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R-H«A. ». ReLakti« Dre-Aeu-Rrusta-t kl. Meitzner Gaffe 4. Die Zettnng erscheint KtenftO,. Hvoerfla, «G ««mntzen» fr^h. Ud»»»e»e»1-- Drei.: -t-rtrljLhrl.Mk.1^0. 8» beziehe» durch die kaiserlichen Post, «stalle» und durch unsere Voten. vet Krier Lieferung in» H«» ertzebl di« Post noch emr V» Uhr von Sb Pfg. ächsische DochMlG (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmarmschasten DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgericht- Dresden, srwie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Inserate Verden bi- Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: »ielspaltZeilelSPsg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Inseraten» Annahmestelle» r Die Arnoldisch« Buchhandlung, Znvalidendank, Haasenstein LBogler, Rudolf Moste, G. L. Daube « E«. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Bertin, Frankfurt a/M. u. s. w. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Wüller in Dresden. Sonnabend, dm 31. Oktober 1885. 47. Jahrgang. Abonnements - Ein ladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für die Monate November und December nehmen alle kaiserlichen Postanstalten und Postex-edittonen, sowie auch alle Landbriesträger gegen BorauSbezah- lung von 1 Alk. entgegen. Di- DerlagS»Expedition. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Wir theilten bereits vor länge rer Zeit mit, daß der preußische FiSkuS gegen eine große Anzahl von Reich-tagSabgeordneten Klage erhoben hat auf Herausgabe der Diäten, welche sie von ihren Wählern — angeblich den gesetzlichen Bestimmungen entgegen — bezogen haben. Der erste dieser Processe hat sich nun am Mittwoch vor dem Landgerichte in Halle abgespielt und zwar war der socialdemokratische Abgeordnete Hasen clever der Angeklagte. Bei dem hohen Interesse, wel ches dieser Proceß beanspruchen darf, geben wir im Folgenden ein kurze- Resum« der betreffenden Gerichts verhandlung. Justizrath Echlieckmann, welcher den FiSkuS vertrat, führte auS, es könne zwar nicht behauptet werden, daß der Verklagte die Diäten alS Entschädigung für seine Bemühungen im Reichstage erhalten habe; andererseits aber stehe fest, daß derselbe für seine Thätig- keit, nemllch für die Ausübung eineö Ehrenamtes, welches unentgeltlich verwaltet werden müsse, um eben ein Ehrenamt zu bleiben, honorirt worden sei. Rechtsan walt Trautmann, der Vertreter d«S Verklagten, räumte ein, daß sein Klient auS Privatmitteln Unterstützungen erhalten habe; dieselben hätten aber lediglich den Zweck gehabt, dem Abgeordneten tden Aufenthalt in Berlin während der ReichStagSsession zu ermöglichen. Der RechtSanwalt wieS ferner darauf hin, daß auch der Abg. v. Bennigsen gelegentlich einer ReichStagSsitzung gesagt habe, daß daS Zahlen von Diäten auS Privatmitteln an einen Abgeordneten nicht verhindert werden könne. Im Jahre 1884 sei auch vom Fürsten BiSmarck in der Sitzung vom 26. November der hierbei in Betracht kommende Gesetzesparagraph berührt und dahin gedeutet worden, daß derselbe nur den Zweck habe, ein Abhängig- keitSverhältniß deS Abgeordneten von 'der ihn unter stützenden Partei zu verhindern. Diese Interpretation seitens deS Reich-kanzlerS besage aber, daß Unter stützungen nicht verboten seien, so lange kein Abhängig- keit-verhältniß deS Gewählten