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37. Iriedrich Heorg Wecks Deutsche k. Die Uhrenfabritation in Deutschland und einigen anderen Landern. n. Die Mrmacherei im badischen Schwarzwalde. Die auf allen Weltmärkten berühmt gewordene Fabrikation von Uhren im badischen Schwarzwalde hat bereits ein Alter von 200 Jahren und ist heute zu einer so bedeutenden Entwickelung gelangt, daß Interesse und Wichtigkeit dieses Industriezweiges es wertb ge nug erscheinen lassen, auf Grund der von Privaten herausgegcbenen und regierungsseitig erhobenen Ermittelungen einen gedrängten Be richt in unserer Zeitung zn erstatten. Die älteste Chronik über die Schwarzwälder Uhrmachern ist aus dem Jahre 1796 und erzählt, daß schon um das Jahr 1667 der Pfarrverweser von Neukirch eine hölzerne Wag- und Unruhuhr besaß, welche die Familie Kreuz auf dem zu Waldau (Abtei St. Peter) ge hörigen GlaShofe verfertigt hatte. Andere Holzarbeiter fertigten für die umliegenden Bauernhöfe ähnliche Uhren. In der folgenden sehr trüben Periode der deutschen Geschichte verschwinden die näheren Nachrichten über die dortige Uhrenmacherei ziemlich ganz, ein Zeichen, daß die verheerenden Kriege des siebzehn ten und gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts schwer auch die dortige Gegend betroffen hatten. Mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts aber begannen wieder die wenn auch Anfangs kleinen Anfänge sich zu regen und zuerst in Schollach und Schönwald sich ausznbreiten Diese primitiven Holz uhren, die, noch ohne Schlagwerk, einfache Gewichtsubren waren, gingen 12 Stunden und waren mit den einfachsten Werkzeugen ver fertigt. Die Werke fanden indessen guten Abgang und so breiteten sich die Werkstätten bald ans und gleichzeitig fing die Arbeitsteilung an zu wachsen. Was die innere Konstruktion anlangt, so wurde in diesen Holzuhren ein Balancier durch ein vertikal laufendes Steigrad mittelst einer Spindel in hin- und vergehende Bewegung gesetzt. Der Balancier bestand aus einem Balken, auf welchem zwei Gewichte verschoben werden konnten. Schon um das Jahr 1740 machten sie indessen bereits den Pendeluhren Platz. Das Pendel war anfänglich kurz und vor dem Zifferblatt angebracht, später brachte man es in längerer Dimension hinter dem Werke an. Man fertigte jetzt auch bereits Uhren mit 24-Stundcnwerk, mit Schlag der Viertel- und halben Stunden, Datum und Monatszeiger an, besondere Figuren ! waren auch wohl angebracht, die sich, wenn die ganze Stunde schlug, bewegten. Um das Jahr 1750 kamen Getriebe aus Draht auf, welche bald wiederum den metallenen Rädern weichen mußten, die zuerst in Furtwangen und Gütenbach gegossen wurden. Von 1770 an treten auch schon Achttagnhren ans. Auch Zifferschilde ver schönerten sich rasch, indem an Stelle der hölzernen solche aus ge drucktem Papier oder grundirtem und bemaltem Holz traten, dem alsdann die Anwendung des Lackfirnisses, ter Bernsteinfarben und der Oelmalerci folgte. Die Uhren verewigten theilweise auch den Namen ihres ersten Berfertigcrs. So beißen die kleinen Gewichts uhren noch heute „Zweimal-Jockele-Ubrcn", von ihrem Erfinder Jacob, die mittelgroßen „Schottenuhrcn", von ihrem ersten Er bauer Schott. Die erste Angabe über den Umfang der Ubrmachcrci im Schwarz walde haben wir aus dem Jahre 1808, sic zeigt schon eine bedeutende Entwickelung derselben bis zu jener Zeit. Unter 17.629 Seelen in den Amtsbezirken Triberg, Neustadt und einigen anderen befanden sich 688 Uhrmacher, 202 Ncbenbescbäftigte und 582 Uhrenhändler. Cs wurden damals schon jährlich 107.328 Stück Uhren von einem ungefähren Wertste von 321,984 fl. fabiicirt. Im Ganzen aber, wenn die nhrenmachenden Ortschaften der Acmter Hornberg und Villingen mit hinzugeschlagen werden, 1000 Uhrmacher, 300 Neben arbeiter und 900 Händler mit einer Fabrikationssumme von 200,000 Stück annehmen. Die großberzoglich badische Negierung ließ zuerst im Jahre 1847 genauere Erörterungen über diesen ebenso interessanten als für das kleine Ländchen wichtigen Industriezweig anstelle». Die hauptsächlich von der Uhrmachern besetzten Aeinter sind im Seekreise: Hüfingen Neustadt, Villingen Neustadt hat allein 300 Schwarzwälder Uhrmacher mit 540 Gehülfcn 11 Spielubrenmacher mit 32 Gehülfcn und 131 Verfertiger von llhrcubcstandtbeilen mit 208 Gehülfen, Villingen etwa den dritten Theil hiervon, Hüfingen schon weniger. Im Öbcrrheinkreisc sind es vorzüglich die Aemtcr Freiburg, Hornberg, Triberg und Waldkirch, welche eine bedeutende Fabri kation treiben. In Triberg gab es allein 488 Schwarzwälder Uhrmacher mit 828 Gehülfen und 172 Nebcnarbeiter von Uhrcn- bcstandthcilcn mit 269 Gebülfen Im Ganzen aber waren damals schon 4134 Personen bei der Ubrmacherci beschäftigt, die Frauen und Kinder, welche ebenfalls mancherlei Hülfe leisten, nicht mitge- j rechnet. Im Jahre 18.61 waren im Schwarzwaldc »ach einer vor-