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Tageszeitung unü Mzeiger für DippoMswal-e, Schmieöeberg «.K Bezugspreis: Für einen Monat 2.20 RM. mit Anträgen, einzelne Nummern 15 Reichs- psennig« :: Gemeinde - Verbands - Girokonto Nr. 3. :: Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 403 :: Postscheckkonto Dresden 12 548 Aeltest» Lett»«g der Bezirk« Diefe« Bla« eulhSU -le amlttchrn Dekauulmachungev -e» Slmlshauplmauafchast, -e» Amlsgerichl» mr- -e» Sladlrals zu Dl-poi-iswal-e -»»aeGeeeeeeeeeeeee,,»«,,,,,,«,,,^ Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breite Pekilzelle 20 RelchSpfennige. Eingesandt und Reklamen 60 Reichspfennige Nr. 93 DeraRftvoMA« Redatzt««^ Sekr Ae-««o — Dm» und Verlas: Sari Leh« b» OlV»»I-i«vaI-«. Montag, am 22. April 1929 95. Jahrgang Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Geschäftsräume des unterzeichneten Stadtrats mit Ausnahme der Sirokasse am 28. und 27. d. M. geschlossen. Das Standesamt ist an beiden Tagen vormittags von 11 bis 12 Uhr geöffnet. Stadtrat Dippoldiswalde, am 22. April 1929. OerHiches und Sächsisches. Dippoldiswalde. Schon nahe am Monat Mai weht noch keineswegs ein Mailüsterl. Kaltlustmassen haben vom Norden her wieder Mittel-Europa überschwemmt und die Temperatur arg herabgedrückt. Darunter litt gestern der gesamte Ausslugsver kehr, er war recht schwach: darunter leidet vor allem auch die Natur. Die Triebe wagen sich nicht heraus. Wie sollen sie auch, wenn es immer wieder schneit. Gestern schneite es wiederholt recht lebhaft. In Altenberg, wie überhaupt auf dem Erzgebirgs- Kamm, lag der Schnee auf Feldern, Straßen und besonders in den Wäldern. Es war alles weiß. Heute morgen früh halt es stark gereist und daS Thermometer stand auf minus 4 Grad. Dippoldiswalde, 22. April. Die Spielgruppe Dresden der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger gastierte gestern abend wieder hier, zum letzten Male in dieser Spielzeit und zu unsrer Genugtuung bei besser besetztem Hause. Mag auch das Aprilwetter etwas dazu beigetragen haben, so doch gewiß auch der Umstand, daß die guten Leistungen die verdiente Anerkennung mehr und mehr finden. „Das Glück im Winkel" ging über die Bretter, ein dreialtiges Schauspiel von Hermann Sudermann. Der Inhalt ist wohl mehr oder weniger bekannt. Gespielt wurde ganz ausge zeichnet. Sehr große Anforderungen stellen die Rollen des Rektors und seiner Frau an ihre Darsteller. Meisterhaft lebenswahr zeichneten Walter Zickler und Herta Walter diese beiden Edelmenschen. Das Gegenstück dazu war Kurt Meisters Freiherr von Röcknitz, Kraft- und Gewaltmensch bis zur Roh heit, ja bis zum Tier. Vielleicht hätte hier manchmal ein etwas Gemüt andeutender Unterton nichts geschadet. Viel leicht wäre dann auch bei seinen Kraftstellen etwas weniger gelocht worden — angebracht war es an sich sowieso nicht. Wie gesagt — vielleicht! Charlotte Brunners liebliche blinde Helene nahm sofort für sich ein, wie auch ihres Part ners Hellmut Seifert zweiter Lehrer Dangel. Fein abgestimmt gab Carlo Piccoli den jesuitischen Kreisschulinspektor. In gleichguten Händen befanden sich die kleineren Rollen. Das Ganze war eine abgerundete Kunstleistung und eine vorzüg liche Empfehlung für das Wiederkommen im Herbst. Die Zahlreiche Zuhörerschaft war offensichtlich gleicher Ueberzeugung, das bewies der reiche, aber auch wirklich verdiente Beifall nach jedem Aktschluß. Der Theatervorhang der „Reichskrone" wurde ganz außerordentlich in Anspruch genommen. Dippoldiswalde. Am Sonnabend fand in der „Alken Pforte" ein« Bersammlung des BezirkSl«hrerver«ins statt mit einem Bortrage des Vorsitzenden