Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 07.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188812071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18881207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18881207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-12
- Tag 1888-12-07
-
Monat
1888-12
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 07.12.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
» >m md »id fen r: r. und Zf.. , 2.1 Nö- ascn LtS. ung fern lcktt. dremdenlift». ibr vltrleliölnlichM.»«. oli M.-.76. - «nniik«, ur"M. '^Äuliöd?: ftür Rückgabe eiiiaelandler Hchrlkt» Nucke keuie Äerbiudlichkeit. klnkiliibiattuaen iielmin, lämmllllt« namnaUc BtimmelimMellc» au. Semlvrechnell« Nr. rr. ^ ! »W- 4» ^ 33. Jahrgang, t °- Aufl. 42,«00 Stück. I! LLi Lnuoneoa-Lipoditioo deüadvt sied ^ Stra«»« 4S -M, (llsdon der Vrvsdnar Lanlc und ris-L-vi« Latol ^otdnor Lugoi). ÜLLLSüLtsiü L Va§1sr, veilen. Dresden, 1888. «AÜ. O»«me?n§i »««»«»er 60.00. »pr«.«,I »7^0. «,,t»r. l»e» ,»,« »«, »Oer 8'L' »«»'<)-. 7»er RU». >»rU-«,t R.z«. P,I,,l»,« I»r» «er»»»« -. »««61»», «>. »ee»r. >««,«»»,. «,r«.» «»,»,«»« »r. ,»» Nie. Iva»/, L.r.'ÄÄ>.^r..LL^ Rb'tt-Maf r«LV. Ro«,«a »er »ectr roe.av, »»eil-««, ,»?,«>. Mai-g«, ^-. «»»bl Heede. ,»r«. «"er."». - -ji»' «m'ailo«' - «rltrr: Ne»el. Ms ML»!»»» 8pvLl»I-k'Ll»rNl » ^^UU>>»P r«prL»t«r8l«kso!.L»rt«» 1*1»»«» ». ILaIt»vr>tr«l6« LV (^«v»,tpr»«t»»»,tzt,l»g 1141) ompüoklt gaur dssondors aaprägtv k»ollv1r«r6vklu66- und 8onotr-N»rIl«u, 8ovio Ssxulrookoidtoa«», ul Io vattiurxsu kurdstowpol und Urartr-Lrdvltvii Mor Lrt. Lsrrsn-HroLlsneLtsr,! kstroleum-Ickkdmpsll. Julias SodLckUvd, «Du» 8e« 1«cktzrm»r«i>-8i»tzmMt! V»ül»«1v in kortoiunniiulo«. sülxut'rvnvloi», Vrlvtta»olieu, vnmou- 1»6vl>vn, Nv1»oru8olio» oto., Klivtogruplllv-^tbllms. HU^ilisiIi»Ikvi «tr. G» LernliArä ^üä!§sr, VollMLvdK ^U8StvllUll§. «r«88»rtSKv Mvulsvitv». Iloll. koÜMLim's SLLar, 8tztz8tl'. Ms» Lukoasf' Fürst BiSmarck'S Duldsamkeit, Krikgervtteine. HeereS-Etat-Bcrathung. Hosnachrichten. Neue Heer-und Wehrordnung. Verein für ! A»»i»r4-^^ ^ <2>r,e»l,»» ^T4» IlllkgEl.» Arbeitercolonien, Armeirpflege, Weihnachtsschau. Gerichtsverhandlnngen. Philharniviusches Concert. ! ». venmt«orlllckln RedaNenr kür Politisches vr.«m» vl,r«» «» Da««». bill .ll .Wer sich der eigenen Unzulänglichkeit bewußt ist. wich in orm Maß«, in welchem Alter und Erfahrung seine Kenntnisse der Menschen und Dinge «Weilern, duldsam für die Meinung Ande rer." Mit diesem schönen Ausspruch schmückte der Reichskanzler Fürst Bismarck sein Dankschreiben an die hessische Universität Gießen, die ihn kürzlich ehrenhalber zum Doktor der Theologie ernannt batte. Letztere Auszeichnung war dem Fürsten BiSmarck dasü- verliehen worden, datz er als preußischer Ministerpräsident die Berufung Dr. DarnackS. eines Vertreters der vermittelnden Theologie, von der Gießen« an die Berliner Hochschule durchgesetzt hatte. Hiegegen waren die Haupthähne der orthodoxen Unduldsamkeit mit allem Glaubenseifer ausgetreten. Ueberall da jedoch, wo man in deutschen Landen die Bewährung wcrlthätigen ChristenthumS höher stellt, als die Buchslabengläubigkeit, erweckte die Berufung