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WHerih-Muns Die 82. Jahrgang Montag den 6. März 1916 abends Mr. 54 Mv dl» Aufnahm« eii s Inserat "" Stell« und a« defttmmtmr Lügen wird keine Garantie übernommen. Verantwo kicher Redaneur: Paur Jehne« — Druck und Verlag von Carl Jehns in Dlppoldlswave. Inserat« werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmaunschast Mit 12Pf. die Spaltzetlo oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteÄnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, di« Spaltenzeile 30 Pf. der Sonn- und wird am Spätnachnn-.-o ausge geben. Preis Vierteljahr- sich 1 M. 50 Pf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. MlePostanstalten.Post- doten, sowie unsere Aus- Mger »--Knien Vestel- WDitiiU und AlWtl siir HpüiDMe, Ameliebttg >l. ll. Amlsbllltt für die Amtshauptmannschaftx das Königliche Amtsgericht and den Stadtrat zu Dippoldiswalde LofaleZ rind Sächsisches. Dippoldiswalde. Der hiesige Landwirtschaftliche Verein hielt am vergangenen Sonnabend seine letzte Versammlung im gegenwärtigen Winterhalbjahre ab, die erfreulicher Weise recht gut besucht war. In derselben sprach Herr Direktor vr. Walter, Pirna, über: Wie ernähren wir Nutzpflanzen und Nutztiere mit heimischen Mitteln". Er wolle, so sagte er gleich am Eingänge seiner Ausführungen, nicht viel Neue» bieten, sondern vielmehr Allbekanntes immer wieder holen, er tat dies aber in so allgemein verständlicher und überzeugender Weise, dich der Vortrag wohl nachhaltige Folgen haben wird. So empfahl er eine bessere Konservierung der Slailjau^e und Sparen mit Stroh, das jetzt zur Fütterung und nicht zur Streu gebraucht werde. Er brach eine Lanze für den Anbau des Flachses, der bei uns wegen Einführung der Baumwolle und wegen der Müh seligkeit der Bearbeitung nicht mehr in gleichem Matze wie früher gelegt werde, wiewohl ein schlesischer Land- Wirt ihm erklärt habe, datz der Flachsbau erst den Weizen- bau lohnend gemacht habe, so datz er jetzt von 20 000 Morgen Land 1700 mit Flachs bebaue. Er forderte schließlich zum Anbau von Hülsenfrüchten, Ackerbohnen, Möhren usw. auf und warnte vor dem Ankäufe der ver- schiedenen Viehpuivrr, die viel zu hoch im Preise stünden. Eine recht lebhafte Aussprache, die die verschiedensten Meinungen und Erfahrungen zu Tage förderte, schloß sich an den Vortrag an. — Sodann machte der Herr Vorsitzende Mitteilung über den nun zustande gekommenen Kochlehrgang, zu den schon zahlzeiche Anmeldungen vor- liegen. Da der Kriegshilfsausschuß einen namhaften Bei trag zugesagt habe, werde er dem Verein selbst wenig Kosten verursachen. Die Teilnehmerinnen haben 3 Mark Beitrag und täglich 30 Pfennige für Verpflegskosten zu zahlen. — Unter den verschiedenen Eingängen waren be sonders erwähnenswert die über den Flachsbau, die Mit teilungen des Landslallamtes Moritzburg, nach denen bei der Fohlenschau am l. Mai 1914 in Dippoldiswalde überhaupt der größte Auftrieb im ganzen Lande war, näm lich neben 42 Stuten noch 57 einjährige und 40 zwei jährige Fohlen, von dmen 68 prämiiert wurden, und die über die Beschäftigung von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft, die wir hier folgen lassen: Es ist nach einer vor kurzem erlassenen kriegsministeriellen Verfügung angängig, Kriegsgefangene einzeln oder in geringerer An- zahl ohne unmittelbare Bewachung, nur mit den not wendigen Sicherheitsmatzregeln, an die Landwirtschaft ab zugeben. Bei der Auswahl solcher Einzelarbeiter werden vorzugsweise