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Dresdner Journal : 12.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188903122
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1889
-
Monat
1889-03
- Tag 1889-03-12
-
Monat
1889-03
-
Jahr
1889
- Titel
- Dresdner Journal : 12.03.1889
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^S60 Dienstag, den 12. März, abends. 1889. t'ür Orsiä«» visrttchSkrllob > K. bv ?1., Kat <tso aeutiekeu viartal- jltkrtiob S U ; »u»»«rk»Id äe- clautaoksu Laicka» tritt kost- uoä 8t«wp«lLU8okI»^ tü»»u. 4u^a»cklxuux88ebvkr«llr kür äev lt^oru «ioar xsopaltsasu ^sits klsiosr 8okritt LV kk. Ootor „Lur^a«m<tt" Nie 2»ilv LV kk. Lai UkaUao aoä /iüvrnsLt» sotapr. Aukickl»^. L nickeli»«» r kL^Uot» aut AusQskrns äsr 8oaa- aaä kaiarta^a »doaäs. ksrasprovt» ^asokta»,: Ur. 128k. DreMerImnml. ^ür die Gesanltleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. ituaadia« rvu ^akaaal^ua^ia ttu»»SrW» l-st^Ug: Fr Lran-ttt etter, OoaurusaloaLr ä«, Orssitavr ^oarv«ü»i Lawdirr^ N-rilo -Visa - - S«„i Nr,,I»u Nr»»kttu1 ». ».! //«aeenete»« L koAter, Larlü» Via» Lawdar^ ?r»g rr-oireorl ». H Nüoed«ii! .Uo««e,' k»ri« l.ollckoa-L«rlul-kr»Lllkürt ». «-»lurl^srl: /-aube L On./ k>«rUo: /nru/i-teric/unL, SörUl»: Ltulteri ^acü/oiAer,' s»iu»vr«rr t>. Lc/«ü«<e',' UlM« ». I: F Larct L Oa. N«r»aax«t»»r: Nviu^I L»p«<titioo äeo Drasäaor ^ouraat». Drasaoa, ^«m^vrstr»,»« 80. ?snuprveb-AL»<,^u8»: 1285. Amtlicher Teil. Die Gegenseitige Lebens-. Jnvaliditäts- und Unfall- Versicherungs-GeseUschast „?rowetbeus" zu Berlin hat ihren Sitz »m Königreiche Sachsen von Leipzig nach Dresden verlegt. Dresden, am 7. März 1889. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Lobet. Löhr. Nichtamtlicher Teil. Ketegvaphische WacHrichten. Paris, II. März, abend». (W. T. B.) Der Herzog v. Aumale traf beute nachmittag um k Uhr auf dem Bahnhofe von Ereil ein, wo er von den Anwesenden mit dem Rufe „ES lebe Frankreich!" begrüßt wurde und begab sich von da zu Wagen nach Chantilly, wo er in dem Schlosse des Prin zen v. Joinville sein Absteigequartier nehmen wird. Paris, 12. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Naqurt, Laguerre, Laisant und Turquet faßten eine Erklärung ab, worin die Regierung be schuldigt wird, eine Verächterin der Freiheit zu sein und eine parlamentarische Diktatur zu schaffen, welche von allen Diktaturen die verhaßteste sei. Aber daü Land werbe dieselbe zermalmen. Durch tbörichte Handlungen der Verzweiflung werde stets das Ende von Regielungen bezeichnet, welche zu Gewaltmaßregeln gegen eine Partei ihre Zuflucht nähmen, die von der öffentlichen Meinung getragen werbe. Solche Handlungen kämen lediglich dem Opfer zu gute. Ler Parlamentarismus wäre allerdings ohnehin verloren gewesen, aber er hätte mit Ehren fallen können. Nach den letzten Vor gängen werde ihn die Nation mit Ekel von sich weisen. Rom, 11. März. (W. T. B) Einem heute vormittag hur verbreiteten Gerücht gegenüber, daß der Papst erkrankt sei, wird gemeldet, daß der Papst deute nachmittag mehrere Diplomaten em pfing, welche ihn zum Jahrestage seiner Krönung beglückwünschten. Das Dekret, betreffend die Ernennung Lacavaö zum Minister für das Post- und Lelegraphenwesen wird heute abend vom Könige unterzeichnet werden. London, 11. März. (W. T. B.) Unterhaus. Ler Staatssekretär deS Krieges, Stanhope, er klärt in Beantwortung einer Anfrage» aus dem dem Hause bereits bekannten Kriegsbudget gehe hervor, daß Vorkehrungen getroffen seien, um eine schleunige Mobilisierung von 151»NW bis 100000 Mann zu ermöglichen. Ebenso