von den Wählern da durch geschaffen werde. Aber auch abgesehen hiervon, würde der unbefangene Richter zu der Ansicht ge ¬ langen', daß der erwähnte Artikel nur von Geldern spräche, welche in geschäftlicher Weise gezahlt würden. Wäre jede Entschädigung an Abgeordnete unzulässig, dann würde die Regierung durch Ausgabe von Eisen bahnfreikarten an die Abgeordneten ebenfalls gegen den genannten Paragraphen verstoßen. Ein Ehrenamt sei allerdings ein Posten, welcher unentgeltlich verwaltet werden solle, doch sei dabei nicht ausgeschlossen, daß baare Auslagen erstattet würden. Die H§ 172 und 173 deS preußischen LandrechteS besagten zwar, daß der FiSkuS daS Recht habe, den „verbotenen Gewinn" zurückzuforderv. Von Gewinn sei aber in diesem Falle keine Rede, sondern höchstens von einer „Verlustminderung". Sollten wirk lich Zweifel vorhanden sein, ob der Verklagte sich durch Annahme der Unterstützung bezw. durch NichtherauSgabe derselben strafwürdig gemacht habe, dann könne auch ein Zweifel darüber entstehen, ob das große Geschenk, wel ches die deutsche Nation vor Kurzem dem Fürsten Bismarck machte, von letzterem hätte angenommen werden dürfen. Nach kurzer Berathung entschied sich der Gerichtshof für Abweisung der seitens deS FiSkuS angestrengten Klage, da die Unterstützungen weder auS öffentlichen Mitteln noch für unerlaubte Zwecke gezahlt worden seien. Durch eine unter dem 27. Oktober veröffentlichte kaiserliche KabinettSordre ist der Reichstag auf dm 19. November d. I. einberufen worden. — Am Don nerstag fanden in der preußischen Monarchie die Ur wahlen zum preußischen Abgeordneteohause statt, doch liegen leider bei Schloß unserer Redaktion erst die Er gebnisse auS Berlin und einigen größeren Provinzial städten vor. In Berlin wurden gewählt 2827 deutsch freifinnige, 982 konservative und 173 nationalliberale Wahlmänner, ein Resultat, welches einen nicht zu unter schätzenden Sieg des Abg. Richter-Hagen und seiner Genossen bedeutet. Weitere, wenn auch noch nicht voll ständige Wahlergebnisse liegen vor auS BreSlau, wo 450 deutschfreisinnige, 270 konservative und 80 klerikale Wahlmänner gewählt wurden und auS Hagen, wo 240 Deutschfreisinnige und nur zusammen 192 Konser vative und Nationalliberale als Sieger auS der Wahl urne hervorgingen. Ferner befinden sich die Deutsch freisinnigen in der Majorität in Stettin, Danzig und Wiesbaden, dagegen siegten in Köln und Krefeld die Klerikalen und in Potsdam und Nordhausen die Konservativen. Nach diesen dürftigen Angaben über daS Wahlergebniß kann man sich noch keine rechte Vor stellung von der künftigen Zusammensetzung des preußi schen Abgeordnetenhauses machen, nur so viel dürfte jetzt bereits feststehen, daß die deutschfreifinnige Partei wesentlich verstärkt auS dem Wahlkampfe hervorge gangen ist. Bereit- in den nächsten Tagen dürfte der Papst sein Gutachten bezüglich der Karolinenfrage abgeben. Wie auS Rom gemeldet wird, herrscht in den dortigm hohen kirchlichen Kreisen die Ueberzeugung, daß der Schiedsspruch deS PapsteS beide Parteien, d. h. Spanien sowohl wie Deutschland, zufrieden stellen wird, zumal daS Oberhaupt der katholischen Kirche gleichzeitig den historischen Rechten Spaniens und den Wünschen Deutsch lands in genugthuender Weise Rechnung tragen dürfte. Es wird übrigens im Vatikan« allseitig anerkannt, daß