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Tageblck und Anzeiger Meilatl md Liychch. rtl<gnmu»'Udr!f1t „Lng «blatt", Rtts«. Amtsötatt F»mspr«chp«ll» Rr. 20. ker Königs. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des StadttathS zu Mesa. ISS Freitag, 11. Juni 1897, MendS. S9. Zahrg Da» Riesaer Lagrdlatt «scheint Lag Abend» mit «»»nahmt der Sonn- «nd Festtag«. BiertchShrllcher Be»»g«prrG bei Abholung in den Lxpedkttono In Riesa «nd Strehla ob« durch unser» trstger frei in« Hau» 1 Marl SO Psg., bei Abholung am Schalter der kaiseü. Postanstaltru 1 Mari 28 Psg., durch dm Briefträger frtt in« Hau» 1 Mari SS Psg. Au^igenAamch«, sitr bi, Rummv Ausgabetage» bis vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck «nb Verlag von Langer L Winterlich in Riesa — Geschäftsstelle Kastanienstraß« SS. — Für di« Rrdactto« vnantvwrtlich: Hermann Schmidt in Rirsa. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das vermögen des Gutsbesitzers Vrnft Heinrich Ma«« in WroHrügeln, jetzt unbekannten Aufenthaltes, wird nach erfolgter Abhaltung des Schluß termins hierdurch aufgehoben. Riesa, den 11. Juni 1897. Königliche- Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber. Aktuar Gänger. 4 es 1 ad ab 19 tär da- „Riesaer Tageblatt" erbitten uns bi» späteste»» H k T A vormittags 9 Uhr de» jeweiligen Ausgabetage». Die Geschäftsstelle. Dertliches und Sächsisches. Riesa, 11. Juni 1897. — Der von dem Personendampfschiff „Schandau" s. Z hier verschwundene Conducteur Eismann ist am 5. d. MtS. bei Torgau au» der Elbe gezogen worden. Die Bermuthung, daß derselbe in die Elbe gefallen und darin ertrunken sei, hat sich also bestätigt. — Zur engeren Wahl als Bürgermeister für die Stadt Lengenfeld standen außer Herrn Stadtrath Schwarzen berg, hier, noch die Herren Bürgermeister a. D. Drache- Treuen und Stadtrath Dr. Donndorf-Leipzig. Eingegangen waren überhaupt S Bewerbungen. Herr Stadtrath Schwar zenberg tritt sein neues Amt am 1. August an. — Als am Dienstag Abend 7 Uhr nach beendeter Tagesarbeit der am hiesigen Elkquai beschäftigte Elbarbeiter Gustav Weichenhain aus Bobersen auf dem Nachhausewege über die Eibbrücke den rechtsufrigen Elbdamm pasfirte, er tönten vom linksufrigen Elkquai aus von einer Anzahl dort angesammelter Personen, die schon längere Zeit einen am Ufer unruhig hin- und hergehenden Herrn beobachtet hatten und diesen schließlich in'S Wasser gehen sahen, Zurufe, die W. veranlaßten, sich nach dem Strome zu begeben. Auf letzterem entdeckte er, nicht weit vom Ufer entfernt, einen anscheinend leblos dahintreibenden menschlichen Körper. Schnell entschlossen wadetr der Beherzte durch das hier zwar stark verschlammte, jedoch nicht allzutiefe Wasser, ergriff den Dahertreibendcn und brachte ihn ein Stück nach dem Lande zu. Als W. festen Fuß gefaßt, stellte er Wiederbelebungs versuche an, die nach kurzer Frist von Erfolg begleitet waren. Die ersten Worte des Wiedererwachten waren: „Laßt mich, morgen trifft hier eine Depesche ein, da muß ich todt sein." Der Gerettete wurde aber vollends aufs Land gebracht und mit dem hier Vorgefundenen ihm g-hörigen Jaquet, Hut rc. bekleidet, worauf man den Weg nach dem Bahnhöfe antrat. Auf dem W:ge dahin erzählte der einige 30 Jahre alte Fremde seinem Retter, thttichs Verhältnisse hätten ihn zu der That getrieben, und zeigte zum Beweise dafür, daß nicht pekuniäre Umstände die Veranlassung dazu gewesen, eine mit zahlreichen Goldstücken gefüllte Börse cor. Aus dem Bahnhofe angekommen, traf zufällig ein von Dresden nach Leipzig gehender Zug ein. Der Fremde gab seinem Retter ein Markstück und bat diesen, ihm ein Billet nach O chatz zu lösen. Als derselbe damit am Zuge erschien, hatte der: Freude in letzterem bereits Platz genommen und drückte bei l Inempfangnahme des Billets seinem Retter noch ein Thaler- l stück in die Hand, dann ging der Zug ab. Ueber die Per- ! son des Lebensmüden konnte W:ichenhain etwas Näheres nicht erfahren, möglicher Weise hat man cS mit einem geistig nicht recht Zurechnungsfähigen zu thun. — Von einem tragt - komischen Mißgeschick wollte jüngst gelegentlich seiner Anwesenheit in Dresden ein hiesiger Bürger, wie allgemein bekannt Herr Schmiedemeister Reiche, betroffen worden sein. Der Genannte erzählte die Affaire wie wir fie in unserer Mittheilung in Ztr. 123 d. Bl. Wiedergaben, wiederholt in öffentlichen Localen unter Be» theuerung der Wahrheit und wußte fie auch durch die näheren Details sehr glaubhaft zu machen. Wie sich indeß jetzt durch die Erörterungen der Dresdner Polizei herausstellt, ist die ganze Sache „erfunden" und Herr R. hat sich mit der Erzählung ein recht eigenartiges Vergnügen bereitet, da» ihm aber vielleicht noch einige Unannehmlichkeiten bereiten dürfte, da die Dres dner Polizeibehörde kaum Lust haben dürfte, da» ihr zur Last Gelegte auf sich beruhen zu lasten. — Se. Lxcrllenz der Minister v. Metzsch ist vom Ur laub znrückgekehrt und Hal die Geschäfte des Ministerium« dr» Innern und de» Ministeriums der auSwärtigrn Ange- legrnhetten wieder übernommen. — Das 2. Feld-Artillerie-Regiment Nr. 28 ist nur zum Theil in Zeithain einzetroffen, da die 3. Batterie wegen der unter dem Pferdebestande derselben plötzlich au-gebroche nen Brustseuche in Dresden «mkehrte und in Folge besten nach Pirna, ihrer Garnison, zurückkehrte. iS Stück der erkrankten Thiere mußten auf der Bah« befördert werden. — Jetzt tritt die Angel in ihr Recht , denn seit de« gestrigen Tage können nun wieder sämmtliche Fischarten in geschlossenen oder nicht geschlossenen Gewäffern gefangen werden. In unserem Elbstrome und speciell hier ist der Fischreichthum nicht so bedeutend, wie man wohl glauben möchte, da der kolossale Schifffahrtsverkehr auf dem Wasser die Fische sehr beunruhigt und sie vielfach in ruhigere Neben flüsse vertreibt. Lebhaft bedauert wird in Fischrrkreisen be sonder» da» auffällige Abnehmen des so sehr geschätzten Lachse», von dem nur hin und wieder noch einige Exemplare an ver einzelten Stellen angetroffen werden. Die Krebse, deren Schonzeit bereits mit Anfang Mai abgelaufen war, befinden sich augenblicklich meist im Häutung-proceß. Sie find während desselven nicht versandtfähig und deshalb zur Zeit fast gar nicht auf dem Markte zu haben. — Wie auSgebreitet da» gewerbliche Fachschulwesen im Königreiche Sachsen ist, beweist eine zu Anfang dieses Jahre» bewirkte statistische Erhebung. Danach bestanden zu dieser Zeit im ganzen Lande 280 gewerbliche Schulen, einschließlich 