seien Vorkehrungen getroffen, daß jeder Hafen de» Reiches mit unter seeischen Minen binnen 10 Lagen versehen werden könne. Lon der Errichtung von KortS zum Schutze Ler Hauptstadt sehe die Regierung ab, eS würden aber an den strategischen Punkten für den Notfall verschanzte Lager errichtet werden. Riga, 11. März. (W. T. B.) Der Pastor Hollmann in St. Petersburg ist zum General- Superintendenten für Livland ernannt worden. Konstantinopel, 11. März. (W T.B. Die Pforte benachrichtigte den russischen Botschafter Nelidow, daß sie den Rest der Kriegsentschädigung im Betrage von 24OOOOPfd. gegen den27. d.M, bezahlen werde. Dresden, 12. März. Zur Loge im Oriente. Der serbische Thronwechsel bietet Anlaß ge nug, den Stand der Dinge im Oriente zusammen hängend zu betrachten. Hs wäre arge Selbsttäuschung, zu verkennen, daß König Milans Rücktritt ein Ereig nis von größter Tragweite ist und speziell sür Öster reich-Ungarn ein unvorhergesehenes Hindein'S bildet, wie es ernster vielleicht noch nie seit dem russisch- türkischen Kriege seiner Politik sich in den Weg ge stellt hat. Freilich stellt sich der Thronwechsel zunächst als eine interne serbische Angelegenheit dar und die Optimisten, welche ihn unter diesem Gesichtspunkte beurteilen, sind vollkommen im Rechte. Allein die Geschichte lehrt, daß in den schwankenden Staaten gebilden des Orient-s interne und auswärtige Politik vielfach identisch sind und daß, was bei schon ent wickelten Staatswesen fast ausgeschlossen erscheint, daß nämlich religiöse, finanzielle oder Parteirücksichtrn dem Staate seine gesamte Richtung vorzeichnen, dort gerade die Regel bildet. Daher »st König Milans Abgang vom Throne mit Nichten ein bloßer Personenwechsel. Mit König Milan ist ein bewährter Faktor der mitteleuropäischen Friedenspolitik von der Bildfläche verschwunden; sein Platz wird einstweilen noch darch Fragezeichen ausgefüllt. Vergleichen wir die heutige Lage mit der jüngst vergangenen, so stellt sich das Verhältnis wie folgt dar. Unter Milans Herrschaft konnte Österreich- Ungarn unter allen Umüändei» aus Serbien zählen, denn Milan war nicht nur aus Interesse Freund des Habsburger Reiches, sondein aus wahrer Neigung Die Frage, ob Serbien im Falle eine- Konfl kteS zwischen der Nachbarmonarchie und Rußland bewaff net sür erstere Partei ergriffen hätte, ist noch ungelöst geblieben; als ganz sicher darf man es aber hinstellen, daß ein von Milan Obrenovic regiertes Serbien nie und nimmer gegen den österreichischen Beschützer Partei ergriffen hatte Die Neutralität Serbiens war zumindest gesichert und dies bedeutete sür Österreich das Freiwerden von 3 bis 4 Armeecorps im Kriegs fälle. We wird es nun unter der Regentschaft jern? Freilich, Hr. Rsstic wird sich hüten, in ruhigen Zelten gegen Öesterrerch aufzulreten, selbst wenn seine Neigung ihn dazu trirbe, was ja noch gar nicht erwiesen ist. Es kommt aber nicht darauf an, wie Serbien m nor malen Zeiten sich verhält, bnin Österreich hat, gemäß seiner Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Balkaustaaten, gar lein Interesse daran, wie und nach welchem Lystime Serbien regiert wird. Die brennende Frage gipfelt eben in dem Ver halten des südlichen Nachbarn in kritischer Zeit, und in dieser Beziehung ist unbedingt eine Wendung zum Schlimmen eingetreten. Selbst die vertrauensvollsten politischen Kreye des Habsdurgerrelches sind der An sicht, daß Hr. Ristic >m Ernstsalle sich auf die Seile des Stärkeren schlagen würde, und jo muß Österreich immer, um Serbien m Schach zu halten, eine starke Armee im Süden unterhalten, schon der