Deutschland in dieser Angelegenheit eine große Ritter lichkeit und Artigkeit dem Papste gegenüber an den Tag gelegt hat. Nachrichten auS Berlin zufolge ist zwischen dem ReichSversicherungSamte und der ReichSpostverwaltung eine Differenz ausgebrochen und zwar auS folgendem Anlässe: DaS ReichSversicherungSamt hatte bei dem Generalpostamte den Antrag gestellt, die letztere Behörde möchte für gewisse Postsendungen, welche von den Ge- noffenschaftSvorständen erpedirt werden, eine Ermäßigung deS PortoS eintreten lassen. CS macht sich nemlich vielfach nothwendig, daß in die zahlreichen gedruckten Cirkulare, welche die Genossenschaften zu versenden haben, um die Verwaltung zu führen und die Verbindung mit den BerufS- genoffen zu erhalten, Ziffern oder andere kurze Ver merke schriftlich eingetragen werden. Im kaufmännischen Verkehre werden derartige gedruckte Cirkulare, auch wenn sie beispielsweise eine geschriebene Preisnotiz ent halten, unter Kreuzband zu dem billigen Preise von drei Pfennigen befördert, während bisher von den BerufSgenoffenschaften für ähnliche Sendungen ein Porto satz von 10 Pfg gefordert wurde. Wenn man erwägt, daß bei einzelnen Genossenschaften die Zahl der dazu ge hörigen Betriebe eine sehr beträchtliche ist — die Müllerei genoffenschaft z. B. umfaßt einige 20,000 Betriebe — so ergiebt sich daraus von selbst, wie hoch sich die Belastung stellt, welche den Genossenschaften auS dem Porto für Postsendungen erwächst. So soll allein in der Müllerei genoffenschaft die EtatSpvsition für Porto 6000 — 8000 Mark betragen. Leider hat sich aber die Pvstverwaltung nicht dazu verstanden, den BerufSgenoffenschaften die erbetene Vergünstigung zu Theil werden zu lassen, weil sie befürchtet, daß dadurch eine zu bedeutende Vermin derung der Posteinnahmen herbeigeführt werden möchte. Man nimmt allgemein an, daß daS ReichSversicherungS amt sich bei dieser Antwort deS GeneralpostamteS nicht beruhigen, vielmehr die Entscheidung deS Reichskanzlers anrufen wird. Die für den 2. Januar deS nächsten JahreS als den 25-jährigen Gedenktag deS Regierungsantrittes deS Königs Wilhelm von Preußen projektirte Feier scheint eine in jeder Hinsicht großartige werden zu sollen und insoader- Feuilleton. Der schwarze Donnerstag. Eine Episode au- dem Busch-Leben von M. v. Roskow-ka. I. „Miß Burton, ich glaube, eS wird heute ein böser Tag!" sagt« l«ise «in alter Arbeiter zu der Tochter seine- Herrn, die auS ihrem Fenster in den Garten schaute. „Ein Gewitter im Anzuge, Craws?" fragte sie, zum Himmel aufblickrnd. „ES ist freilich schon sehr schwül, aber der Himmel ist klar, außer dem grauen Streifen dort am Horizont." DaS Kopfschütteln des Alten deutete an, er meine mcht daS Wetter. „Der" — er wies mit dem Daumen Iber seine Schulter — „ist beim Herrn!" „Mister Wynneyham!" rief sie erschrocken. „Schon M? Was will er so früh? Gewiß handelt es sich um Vieh oder Getreide!" suchte sie sich selber zu be ruhigen. CrawS trat noch einen Schritt näher, dicht unter das Fenster. „Ich fürchte, Miß Edith, eS gilt etwas ganz Andere-", flüsterte er. „Trotz der Morgenstunde und der Hitze aufgedonnert wie ein Pfau! Sein rotheS Halstuch — ich sage Ihnen: piquefeiu! Mich wundert nur, daß ihn di« Stier« auf d«r Weide in Ruhe ließen — gegönnt hält' ich'S ihm." Die junge Dame trat in banger