Dr. Harnackv nach Berlin freudige Zustimmung. Fürst Bismarck ließ sich, als er den Widerspruch der so mächtigen und sonst unwiderstehlichen Orthodoxie bei Seite schob, gewiß auch von politischen Gesichts punkten mit leiten. Tie geschichtliche Erfahrung lehrt es an Hun derten von Fällen, daß es nicht gnathen ist, der Orthodoxie einen großen Einfluß aus die StaatSlcitung und StaatSgeschäfte ein- znräumen; denn sie ist kurzsichtig; in ihrer Beschränktheit und leidenschaftlichen Verbissenheit geht ihr der freiere Blick für die höheren und allgemeinen Interessen ab. Sie führt zu Verfolgungen und Zänkereien, Über denen die Wahrnehmung des Staatswohls zu kurz kommt: vor Allem entfremdet sie in ihrer kalten Unduldsam keit das VolkSgemüth der Staatsleitung. ES war daher wohl- gethan, daß in Preußen der Orthodoxie gesagt wurde, daß eS eine Grenze giebt, vor der ihre Herrschastsgelüste Halt zu machen haben. Möge das preußische Beispiel nicht für andere Staa ten, die auch von den Mochtansprüchen der Orthodoxie zu leiden haben, verloren sein! 2 der Duldsamkeit gegen Andersdenkende ist eine Umschreibung eine- französischen Sprichwortes: Mes wissen heißt Alles verzeihen. Bismarck erweitert cs jedoch in freundlichster Weise, indem er von sich selbst sagt, daß er seiner eigenen Unzulänglichkeit bewußt ge worden sei durch die Erfahrungen, die ihm, dem Alternde», das Leben nabelegte. Ein Ausdruck der Bescheidenheit, der dem großen Mann zur Ehre gereicht! Uebrigens liegt die Frage nahe, ob sich die Mahnung deS Fürsten BiSmarck zur Duldsamkeit gegen die Meinung Anbei« bloS aus das religiöse Gebiet (hier ist sie aller dings am ollcrnothwendigsten) oder auch auf das politische er strecken soll? Die Folgerichtigkeit verlangt auch das Letztere. Schwer freilich wird es dem Politiker gemacht, die Meinung An dcrer gelten zu lassen. Die Wuth der politischen Gegner stellt auch das versöhnlichste Gemüth auf harte Proben. Mit welchem Hasse stürzten sich im Reichstage die Deutschfrei sinnigen und die Sozialdemokraten auf die Knegerverrine! Zu diesem Behufe behauptete u. A. der Abg. Rickert auch, daß eine König!. KabinetSordre bestehe, welche die Bezirkskommandos auf fordert, die Kriegervereine durch die Brzirksossiziere überwachen zu lasten. Der KriegSminister v. Bronsart lehnte die Beantwortung d« Frage nach dem Vorhandensein einer solchen Ordre rn öffent licher ReichStagssitzung ab, hat aber nachher unterderhand «klärt, daß eine solche Königl. KabinetSordre nicht bestehe. Wozu sollte sie denn auch nöthig sein? Die Kliegervereine halten von selbst. auS freien Stücken darauf, daß sich nicht Elemente in sie hinein schmuggeln, welche der Pflege königstreun Gesinnung entgegen- wirkrn. Die Beschwerden dn Deutschfreisinnigen und dn Soziaf drmokratie über die Kriegervereine beruhen auf ein« Verwechselung zwischen Politik und Patriotismus. In dem Sinne, wie jene Herren die Kriegervereine als politische Vereine tadeln, sind schließ lich alle Vereine mehr oder wenig« politisch. Man könnte ebenso alle Gesangsvereine. wenn sie vaterländische Lied« singen, politische nennen und die Theater politische Anstalten, wenn sie patriotische Stücke aufführen. Wenn die