Deutschrussen berücksichtigt. Die Kriegsge fangenen können natürlich nur solchen Arbeitgebern zu gewiesen werden, die als geeignet und zuverlässig zu be zeichnen sind. Die als Einzelarbeiter abgegebenen Kriegs gefangenen sind auch weiterhin als Kriegsgefangene zu behandeln, sie unterliegen jedenfalls dem Ortswechselverbot. Ls erscheint zweckmäßig, datz die Erfüllung der polizeilichen Meldepflicht vom Arbeitgeber übernommen wird. Im übrigen haben die bisherigen Bestimmungen über die Be- schäftigung Kriegsgefangener in der Landwirtschaft Gültig- keil behalten, nur hat der Arbeitsgeber autzer der schon üblichen Arbeitsoergütung von täglich 30 Pfennigen die Bekleidung der Kriegsgefangenen auf eigne Kosten instand zu hallen. Diesbezügliche Gesuche sind wie bisher an die Königliche Amtshauptmannschaft schriftlich zu richten. Nachdem noch Herr Kaufmann Standsutz Mitteilung über das neue Futtermittel Liweitz-Strohkrast-Futtermittel gemacht hatte, das nächsten» durch den Kommunaloerband verteilt wird, und von Herrn Bürgermeister Jahn ein Grütz aus dem Schützengraben im Westen zum Vortrag gekommen war, der beantwortet werden wird, schloß der Vorsitzende die Versammlung mit dem Wunsche, datz di- nächste Vereinssitzung hoffentlich im ehrenvoll erkämpften Frieden abgehalten werden könnte. Dippoldiswalde, 6. Februar. Gestern abend hielt der hiesige K. S. Mtlitärverein seine Frühjahrs-Haupt versammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Bürgerschullehrer Unger, gedachte in seiner Begrützungsansprache der vielen unter der Fahne stehenden Kameraden und gab der Hoff- nung Ausdruck, datz der Friede in absehbarer Zeit sie all- gesund zurückbringen möge, damit ein geregelte» Vereins- leben wieder eintrete. Weiter gab der Herr Vorsitzend bekannt, daß der Gesamtvorstand sich im Austrage der letzten Hauptversammlung mit der Frage seiner etwaigen Ergänzung durch Wahlen beschäftigte und zu dem Vor schläge kam, daß die Besetzung der Aemter bis zum Kriegs ende unverändert bleibe, womit man allgemein auch gestern abend einverstanden war. Nunmehr erhielt Herr Kassierer Anders das Wort zum Vortrag des besonders umfang reichen Rechnungswerkes des Vereinsjahrrs 1915, aus dem folgendes hier wiedergegeden sei: Ende 1914 betrug das bare Vereinsvermögen 6236,16 M. 1915 wurden ein genommen 2778,76 M., ausgegeben 2660,19 M. (dar unter an Krankenunterstützung 208,50 M., an Begräbnis- Unterstützung 710 M.), sodaß ein Kassenbeftand non 118.57 M. verblieb und das Baroermögen Ende 1915 auf 5732,97 M. sich stellte. Das gesamte Vereinsorrmögen einschließlich des Inventars (nach dem Feuerversicherungs, werte) und der Stiftungen, Fonds usw. betrug am 31. Dezember 1915 11585,83 M. Anschließend gelangte der Bericht der Rechnungsprüfer, der Herren Dittrich und Nendel, zum Vortrag, die das Rechnungswerk bis auf eine Kleinigkeit in Ordnung gesunden hatten, woran die Entlastung des Kassierers sich anfchlotz. Zur Liebesgaben kasse teilte Kamerad Jäckel mit, daß bisher in 249 Posten 3741,49 M. eingingen und laut 261 Belegen 3504,37 M. ausgegeben wurden, sodaß ein Bestand von 237,12 M. vorhanden ist, der sich noch am Abend uni 5 M. erhöhte. Die Abrechnung werde laut Vorstandsbeschluß nachFriedens- schluß gelegt werden. Auch diesmal erging die herzliche Bitte, die Kasse nicht zu vergessen, der wir uns gern an- schließen in der Hosfnung und Gewißheit, datz sie trotz allem und allem nicht vergeblich ist. Mit Erledigung verschiedener innerer Bereinsangelegenheiten fand