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Rr. 70 Zs. August 18S8 Sonnabend oder uns — Die Jagdkarten auf daS Jahr 1895/96 verlieren dem 31. August d. I. die Gültigkeit und es macht daher die Lösung neuer Jagdkarten erforderlich. Mit am 1. September beginnenden Jagdjahre 1896/97 auf der dert mit sich dem bis jetzt gründlich gelehrt worden. — 42 Millionen Passagiere sind im Jahre 1895 den sächsischen Staatseisenbahnen — nach Ausweis soeben erschienenen Statistik für dieses Jahr — beför- worden, abermals reichlich 2 Millionen mehr als im sängt zugleich in Sachsen die Jagd auf männliches Edel- und Damwild einschließlich der Kälber beider Wildarten, Rebhühner, Schnepfen, Hühne von Auer-, Birk- und Ha selwild, Wachteln und Becassinen an. Derselben schließt sich am 1. Oktober die Jagd auf Hasen und Fasanen an, während weibliches Rehwild erst vom 16. Oktober an, und zwar auch nur bis zum 15. Dezember geschossen wer- den darl. Letztere Wildart genießt überhaupt in Sachsen die längste Schonzeit. — In Großröhrsdorf beabsichtigt man, elek trische Slroßenbeleuchtung einzusühren, und zwar zunächst für das Oberdorf, was von der Bevölkerung allgemein die Vorschriften mii, nach denen die Verpflegung der Soldaten zu erfolgen hat: Der mit Verpflegung Ein- quartirte wird sich in der Regel mit der Kost des Quartier gebers begnügen. Genügt die ihm gebotene Kost aber nicht, so kann er Ansprüche auf die vorgeschriebene Be köstigung machen. Dem Einquartierten soll nach Vorschrift neben dem für einen Tag erforderlichen Brot — 1000 g — dasjenige in gehöriger Zubereitung gewährt werden, was er nach dem Satze der großen Viktualien-Portion aus dem Magazin zu empfange» hätte. Getränke, außer der Kaffee- Portion, hat der Soldat von seinem Wirthe nicht zu fordern. Die große Viktualien - Portion besteht aus 250 g Fleisch (Gewicht des rohe» Fleisches) oder 150 ß speck, 125 g Reis oder Graupm bezw Giühe oder 250 g Hülsensrüchten oder 1500 g Kartoffeln und 25 g — bei Verabreichung von Fieisch-Kmiserven neben frischem Gemüse bezw. Hülsen srüchten 20 Z — Salz, sowie 15 g Kaffee (qebr.) Die Vergütung für die den Offizieren rc. gewährte Natural- Verpflegung beträgt: kür die volle Tageskost 2,50 Mk., für die Miltagskost allein l,25 Mk., für die Abendkost allein 75 Pfg., für die Morgenkost allein 50 Psg. und wird an die Quartiergeber durch Vermittelung der Ge meinden entrichtet. — Trotz aller Belehrung ist die irrige Meinung noch immer verbreitet, man könnte erst Rente bekommen wenn man das 70. Lebensjahr erreicht habe. Es ist aber nicht die Gewährung der Altersrente mit dem 70. Lebensjahr, sondern die Gewährung der Invalidenrente der Hauptzweck des Gesetzes, betr. diese Jnvaliditäts- und Altersversicherung vom 22. Juli 1889. Diese Invalidenrente erhält ohne Rücksicht auf sein Lebensalter derjenige, der imstande ist, 5X47 — 235 Wochen durch Beitragsmarken oder bescheinigte Krankheit oder militärische Dienstleistung »achzuweisen, so daß derselbe dauernd arbeitsunfähig geworden ist. Als Altersrente erhält der Versicherte diese mit dem 70. Lebens jahr, ohne daß der Fall der Erwerbsunfähigkeit vorzuliegen braucht. Es ist dringend erforderlich, daß allmählich allen Versicherten diese Grundlagen des Gesetzes bekannt werden. — Die für den Verkehr nicht unwichtige Frage, ob bei Geldsendungen durch die Post das Porto gekürzt wer den