Äriegerverrine patriotische Gesinnung pflegen und die Leute, die ihre Mitglied« werden wollen, daraus hin ansehen, ob sie zu ihnen passen, so sind sie in ihrem Rechte. Es zwingt ja sie Niemand, einzutreten. Wenn aber Herr Bebel dir ungehinderte Zulassung von Sozialdemokraten in die Krieger- Vereine als daS gute Recht Jener forderte und dies damit begrün dete: man ziehe sie ja zum Militärdienst heran, folglich müsse man sie auch in die Kriegervcreine ausnehmen, so ist dies ein drollig« Trugschluß. Giebt Herr Bebel nur den Kriegervereinen die diS ziplinarischen und erzieherischen Mittel, über die unsere Armee, leitung verfügt, so könnten dann seine rothen Freunde ungefährdet de» Kriegervcreinen zur weiteren Erziehung überwiesen werden. Einen guten Thcil deS 2. Tages der Verhandlungen üb« den Heeres-Elat füllten die berechtigten Wünsche nach ein« ver besserten Rechtspflege bei den Militärgerichten und die Frage deS Bezugs der Naturalverpflegung deS Heeres auS. In letzterer Be ziehung sprach dn sächs. Abg. Tr. v. Frege im Nomen dn deutschen Landwirthe den Dank gegen die Militärverwaltung auS, daß diele sich immermehr vom Zwischenhandel befreit und die Bedürfnisse deS Heere- nach Getreide und Iouroge unmittelbar von den Land- wtrthen bezieht. Einzelne Intendanturen hatten sich gewöhnt, weil «S die Buchhaltung «leichtert, den großen Bedarf deS Heeres an Getreide und Fourage von einigen wenigen Großkaufleuten zu be ziehen. Die jetzige Entnahme von einer größeren Anzahl Bauem umständlich«, aber sie dient d« Allgemeinheit besser. Dn ster erkannte ausdrücklich an, daß die Intendantur die unmittelbaren Bezug von den Es wird bessere Waare für das Heer geliefert und diesen Vortheil sollte man nicht so obenhin behandeln, wie Eugen Nicht« ,m Interesse seiner Geschäftsfreunde an der Börir. der bekannten Berliner Lieferanten, that. Bei der Viktnalicnverpflcgung des Heeics brachte der Anti semit Lr. Böckel eine Anzahl Fälle von schlechte» Lieferungen znr Sprache. Magermilch war für Vollmilch geliefert, alte Nudeln unter neue gemischt worden, etwas Achnliches war beim Kaffee vorgckonunen. Dr. Böckel wollte nicht sagen, welcher Nationalität diese Fälscher sind, um nickt den Vorwurr religiöser Hetze auf sich zu laden. Groß war daS Verzcichiiiß nun gerade nicht zu nennen, was Dr. Böckel vorbrachte: aber es war doch sein gutes Recht als Volksvertreter, solche Vorkommnisse zu rügen. Eugen Richter tuhr d.» Dr. Böckel wüthend an. Große Ehre hat der brave Eugen damit nicht eingelegt. Den einzig korrekten Standpunkt nahm der Kricgsmlnist« m dies« Frage ei»: er sagte stlengc Unter suchung der vorgekonimenen Ungebührnlsse und Abstellung der Beschwerden z». Uebrigens ist es gleichgiltig, ob Betrügereien von Christen oder Juden verübt werden; sie sind in beiden Fällen verive>flich und zu bestrafen. Dankenswelth in jeder Richtung war die Anregung des sächs. Abgeordneten Tr. Götz zu dem Militär-Erzichungs- und Bildungs- wescn. Ter Obertnruwart des Deutschen Reichs ist schon seil Jahre» bemüht, die Turnsachc zu fördern. Er weiß am besten, wie wenig keiitzutage noch in der Schule für die leibliche Gesundheit geschieht. Die zwei Turnstunden in der Woche genügen