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t. Jahrgang. AK IS. Sonntag. 8. Januar 19SS. Gegründek 18SK Lnibkm»fchrlftr Nachricht«» Lre»»«>. gernIvrecker-Samm-lnummer 2S2»1 Nur jür Nachtgefpriiche: 20011. „ — ,,,, in Vrerden und Vororte» bet täglich »weimaliaer Julrogung monallich I«.—M-. Ä6^Ug§^W6oUyl' o^'l^drlichdur^ v« Polt dot täglich zw,ima«,g<-m Versand monatlich Die etnlpaUtae ZI inm breite gelle 1,— M. Aus AamUIenonzeigen. Anzriaen unter ÄNZllltlgNrTirllllll. Stellen, u. Wodnunasinarbl, l lpalllg« An-u. Verkäuse > Dorzngcpläk- laut ch' I Toris. Auswärtige Aufträge gegen Dorausdezaklung. Einzeln»,inner 7V Ps. Lchrlftleliung und Kauvtaelchäftoftelle: Marleuslroke 2S/»0. Druck u. Verlag vv» epsch ä, Velchorbl In Dresden. Pefttcheck-Kvnto 1OCS Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Vuellenangade (»Dresdner Aochr.") zulässig. — Ilnverlangle Lchrillsliicke weiden nicht nulbeuadrt. Die Wirkschafis- unö Finanzkonserenz. Lloyd Georges Richtlinien für die Wiederherstellung Europas. Cauues. 7. Jan. sHavaS.s Stuf der Nestern nachmittag »bgehaltcncn Sitzung der Konferenz wurde beschlossen, das, dle Wirtscha stö- und Finanzkonscreuz in Italien abgchalten werden soll. Die Bereinigten Staaten werde» zur Teilnahme cingcladen. Paris, 7. Jan. Der Sonderberichterstatter der Agen tur HavaS in Cannes meldet: Der von Llond George vor gesehene Text über die Clnherusnilg einer WirtschastS- konfercnz sicht die Zusammenarbeit oller alli ierten Mächte sowie Deutschlands und Russ lands vor. Die Konferenz sei für Februar, spätestens Au- saug März geplant. Cs sei wünschenswert, das, die Minister präsidenten aller Nationen a» der Konferenz teilnehmcn. Die Konferenz soll die Mittel suchen, um die Wiederauf nahme des internationalen Handels nud die Cntwicklnng aller Hilfsquellen sämtlicher Länder sicherznstellc». llm dieses Ziel zu erreichen, sei ei»c gemeinsame Anstrengung aller stärkeren Mächte notwendig. Diese Anstrengung müsse sich erstrecken aus die Beseitigung der Hindernisse politischer Art, die den Handel beeinflussten, ferner ans die Zucrkcn- nuug von Kredite» an die schwächeren Staaten. Gewisse grundlegende Garantien seien sür die Realisierung dieser Anstreugnng unvermeidlich. Lie sollten jedoch die Souveränität keiner Nation beeinträchtigen. Der zweite Grundsatz verlangt, dass man, bevor fremdes Kapital irgendeinem Lande bewilligt werde, die Versiche rung haben müsse, dass das P r i va tc ige u t urn ge achtet und dass die Schulden z u r ii ck g c z a h l t wür de». Als dritte Garantie wird die S ich c r st e l l u n g der öffentlichen Schuld nnd die Verpflichtung sür die Vergangenheit und diedZukunft verlangt. Im dritten Teile des Vorschlages wird von den Ver pflichtungen gesprochen, sich der Propagauda mit Be zug aus die Politik »nd das politische Süssem in anderen Ländern zu enthalten, ferner übernehme» alle Lander die Verpflichtung, keine» ihrer Nachbar» anzngrciscn. Der Schlussparagraph erklärt, die verbündeten Mächte seien zur Anerkennung der L o w j c t r e g i c r u n g bereit, wenn die russische Negierung die im Rcsvlutious- Eutwurf vorgesclwncn Vcdingungcu annehme. lW. T. B.) Eine Meldung, wonach England Frankreich angeboten habe, aus die Schulden Frankreichs in England zu verzichten, aber Frankreich dafür auch ans die Schulden Deutschlands verzichten soll, wird ans britischen Kreiien ent schieden dementiert. Ausdrückliche Ablehnung Ralhenaus in Cannes. lTigner Drabtbericht der »DreSün. Nachrichten".! Berlin. 