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Die „(Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mil Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel lind Mandel", „^eld -and Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »an Inseraten bis vormittag za^Uhr. Inserate werden mit <o Pf. für die Spaltzeil« berechnet. Tabellarischer Satz nach be-f sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 37. Sonntag» den 7. Dezember 1902. 1. Jahrgang. Vertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla. s. Dezember >902. A Das -nn gestrigen Abend im Gasthof ZuM „schwarzen Roh" aufgeführle Lust picl von „Madame Tans Gene" bot dasRcsidcnz- tbeater-En'emble so Vorzügliches wie es dem Publikum lüer nur höchst selten gebo'en werden wird. Es wa sehr zu bedauern, das; die Vorstellung so schwach besucht war, was wohl eme Folge der jetzt herrschenden Kälte ivar. Hoffentlich läßt sich das Residenzlhealer- Ensembie nicht abhallcn noch einige Vorstellungen in unserem Orte zu geben. sij Mit der herannahenden Weihnachtszeit pflegen sich auch viele wohltätige Hände zu regen, um anderen eine Weihnachtsfreude zu bereiten, die arm und verlaffen sind. Besonders hat sich der hiesige Frauenverein die schöne Aufgabe gestellt, die Not der zahlreichen Witwen, Waisen, Alten, Armen und Kranken im hiesigen Orte zu lindern Zu diesem Zwecke verteilt er nicht 'nur das Jahr über Naturallen (Brot), sondern Veranstaltet auch eine öffentliche Armenbe- scheerung. In der Versammlung am 20. v. Ms. im Gasthof „zum Hirsch" in Großokrilla -beschäftigte man sich hauptsächlich mit der Aus wahl der zu beschenkenden Personen. Eine in dir Versammlung selbst herumgehende Liste zeigte -bereits ein sehr erfreuliches Sammelergebnis auf. Die Sammelliste wird nun, wie üblich, unter den Mitgliedern weiter zirkulieren und richtet der Verein an alle, auch an die Nicht- mitglieder, die herzliche Bitte, ihn durch recht reichliche Gaben zu unterstützen, daß er selbst weiter Hilfe bringen kann, Gaben nimmt die Vorsitzende im hiesigen Pfarrhause entgegen, be sonders auch die Vereinökasslrerin, Frau Baronin von Künsbng in Ogoßokrilla. Wir verweisen die geehrten Leser auf die untenstehende poetische Weihnachts-Bitte. Möchte sie doch auch allenthalben willige Herzen machen und offene Hände für die gute Lache in unseer Gemeinde. Die Vereinsversammlung am 8. v. Mts. war .Kick noch ausgezeichnet durch einen Vortrag de'S Herrn Kunst- und Handelsgärtner Matthes in Oltendoif über Vie Kultur der Zimmer- pflaiizen, welcher lebhafte Zustimmung fand und dänkrare Anerkennung erntete. Herr Matthes wird voraussichtlich die Güte haben, in der nächsten Veteiusversammlung am 10. Dezember iu „HmMS Gasthof" zu Ollendorf, eine Fort setzung seines Vortrags zu bieten. Der Verein wird es freudig begrüßen, wenn auch Gäste seinen Versammlungen beiwohnen, insbesondere auch nie' Herren Ehegatten der Mitglieder. — Wir wünschen dem Verein, Saß sein guter Zweck immer mehr erkannt und verstanden urerK, Und daß es jede Frau und Jungfrau mnsercö Ortes als eine Ehrensache ansehen möchte, Mitglied zu werden, um den hohen, herr schen Zweck dieses Vereins christli nor Nächsten liebe an ihrem Teile mit zu fördern. Weihnachtsbitte 1902. „Bittet so wirb euch gegeben", Sprich: der heil'ge Gottessohn; „Bittet nur, ihr werdet nehmen"; Freudenfüll wird ench zum Lohn. Und im freudigen vertrauen Auf ihn, der dein Bitten hört, Darfst getrost du auswärts schauen, Zu ihm, wenn dein Herz beschwert. — Sieh', aus ihrer Not im Leben Schaun viel