinrich Emil Philipp und August Schäfer, beide aus Obersteina, arbeiteten an einer Fels wand, als sich plötzlich eine mächtige Steinwand gelöst und heruntergestürzt war und den Philipp erdrückte. Derselbe hatte, noch ehe er von der Steinmasse befreit werden konnte, seinen Geist ausgegeben, wohingegen Schäser und die übrigen Arbeiter unverletzt geblieben 'ind. Wie man hört, sind Erörterungen deßhalb im Gange, ob irgend Jemand eine Schuld dieses Unglücks alles beizumessen sei. Kamenz. Am 28. Januar ward unter Vorsitz des Herrn Amtsbauptmann von Zezschwitz im Sitzungssaal der König!. Amtshauptmannschaft der erste diesjährige Bezirkstag abgehalten, zu welchem 16 Vorlagen ihrer Beschlußfassung und Erledigung harrten: Die Ablegung der Rechnungen über das Bezirksvermögen auf das Jahr 1883, über Verwaltung der Bezirksarbeitsanstalt Jesau auf dieselbe Zeit und über Verwaltung der Gabenstellen sür das Bezirksgeschenk an arme Reisende und wandernde Gewerbsgehilfen pro 1883 fand statt und wurden diese 3 Rechnungen der Finanzkommission zur Prüfung über wiesen. Die erstgenannte Rechnung balancirt in Ein nahme und Ausgabe mit 76,402 Mark 66 Pf., worunter 55,650 Mk. durch Ausloosung und Kündigung von zum Bezirksvermögen gehörigen sächs. Staatspapieren bez. Wiederanlegung dieser Summen. Tie zweitgenannte Rechnung weist an Generalkosten 5215 Mk. 65 Pf. und an Specialkosten 9439 Mk. 86 Pf. aus; dieselben sind gedeckt durch Verpflegegelder der Ortsarmenverbände in Höhe von 7303 Mk. 31 Pf., durch Arbeitsverdienst der Häuslinge in Höhe von 4331 Mk. 84 Pf„ durch Zu schuß aus der Bezirkskosse in Höhe von 3200 Mk. Nach der letztgenannten Rechnung sind im Jahre 1883 an 21,672 Personen 3250 Mk. 80 Ps. an den 7 Gaben stellen des Bezilks verabreicht worden (1882 am 23,990 Personen 3598 Mk. 50 Pf.) — Der Haushallplan auf 1884 weist eine Zinsenemnahme von 13,078 Mk. 50 Pf. auf, welcher bewilligte Ausgaben in Höhe von 12,994 Mk. gegenüberstehen. Zu Bestreitung der Ausgaben sür die Gabensiellen pro 1884 ward eine im Monat Juli zu erhebende halbe Anlage genehmigt. Die Befürwort ung einer Petition zur Erlangung einer Eisenbahn Bautzen-Elstrc-Komenz-Königsbrück-Großenhain wurde beschirsier ; gewählt wurden hierauf Herr Rittergutsbes. Theot or Reich aus Biehla zum stellvertretenden Vorsitzen den der Bezirksversammlung auf die Jahre 1884—1886; desgleichen Herr Bürgermeister Oertel hier und Herr Fcbnkant Florenz Schöne in Großröhrsdorf als Mit glieder der Finanzkcmmission auf dieselbe Zeit; Herr Rittergutsbesitzer Reich aus Biehla und Herr Major von