7. Jan. Das RcichSkabinett hielt gestern nachmittag eine Besprechung ab, die sich mi« der all- gcmeiucn Lage befasste. Fn parlamrularischen Kreisen wird bestätigt, das, aus eine indirekte Ansr-ae in Cannes ciuc ausdrückliche Ablehnung D r. Nathcnauo durch die Cntente ausgesprochen worden ist. Die Meldungen der heutigen Moryeublätter ans Cannes, wonach der alliierte Rat in Cannes eine F t! » s m ä ch t e k o n s c r en z mit Deutschland und Rnstland sür den nächsten Monat beschlossen habe, ist bis setzt weder durch Venter. Horms oder Wolfs bestätigt. Auch der amtliche französische Bericht über die gestrige Sitzung, oen Havas gestern abend lü Uhr ansgob, enthält davon noch kein Wort. Berlin, 7. Jan. Rathcnau, der gestern von Paris abgereist ist, trifft heute abeud hier ein »nd wird morgen dem Reichskanzler und dem Rcichskabinett Bericht erstatten. Auch Genera! Rollet hat Pari? mit dem Ziele Berlin verlassen. Dor Wonlag keine Enlschliehungen. lEigner Draht bericht der „DreSdn Nach richte >>".! Noiterdam, 7. Jan. Die „Times" meldet aus Cannes: E n t sch I i e ss n u g e n der Konferenz sind nicht vor Montag zu erwarten. Tie Anwesenheit je eines Ver treters der deutschen und der russischen Regierung wird sür die Konferenz als nicht erforderlich angesehen, da sich die' beteiligten Regierungen als vollständig informiert ansehcn. Tiefer Eindruck der Rede Lloyd Georges. London, 6. Jan. Die Meldungen aus Cannes über die Annahme des Grundsatzes einer internationalen Kon ferenz, zu der Deutschland nnd Russland cingelade» werden sollen, findet in der Abendpresse grösste Beacht n ng. Wie gemeldet wird, hm die Rede Lloyd Georges ans den Obersten Rat einen tiefen Cindruck gemacht »nd wurde von den Delegierten mit grösstem Interesse erörtert. Eine unbestätigte Meldung besagt, die Füns-Mächle-Ko»- fcrenz werde nächsten Monat iir Prag stattsinden. sWTBJ Neue Zwangsmatznahmen? Cannes, 7. Jan. Private Unterredungen zwischen De legierten und Sachverständigen haben hier eine Stimmung geschaffen, L'.e sür Deutschland uichtö weniger als günstig ist. Di« Fragestellung, die hier allen Verhandlungen zu grunde liegt, geht nicht etwa dahin, wie man Dcutschland auS seiner wirtschaftlichen Not helfen könne, sondern da hin. wie man es durch Zwangsmassnahmen zum Zahlen dringen könne, ohne dabei d<« europäische Wirt'ciiaft prülornmen zu zerstreu. Nur über letzteren Zusatz gehen die Meinungen zwischen den Alliierten auseinander. Im Prinzip aber scheint man auf allen Seiten vollkommen einig zu sein. Unter d'iesen Umstände» konnte sehr leicht die Möglichkeit cintrclen, dass von den RevisionSvorschlüg-cn zu den Londoner Abmachungen im wesentlichen schliesslich nur diejenigen Vcstiimnungen übltzgülcibe», die sich ans neue Zwangsmassnahmen gegen Deutschland, aus Kou trolle seiner Finanzen und ans Erweiterung der Machtbefugnisse der Garantsekom Mis sion beziehen. Die schärfste Opposition geht voll Belgien aus, das sich nicht nur gegen L.ne Herabsetzung der deutschen Zah lungen, sondern auch gegen jedes noch so kurzfristige Mora torium entschieden sträubt. Belgien lwt dabei, wie bereits früher erwähnt, Frankreichs vollkommene Unterstützung. Die italienischen Vertreter scheinen sich voriänl'.g alnvartend zu verhalten. Von bclgisckrer Leite wird besonders betont, dass die deutsche Regierung aus die Fragen der ReparationSkom Mission kein« Antwort