die Haupt versammlung ihr Ende. — Gegen 9 Uhr eröffnete der Herr Vorsitzende den Kriegsabend, begrüßte insbesondere den feldgrauen Kameraden Heine (Ofensetzer) und gedachte sodann unsrer tapferen Krieger, deren Heldenmut und treue Beharrlichkeit feiernd. Auch wir daheim wollen ihnen im treuen Durchhalten nicht nachftehen. Aushalten! Hierzu regt uns die Passionszeit besonders an. Mit der Ver lesung einerDichtung„Feinderingsnm"aus dem „Champagne. Kamerad" und einem Hurra auf das deutsche Heer, in das die Anwesenden kräftig einstimmten, schloß Herr Unger seine Ansprache und teilte hierauf noch mit, daß der Kavallerist Kamerad Karl Kaden die Friedrich-August- Medaille in Silber erhielt und zum Vizewachtmeilter und Kamerad Max Kaden zum Unteroffizier befördert wurde; daß leider Kamerad Dunkel vermißt wird und der Sohn des Kameraden Teicher zum 2. Male verwundet wurde; daß weiter verwundet wurden oder erkrankten die Kameraden Unteroffizier Herm Graf, Rich. Voigt und Windisch und datz aus dec Gefangenschaft Kamerad Paul Kaden für die Weihnachtsgabe erfreut dankte. Wie immer vor großen Ereignissen waren die Nachrichten von der Front diesmal im allgemeinen kürzer gehalten, meist Karlen. Aber nichts destoweniger brachten sie immer und immer wieder den Dank für die Heimatsnachrichten zum Ausdruck. Ein Schreiber schilderte da» große Trommel feuer mit seinen Schrecken, andere gaben ihrer Freude darüber Ausdruck, da draußen Dippler getroffen zu haben. Wieder andere dankten für das erst im Februar in ihre Hände gelangte Weihnachtspaket. Die Verlesung einer Schilderung de» makedonischen Kriegsschauplatzes aus dem „Kamerad" und gemeinsame Gesänge füllten den Abend vollends aus, an dem auch die Adressenschreiber wieder ihr Teil Arbeit leisteten. — Der nächste Kriegsabcnd soll im Ratskeller abgehalten werden. — Die Beteiligung an dem vom hiesigen Wohltätig- keitsverein „Sächsische Fechtschule" veranstalteten Preis, kegeln war eine sehr rege. Gekegelt wurden genau 500 Nummern. Am Sonnabend betrugen die Höchstleistungen 21 Punkte (3 mal 7), die einmal, und 20 Punkte, die sechs- mal verzeichnet werden konnten. Der Sonderpreis, ein geschmackvolles Feldpostkartenalbum, entsiel aus Nr. 518 mit der sich steigernden Punktzahl 358. Am gestrigen Sonntage schnitten die Höchstleistungen mit 23 und 22 Punkten, die je einmal, sowie mit 21 Punkten, die sechs mal, und mit 20 Punkten, die neunmal erzielt wurden, ab. Den Sonderpreis, ebenfalls ein geschmackvolles Feld postkartenalbum, erhielt Nr. 331 mit folgenden Punkten: 4-j-8-l-9. Den von einem Vorslandsmitglirde nur für Mitglied« des hiesigenFechtschuloerdandes gestistetenEhren- preis, ein schmuckes Stammseidel mit Silberdeckel, gewann Nr. 358 mit 23 Punkten (8, 7, 8). Im ganzen wurden auf je eine Kugel 7X9, 69X8 und 199X7 usw. ge- schoben. Die Veranstaltung, die hauptsächlich den Zweck verfolgt, der durch die Kriegshilfe in letzter Zeit stark in Anspruch genommenen Unterslützungskasse neue Mittel zu- zusühren, kann in Anbetracht dessen, datz die ersten vier Preise nicht erlangt wurden, als gelungen bezeichnet werden. — Seitens der Lehrerschaft ist an die Schüler und Schülerinnen unserer Bürgerschule in den letztoergangenen Tagen der folgende Ausruf zur Verteilung gelangt, der hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlen wird, sind doch unser- Kinder, wo es galt, die Antwort nie schuldig ge blieben. „Wie könnt ihr Kinder mit Deutschlands Sieg erringen Helsen! Der 20. Monat beginnt, da eure Väter und Brüder im blutigen Kampfe stehen. Wir sind nicht ausgehungert worden, wie das Deutschlands Feinde planten. Das deutsche Heer und das deutsche Volk haben eine Zeit gewaltiger Leistungen hinter sich. Nun setzen die Feinde ihre Hoffnungen noch auf die Zeit; sie meinen, Deutsch, land wird kein Geld mehr haben, den Krieg weiterführen zu können. Wir wollen ihnen durch das Ergebnis der 4. Kriegsanleihe dis richtige Antwort werden lassen. Ihr Kinder, die ihr nicht das Schwert führen könnt für unser geliebtes deutsches Vaterland, wollt ihr nicht mit eueren Ersparnissen helfen, das Geld zur glücklichen Beendigung des Krieges zusammenzubrinyen? Wir wollen eine Schul kriegssparkasse einrichten. An 3 Dienstagen, am 7., 14. und 21. März, könnt ihr alles, was ihr an Geldern aus euren Ersparnissen austreiben könnt, zu den Zahlslunden vormittags um 11 Uhr nach Zimmer 5 und 6 in die Schule bringen. Für eure obgelieferten Gelder werden euch Quittungsscheine ausgehändigt, die ihr euch gut auf heben müßt. Eure eingezahlten Spargelder wandern zur Dippoldiswalder Sparkasse, die von der gesamten Spar summe am 22. März Kriegsanleihen zeichnen wird. Eure Gelder, -ie ihr für die 4. Kriegsanleihe bringt, werden euch 2 Jahre lang in der hiesigen Sparkasse mit 5 Prozent verzinst, und am l Juli 1918 könnt ihr sie mit Zinsen und Zinseszins zurückfordern. So verzinsrn sich eure Spar gelder gut, und ihr habt das herrliche Bewußtsein, auch mit dem Vaterlande zum Siege verhalfen zu haben. Wir rechnen auf eure und eurer Eltern tapfere Mithilfe. Den kleinsten Betrag von 50 Pf. ab könnt ihr zur Kriegsspar- kasse bringen. Bürgerschule Dippoldiswalde, den 4. März 1916. Eure Lehrer und Lehrerinnen. Schuldirektor Ebert." — Am gelingen Sonntag vormittag lagerte ein schier undurchdringlicher Nebel über unserer Gegend. Nach einer alten Ueberiieferung folgt 100 Tage nach dem Märzen- nebel ein Gewitter. Das am 13. Juni dürste also beson ders schwer werden. Schmiedeberg. Im Vormittagsgottesdienste des letzten Sonntags fand nach der Predigt eine Gedächtnisfeier zu Ehren des am 3 Februar 1916 im Kampfe fürs Vater land gefallenen Soldaten des Pionier-Reg. 29, 1. Komp., Otto Paul Köbach von hier, statt. — An Stelle eines Stiftungsfestes veranstaltete der Männergesangverein „Eisenwerk" in Gemeinschaft mit den Aktiven vom Männergesangverein „Schmiedeberg" am Sonnabend in Schenks Gasthof einen einfachen Familien abend. Der Verlauf desselben war in jeder Weise ein befriedigender und bezeugt« da» gute Einvernehmen der beiden Vereine Altenberg Am Sonnabend wurden hier die ersten Staare beobachtet. — Auch in unserer Stadt ist ein Kriegs-Wahrzeichen von verschiedenen Vereinen gestiftet worden, das am ver gangenen Sonnabend erstmalig genagelt worden ist. Der Nagel kostet mindesten» 50 Pfennig. Seifersdorf. Bei der hiesigen Gemeinde-Verbands- Sparkasse wurden im Monat Februar 53 Einzahlungen im Betrage von 10 428 M. 80 Pf. gemacht, dagegen erfolgten 24 Rückzahlungen im Betrage von 3545 M. 65 Pf. Glashütte. Der hiesige Spar- und Vorschuß-Verein hält nächsten Sonntag nachmittags 4 Uhr im Gasthof „zur Post" in Glashütte seine diesjährige Generaloersamm- ' lung ab. Dresden. Der sächsische Landtag wird, wie man aus Dresden meldet, am 1. April nach den gegenwärtigen Dispositionen vertagt werden. Bi- dahin dürfte der Staatshaushaltsplan durchberoten und die sonstigen Vor lagen und Anträge erledigt werden. Für die in der nächsten Woche herauskommende Vorlage über die Ver-