des BLV Dresden->Land, W- Hahn, Lausa, über „Bölkerverföhnung und Schule", Verbands- lyema des DLV. In ausführlicher und gründlicher Meise warf er «inen Rück- und Ueberblick auf die Bestrebungen zur Völker- versöhnung. Hierzu sollen z. B. die Beretnheitlichkeit in!den 2n- dustrieerzeugnissen, Haager Schiedsgericht und Völkerbund, wenn ihre Aufgaben ernstlich erfaßt werden, diesem hohen Ziele dienen, wie auch die Weltsprache Esperanto, Filme, Religion, Wissenschaft ^in 19. cis. lVls. verscbiecl l-ferr öü^ermeiZlel- i. k. KsnZ kottkslß Lisksi' in OeisinA. Der tteim§e§3ngene Mfiörte 6 fahre ckem kerirks- unci Kreisausscbusse unck 22 fahre clem kerirkstaxe als dsttgliect unci seit I92l als liessen Vorsitrencier an, bis ikn im fahre 1926 sein Kohes ^Iter ?um Rücktritt aus ciiesen Remtern rwun^. >Vährenci cies langen Zeitraumes nahm er an cier Verwaltung ckes kerirics, kür cien er stets ein warmes stier? Katte, regen Anteil. Seine Kenntnis aller Verkältnisse ckes 6e?irics, sein auk reicken strkakrungen ZeArüncketer Kat unck seine stete stiilksbereitsckast unci stiebenswürckiZ- Iceit sickerten ihm ckas Vertrauen aller Kreise. Im bewirke wirck ckie ckanlcbare Crinnerun§ kür seine lViitarbeit allezeit lebencki§ bleiben. vippolckiswalcke, am 20. Hpril 1929. Der Verirksverbavü üer V. ck. planitr, ^mtskauptmann. Donnerstag, am 25. April, nachmittags 6 Uhr. SitzW ilerMMMeliMtWg und die Ausdehnung der Verkehrswege erhebliche Dienste zur Völkerverständigung leisten können. Welches ist nun In dieser Beziehung die Aufgabe der Schule? Sie muß Bausteine herbei- schaffen zur Begeisterung und Verwirklichung dieser Idee. Dies kann geschehen durch Briefwechsel, sowie Schüler- und Lehrer austausch zwischen den Ländern. Der Blick auf Leben und Taten großer Persönlichkeiten in slaatlicher^Beziehung braucht nicht aus- geschaltet zu werden: aber gleichberechtigt für den geschichtlichen Unterricht sind auch bahnbrechende Personen auf kulturellem Ge biete. In der Schule muh auch vom Kriege gesprochen werden, aber von den verschiedensten Seiten aus betrachtet. Um was geht eS nun letzten Endes? Ob man sich den Ideen verbinden will. Mit der Aufforderung: ,-Erzieht zum Frieden!" schloß Redner seine Ausführungen, denen noch Vereinsvorsleher Gast nach Dankesworten an den Redner hinzufügte: „Wir müssen die Ju gend lehren, jedermanns Vaterland zu achten, das deine zu lieben." Von den Kollegen Anders und Weschke wurde darauf Bericht er stattet über die Vertreterversammlung in Pirna. — In ider Nikolaistrahe hat sich an der städtischen Wasser leitung jetzt wieder ein Rohrbruch herausgestellt, der schnell stens 'behoben werden wird. In vergangener Nacht ist auch -ia Steindornleitung wieder völlig leer gelaufen, ein Zeichen, daß in der Leitung, wahrscheinlich in der Garlenskroße, noch größere De- feklc vorhanden sind. In der Hcrrengasse ist die neue Leitung verlegt, man ist jetzt daran, die Hausleilungen anzuschließen. Dippoldiswalde. Tagesordnung zur Sitzung der Kirch- gemeindeoertretung Donnerstag, am 25. April, nachmittags 6 Uhr. Eingänge. — Beratung des Haushaltplanes. — Fried hofsangelegenheiten. — Verschiedenes. Dippoldiswalde. Nächste Mütterberatung Dienstag, den 23.April, nachmittogs2—3Uhr im Diakonat: nächste Tuberkulosen beratung Mittwoch, den 24. April, vormittags 10—12 Uhr, im neuen Bezirkshaus sTartenstraße). Dippoldiswalde. Der Arbeiterbildungsausschuß läßt morgen Dienstag im Sch ü h e nha u sfaa l'e den Fairbankfchen Meister film „Der Dieb von Bagdad" laufen. Der Film ist außerordentlich interessant und führt hinein In eine orientalische Welt mit ihren Geheimnissen, Zaubereien