darf, wird immer noch von vielen Geschäftsleuten mit „Ja" beantwortet. Bestärkt werden diese in der Richtig keit ihrer Annahme dadurch, daß in den meisten Fällen die Kürzung des Porto's anerkannt wird. Das vermeint vorhergegangenen Jahre. Diese Zunahme ist eine ziemlich regelmäßige Erscheinung, die säst alle Jahre wiederkehrt. So betrug die Zunahme gegen das vorhergehende Jahr 1894: 2,5 Mill, 1893: 2 Mill., 1892: 1 Mill., 1891: 1,3 Mill., 1890: 2,6 Mill., 1889: 2,1 Mill., 1888: 2,3 Mill., 1887: 2,2 Mill., 1886: 1,3 Mill. In den zehn Jahren von 1886 bis 1895 hat die Zahl der beför derten Reifenden um über 19 Millionen zugenommen, mit Freuden begrüßt wird. — Seit dem 20. August wird der mit dem König!, Sächs. 5. Jnsanterie-Regimente „Prinz Friedrich August" Nr. 104 in Großenhain einquartierte Assistenzarzt der Reserve Ur. weck. Hube aus Leipzig vermißt. Der selbe hat sich an diesem Tage zu Pferde nach Zschieschen begeben, um dort verquartierten erkrankten Mannschaften seinen ärztlichen Besuch zu mache». Er ist zuletzt von Zschieschen ausreitend bemerkt worden; seitdem fehlt jede Spur, das von ihm gerittene Pferd wurde am anderen Morgen reiterlos mit halbzerrissener Zäumung aufgefangen. Eine am 22. August Nachmittags von dem ersten Bataillon des Regiments vorgenommene größere Streife, sowie die von Radfahrer- und Jnsanterie - Patrouillen ausgeführten Nachforschungen sind ohne allen Erfolg geblieben. Or. Hube trug de» ärztliche» Unisormrock, dunkelblau mit hellblauem goldgesticktem Kragen. — Prinz Max von Sachsen hielt am Sonntag zum ersten Male Gottesdienst in der Bonisacius - Kapelle im Ostend in London. Danach empfing er eine Deputation katholischer Mitglieder der deutschen Kolonie. Um 7 Uhr Abends hielt er wiederum Gottesdienst ab und nahm darauf an der Versammlung einer mit der Kirche in Verbindung stehenden religiösen Genossenschaft Theil. I» seiner Rede betonte er, daß er nicht nach London ins Castend als Prinz, sondern als einfacher Priester gekommen sei. Er sei selber Arbeiter, und nichts ehre so sehr als Arbeit. Der Prinz schloß seine Rede mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser. — Eine Ansstellung von sächsischer Braugerste mit Wettbewerb beabsichtigt die Oekonomische Gesellschaft im Königreiche Sachsen nn November der Jahre 1896 und 1897, als Vorläufer für eine kleine im Jahre 1898 ge legentlich der in Dresden geplanten Wanderausstellung der deutschen Landwirthschastsgesellschaft zu veranstalten. Hervorgeruse» wurde dieser Plan durch die Erfahrung, daß unsere heimische Gerste den Anforderungen, welche die Mälzereien und Brauereien stellen, nur selten genügt und letztere daher ihren Hauptbedarf vom Auslande und zwar mit Vorliebe aus Böhmen beziehen. Durch vielfache Ver suche ist indessen nachgewiesen, daß bei richtiger Fruchtstellung Düngung und Bearbeitung unsere sächsischen Gerstböden durchaus besähigt sind, ein ebenso werthvolles und brauch- bares Produkt zu erzeugen, wie das Ausland. Dies wird in einem Vorträge, den Herr Geh. Regierungsrath Or. Maer- ker im November bei Gelegenheit der diesjährigen ersten Braugersten-Ausstellung in der Oekonomischen Gesellschaft gütigst zugesagt hat, näher erläutert werden. Da sich an dieser Ausstellung sowohl als auch an dem anschließenden Vortrage sämmlliche sächsischen Landwirthe betheiligen können, so weise» wir letzere schon