er teilt hat. Man will darin einen Beweis dafür sehen, dass Deutschland sein« siuanziellc Lage oc>!chleier„ nrtle. ,,»o möchte damit die Forderung begründen, dass Lie Alliierten nochmals eine Ncuanc Prüfung der deutschen Finanzlage vornehmen sollte». Belgien vertritt jedenfalls cnischieden die Allsfassung, das, Deutschland Zn der Lage sei. die beiden nächsten Fälligkeitstermine vollkommen cinzuhalten und :U0 Millionen Goldmark zu zahlen. Derartigen sachlichen Forderungen entsprechen auch die Vorschläge hinsichtlich des sormalen Vorgehens gegen Tcntschland, die von derselben Seite airögchen und Sie am liebsten abermals die Methode des Ultimatums angewendet wissen will, die auf der Londöner Konferenz so gute Erfolge gezeitigt habe. Frische Divisionen sür die sranzösische Rheinannee. (D ra h t m c l ü n n g unsrer Berliner S ch ri s i l e i t » n z. tzkerlin, 7. Jan. Wie aus Mainz gemeldet wird, sicher im Bereiche der französischen Rheinarmee nui- iangreiche Ablösungen von Truppenteilen bevor, cs Heist! sogar vonganzeii Divisionen, die im Laufe des kommenden Ftillnahrb noch vor der Entlassung des Jahrganges 19A> in das Innere Frankreichs zurücktraiisportiert und durch frische Divisionen ersetzt werden sollen. Eine per mehrte Verwendung vcn farbigen Truppen wird von dem französischen Oberkommando entschieden in Abrede gestellt. Die Ablösung soll angcb.tzch lediglich mir der sraii.zosi'chcn Heeresorganisation in Verbindung neben und durch diese notwendig geworden sein. Die neue Einleitung der Jnleralliierlen Kommission. ID r a ü t m e l d ii ii g n n s r e r B c r l I n c r S ch r 1 f t l c i l n i, g.I Berlin, 7. Jan. Die Interalliierte Kommission wird künftig in drei U n t e r k o m in', s s i o n e n cingcteilt, die sich zur Hälfte aus Franzosen und zn je einem Viertel aus Engländern und Italienern zmammensetzey. Es wer den cingerichtei: eine Kommission zur Kontrolle der Stärke und der Organisation des deutschen Reichshccrcs und seiner Cint'.chlirngen. eine Kommission zur Kontrolle der Waffen und Ausrüstungen und eine dritte zur Kontrolle der beul sehen Befestigungen. Die französisch-englische „Ueber- einsiimMung". «Eigner Dral> tberich ! der „T r c s S n. NachrIchte Paris, 7. zHni. In seinem Berimr über die Besprachun gen des gestrigen Tages bete-nr der Sonderkoroeipondeni des ..Teiups". dass in der Frage des Reparation? vrovisorinmS für ES völlige U e b c r c i n st i ui m u n g zwischen Lloyd George und Briand herrsche. Frankreichs Ansprüche würden i n k eine r W eise verkürzt mei den. da es allster den MV Millionen bar 1SVV Millionen in Naturallicferungen von Deutschland zu fordern be rechtigt sei. Cs sei zu hoffen, dah es den Bemühungen der englischen Delegierten gelingen werde, durch gewisse Kom pensationen den belgischen Widerstand zu überwinde». T'c einzige Divergenz zwischen England und Frankreich sei. dass Llond George jede Art von Zwangsmass nahmen, gegenüber Deutschland verwerfe, so das? man sich in Frankreich ernstlich tragen müsse, über welche Mittel man künftig verfugen werde, wenn Deutsch land cS an gutem Willen fehlen lasse. Llond George stützt seine Haltung offenbar darauf, dass Deutschland um der internationalen Kredite willen, deren es bedürfe, nicht den Fehler begehen würde, sich feinen Verpflichtungen zu ent ziehen und damit seine Zukunft aufs Spiel zu setzen. I» den Kreisen der französischen Delegation glaubt man, dass die Ta choerständ'.gei> kommissivii. die mit der Ausarbeitung der präzisen Vorschläge sür die Regelung der deunchen Zahlungen im Jahre l922 betraut ist, ihre Arbeiten nicht vor Montag früh beenden werde, so dass die entscheidende Debatte über das Rcparationsprvblem kaum vor Beginn der kommenden Woche zu erwarten ist. Lloyd George gegen ein englisch-französisches Bündnis. «Eigner Droh «bericht der „DreSdn. Nachrichten"« Rotterdam, 7. Jan. Die „Times" meldet aus Cannes: Llopd George zeigt keine Neigung, ans sie von Briand in dem der „Daily NewS" gegebenen Inter view aufgeworfene Frage eines englisch französischen Bünd niiscs cinziigrhen. London. 7. Jan, Der Korrespondent des „Tailn Chroniclc" redet g-rankr.'.ch zu, einfach ein paniclles Mora ! lorium und das Wiesbadener Abkommen als Basis cm- zunehmcn. Er betont, dah dann der Weg für höchst vorteil hafte Arrangements geöffnet sei. wozu er auch die Bünd nis frage rechne. Diese Frage nennt die „Daily Ma'.-t" „den Schlüssel der ganzen Situation". „Tailn Chroniclc" berichtet, dah Briands Wunsch nach einer englisch-franzö sischen Allianz und der englische Plan, der De «nicht and civ- beziehe, sich einander ge gen-ü berste den. Bremswirkungen im Mriamenlarische« System. In wenigen Tagen werden Reichstag nnd sächsischer Landtag ihre Arbeiten wieder cmsnehmen und die Maschine des Parlamentarismus aufs neue in Gang setzen. Ta er scheint cs wohl angebracht, einmal die Gelegenheit zu be nutzen, um die Frage «mszuwerfen. wie sich dnS parlamen tarische System bisher bei uns bewährt hat, und ob es nicht am Ende vorteilhaft sür die Allgemeinheit wäre, wenn her vorgetretene Mihstände nicht wie eine ewige Plage mit sori- geschieppt, sondern rcchizeitig abgcstellt wurden Ter Paria mentariömns ist bei uns nicht, wie in anderen Ländern, organisch ans einer langen Entwicklung herauSgetvachsen, sondern er ist »ns ziemlich plötzlich über den Hals ge- lommcn und uns fehlt daher noch die ruhige Sicherheit, mit der parlamentarisch bereits geschulte Völler sich in dem Silstein bewegen. Die parlamentarischen Einrichtungen, die sich das neue Deutschland gewissermasseu im Handumdrehen gegeben hat, können daher auch in keiner Weise darauf An spruch machen, etwas einigcrmasseu Vollendetes zu bieten, svudcru unterliegen den Mängeln, die jedem in Eile er zeugten Stückwerk anhaften. Um so nötiger ist es» batz wissenschafttiche Autoritäten, Meister in ihrem Fache, den Parlameniariswns theoretisch beleuchte» und ihn so zeigen, wie er cigeniiich sein sollte, um möglichst dem Jdcalzustaud zu entsprechen. Der praktische Politiker wird dadurch in den Stand geiepr, den wirklich bestehenden parlamentarischen Organismus mit dem von den Theoretikern gezeichneten Bilde ,u vergleichen und ans dem Ergebnis für die not wendigen V> cbes,'ertrugen seine Schlüsse zu ziehen. Eine wiche beachtenswerte Abhandlung über das parlamentarische Snftem. sie dem Praktiker als Leuchte aus seinem Pfade dienen kann, ist im „Archiv des öffentlichen Rechts", Bd. 4t, Heft n, Verlag von I. O. B. Mohr in Tübingen, enthalten: s ist auch ein im Buchhandel nicht erhältlicher Sonder- abdrnck davon erichicnen. Der in weiiecen Kreisen bekannte und geschätzte Verfasser, Wirk!. Geh. Rat Dr. W. Schelcher in Dresden, sicht durchaus ans dem Boden der parlamen tarischen Republik, wie sie nun einmal die herrschende Ltaatssorm in Dcntschlaiid geworden ist, und sucht lediglich Mittel und Wege zu finden, um das System durch gewisse Milderungen der reinen Mehrhcitshcrrschast zu verbessern und cs mit den Ainorderungc!! an ein gesundes, dem wahren Boliswohl dienendes Slaatswesen wenigstens ciniger- masscn in Einklang zu bringen. Zu dem Zwecke stellt Dr. Schelcher folgende Forderungen ans: 1. Eine verctzrderte Zusammensetzung des Parlaments. 2. Stärkung der Stellung des Staatsoberhauptes gegenüber dem Parlament, -t. Strenge Trennung der gesetzgebenden von der vollziehen den Gewalt. Die Forderung nach einer veränderten Zusammen setzung des Parlaments richtet sich gegen das Einkammer- msiem, das seit November 191,8 in Deutschland herrschend geworden ist. Die Schwachen dieses Snstemö haben sowohl das Reich wie die Einzelstaate» in der kurzen Zeit seines Bestehens bereits gründlich gespürt. Tie Gesctzesarbeit ist Massivs überhastet und uunversichtlich. zum Teil direkt liederlich: eine Novelle jagt förmlich die andere, so dass mau tu Slrueriachen au amtlicher Stelle einen Bescheid vielfach nur mit dem Vorbehalt erhält: „Wemi's der Reichstag in zwischen nicht anders beschlossen hat". Je weniger eine ein zclnc Kammer den immer gewaltiger aiischivelleiidcn Stoff bewältigen tavn, desto weniger geseilt nnd abgeschlisscn wird die gesetzgeberische Arbeit und desto mcchr wird die Rccklssicherhcil, die doch wesentlich ans einer sorgfältigen und genauen Fassung der Gesetze beruht, gefährdet. Wenn sich lieutzntage je.mano einen Rechisrat iwlt, muh er immer auf die Antwort gefasst sein: ,-So kann cs sein und so er scheint cS mir als das Richtige. Ob aber auch das Gericht so urteilen wird, ist bei dein unklaren Wortlaut des Ge setzes ganz und gar unsicher." Auch die masslose Verschwen dung, die im gleiche bisher betrieben wurde, ist wesentlich auf das Lchiildtouto der einen Kammer zu setzen. Eine einzelne, iw AUetubesitz der Souveränität befindliche Kammer wird sich ans finanziellem Gebiete nie genügend massigen können. Dazu bedarf cs noch einer zweiten In stanz, die mit hinreichenden Befugnissen ausgcstattet ist. Der in seiner gegenwärtigen Gestalt ein blosses Veilchen daseiu führende Neichsrat lann eine wirkliche Erste Kammer nicht ersetzen. Da nimmt der prcussische Staatsrat schon eine wesentlich höhere Stellung ein Seine Mitglieder werden von den Provinzjallandtagen gewählt, er hat das Recht der gesetzgeberischen Initiative, d. h. er kann von sich ans Gesetzentwürfe durch die Regierung an den Landtag bringen, bei jeder Gesetzcsvvrlage, welche die Regierung ansarbcitet, muss er gutachtlich gehört werden, er hat ein Einsprnctzsrecht gegen die vom Landtage bcschtvsseiicn Ge setze, das nur durch erschwerte nochmalige Abstimmung im Landtage ninvirksam gemacht werden kann, und LandtagS- bcschlüssc über Ausgabe», die über den vom Ministerium vvrgeschlagcncn Betrag hinausgehe», werden durch seine Ablehnung ohne weiteres hinfällig. Der preussische Staats rat ist also gewissermasse» ei» verfassungsmässiges Spar- samlcitsdircttorium und ähnelt den Erste» Kammern in den früheren Bundesstaaten. Er stellt eine bemerkenswerte Ab wcichnng von dem Einkammersystem dar. Im Reiche soll der Reichswtrtschastsrat das Bedürfnis nach einer Ein schränkung des Einkammersystems und nach einer sachliche«, der Parteipolttik entzogenen Erledigung rein wirtschaft licher und finanzieller Fragen befriedigen. Er besitzt aber nur beratenden und begutachtenden Charakter, und eise solche Zwittcrsiclliing genügt nicht, weil dabei trde Autolch«