okkupierten Provi zen halber. Indem wir letztere erwähnen, lurührcn wir den Kernpunkt des Verhältnisses zwischen Österreich und Serbien. Was die ferbsschen Nationalen wollen, ist ja bekannt: Ein großjerdljches Reich von der Adria bis zum Timok, von der Donau bis nach Albanien. Nur insofern, als sie von Rußland die Verwirklichung dieses Traumes erhoffen zu können glauben, sind die Serben russensreundlich gesinnt, der eigentliche Pan slawismus jedoch hat im serbischen Volke keinen Boden. Nicht nur, daß Österreich-Ungarn durch die Besetzung Bosniens den serbischen GloßmachtSträumen ein jähes Enke gemocht hat, sondern Österreich muß von Ser bien auch die strengste Neutralität verlangen und for dern, daß jedwede serbische Agitation in den occupier- terr Provinzen unterbleibe. Das ist freilich eine starke Zumutung und nur die blinde Ergebenheit König MilonS konnte ibr gerecht werden. Nun aber gelangen die Radikalen, d. h. die Vertreter der serbischen Groß- machtSrdee anS Ruder und es ist keine Autorität deS Königs da, idnen Zügel auszuerlegen. Vergesse man auch nicht, daß die Dalmatiner, zahlreiche Bewohner Südeuropas u. s. w auch serbischen Stammes sind. Kurz, von nun an wird Österreich-Ungarn die Rolle des Hüters und Wächters, welche bisher König Milan besorgte, selbst mit klüftiger Hand durchführen müssen. Wäre indei en der Wandel nur auf diese Umstände beschränkt, man könnte ihn schließlich verwinden, denn Österreich Ungarn iü stark genug, nm Serbiens Neu tralität — und mehr wird ja nicht verlangt — zu erzwingen. Weit bedauerlicher aber sind die morali schen Folgen des Rücktritts. Konnte es nicht ver mieden werden, daß selbst au geklärte Diplomaten in der Abdankung Milons einen Triumph der russischen Sache erblicken, so darf man sicher sein, daß die Balkanvölker erst recht in diesem Sinne urteilen wer den. Milan mußte fallen, weil er dem Zaren zu trotzen wagte: so meiden die Panslawisten sprechen und leider ein schlagendes Beispiel anführen können. Lasse man sich durch die Mäßigung der regierungs- sreundliäen russischen Peesse nicht täuschen. Im panslawistischen Lager herrscht Heller Jubel und die alten Pläne und Hoffnungen leben wieder aus. Man kann leider nicht behaupien, daß letztere ganz unbegründet seien: der Wandel in Serbien spricht betulich genug, auch in Rumänien besitzt das Parlament eine überwiegend russensreundliche Mehrheit; der Be stand des neutralen Kab nettS ist einzig dort darum von Tag zu Tag bedroht, weil es nicht die von Bratiano inaugurierte Politik gegen eine ausgesprochen russen freundliche vertauschen w:U. Daß die Lage in Bul garien ei! e gefestigte sei, wird niemand behaupten können und ebensowenig, daß sie sich in neuerer Zeit zum B'sseren gewendet habe. Dazu kommt, daß bas bisher ge sreundschastliche Verhä tnis zwischen Bul garien und Serbien nunmehr ernstlichst in Frage ge sollt erscheint. Man thut den serbischen Radikalen ktiu Uni echt, wenn man es bezweifelt, daß sie pan- slawistychen Anschlägen gegen Bulgarien den gleichen Widerstand entgegenstellen werden, wie eS König Milan that. Es ist also nickt Pessimismus, wenn man behaup tet, daß die Loge im Oriente sich zu Gunsten Ruß lands verschoben hat, wobei es nichts verschlägt, daß Rußland sür Erlangung dieser negativen Ersolge nichts gechan hat. Alles, was das Gleichgewicht im Balkan stört, dunt der rossi'chen Sache. Berufsmäßige Schwarzfeherei könnte sich also Besorgnissen hingeben. Indessen gebricht es auch nicht an Trostgründen. Man kann bestimmt behaupten, daß gerade die eigenen Miß erfolge im Oriente in