nicht, dem Heere ein geübtes Nekrutenmatcrial zuzuiühren. I» dem Bkwiißtsein, einer guten Sache als Herold zu dienen, fand der beredte Anwalt der Tuinerei treffliche Worte, das Mangelhafte uns«« jetzigen Er ziehung zu geißeln. Unsere Jünglinge, rief Dr. Götz, sind schlaffer, sind verwöhnter, als früh«, sie sind nicht mehr so irisch. Die Viel beklagte Uebcrbürdung der Jugend hat darin ihre Hauplursache. Dr. Götz beklagte es. daß man in Deut'chland das Turnen bis jetzt nach immer nicht genügend als militärische Vorbildung würdigt. Dre Turnsachc wird in Deutschland von oben her durchaus nicht so gefördert, wie etwa in Frankreich. Bon unseren 4000 Turnvereinen muß eine ganze Reihe in kümmerlichster Weise ihre Arbeit vflegen. Man verweigert den Vereinen die Schulen: man zwingt sie, in's Wirthslokal zu gehen. Zur kräftigen Hebung des Turnwesens hatte Dr Götz früher angeregt, daß man die militärische Dienstzeit solcher Mannschaften, die sich turnerisch auszeichnen. obkür»r. Das geht schöne BISmarcklch/ Wort von "ber uu« Gründen des militärischen Dienstes nickt an. wie sich tckone Bismarck >cke ^orr von ^ ^ überrenat hat. Doch n,einte er. könnte man bei der Beurlaubung am die turnerische Tüchtigkeit ver Mannschaften größere Rücksicht nehmen. Nicht minder Praktisch erscheint der Vorschlag des Dr. Götz, die einjährig-freiwillige Prüfung auch auf daö Turne» zu erstrecken und sich nickt blos mit der geisti Dressur, dein berühmten Reifezeugniß für Obcriekunda, gnüaeii. Das ist für die zukünftigen Reserve-Offiziere von l' kei " --- ^iegsminisb besten Erfahrungen mit dem Laudwilthsp gemacht habe. gen n be- ^ , ... ichtig- eit. Dr. Götz schloß seine beredten Ausführungen mit folgenden Worten: Gn obligatorisches Turnen wäre für das ganze Volk von größter Wichtigkeit, damit dieses in seiner körperliche» Gesund heit gekrättigt werde. Wir brauchen überall Spielplätze, Tnriistätlen für Schule» und Universitäten und einen moralischen Zwang wenig stens, daß unsere Jugend ihre Kraft zunr Dienste des Vaterlandes stähle. Der KriegSininisler erlamite an, daß die HcercSvcrivultung vollständig die Verpflichtung fühle, die ihr übergebene» Leute auch körperlich für daS spätere Leben zu kräftigen. Ebenso sei es na türlich büchst wüiischenswcrth. daß die jungen Leute dem Heere turnerisch auSgebildct zugeführt werden: denn die Gymnastik stählt gleichmäßig den Körper, wie die Willenskraft. Leider aber könne die Heeresverwaltung wenig thun, daß das Turnen in den Volksschulen eifriger gepflegt würde. Nun, fo einflußlos ist sie denn doch nicht. ausfindig machen lassen, eS gerade für diejenigen Kreise nutzbar zu machen, aus denen es zniaminkngeslr'ffen ist. Die Kapitalien würden sich in 12 Jahren am 2'/s Millionen bclanic»: die bei Kirchen, Stiftungen rc. angesammelten Kapitalien seien viel höher, ohne daß daraus ei» wirihichattlich« Nachiheil zu Tage getreten sei. Was die Organisation anlange, so würde es die preußische Regierung gern gesehen haben, wenn die BerMsaenoffenschasten auch für die Alters- und Jnvaliditätsversichernng hätten sestgehalten weiden können. Aber Eines schicke sich nicht für Alle. Zudem feien »och lange nicht alle Arbeiter-Kategorien