heute darauf hin, daß die Geschäftsstelle der Oekonomischen Gesellschaft im König reich Sachsen — Dresden, Wienerstraße 13 — gern bereit ist, Anmeldescheine nebst Bedingungen unentgeltlich zu ver abfolgen, ebenso auch jede gewünschte Auskunft zu ertheilen. — Die JahreSseste der Sächsischen Hauptbiebelgesell- schaft und des Sächsische» HauplmiffionsvereinS, welche nach der herkömmlichen Ordnung am 8. und 9. Sept, in Dresden stattfinden sollen, sind mit Rücksicht aus die Kai- jermanöver aus den 22. und 23. Sept, verlegt worden. — Die „Dresdner Nachrichten" schreiben: Die Be sucher von Bud Gastein hatten am Donnerstag wie em liebenswürdiger Leser unseres Blattes telegraphisch mü- theilt, die Ueberraschung, Gastein und Umgegend in eine 10 Cm. dicke Schneedecke gehüllt zu sehen. „Es schneit lustig fort", lautet der Schluß der Depesche. So weit haben wir es in Dresden allerdings noch nicht gebracht, was aber ein nasser und kalter Sommer bedeutet, daS ist liche Recht zum Abzüge des Porto's besteht jedoch nicht. Im Gegentheil, dieser Abzug vom Schuldbeträge ist nach dem Gesetze unzulässig. Das Reichsgericht hat sogar er- kannt, daß ein solcher willkürlicher Abzug nach Befinden als straffällig anzusehen sei. Wenn mich diese letztere Auffassung in der Praxis kaum Anwendung findet, so sollte doch Niemand die Tragung der Portokosten, wenn vom Gläubiger verlangt, verweigern. — Bezüglich der Wetterprophezeihung konkurrirt jetzt mit Herrn Falb ein Gothaer Wetterkundiger, Habenicht. Dieser prophezeit folgendermaßen: „Heiße und trockene Witterung um Ende August, sodann ein anhaltend schöner Herbst bis in den November hinein, dem ein harter, schnee- und eisreicher Winter folgen dürste." Genau das Gegentheil prophezeit für die nächsten Monate Herr Falb. Derselbe kündigt für die Zeit vom 23. bis 31. August an: Die Niederschläge breiten sich mehr und mehr aus und gehen allmählich in Landregen über. In den letzten Tagen besonders zahlreiche Gewitter." Für September und Oktober prophezeit Falb Regen und immer wieder Regen. — Wer wird nun Recht haben, Herr Habenicht Herr Falb. Deutsche und englische Arbeiter. Die empfindliche Konkurrenz, die Deutschland auf allen Gebieten der Ju-ustne Englands immer mehr macht halte im vorige» Jahre die englische» Industrielle» bekannt lich veranlaßt, eine Abordnung von Arbeitgebern und Arbeitern nach Deutschland zu schicken, uni die Produktions- und Absatzverhältnisse in unseren industriellen Bezirken, namentlich der Rheinprovinz und Westfalens, und in Belgien eingehend zu studireu. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind in einem umfangreiche,i Berichte nieder gelegt. Wie wir gleich bemerken wollen, kam, das englische U theil unserer Industrie mir zum Ruhme gereichen. Das Unheil ist um so beachtenswerlher, als die Quelle den sicheren Schluß zuläßt, daß es sich hier »in kein falsches, lediglich in der Absicht, schön zu färben, ertheilteS Lob handelt. Unter diesen Umstünde» verdient es gewiß bemerkt zu werde», wie sich der Bericht über die deutschen Arbeiter äußert, deren Lage namentlich von de» Sozialdemokrale» immer als ungünstiger hingestellt wild, als die der eng lischen. Die Engländer sind zu der entgegengesetzten Ansicht gekommen. Zwar geben sie zu, daß ein Theil der Arbeiter in England für besondere Verrichtungen eiiie» wesentlich höheren Lohn bezieht, als bei