usw. Außerdem wird auch noch der Film vom Aubeilersänger-Bundcsfest in Hannover § Glashütte. Oeffentliche Schulausschußsihung. Unter Mit teilungen wird Kenntnis genommen: 1. von der Aufnahme des Sohnes von Nestler, Schüllermühle, die eigentlich nach Iohnsbach gehören: 2. von der Sendung eines Lehrers zum Kinokursus (Burgardl): 3. von einem Bericht des Schulleiters über die Hei zungsanlage in der Volksschule, die diesen Winker nicht versagt hat, wie überhaupt der Schulbetricb durch die strenge Kälte nicht ein einziges Mal gestört worden ist. Mit einer baldigen Neuan lage des Kessels wird trotzdem zu rechnen sein, da dieser schon lange über die Zeit in Gebrauch ist, in der solche Kessel der Er neuerung bedürfen. Unter Punkt 2 gibt der Vorsitzende einen ge nauen Ueberblick über die vorschriftsmäßigen Eingaben zur Slundenfestsehung und Regelung des Lehrplanes ans Ministerium und die ungebührliche Hinauszögerung deren Genehmigung, wie auch über die Herabsetzung der Stunden, 'die nicht begründet und In den ministeriellen Verordnungen nicht enthalten ist. Ein pro- testähnlicher Einspruch wird auf Antrag deS Vorsitzenden einstim mig angenommen, der ans Ministerium weitergegeben -werden soll. Auf Anregung des Bürgermeisters wird noch zum Beschluß er hoben, den Schulleiter und ein Ausschußmitglied zur persönlichen Fühlungnahme ins Ministerium zu schicken, wobei Schulleiter Dreßel bittet, vorerst den Bescheid des Sekretärs beim Sächsischen Schulverein abzuwarten, an den er sich auch wegen dieser Hinten ansetzung in der Stundenregelung gewandt hat. Merkwürdig ist, daß die Staatskanzlei in ihren Veröffentlichungen eine Nicht genehmigung von Stunden für wahlfreien Unterricht und Wahl kurse mit dem Lehrkräftemangel begründet, wo z. B. der Glas- Hütter Hilfslehrer wöchentlich drei Stunden Unterricht zu wenig erteilt. Die Beratungen des Haushaltplanes unter Punkt 3 neh men eine lange Zeit In Anspruch. Man bemühte sich, an einzel nen Positionen unter Berücksichtigung der von überall verlangten Sparmaßnahmen Abstriche zu machen, daß sie trotzdem noch den Vorschriften entsprechen. Der Haushaltplan schließt mit einem Defizit von 11 000 M. ab. Oelsa. Am Freitag abend hielt der Arbeiterbildungsausschuß einen Filmabend ab. Kleine Handzettel hatten bekannkgemacht, daß gespielt werden sollte: „Der Dieb von Bagdad". Beim Be ginn des Abends wurde jedoch bekannt gegeben, daß di« Leitung des hiesigen Lichtspieltheaters dagegen Einspruch erhöben habe, somit also der Film nicht gezeigt werden könne. Es wurden da für andere Filme geboten. Der Film: „Im Anfang war daS Wort" zeigte die Entstehung -der Sozialbewegung, wie erst Morte, später Zeitungen die Arbeiterschaft zum Zusammenschluß veran laßten und wie sie unter dem Sozialistengesetz gelitten Haden. Der nächste Film: „Sepp auf dem Wege zu Kraft und Schönheit" führte den Zuschauer in scherzhafter Art durch die gesamte Milch industrie und wollte zugleich für das gesündeste Getränk, die Milch, werben. Der Hauptfilm des Abends betitelte sich: „Freie Fahrt!" und zeigte das Schicksal einer Cis«nbahn«rfamilie vor 20 Jahren, wie ein Unglück eine ganze Familie in bittre Not brachte, und eine Familie der Jetztzeit, die durch die Einrichtungen: Kran kenversicherung, Wöchnerinnenschutz, Invalidenrente, Arbeits losenversicherung u. a. vor der schlimmen Not früherer Jahre einigermaßen geschützt ist. Packende Szenen, raffiniert einge- flochtene Maschinenbilder mit photographischen Finessen hielten die Besucher lange Stunden in Bann. C. E. Altenberg. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit! Dis Wahrheit dieses Dich-terwortes erfuhr daS Wohnhaus d«S ver storbenen Maurers Bobe an der Marienstraße. DaS Gebäude war eins der kleinsten Wohnhäuser von Altenberg und mußte fetzt einem geplanten Anbau -es Fuhrwerksbesitzers Meißner weichen. In schneereichen Mintern war daS Häuschen oft bis zur halben Höhe eingeschneit, und die Bewohner muhten sich als Ausgang einen meterlangen Schneetunnel graben. Seising. In der Nacht zum Freitag starb in einer Dresdner Klinik nach kurzem Krankenlager Bürgermeister i, R. Karl Sieber. Der Verstorbene ist am 22. Juni 1857 in Altenberg geboren und hat ein Mter von fast 72 Jahren erreicht. Als Buchbindermeister führte er eine lange Reihe von Jahren ein eigenes Geschäft ließt Herschel). Im Jahre 1904 wurde er zum Bürgermeister von Geising gewählt; er bekleidete dieses Amt 20 Jahre lang mit ganzer Kraft und Treue, bis er 1924 in den wohlverdienten Ruhestand ging und zum Ehrenbürger der Stadt Geising ernannt wurde. Neben der Erfüllung seiner Pflichten als Stadtoberhaupt diente der Heimgegangene vielen Behörden und Vereinigungen; lange Jahre war er im Bezirks- und Kreisausschuß tätig, ebenso im Bezirk „Oberes Müglitztal" des Sächsischen Militär- vereins-Bundes (Ehrenvorsitzender). Weiter war Sieber Gründer der Allgemeinen Ortskrankenkasse Mtenberg und Lauenstein und deren Vorsitzender bis 1927. Er war ferner Vorsitzender vom Aufsichtsrat der Stadtbank. Der Tod hat seinem Wirken nun ein Ziel gesetzt; er wird von unserer Gemeinde tief beklagt. Oberbobrlhlck. Am Donnerstag vormittag entstand in dem der Gemeinde gehörigen Kadenbusch ein Waldbrand, der wahrscheinlich durch ein leichtsinnig weggeworfenes, noch glimmendes Zündholz verursacht wurde. Der Brand dehnte sich rasch aus. Es fielen ihm 4 Scheffel vier- bis 5-jähriger Fichten zum Opfer. Die andere Hälfte des Bestandes konnte dank des raschen Eingreifens der hiesigen Feuerwehr gelöscht werden. Die Feuerwehr griff das Feuer mit 2 Schlauch leitungen an. Dresden. Auf der Elbwiese nahe der Gohliser Windmühle wurden am Donnerstag zwei in Dresden-Cotta wohnhafte Män ner von eurem Polizeibeamten beim Vogelstellen überrascht. Drei frisch cingesangene Blaukehlchen und ein« Menge Käfige, Fang- netze, Leimruten und anderes Fangmakerial konnten den Tätern abgcnommen werden. Offenbar handelt es sich um Personen, die schon jahrelang der Vogelftellerei nachgehen. Die cingcfangenen Tiere find gewöhnlich fosort verkauft worden. Freiberg. Das Stadtverordnetenkollegium hatte die Auf wandsentschädigung 'des Oberbürgermeisters aus nur 600 RM. festgesetzt. Auf Beschwerde bei der Gemeindekammcr erhöhte diese di« Aufwandsentschädigung auf 1200 RM. Der Ober bürgermeister war in seinem Anttage noch um mehrere 100 Mark hinter hinter der ihm zustehenden Aufwandsenkschädigung zurück geblieben. Leipzig. Die Leipziger Kriminalpolizei hak am Sonnaben den Dachdecker Werner und feine Geliebte Klara Pafchold ver haftet. Beide stehen unter dem dringenden Verdacht, am 26. März d. I. den Straßenhändler Kirchberg aus Leipzig-Volkmars- dorf ermordet und beraubt zu haben. Man glaubte zunächst, daß Werner den Mord begangen hab« und daß'sich die Pafchold an der Beseitigung der Teile der zerstückelten Leiche des Ermorde ten beteiligt habe. Von der Leich« ist bisher nur der Kopf ge funden worden. — In den späten Abendstunden deS Sonntags hak nun Werner «In TeilgeständniS akmeleat, nach-dem nicht er den Mord begangen hat, sondern die Paschold. Diese letztere war noch nickt zu «ln«m Geständnis zu bewegen: bei ihrer Festnahme - war sie im Besitz von 3000 M. in bar. Beide Festgenommenen hatten sich seit längerer Zeit in der Umgebung Leipzigs obdachlos umhergelrieben.