berufsgeiiossen- lchmtlich organisirt. Die Alters- und Invalidenversicherung auf die Krankenkasse» zu basircn, empfahl sich nicht, da dieselben außer ordentlich veränderlich seien. Die nichrseits empfohlene Rcichsver- sicherilngöcinstalt wurde sehr theuer und kvnwlizirt werden. Das in der Vorlage vorgesehene Markensystem zur Bescheinigung der Bei tragszahlungen sei bemängelt worden. ES «schien den Regierungen als das Einfachste: aber wenn bessere Vorschläge gemacht werden könne», so werden diele gern Berücksichtigung finden. Es sei Vor sorge getroffen worden, daß das Quittungsbuch nicht zu ander- weiten Eintragungen benutzt werden kann. Eine Bescheinigung über die geleisteten Beiträge müsse doch erfolgen, sonst setze man ja gradezu eine Prämie auf die Faulheit und Arbeitsscheu. Die Vor lage beanspruche nicht, die beste Lösung des Problems -'..sein. Es sei ein großes Werk, an dessen Lösung bccanactreten werde. Hätte der große Kaiser, dessen Botschaft die sozialpolitische Nesorin anregte, das Zustandekommen dieses Werkes «leben können, es wäre die schönste Freude seines Lebens gewesen. Dasselbe gelte von dem edlcnKaiser Friedrich, und niil« wtziger Kailrr «sehne mit den deut schen Fürsten die Lösung dieses: großen Werkes. (Lebhafter Beifall). Diese Gesetzgebung wird eines der schönsten Blätter der deutschen Geschichte bilden. Lassen Sie sich. m. H., bei ihren Arbeiten leiten von dem Satze: „Liebet die Brüder!" (Lebhafter Beifall). — Grillenbergtt (soz.): Goldene Worte haben wir genug vernommen, aber es fehlt noch an den goldenen Thaten. Man wolle den Pelz waschen, ohne ihn naß zu machen. Sozialresorm heiße: den An- theil der Arbeiter an der Produktiven Arbeit erhöhen; aber diese Vorlage sei wesentlich nur Armeiigrsetzgebnng. Die Kranken- und Uniallversicheuing sei viel zu gut, als daß diese Vorlage als die Klönung jener bezeichnet werden könne. Am besten wäre eS. die Vorlage einfach cibzulchnen, da sie nur die Armenpflege anderweit regele, und zwar unter größerer Belastung d« Arbeit«. Bei ein« Altersversicherung müffe man anch die Versicherung Derjenigen anstreben, zu deren Unterdali der Ul>terstüvungsbA>ürlt«ge verpflichtet sei. Die Kreise der unter das Unfallversicherungsgefetz Fallenden seien zn erweitern. Mit der Beseitigung der Bemssgenoffenschaften sei er einverstanden, denn diel- seien nur Organisationen der Unter nehmer. Sie hätten es auch vielfach dahin gebracht, daß als Ent schädigung i» Folge von Unfällen ganz unzureichende Beträge ge zahlt würden. Ließe man den Berussgenoffciischaftcn auch die Ver waltung der Jnvalidcnversorgung, so würde» sie sich bemühen, alle Lasten der Unfallversicherung auf die Invalidenversicherung abzu-' wälzen, namentlich wenn für die letztere das Uinlaaevcrsahrc» an genommen würde. Das Markensystem sei nicht praktisch. Es wäre Neueste Drahtberichte der „Dresdner Nachr." vom 6. Dec. Berlitz. Reichstag. Eingegangen: Teutsch-fchwelzerisch« Handelsvertrag und Vorlage bctr. die Vorarbeiten für das National denkmal für Kais« Wilhelm I. Ans der Tagesordnung: Erste Be rathung deS Gesetzentwurfes betr. die Alters- und Jnvaliditätsvcr der Arbeiter. Staatssekretär v. Bötticher verzichtet auf