Augen auf dich her, Arine, die uns pets umgeben, Alte, Kranke, leidensschwer, Witwen, die mit Weh verloren Ihn, der ihres Lebens Stab, Kindlein, früh zum Leid erkoren, Da ihr Alles sank in's Grab. Höre, wie sie bittend sagem „Komm' und lindrc unsre Not; Komm' und mindre unsre Klagen; Brich den Hungrigen dein Brot". Ach, laß nicht vergeblich flehen, Was der Armut Bitte spricht. Laß durch's Dhr in's Herz dir's gehen, Und verschließ die Hände nicht. Thue auf die milden Hände, Denk, was sprach der Gottessohn, Weil man bittet, freundlich spende, Freude wird auch Dir zum Lohn. Freude kündet stets auf's neue Dir die heil'ge Weihnachtszeit, Da des Vaters ew'ge Treue Dir die beste Gabe beut. Freude trag' auch deine Liebe In der Armut dunkle Welt, Die sonst leer und finster bliebe, Wenn nicht Liebe sie erhellt. Dann zum Freudenfest voin neuen, Freun sich Arm' und Reiche gleich, Und das Lhristkind wird sich freuen Ueber uns im Himmelreich. <Z Bei dem eingetrctenen starken Schnee fall seien die Hausbesitzer auf die ihnen ob liegende Verpflichtung zur Befreiung der Fußwege von Schnee und Eis, bezw. das Bestreuen derselben bei Glätte, besonders hingewiesen. Es ist mehrfach wahrzunchmen gewesen, daß Personen auf den Fußwegen zu Fall gekommen sind, und wenn auch nicht in allen Fällen gleich der Haftpflicht-Paragraph znr Anwendung gelangen kann, so vermag dock ein biscken mehr Gewissenhaftigkeit in der Befolgung der Hausbesitzerpflichten viel üble Erfahrung und Aerger abzuwenden. Medingen, 6. Dezember. Gestern früh wurde in der Nähe der hiesigen Papierfabrik ein hiesiger Einwohner an einem Baume er hängt aufgefunden Sofort herbeigerufene ärzt liche Hilfe konnte nur den bereits eingetreteuen Tod feststellen. — Seitens der sächsischen Staatsbahnver waltung wird für diejenigen Thiere und Gegenstände, welche auf der Geflügel- und Kaninchen Ausstellung in Schöneck (1. Dezember), sowie auf den Geflügel-Ausstellungen in Harthau i. E. (29. Dezember), Arnsdorf bei Bührigen i. V. (6. Januar), Glauchau (6. Januar), Liebenthal i. Schl. (12. Januar), Grimma (19. Januar), Radeburg (19. Januar), Lohmen i. V. (26. Januar), Hainichen (26- Januar) und Neukirchen i. E. (2.7 Januar ausgestellt werden, frachtfreie Rückbeförderung auf den ihr unterstellten Linien unter den üblichen Bedingungen gewährt. — Richtigkeit, Deutlichkeit und Vollständigkeit der Aufschrift sind uner läßliche Vorbedingungen für die ordnungs mäßige Beförderung und Bestellung der Post sendungen. Zur Vollständigkeit der Aufschrift gehört bei Briefen u. s. w. nach Städten die Angabe von Straße, Hausnummer, Gebäude teil und Stockwerk, für Berlin außerdem die Bezeichnung des Postbezirks und der Bestell postanstall (R.-M. 40). Absender, die düse Mahnung nicht beachten, werden die unan genehmen Folgen: Verzögerung in der Aus händigung, wenn nicht gänzliche Unbestellbarkeit ihrer Sendungen, gch selbst zuzuschreiben haben. Die zur Frantwung verwendeten Freimarken sind stets m die ooere rechte Ecke der Auf schriftsseite zu kleben, worauf zur Erleichterung des StempelgeschäslS bei den Postanstalten be sonders geachtet werden wolle. — Der bisher bei den abends 9 Uhr 55 Minuten vom Dresdener Hauptbahnhofe über Röderau nach Berlin und mittags 12 Uhr 20 Minuten von Berlin über Röderau nach Dresden (Ankunft Hauptbahnhof nachmittags 4 Uhr 39 Minuten) verkehrenden Personenzügen zur Erhebung gekommene 50prozenlige Fracht zuschlag für Thiersenbungen ist von jetzt ab zwischen Röderau und Berlin in Wegfall gekommen. — Kürzlich machte eine Meldung die