uns, aber sie erkennen auch an, daß die große Klasse der Arbeiter verschiedener Art in Deutschland „mindestens denselben Lohn erhält, wie in England; zum Theil sogar einen höheren." In Deutsch land ist die Lohnvertheilung gleichmäßiger; der Gegensatz zwischen sehr hohem und sehr geringem Lohne ist bei uns nicht so auffällig vorhanden, gewiß ein Vorzug vor den englischen Zustände». Auch unsern Arbeite!» läßt der Bericht Gerechtigkeit Widerfahren, indem ec sie „nicht nur in ihren allgemeinen Eigenschaften, sondern auch bezüglich ihrer Fähigkeit und Brauchbarkeit über die englischen stellt." Zur Begründung heißt es da u. A.: „Die Arbeiterschaft erfüllt ihre pflicht mäßigen Beschäftigungen mit einer Pünktlichkeit, als ob sie unter einem militärischen Commando stände. Da er blickte man keine Nachlässigkeiten, keine unangebrachte Ueberhastung, kein unnützes Lärmen und k u, müßiges Umherstehe»; die Werksührer schienen in einer ruhigen und die Arbeit nie hindernden Weise Alles ordmingsmäßig und doch unmerklich zu überwachen. Wir könne» nicht umhin, anzuerkennen, daß uns die vorzügliche Physische Erscheinung der Arbeiter auf den Werken, die wir in Deutschland besuchten, in ein bewunderndes Staunen ver setzt hat, desgleichen ihr ruhiges und festes Benehmen und die Bereitwilligkeit, auch überall nach den gegebenen Vorschriften zu handeln." In derselben Weise wie der allgemeine Charakter der deutschen Arbeiter gerühmt wird, wird auch das Verhäli- niß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Große» und Ganzen als günstig und harmonisch lobend hervorge hoben. Eingehend und in durchaus anerkennender Weise wird auch dasjenige berührt, was in Deutschland sowohl "om Staate wie auch freiwillig von de» Arbeitgeber» für die Gesundheit, die Sicherheit und die allgemeine Wohl fahrt der Arbeiter geschehe» ist. Dabei wird natürlich aber auch nicht versäumt, Hel vorzuheben, welche bedeutende finanzielle BelasttMg dadurch für die deutschen Unterneh mungen herbeigelühct wird, und wie sie in dieser Beziehung weit schwerer zu tragen haben, als die englischen. Rühmend anerkannt wird auch noch die große Sorgfalt, welche in Deutschland auf eine tüchtigere und eingehendere Ausbil dung der Arbeiter und des Ailssichispersonals ve> wendet wird. Wir Deutschen können auf dieses Uctheil mit Genug- thuung blicken, zumal da die Urtheilenden ausgesuchte Sachveiständige einer großen, alteMwickellen Industrie sind, die ihre Meinung nur aus Grund einer eigenen Besichti gung gefällt haben. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Mittwoch, den 2. September feiert der hiesige Kg'. Sächs. Militär-Verein das diesjährige Sedan fest durch eine früh statifindende Reveille und Abends durch Concert und Tanz. — Da über die Verpflegung der einquartirten Mann schaften, insbesondere über das Maß der zu verabreichenden Viktualien Zweifel und Unkenntniß herrschen, theilen wir iS chen L/yF Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. , Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts MchtundvisuzigKen Aahvgaug Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Als Beiblätter: l Jllustrirtes Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2 l.andwirthschaftliche Beilage (monatlichs. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Heschästsstekken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp °Rullsnrh