le^bejoiidcre Empfehlung der Regelung !' ' kaufen und'einarbende Kritik gefunden, die nutzbar gemacht worden sei. Die Regierung sei den Männern der Wissenschaft und der Praxis, welche de» Entwurf einer Kritik unterzogen, dafür dankbar. Häufig habe sich die Kritik freilich aus Ernzellieiten beschränkt, ohne dieselben in ihrem Zusammenhang zu berücksichtigen. Die Wohl- thaten des Gesetzes sollen auf die ganze gegen Loh» beschäftigte Arbeiterschaft ausgedehnt werde». Die verbündeten Regierungen waren der Meinung, daß die Alteis- und Invaliditäts-Versicherung gar nickt anders als in der vorgcschlagenen Ausdehnung billig und zweckmäßig durchgeführt werden könne. Es wäre bei einem Zu schüsse des Reiches unbillig, einzelne Kategorien dn Arbeiter von der Versickerung ouSzuschlicßcn. Nach der Vorlage würden 13'/» Millionen Arbeiter versichert. Die Regierung habe die Altersver sicherung neben der Jnvaliditätöversichcning feslgebaltrn, weil eS etwas Beruhigendes habe, sich für das Alter gesichert zu wissen. Die Rente sei vielfach als zu niedrig bezeichnet worden. Aber es sei doch richtig«, mit einer niedrigen Rente zn beginnen, die immer noch «höht werden könne, wenn sich zeige, daß die dadurch für die betr. Kreise «wachsenden Lasten wirklich getragen werden können. Die Rente sollte ursprünglich eine gleiche sein; darüber sei vielfach geklagt worden, und dieser Klage sei ncucstenS Rechnung getragen worden, indem Ortsklassen ausgenommen würden. Es heißt, baß aus dein Hause a» Stelle dieser Ortsklassen Lohnklassen vorge- ,cn werden sollen. Er halte diesen Gedanken »ür sehr dis kutabel. Ueberhanpt halte die Regierung diesen Entwurf nicht für ein voll mo tonavro. Aber die Lohnrlassen würden dock eine wesentliche Vermehrung der Geschäitslast mit sich bringen und noch zahlreiche andere Schwierigkeiten hervormkr»; so würden u. A. die velträae von den Schwankungen der Lohnverhältntsie abhängig gewacht. Eine Herabietzung der Altersgrenze, zu welcher die Alters versorgung eintreten soll, aus daö 60. Lebensjahr würde 38 Proz. üichlog zu den Leistungen beanspruchen, statt jetzt nur 4 Proz. ficht um eine blose Verbesserung der Arinenversoräuna handle eS ich. wie von den Gegnern behauptet wird, da die Versicherung den !Iweitern einen Rechtsanspruch Ketchszusrkmß rechtfertige sich >« Vorlage und auS der theilweisen < und den Commune» infolge der Versicherung zu Theil werde. DaS tmlagev«fahren, wie eS bei der Unfallversicherung besteht, würde ür dle AlteiS- und Invaliditäts-Versicherung große Bedenk«, haben. So bringe eS ein beständiges Anwachsen der Beiträge mit, was Unzufriedenheit im Gefolge Huben müsse. Unbcnützt würden die angesammelten Kapitalien nicht bleiben, und es würden sich Wege kommunalen Verbände beantragen. Der , . aenug. Zweiter mit einen» Jahresein kommen von nur 750 Mk. müßten beitragsfrei bleiben: ihre Bei träge nlüßte das streich bezahlen. Die ausgestellte Veltragsberech- nung sei unrichtig: inan solle zunächst eine Arbeiterstatistik veran lassen. Jedenfalls würden die Arbeiter lieber einen höheren Beitrag bezahlen, wenn sie früher in den Genuß der Rente kämen. Die richtiac Altersgrenze wäre das 60., besser noch das 56. Lebensjahr. Tie