Unruhe vom Fenster zurück. „Die alte Geschichte — richtig die alte Geschichte, vne sie zu hundert Malen in den Lesebüchern steht und immer wieder passirt!" brummte CrawS. „Väter und Töchter haben selten denselben Geschmack. Wenn ich sie wäre, oder er, der Verwalter nemlich, wüßt' ich wohl, was ich thät'! Auf und davon gingen wir zwei Beide. Die Welt ist ja groß genug. Nun, ich hab'S ihr wenigstens angedeutet, obschon das nicht viel helfen kann." Unmuthig vor sich hinmurmelnd, begab er sich zu seiner Arbeit, hatte dabei jedoch ein achtsames Auge nnp Ohr nach dem nur durch ein Gitter vom Garten getrennten Hofe. Allerlei tolle Pläne zur Rettung seiner jungen Herrin schossen dabei durch seinen Kopf. Er wußte indeß, daß sie unausführbar seien, daß Mister Burton nie nach gab, wenn er seinen Sinn auf etwas gefttzt; er mußte sich also darauf beschränken, dem Freier Dieses und JeneS anzuwünschen. Gutes war daS eben nicht, nach dem AuSdrucke seine- dunklen,verwitterten GesichtS zu schließen. Miß Edith war nicht allein sein ganz besonderer Liebling, er vergötterte sie förmlich. Hatte sie sich doch als zarteS Kind, da er zu ihrem Vater in Dienst gegeben ward, nicht vor dem deportirten Verbrecher gefürchtet, sondern ihn gern als Gefährten ihrer Spiele gehabt und dadurch nicht nur seine Lage wesentlich gebessert, sondern auch ihn selber, der stets sehr unbotmäßig gewesen. Um ihret willen hatte er sich so gut betragen, daß ihr Vater ihn nicht, wie seine früheren Herren, der Regierung zurück schickt« und nach Ablauf s«in«r Strafzrit war er frei willig hier geblieben, obschon der Gebieter sich nicht durch Freigebigkeit auSzeichnete und auf tüchtige Arbeit hielt. Aus diesem letzten Grund« entschlug er sich auch seiner Gedanken, um daS Versäumt« schnell nachzuholen. Noch stand sein Herzblatt nicht vor dem Altäre — im Nothfalle konnte er den lästigen Bewerber Niederschlage», daß «r das Aufstehen vergaß. GewiffenSstrupel hätten den ehemaligen Sträfling davon wahrlich nicht zurückge schreckt. Die anhaltende Dürre erheischte fleißiges Begießen, wenn nicht der ganze Garten veröden sollte — in Schweiß gebadet, schleppte er Wasser herbei. Ob nicht, wie die junge Dame gemeint, «in Grwitt«r heraufkam? Der grau« Streifen im Osten war indeß kein Gewölk, wie wohl er sich mehr und mehr auSbreitete. Unkundige hätten ihn für aufsteigenden Nebel gehalten, Kundige aber für Rauch, wie er durch daS Niederbrennen deS GraseS entsteht. Und CrawS war in Australien alt ge worden und das Anzünden verdorrter Weideplätze hier sehr beliebt, weil dann schnell zarteS, vom Vieh gern gefressene- Gras hervorschießt. Diese riesige graue Dunstschickt rührte nicht von einer kleinen Brandstätte her. Ob etwa von einem Waldbrande? Er kam nicht dazu, seine Vermuthung mitzutheilen. DaS, was im Hause vorging, nahm seine Theilnahme zu sehr in Anspruch. Edith war zweifelhaft, ob sie nicht, wie zufällig, in'S Parlour gehen sollte. Vielleicht unterbrach sie dann daS Gespräch ihres Vaters mit dem Gaste, ehe eS die gefürchtet« Wendung nahm! Doch möglicherweise ver anlaßte auch gerade ihr Eintritt Wynneyham, die Wer bung vorzubringen — also waS thun? Sie konnte keinen Entschluß fassen, entschied sich also dafür, nicht- zu thun. StilleS Abwarten lag über haupt mehr in ihrer sanften weiblichen Natur, als rück-