10 landwirthschaftlicher Schulen. Zu ihrem Gesammtauf- wande von 1,494,000 Mark leistete der sächfische Staat eine Beihilfe von 827,000 Mark. Von diesen Schulen bestanden - 100 schon vor dem Jahre 1873. Außerdem gab »S in! Sachsen im Januar dieses Jahres noch 43 staatlich unter- j stützte Handelsschulen mit einem Aufwande von 493,000 Mk. § — Nach amtlicher Feststellung kamen in der zweiten Hälfte vorigen Monats im Königreich Sachsen in 9 Gehöften , Milzbrand, in 6 Orten Tollwuth, in 9 Maul- «nd Klauen- - seuche, in 69 Bläschenausschlag der Pferde und Rinder vor. - Der amtshauptmannschaftliche Bezirk Zwickau blieb von an- : steckenden Thierkrankheiten völlig frei. . — Reisewetter wicd während des Sommers herrschen, wenn Falb Recht behält. Die ersten zehn Tage des Just s sollen wunderschön sein, cs wird zwar wittern, aber nichtf allzu sehr regnen. Dana wird es kühl, was Loch auch seine : Vorzüge hat. Der Schluß des Monars freilich wird Wasser j bringen. Aber der August wird trocken sein. In den ersten Tagen soll er noch ein weinerliches Gesicht machen, dann aber soll die Sonne scheinen, in der zweiten Hälfte viellerchr etwa« gar zu warm. Und noch in der ersten Hälfte des September wird die Trockenheit anhalten. — Die Apfelblutlaus, die j-tzt wegen ihres verheerenden Auftretens so viel von sich reden macht und auch in unserer Gegend auftritt, hat eine so merkwürdige Lebensgeschichte, daß e» gewig von allgemeinem Interesse ist, wenn etwas davon veröffentlicht wird. Im Frühjahr finden wir das Thier in Gestalt eine« weißen Flöckchens auf Aepfelbäumen. Dem Geschlecht nach find rS nur Weibchen. Jedes derselben bringt 30 bis 40 lebendige weibliche Junge zur Welt. Nach kurzer Zeit bringt das Junge wieder 30 bis 40 kleine Weib- che» zur Welt; und so geht es im Sommer 8 bis 10 Mal fort. Zählt die erste Generation etwa 33 Weibchen, so zählt die zweite schon 1000, die dritte bereit- 33000 und die vierte gar 1 Million. Gegen Ende de» Sommers werden au» einigen Läusen Nymphen, d. h, fie bekommen Ansätze von Klügeln und Kühlern; und noch etwa» später entwickeln fie sich zu fertigen Weibchen mit vollen Flügeln und Fühlern. Diese Weibchen fliegen auf andere Aepfelbäume und legen dort Eier, au» denen sofort flügel- und fühlerlose Männchen und Weibchen werden. Die Männchen sterben bald, aber jede« Weibchen legt ein Ei, au- de« eine Larve oder Made schlüpft, die den Winter überdauert und im Frühling zu einem ungeflügrlten Weibchen wird. Dann beginnt die un geheure Vermehrung wie i« vorigen Jahr. Die auf Eschen und Schneebeeren lebenden ganz ähnlichen Wollläuse gehen nicht auf die Obstbäume über, wohl aber ist hier und da die Apfelblutlaus auf Birnbäumen zu finden. Oschatz. Bei der stetigen Zunahme der Bevölkerung ist auch ein stetiges WachSthum der Zahl der Schulkinder zu erwarten; der Schuldirektor hat dem Schalausschuß nach gewiesen, daß, wie die Verhältnisse gegenwärtig liegen, nächste Ostern 4 neue Classen gebildet werden müssen und zwar in der 1. Bürgerschule eine parallele 6. Elasse und in der 2. Bürgerschule an Stelle der gemischten 8. Elasse eine parallele Knaben- und eine parallele Mädchen-Elaste, sowie 2 zweite Elasten, letzteres, da es nicht angängig ist, bei diese« Alter der Kinder eine gemischte Elaste zu bilden. In gleicher Weise stehe für Ostern 1899 die Bildung von weitere» 3 Elasten in der zweiten Bürgerschule in Aussicht. S» ist ganz ausgeschlossen, diese neuen Elasten in dem jetzigen, bereits überfüllten Schulhause unterzubringen und beschließt die Mehrheit de» Stadtraths nach den Vorschlägen de» ! Schulausschusses die Erbauung eines neuen Schulhauses. Das vom Schulausschuß ausgestellte Programm, welches die > Minderheit für zu weit gehend hält, soll zunächst dem Stadt- s verordneten-Collegium zur Mitentschließung vorgelegt werden, damit man eine Richtschnur für die zu beschaffenden Pläne hat. Meißen. In der gestern im Försterschen Gasthof zu j Weinböhla abgehaltenen, sehr zahlreich besuchten Ausschuß- fitzung in Sachen der projectirten elektrischen Bahn W^in- ' böhla-Meißen, wurde nah längerer Verhandlung der Ver trag mit Herrn Ingenieur Conrad einstimmig genehmigt. - Ferner wnrde beschlossen, daß die Kosten für die Ausarbeitung ! des Projektes von den Interessenten der AuSschußsttzung zu- i sammengebracht werden sollen. M eiß en, 10. Juni. In den Weinbergen unsere» Weinbaubezirkes ist Anfang dieser Woche vereinzelt bereits mit der Ni benbreche der Anfang gemacht worden. Die Stöcke ! haben sich bisher recht gut entwickelt und weise» im Allge- ! meinen einen befriedigenden Traubenanhaug auf. Die direkt ! tragenden amerikanischen Rebsorten blühen bereits und die deutschen Reben werden voraussichtlich innerhalb der nächsten 14 Tage zur Blüthe gelangen. Während der Blitthr dürfen die Reben nicht gestört werden. — Das einzige und sicherste Mittel, die Reben gegen die Phylloxsra zu schützen, ist die Veredelung unserer heimischen Reben auf solche amerikanischen Unterlagen, deren Wurzeln der Reblaus gegenüber sich wider standsfähig gezeigt haben. Da diese» Mittel in der That die gewünschte Besiegung der Plage gebracht hat, so ist die Rebenveredelung mit der Zeit ein ganz allgemein angewen- deteS Verfahren geworden. Das wichtigste Moment desselben bildet das Verbinden des Wildlings mit dem Edelreis, wa» noch immer mit freier Hand geschieht; eine Arbeit, die nicht nur mühsam, sondern mit ziemlichen «osten verbunden ist, da ein Arbeiter täglich kaum mehr als 300—400 Pelzlinge ver binden kann. Diese Schwierigkeit scheint nun durch die Dr. Kröczersche Rebenveredelungsmaschine befestigt, da mit Hilfe derselben ein Arbeiter täglich 1800 Pelzlinge zu verbinden im Stande ist, und zwar mit solcher Genauigkeit, wie fie eben nur einer Maschine eigen sein kann. Dies« Maschine, die in der Pester Mtllenntumsau-stellung eine Au«zeichnuag errungen und bei allen Fachleuten große» Interesse erweckt. Uebtgau. Auf der Werft der Aktien-Gesellschaft „Kette" herrscht gegenwärtig rege- Leben, da drei Seedampfer für Rußland daselbst gebaut werden. Dieselben find dazu bestimmt, da» KaSvssche Meer zu befahren. Tiner der Dampfer lief bereit» vor einigen Tagen von Stapel. Derselbe führt den Namen „Kette". Die beiden anderen Dampfer «erden in der nächsten Zeit fertiggestellt. s Dresden, 11. Juni. Der König und die Königin werden am 1«. Juni von Leipzig in Villa Strehlen «irder eintreffen und vom 24. Juni ab das Sommerlager zu Ptlk- nitz aufschlageu.