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WOjMWkr NM unüAn^iger Hoh«i>stern.En>stthal« Zeitung, Nachricht«« und Neueste Nachricht«« Donnerstag, den 3. September 1923 Rr. 205 75. gchrg. «""""l!UKL"2LL^ » AMMUW l. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, Finanzamts und des StadtratS -u Hohenstein-Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaft««, »richtkrt iedtulSertta, n-chmttt«g». — yenisprichn Nr. >». — Gvstlcheckkouto Ltlpjl» rs «1. — «tmeindtglrokonl, ll. — v»nl- l»»t» D-rmßüdter vant ZwtlMttderlaflung Ho-mste!«.Ernstthal — llorerlangt rkigtl-ndtr Minustrlpt« werd«« nicht »urülige» scht«. «tnlendu»,«» »4«» Name»«»ennung finde» lein« Lustiadmr Heber die letzten Verhandlest auf der Juristenkonferenz ist d^m Auswürtigen Amt durch den deutschen Delegierten fortlaufend Be aus Grund des Versailler Vertrages von den Alliierten gemeinsam oder von Frankreich allein unternommen werden können. Deutsch land fürchte vor allen Dingen die der letzten Kategorie, obgleich durch den Dawesplan die Sanktionen durch ein Schiedsgerichtsverfahren aus die Wiederbesetzung oder ausgedehntere Be setzung der verschiedenen Zonen beschränkt seien. Wenn aber Deutschland seinen Entwaffnungs verpflichtungen nachgekommen sei, so werde die Verantwortung für irgendwelche Sanktionen dieser Att in Zukunft dem Völkerbünde zufal len. Deutschland scheine aber zu befürchten, daß der geringste Anlaß zum Vorwande für Sanktio nen ausgenutzt werden könnte und wünsche da her, daß vor Inkrafttreten einer Sanktion diese durch den Völkerbund gebilligt werde. Die Frage sei, ob England unter dem vorgeschlagenen Pakt gezwungen sein würde, mit Waffengewalt gegen eine solche Sanktion, wie es die Besetzung des Ruhrgebietes war, einzuschreiten. Die einzig mögliche Antwort hierauf sei der Hinweis auf die britische öffentliche Meinung, die eine Ent scheidung durch den Völkerbund oder den Haager Gerichtshof begünstige, die aber nie eine mili tärische Aktion Englands gebilligt haben würde. Dies sei daher auch der Grund, warum Berlin dieses Sanktionsproblem in einen Annex zum Schiedsgerichtsverfahren festgelegt zu haben wünscht. Andererseits wünsche aber Deutschland nicht, daß polnische Fragen, gleichgültig, ob sie sich aus dem Friedensvertrag oder einem anderen Grund ergeben sollten, vom Schiedsge richts- und Vermittlungsverfahren ausgeschlos sen werden sollen. Hier erhebe Deutschland a u f dasenergischste Widerspruch dagegen, daß Frankreich als alleiniger Schieds richter des deutsch-polnischen und deutsch-tsche chischen Vertrages austrete. Deutschland bestehe z. B. darauf, daß, wenn Frankreich in einem deutsch-polnischen Konflikt die entmilitarisierte Rheinlandzone zu durchschreiten wünsche, es zu nächst vom Völkerbund ein diesbezügliches Man dat erlangen müsse. Das „B. T." sagt zu diesen Londoner Mel dungen, wenn Dr. Gauß betont habe, daß der Pakt auf jeden Fall zweiseitig sein müsse, so scheine der Entwurf der alliierten Juristen in dieser Hinsicht den deutschen Ansprüchen nicht genügt zu haben. Das wolle an sich nicht viel sagen, denn dieser Entwurf habe natürlich nur etwa die Bedeutung wie ein Referentenentwurf für ein Gesetz. Aber es sei bemerkenswert, daß die deutschen Einwände sich nicht nur auf di« Form, sondern auch auf den Geist des Entwurfes bezogen haben. Der Einwand, daß bei einem Inkrafttreten der Garantiebestimmnngen das Eesühlsmoment die Entscheidung beeinflussen könnte, lasse doch schließlich auch darauf schließen, daß hier noch starke Sicherungen eingebaut wer den müßten. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Verantwortlich für di« Schriftl«itung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch. V<1 Magra, 1K«türk», v«r,lachen „w. wir» »« »rultrlctr«, 1» R-chn«,, ,«suvt. I« g«llc »dherer »««N — »reg »»« irgend »eUrr Ltdruv, d«, »eilte»«« »«r geit-mg, »«r Li»«««»-« »der »er — »a» »er »-> pqer Xsipr«-» »Merun, »der «»q»-Irrim» d«r Leitung »der onf SNI«za»lun, »e» »eiugdgrette«. Kohlenkonferenz über Preistildung Die deutsche Kohlenindustrie hat der englischen Kohlenindustrie den Vorschlag zugehen lassen, eine gemeinsame Konferenz abzuhallen, um über die Preisbildung zu beraten. Es sollen für Deutschland und England gleiche Kohlen- preise festgesetzt werden und außerdem oll eine Aufteilung der Verkaufsgebiete yorge- rommen werden, damit eine gegenseitig« Kon kurrenz ausgeschlossen wird. Der Vorschlag liegt zurzeit dem englischen Sekretariat für die Berg werke vo^ das ihn dann mit her KoPenivLustrie heräL / Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, RüSdorf, Langenberg, Meinsdorf, Fallen, Langenchursdorf, Reichen» hach, Callenberg, Grumbach, Tirschhelm, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbränd, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rußdorf. Die erste Sitzung in Genf Nach einer, kurzen nichtöffentlichen Aussprache der Ratsmitglieder eröffnete am Mittwoch vor mittag um 11V« Uhr der französische Außen minister Briand die R a t s s i tz u n g. Das Wort wurde alsdann dem italienischen Vertreter Scialoj« erteilt, der über den Ent wurf des italienischen Senators Ciraolo berich tete, wie den von Naturkatastrophen be troffenen Bevölkerungen am besten au? inter nationalem Wege zu helfen sei. Briand dankte dem Senator für sein edles Werk der Menschen hilfe. Ueber die Entsendung von Studienkom mis s i o n e n in eine bestimmte Anzahl von Län dern, die Opium produzieren, sprach der chwedische Außenminister Unden. Der Bericht über die Arbeiten der Kommissio nen zur Bekämpfung des Sklavenhandels und der Bericht über die Lage der griechischen Minderheiten in Konstantinopel wurde, wie alle Berichtetes Vormittags, an die Vollversamm- i lung verwiesen. Wieder Dawes-Obligationen aas dem Luftweg nach London geschafft Mittwoch morgen 9,15 Uhr startete das Jun kers-Großflugzeug „E. 23" in Berlin mit neun Millionen Pfund Dawesobligationen nach London. Das Flugzeug unterbricht den Flug in Amsterdam, wo ein Teil der Obligationen für Paris umgeladen wird. Begleiter der Sendung ist Geheimrat Mück von der Reichsschulden-Ver- waltung. Für das erste Jahr restlos bezahlt Wie der Generalagent für die Reparations zahlungen mitteilt, hat die deutsche Reichs bahngesellschaft am 31. August die am 1. September noch fälligen Zinsen ihrer Repara tionsobligationen gezahlt. Damit sind die von Deutschland in dem am 1. September v. I. begon nenen Geschäftsjahr des Sachverständigenpla nes zu leistenden Zahlungen vollstäirdig bewirkt. Reichs- und Erohhandelsrichtzahl Von Berliner Blättern wird auf die Tatsache aufmerksam gemacht, daß die Reichsricht- zahl für die Lebenshaltungskosten im Februar 1925 mit 135,6, im August 1925 mit.145 beziffert wurde, in sechs Monaten also um 9,40 v. H. g e- stiegen ist. Die Eroßhandelsricht- zahl dagegen ist vom 1. April 1925 mit 132,3 bis zum 26. August 1925 auf 127,3 zurückge gangen — eine Erscheinung, die sehr viel zu denken gibt und keinesfalls untätig hingenom men werden darf. Die Preissenkung Das Reichswirtschaftsministerium arbeitet gegenwärtig daran, Material zusammenzutragen über alle wichtigen Gebrauchsartikel und die bei ihnen zutage tretenden Verteuerungstcn- denzen. Das Ministerium stellt Untersuchun gen an über den gesamten Preisbildungsvorgang beim Fabrikanten, beim Großhandel und beim Einzelhandel. Schädigungen des Publikums und Uebervorteilungen soll dabei auf das unnach- ichtigste auf den Leib gerückt werden. Das Kartellgesetz gibt dem Ministerium dazu die rechtliche Grundlage an die Hand. Wie das „8-Uhr-Abendblatt" mitteilt, werden einige der nächsten Organisationen, deren Erzeugnisse vom Wirtschaftsministerium geprüft werden sollen, eine Anzahl Organisationen für Seif« sein. Das Ministerium will die Preisspanne für Markenware auf diesem Gebiete bekämpfen, wenn ie zu hoch sind, weil die Markenpreise auch die Preise für die billigsten Eebrauchswaren hoch- chrauben. Für ein Stück Seife beträgt der Han- »elsgewinn auf der letzten Stufe in einzelnen Zöllen allein 75 v. H. Auch bei Luxusseife be trägt der Kleinhandelsverdienst etwa S3V- v. H. Es gibt «ine ganze Reihe verbreiteter Seifen, die durch Großhandel planmäßig gepflegt werden und bei denen die Verdienstspanne bi« zu 83,4 v. H. in die Höhe getrieben worden ist. Gegen diese Preistreibereien will das Ministe rium in der allernächsten Zeit mit durchgrsifen- den Maßnahmen vorgehen. richt erstattet worden, damit die Möglichkeit ge geben ist, in jedem Stadium der Verhandlungen neue Instruktionen zu erteilen. Die Berichte Dr. Gau ß' werden selbstverständlich an den Berliner amtlichen Stellen mit der gebotenen Vertraulichkeit behandelt, aus diplomatischen Kreisen verlautet aber, daß nach dem bisherigen Verlaufe der Londoner Besprechungen die A u s- sichten, daß die Juristen zu fest formulierten Ergebnissen kommen würden, nicht über mäßig groß seien. Das sehr vorsichtige Ver- handlungsverfahren, das keine Regierung fest legen soll, erschwert natürlich das Zustandekom men von Unterlagen für die später in Aussicht genommene Konferenz der Außenminister. Immerhin lassen sich natürlich aus dem jetzigen Stadium der Juristenverhandlungen noch nicht Schlüsse auf deren schließliches Endergebnis ziehen, aber auch die Meldungen, die aus Lon- don über den Verlaus der Besprechungen vorlie gen, zeigen, daß die Auffassungen über den ^Eicher heitspakt und über die damit ver- .bundenen Verträge noch recht weit auseinander gehen. So wird gemeldet, Dr. Gauß habe die Atzten 24 Stunden dazu benutzt, um sich mit den 'Paktentwürfen und Andeutungen der alliierten Sachverständigen zu beschäftigen und habe «wahrscheinlich hierüber auch mit Berlin gespro- ^chen. Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph" schreibt zu den Verhandlun gen, es sei allen von Anfang an klar gewesen, daß sie sehr ernste Schwierigkeiten zu überwinden haben und daß sie wahrscheinlich mehr Zeit brauchen werden, als einige der .Juristen, die demnächst nach Genf fahren müß ten, zur Verfügung haben. Die Aufgabe der Juristen sei, alle vorliegenden Probleme und insbesondere die, welche von Chamberlain und »Briand während ihres Zusammentreffens nicht "berührt worden seien, vielleicht in privaten Unterhaltungen miteinander zu diskutieren, um dann zum Abschluß ihre Vorschläge und Be schlüsse zu Papier zu bringen. Die Unterhaltun gen sind am Montag teilweise außerordentlich lang gewesen, da sich sowohl zwischen den Alliier ten als auch zwischen einigen von ihnen und Dr. "Gauß Meinungsverschiedenheiten ergaben. Dr. Gauß soll dabei im besonderen betont haben, daß ^der Pakt nicht nur in seiner Form, sondern in der Wirkung zweiseitig sein müsse. Deutsch- land müsse befürchten, daß die Entscheidung der Garanten, einzugreifen oder nicht einzugreifen, davon beeinflußt werden würde, ob der Angrei- fcnde ein ehemaliger Alliierter oder Feind ist. Diese schwierige Frage sei auch von großem Ein fluß -,ok das Problem der Sanktionen, die Rach Marienbad Ara«z«n,bad Wie die „Deutsche Tageszeitung" aus Pra-j «»fährt, ist bekanntlich di« Beschlagnahme dn MW I» Nkl MMM Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, ist zwischen dem Verband von Arbeitgeber» der Textilindustrie und dem Deutschen Textil arbeiterverband eine Einigung dahingehend zustande gekommen, daß auf der Grundlage des seitens des Neichsarbeitsministeriums gefällten Schiedsspruches die Lausdauer des Vertrages für die Zeit vom 11. Juli 1925 bis 12. Februar 1926 gelten soll. Die Gewerkschaft hat sich verpflichtet, sofort sämtliche Teilstreiks zu beenden. Hierdurch ist die seitens des Arbeitsgeberverbandes ausge sprochene Gesamtaussperrung gegen standslos geworden. - Inkraftsetzung des Einsuhrscheinsystems am 1. Oktober Wie verschiedene Zeitungen melden, hat di« Reichsregierung, die ursprünglich in einer Ver ordnung die unbeschränkte Gültigkeit des Ee- t r e i d e e i n f u h r s ch e i n s y st e m » erst am 1. Januar 1926 einführen wollte, um den Zollschutz nicht sogleich zur vollen Geltung zu bringen, nunmehr in einer neuen Vorlage die bisheri gen Uebergangsbestimmungen fallen gelassen und die Vollgültigkeit des Eetreideeinfuhrschei- nes bereits auf den 1. Oktober 1925 festgesetzt. Auslandsdeutschtum und Reichstagswahlrecht Die abschließende Abendsitzung der Tagung des Auslandsdcutschtums in der Heimat beschäf tigte sich u. a. eingehend mit der Frage des Reichstagswahlrechts der Aus» landsdeutschen, über die bereits vormit tags in der Gesamtsitzung in zwei Referaten be richtet worden war. Es wurde folgende Entschlie- ßm^ angenommen: „Die zur Tagung des Auslandsdeutschtums in der Heimat versammelten Ausländsdeutschen bit ten, daß die Reichsregierung den gesetzgebend«» Körperschaften eine Novelle zum Reichstagswahl» recht vorlegen möchte, die Bestimmungen dar über trifft, in welcher Weise die im Auslands an, sässigen Reichsangehörigen das ihnen nach der Reichsverfassung zustehende Wahlrecht ausüben können." Die Ausländsdeutschen in Leipzig Im Anschluß an die Tagung des Bundes der Ausländsdeutschen in Berlin ist eine große An zahl Mitglieder des Bundes zum Besuch der Leipziger Messe nach Leipzig gekommen. Mitt woch vormittag sand im großen Festsaale des Neuen Rathauses eine Begrüßungsfeier statt. Bürgermeister Hofmann begrüßte di« Gäste und betonte, daß die Frage des Auslands deutschtums, die vor dem Kriege vernachlässigt worden sei, vollkommen neu geregelt werden müsse. Das Reich sei jetzt auf die Auslands» deutschen genau so angewiesen wie diese auf da« Reich. Durch den Krieg sei eine feste Schicksals gemeinschaft geschaffen worden, die sich namento lich auch in der große» Hilfe des Auslands« deutschtums für die deutschen Kinder gezeigt habe. Es gälte, diese enge Verbindung für all« Zukunft aufrechtzuerhalten, um den Bestand der deutschen Kultur in der ganzen Welt zu sichern. Die Leipziger Messe zeige, daß der deutsche Idealismus eine friedliche Welt der Arbeit woll«. Die Deutschen seien ein wehrlose« Volk, aber kein ehrloses und wollten nichts al» das Recht aus friedlich« Arbeit und Gleichberechti gung mit anderen Völkern. Der Redner schloß mit dem Wunsche, daß durch treue Pflichter» füllung in der Arbeit die Deutschen im In- unb Auslände ein einziges Volk von Brödern wer den und bleiben möchten. Nach einigen weiteren Begrüßungsworte» eines Vertreters des Leipziger Meßamtes er» widerte für die erschienenen Ausländsdeutschen das Präsidialmitglied des Bundes, Regierungs rat Große. Er überbrachte die Grüße de« Vorsitzenden des Bundes v. Truppel, der zu seinem Bedauern nicht habe erscheinen können, und führte dann weiter aus: Als wir im Glück waren, bestand im Auslandsdeutschtum die Neigung, möglichst schnefl in ein andere» Volks tum aukugehen. Jetzt gehe «ine große Welle der Sorge um di« Heimat durch die Ausländs deutschen. Nie hätten sie sich der Heimat enger verbunden gefühlt, als in diesen schweren Tagen der Not. Das Auslandsdeutschtum ist gewillt, an der Gestaltung des Geschickes der Heimat mit« zuarbeiten und sich ganz anders als bis her in den organisierte« Dienst d « r Heimat imAuslande zu stellen. De» Redner schloß mit der Bitte, die Bestrebungen des Bundes auch im Rahmen der Leipziger Messe zu fördern im gemeinsamen Dienst an der Wieoeraufbauarbeit für da« Vaterland. — An di« Begrüßungsfeier schlossen sich Besichtigungen.