Runde durch die Presse, ein in Görlitz verstorbener Dresdner habe dem deutschen Kaiser sein nach Millionen zählendes Vermögen vermacht. Die Richtigkeit dieser Meldung wird, dem „Leipz. Tgbl." zufolge, jetzt bestätigt. Der Erblasser ist der Rentier Hildebrand, derselbe, der dem Kaiser vor einiger Zeit seine Villa in Arco vermacht Hal, welche dann in ein Offiziersheim umgewandelt wurde. Die Höhe des Vermächt nisses steht noch nicht fest. — Infolge der ständig wiederkehrenden Klagen der Zivilmusiker über den durch ver schiedene Umstände begünstigten Wettbewerb der Militärmusikkorps sind an zuständiger Stelle Erwägungen über die Aufstellung von Mindest tarifen für alle Garnisonen im Gange, in denen die einzelnen Leistungen der Militärmusik einige Prozent teurer als die üblichen Durchschnitts sätze der Zivilmusiker angesetzt werden sollen. Dresden, 5. Dezember. Glück muß der Mensch haben. Kommt da eines schönen Tages eine feine Dame auf einen der Dresdner Bahnhöfe und löst sich eine Fahrkarte nack Leipzig. Es ist nicht mehr viel Zeit zum Ab gang des Zuges; sie bezahlt rasch die Fahr karte und steigt ein. Wie sie ihr Billet aus dem Geldtäschchen, wo sie es sorgfältig auf bewahrt hat, herausnehmen will, vermißt sie zu ihrem Schrecken einen Hundertmarkschein, den sie in Dresden noch gehabt hat. Ratlos in ihrer Bestürzung telegraph'rt sie gleich nach Dresden, bezeichnet den Schalter, wo sie die Fahrkarte gelöst und den Wertschein noch ge habt hat und bittet nachzufragen, ob dieser etwa liegen geblieben ist. Einige Angestellte dec Bahn sehen auch nach und finden den Ausreißer, fein säuberlich zusammengefaltet, in einer dunklen Ecke des Bahnhofes in der Nähe des Schalters. Wohl viele Personen, die für den Hundertmarkschein sofoA Verwendung gehabt haben würden, sind achtlos an ihm oorüvergeeill, ja vielleicht hat einer von jenem das unscheinbare Papier mit dem Fuße in die Ecke transportiert, wo man es gefunden hat. — Infolge des Schneefalls traf der Früh schnellzug von Magdeburg-Zerbst gestern mil eine. Verspätung von über eine Stunde m Elsterwerda ein und erreichte dort den Anschluß an den 11 Uhr 6 Minuten auf den Dresdener Hauptbahnhofe fälligen Berlin- Dresden-Wiener Schnellzug nicht mehr. Zur Wüterbeför'erung der direkten Reisenden wurde vormittags gegen Hi12 Uhr ein Sonderzug von Elsürwerda abgelaffen, der gegen HM Uhr auf dem Dresdner Hauptbahnhole eintraf. Großenhain. Gestern Abend in der 5. Stunde fanden Passanten der Bahnhofs straße einen Knaben starr und steif im Schnee der Straße liegen. Man glaubte, das arme Kind sei tot und trug es in ein benachbartes Grundstück. Bei nährem Zusehen ergab sich aber, daß das Knäblein einen bösen Rausch hatte. Zu dein halten ihn „gute Freunde", 4 etwa gleichaltrige Jungen, verhalfen, die den „Kameraden" nach Schnaps geschickt und so dec Versuchung ausgesetzt hatten, unterwegs immer einen „abzubeißen." Die bösen Buben hatten den Berauschten dann im Schnee liegen lassen, was beinahe schlimme Folgen gehabt hätte. Der Knabe mußte nach dem Kranken haus verbracht werden. Großenhain, 6. Dezember. Eine Ab teilung des hiesigen Husaren-Rcgiments in der Stärke von 20 Mann und 2 Unteroffizieren .unter Führung eines Offiziers begab sich heute nach Bautzen, um dort bis zum 27. d. Mts. an Winterfelddienstübungen des 103. Infanterie- Regiments teilzunehmen. Diesbar, 4. Dezember. Seil gestern Vormittag 11 Uhr steht hier das Eis der Elbe. Freiberg. Am Sonnabend Nachmittag nach 6 Uhr ist der im 54. Lebensjahre stehende Hüttenarbeiter Puff in Naundorf bei Freiberg von einem unbekannten Radfahrer auf der Straße zwischen Halsbach und Naundorf über fahren und Hingerissen worden. Puff ist in der darauffolgenden Nacht an den erhaltenen Kopfverletzungen gestorben. Meerane. Der Streik der Weber ist nunmehr in ein neues Stadium getreten. Da die Fabrikanten sich entschieden weigern, au Grund des vor Beginn des Streikes von der Arbeiterschaft eingereichten TarifeS zu verhandeln, baden sich ^die Ausständigen entschlossen, den damals eingereichten Tarif einer Revision zu unterziehen und zu mäßigen. Der neue, um geänderte Tarif, welcher verschiedene Abänder ungen enthält und beiden Teilen entgegenkommt, ist den Fabrikanten am Dienstag zugestellt worden. Meerane, 5. Dezember. Dail „Meeran. Tgbl." berichtet: Gestern Abend gegen 9 Uhr hat der seit mehreren Jahren hier angestellte Ratsförster Stiller feiner früheren Braut Frida Fickert der Tochter einer angesehenen hiesigen Fabrikantenfamilie, auf der Str ße aufgelauert und ihr einige Revolverschüffe beigebracht. Als dann erschoß sich Stiller selbst. Das schwer verletzte Mädchen, das morgen, Sonnabend, mit einem Ingenieur Hochzeit machen wollte, wurde ins Krankenhaus überführt. Kirchennachrichten für Gttendorf-Gürilla. Sonnlag, den II. Advent: Vorm. S9 Uhr Beichte, um 9 Uhr Predigtgottesdienst. Feier des heiligen Abendmahls, nötigenfalls vor dem Gottesdienste. Kei anhaltender kalter Witterung wird der Gottesdienst im alten Schulhanse adzehalteu. Kirchennachrichten für Grünberg. Sonntag, den II. Advent: Vorm. S9 Uhr Beichte (Pastor Schubert, Langebrück). 9 Uhr Gottesdienst. Nachm. I Uhr Missionsstunde in Cunnersdorf, darauf Beichte und heiliges Abendmahl für Alte und Schwache. Donnerstag: Vorm. 11 Uhr 2. Advents wochengottesdienst, Beichte Sil Uhr. Kirchennachrichten für Lomnitz. Sonntag, den II. Advent: Predigt über Eoang. Matth. 3, I—10. Airchennachrichten ,ür ffleckingen und Grossckittniannsckonk. 'Medingen: 9 Uhr Predigt. Großdittmannsdorf: 5 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Produktenpreisr. Dresden, 5. Dezember. Stimmung: Ruhig. Weizen, pro 1000 lr§ netto: Weißer, neuer, 147—153, brauner, neuer, 75—78 lc§, 142 bis 148, russischer, rot, 170—178, amerikanischer Spring 174—180, do Kansas 171 bis 175, do. weißer 177—180. Roggen, pro 1000 Irx netto: sächsischer, neuer, 72—74 K:A, 136—140 do neuer, 69—71 icA, 130—134, preußischer 143—145, russischer 143—145. Gerste, pro 1000 IcA. netto: sächsische 142—152, schle sische und posener 145 160, böhmische und mährische 160—180, Futtergerste 125—140. Hafer, pro 1000 netto: inländischer, alter, do. neuer, 142—150, russischer, neuer 140—148. Mais, pro 1000 lr§ netto: Cinquantme 153 — 155, rumänischer grobkörnig, — ungarischer Gelbzahn 148 —150. Wicken, pro 1000 IrA netto, 150—160. Buch weizen, pro 1000 KZ netto: inländischer und fremder 150—160. Oelsaaten,pro 1000lr§ netto: Winterraps, sächsischer, trocken, 170 bis 195, do. feucht — — — Leinsaat, pro 1000 lr§ netto: feinste, besatzfreie 255—270, feine 240—255, mittlere 230—240, Laplata 230—235, Bombay 265—270. Rüböl, pro 100 lc§ netto mit Faß, raffinirtes 54. Raps kuchen, pro 100 lc§, lange 11,00, runde 11,50. Leinkuchen, pro 100 Irx, 1. 17,—, 2. 16,—. Malz, pro 100 lcx netto ohne Sack 25—29. Futtermehl 13,00—13,40, Weizenkleie, pro 100Sx netto ohne Sack, grobe 9,40—9,60, feine 9,20—9,40. Roggen kleie, pro 100 lr^ netto ohne Sack 10,60—11,00. Auf dem Markte: Kartoffeln (50 Kilo) 2,30—2,60, Butter (Kilo) 2,70 -2,80. Heu (50 Kilo) 3,00-3,30. Stroh (Schock) 32-36,