Rente sei zu gering: für die Armenpflege müßte ja mehr auf- gewendet werden. Mit solchem Elende, daß dem Arbeiter für sein Alter gezeigt werde, wolle man ihn der sozialistischen Bewegung entsteinden? Die Lohnklassen seien sehr gut möglich, sie be stünden in Bayern. Dn Begriff der Invalidität sei nach der Vorlage zn dehnbar. Invalid werde, wer täglich ,licht mehr den Satz der Rente verdienen könne. Es werde sich immer Gelegenheit finden cmcni solchen alten Arbeiter einen Tages verdienst von 30 b>S 40 Pfennigen zukommc» zu lasse». Dadurch würden die Arbeitslöhne gedrückt. Für die valb-Jnvaliden sei gar nicht gesorgt. Jugendlichen Arbeiterinnen und Dienstboten, die sich später perheirathen, sollte die Hälfte dn Beiträge zurllckerstattet werden. Durch Kapitalansamnmrngen würde der Zinsfuß gedrückt. Die Edelsten der Station würden billige Hypotheken «halten. Der Mißbrauch der Quittiingsbücher lasse sich nicht hindern, so lange der Arbeitgeber daS Buch in die Hände bekomme. DaS Quittungs buch allein mache das Gesetz unannehmbar. — Badischer Bundes bevollmächtigter Frhr. v. Marschall: Im Ernste werde Niemand glauben, daß es sich um eine verbesserte Armenpflege für !3 Mkll. Bürg« handele. T« Unterschied zwilchen Almme» und Invaliden rente fei derart, daß beide gar nicht verwechselt werden könnten. Die Arbeiter werben bald erkennen, daß die Vorlage ihnen in einem Jahre mehr bringt, als die ganze Sozialdemokratie bisher. — Weiterberalhung morgen 11 Uhr. Berlin. Der Kaiser unternahm beute eine AuSfahrt und stattete dn Kaiserin Augusta einen Gegenbesuch ab. — Staats sekretär Graf Bismarck ist gestern nach Friedrichsnih gereist. ES verlautet, cs hänge die Reise mit Kolonial-Angelegcnbeiten zu sammen. — Die Budaetkommiisio» deS Reichstages beendete die Äeratlning der einmaligen Ausgaben des preußischen Militär-EtatS n»d strich die Posten für Erweiterung des ExercierplatzeS bet Altona und für den Umbau eines DienstgebäudeS für die Artillene- PrüfnngSkommison in Berlin. Berlin. Prinz Albert von Sachsen-Altenburg ist zum Nach folger deö Generals v. Winterseldt aus den Gouverncurposten von Mainz, dessen bisheriger Inhaber sein Abschiedsgesuch ctngereicht hat, bestimmt. — Die sozialdemokratische Reichstansiraktion will wegen der tunniltucmschen Vorgänge nach Schluß der Slnacr'schen Volksversammlung vom Freitage eine Interpellation enivringcn. — Dem „Taacbl. wird aus Sansibar gemeldet: Die Blokade an der ganzen Küste de» Sultanats ist in Wirksamkeit getreten Den ersten thatiächlichen Erfolg hat die deutsche Kreuzer-Fregatte „Carola" zu verzeichnen, welche bereits eine mit Sklaven vollgepfropfte arabische Dhau ob gefangen hat. Der Aufstand un dn Küste ist neuerdings ersichtlich in der Zunahme begriffen. Berlin. Der Magistrat hat das Prcnekt der Verbreiterung der Friedrichstrabe für jetzt fallen gelassen, weil die Kosten. 3'/r Millionen, zu hoch sind und die Pferdcbahngcsellichaft Z'/e Mill. nicht beisteuern will. Paris. In vergangener Nacht wurde ein gegen^daS StellenvmnittelungSbnreau Z Kt ex»» Z-L7S Denis versucht. Die brennende für Kellner in der Straße Luui« konnte rechtzeitig ge»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite