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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PrinumerallonS- , Preis 22i Sgr. (; Tdlx.) vierieiiährüch, ! THIr. sür das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man vrSuumert« auf dieses Lüeraiur.Klau in Berlin in der Exredilion der Allg. Pr. SlaatS-Heitung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Provinz so wie im Auilande bei den WohllSbl. Poff-Aemiern. Literatur des Auslandes. 1841. Berlin, Mittwoch den 18. August England. Die Werke der drei orientalischen Gclehrten-Gesellschasten in England. Unter obiger Ueberschrist hat in Viesen Tagen die Buchhandlung Brockhaus und Avenarius eine Broschüre auSgegeben, durch welche das Deutsche Publikum sich von dem Umfange der Wirksamkeit jener Vereine überzeugen kann. Die erste, d. h. älteste, dieser Gesellschaf ten ist die ><«>)«! .Xsiulic 8uoier;- «l <>rear Uriruin uns lrolunü, die sich hauptsächlich durch ihr Organ: .lournul al rk« li. 8., auSzcichnet, in welchem viele Materialien sür die Kunde der Küsten länder des Indischen und Großen Oceans gesammelt sind. Weit wichtiger für die streng wissenschaftliche Literatur ist die zweite Ge sellschaft: Orionral ll'xunslulinn 1 unü, welche acht Jahre später unter den Auspizien der ersteren entstanden ist, aber durch die Gunst deS reichen Englischen Publikums und die Thätigkcit vieler Gelehrten von Europäischem Ruse den Erwartungen voransgeeilt ist, die man von ihr hatte. Ihr Streben besteht darin, von anerkannt guten Werken Ucbersctzungen in Englischer, Französischer und Lateinischer Sprache zu liefern. 56 Nummern von Werken niorgenländischer Schriftsteller liegen uns vor, die duxch die Mittel der Gesellschaft dem Publikum zugänglich geworden sind. Die Liste enthält He bräische, Arabische, Persische, Chinesische und Sanskrit-Schriften. Außerdem sind sieben Werke unter der Presse und 16 dafür vorbe reitet. Die dritte Gesellschaft endlich: 8vc,et)' fax Am yublieuriun »k (lrivntul hat sich erst im vorigen Jahre unter dem Prä sidium des Grafen von Munster (Sohn des verstorbenen Königs Wilhelm IV.) gebildet und dient der vorigen zur Ergänzung, indem sie die Texte von den Werken bekannt macht, welche diese übersetzen läßt. Sie hat schon mehrere bedeutende Werke unter der Presse. Wenn der Deutsche beim Anblick solcher umfassenden Bestrebung sür die Wissenschaft ein Gefühl von Wehmulh nicht unterdrücken kann, daß gerade in seinem Vaterlande, sonst die Heimath aller tiefen Forschung, verhältnißmäßig so wenig für Hcrbeischaffung von Materialien gethan werden kann, so muß es ihn auf der anderen Seite wieder erfreuen, baß die Britische Opulenz den Deutschen Fleiß nicht entbehren kann. Die meisten Gelehrten, die am Oriomul 'l'raiwlaiion b'unü Mitwirken, sind Deutsche, darunter Namen wie Fleischer, Flügel, v. Hammer, Kosegartcn. Auch einen Zögling der hiesigen Universität, Herrn Poley (Attachs bei der König!. Preuß. Gesandtschaft zu London), hat sie Reihe der Mitarbeiter aufzu- weiscn. °) Auffallend ist uns auch hier wieder der Mangel an Schriften über die Araber in Spanien. Mil Ausnahme des (in diesen Blättern schon mehrmals besprochenen) Almakkari haben diese drei Gesellschaften so wenig wie die Asiatische Gesellschaft von Paris etwas Erkleckliches für jenen Zweig der Geschichte gelhan. Selbst de Sacp nimmt ihn nur selten m den Bereich seiner Untersuchungen. Und dennoch liegen im EScurial Arabische Handschriften von der höchsten Wichtigkeit; und dennoch liegt Spanien m der Nähe und ist selbst ein civilisirter Staat, oder will doch dafür gelten! Wie geht cS zu, daß man mehr von den Steppen Afganistans als von den Wundern der Alsamrah erfährt; warum wird uns die mittlere Geschichte der Völker vom Ganges und des Nil täglich Heller, während die Geschichte der betriebsamen und geistvollen Stamme am Guadalquivir nur im Schatten eines halben Fabelbildes vor uns steht« Der Grund dieser Erscheinung ist aber einfach. DaS EScurial ist nicht nur, wie bekannt, der Begräb- nißort der Spanischen Könige, sondern auch der Begräbnißorc der literarischen Schätze Spaniens. Die Art und Weise, wie die Hand schriften und Bücher dieses Klosters zur Ansicht und Benutzung dar- geboten werden, zeigt fast, daß die Absicht bei der Gründung dieser Bibliothek vorherrschte, die gottlosen Schriften in Gewahrsam zu bringen, damit sie keinem Sterblichen in die Hände fielen, der mit Verderblichem Verstände sie gebrauchen könnte und sich dann weiser dünken würde als ein Mönch. Mönche bewachten nnv verwalteten bisher den Handschriften-Schatz, und ihrer großen Vorsicht hat man es zu danken, raß im Jahre U>71 ein Feuer drei Viertel der herr lichen Sammlung verzehrte. (Es sollte cinma-l doch das Kloster großartig erleüchtct sepn!) S-ceetaie der Gesellschaft zu se»n, da diese die ihr zu machenden Mmhenungen unter der Adresse des Herrn P- verlangt. Wie Alles in Spanien, vom Hamilcar Barcas bis tief auf Espar tero herab, außerordentlich und seltsam ist, so ists auch mit dem Kloster EScurial und seiner Bibliothek. Bei der Schlacht von St. Quentin hielt sich Philipp II. sehr fern vom Schlachtgetümmcl (ge wiß um von dem Geräusche nicht in seiner Andacht gestört zu werden) und betete für das Glück seiner Waffen. Er scheint aber an dem guten Erfolge gezweifelt zu haben und bot daher seinem Gotte eine ungeheure Bestechung. Er gelobte ein Kloster sür den an diesem Tage herrschenden heiligen Laurentius zu bauen, welches seines gleichen mcht haben sollte. Er ließ wirklich eine in die Breite gehende Pyramide aufführen, die 28 Millionen Thlr. (gewiß ein Geschenk, das man nur Gott und keinem Menschen macht) kostete. So ist das Lorenzo-Kloster zu Escorial entstanden, das ganz das Gepräge des finsterstolzen Charakters des Erbauers in seinen Formen trägt. Es steht auch allein, mitten in einer rauhen, wüsten Gegend, so wie Philipp allein mitten in den wüsten Freuden der Welt stand. In dieses Kloster, das viele Meilen von Madrid entfernt ist, brachte man auch eine kleine Büchersammlung für die 200 Mönche, worunter auch eine Anzahl Arabischer Handschriften aus den Bibliotheken gelehrter Theologen gewesen sepn soll. Das Bestreben, eine Bibliothek zu wissenschaftlichen Zwecken zu samineln, wie dies in allen gebildeten Ländern geschieht, scheint nicht zu den Leidenschaften dieses Königs gehört zü haben, der auch übrigens für den Bau so viel Geld her- gegeben hatte, daß ihm für die Einrichtung nichts mehr blieb. Doch sieh! ein Zufall bereicherte die Bibliothek. Ein Spani scher Kreuzer eroberte im Jabrc ION an der Afrikanischen Küste mehrere Maurische Schiffe, die eine auserlesene Bibliothek für den Kaiier von Marokko am Bord hatten, und diese kostbare Beute ließ Philipp III. nach dem EScurial bringen, wo sie 80 Jahre später wieder eine Beute der Flammen werden sollte. An dem Ueberreste, den Casiri in 1880 Nummern beschrieben, läßt sich erkennen, wie uner meßlich und wie unersetzlich der Verlust ist, welchen dieser Brand der Wissenschaft zngefügt hat. Der Geschmack des Kaiserlich Marok kanischen Bibliothekars beschämt den Geschmack so manchen Biblio thekars. Diesen Ueberreft haben jedoch wenig gelehrte Augen gesehen; er ist für Europa fast so verloren, wie der größere verbrannte Theil, der doch nach seiner Beisetzung wenigstens wie die Leichname der Vornehmen im Alterthume durch Feuer verzehrt wurde, während der verschonte Theil gewiß der ordinairen Verwesung unter Fäulniß und Würmern anheimfällt. Alles, was man davon weiß, verdankt man dem großen Fleifie des genannten Casiri. Aber wie viel mußte ein einzelner ohne Vorgänger über- und versehen! Wir haben von dem Gelehrten-Vereine Londons einen Sprung nach dem EScurial gemacht und einige Worte über des Letzteren Geschichte fallen lassen, um einen Vorschlag daran zu knüpfen, der vielleicht manchem Leser Spanisch Vorkommen würde, selbst wenn hier nicht von Spanien die Rede wäre, der aber doch mit dem Stre ben der orientalischen Gesellschaft im Zusammenhänge steht. Wir glauben nämlich, das es nicht unmöglich sepn würde, die jetzigen Gewalthaber Spaniens zum Verkaufe der Sammlung zu bewegen. Man hat seit dem Bürgerkriege dort Minen, Inseln, Kirchengeräthe und Gemälde-Galerieen veräußert; sollte man sich sträuben, die für das jetzige Land werthloserc Biblio thek des EScurial zu verkaufen? Wenn Spanien sein Fernando Po in seinen zahlreichen Verlegenheiten hingiebt, tröstet eS sich mit dem Gedanken, daß die Insel von den Engländern besser zum Heile der fortschreitenden Civilcsation benutzt weroe; wenn es den Schatz des EScurial hingiebt, hat es ebenfalls jur Beförderung des geistigen Fortschritts deigktragen. Wenn aber die Spanische Regierung zu solchem Schritte ge neigt odgr endlich gezwungen wird, so dürfte sie wegen kauflustiger Fürsten, Gesellschaften und Privatleute keinen Augenblick verlegen seyn. Die neuen Besitzer der Insel Fernando Po Haden durch den Kaufpreis ihren Schatz noch nicht erschöpft, und jede der drei Gesellschaften würde eben so große Mittel als Verlangen sür jene Bibliothek baben. Aber auch in Deutschland würden sich, wir zweifeln nicht, Männer finden, die, da wir doch einmal keine Inseln kaufen, mit Freude solche Ge genstände erwerben, welche dem Deutschen Fleifie die meiste Nahrung gewähren. Wie viel hier bei gutem Willen und bei gutem Rathe geschehen kann, zeigt daS Beispiel des vormaligen Herzogs von Gotha