Rußland jene so gesährliche Stimmung erzeugten, welche sich lchon bedenklich der Kriegsgefahr näherte. Thatiache ist, daß der sür den Frieden bedrohliche Zeitpunki mit den größten Miß erfolgen zusammenfiel. Seither ist die Kriegsgefahr sehr in den Hintergrund getreten; unleugbar hat sich aber auch im Oriente die Lage nicht zu Ungunsten Rußlands gewendet; zu mindest hat das Zarenreich keine unfreiwilligen Mißerfolge erlitten. Es ist ent schieden statiha t. zwilchen dem Stande der russischen Aspirationen im Oriente und der Gejamtpolitik Ruß lands einen Zusammenhang zu suchen, und in diesem Sinne wird man sich mit kem Belgrader Thronwechsel in sofern absinden können, als derselbe eine- jener Mo mente beseit'gt hat, welche Rußland das Schwert zu ziehen vermögen konnten. TagesgeschichtL. * Berlin, 11. März Se. Majestät der Kaiser konferierte heute längere Zeit mit dem Reichskanzler Fürsten Bismarck. — Die „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht folgen den Dank des Grasen Moltke: „Gelegentlich des Tages meiner vollendeten 70iähngen Dienstzeit sind mir so überaus zahlreiche Glückwünsche zugegangen, daß es mir unmöglich ist, dieselben einzeln zu beant worten. Ich b tte deshalb alle diejenigen, die freund lich meiner gedacht haben. besonders auch die ver schiedenen studentischen Vereinigungen, auf diesem Wege meinen aufrichtigen Dank entgegen nehmen zu wollen. — Berlin, den 10. März 1889. Gras Moltke. Feldmarfchall." — Die im allerhöchsten Auftrage erfolgte weitere Ausarbeitung des im November vorigen Jahres ge nehmigten Dombauentwurfes ist von Prof. I. Raschdorf nun in allen seinen Teilen vollendet und zur Zeit dem Kultusministerium eingereicht worden. Dieffr Entwurf umfaßt, mit Einschluß der umer Kaiser Friedrich entstandenen Pläne, 18 Blatt Zeichnungen, welche in chronologischer Folge den Gedanken deS Dombaues bis zu seiner jetzigen Ausgestaltung zur Erscheinung bringen. Die Blätter 9 bis 18 tragen den Bedenken, welche in Fachkreisen gegen das frühere Projekt laut geworden sind, in weitem Maße Rech nung, ohne jedoch den von Kaiser Friedrich hinter lassenen Entwurf in seinen Grundgedanken zu ver ändern. Die Bauflächenberechnung ergiebt in diesem letzten Plan einen Buuflächeninhalt von 7053,60 Quadratmetern; demnach würde die Domgrundfläche nicht nur gegen diejenige des königlichen Schlosses, sondern auch gegen die des Zeughauses kleiner sein. Ter angeführte Kostenüberichlag giebt die Baukosten — eimchUeßllch ces schwierigen Grundbaues, der in neren Einrichtung, des Baue- der Jnterimskirche, der wettergeh^nde» künstlerischen Ausgestaltung mit Mo saikgemälden, treistehenden skulptorischen Werken rc. — auf etwa 22000000 M. an. — Wie verschiedentlich berichtet wird, hat der Bunde-rat in einer seiner letzten Sitzungen beschlossen, daß die ethnographischen und naturwissenschaft lichen Sammlungen, welche von den auf Relchs- kosten nacb den deutschen Schutzgebieten aus gerüsteten Expeditionen eingehen, nach Aussonderung der Doublctten den Berliner Museen für Völker- und für Naturkunde, beziehungSweiie den botanischen An- sialten der Berliner Universität gegen Erstattung der Anschaffung--, Verpackung»- uno Tranrpoitkofteu eigentümlich überlassen, daß den Bundesregierungen auf deren Wunsch die Verzeichnisse der eingehenden Gegenstände, einschließlich der Douvletlen, in Ab schriften witgeteilt und daß dir letzteren den wissen schaftlichen Sammlungen der einzelnen Bundesstaaten gegen Erstattung der vorerwähnten Kosten zur Ver fügung gestellt werden. Ferner sollen die aus Reichs- kosten auSgesandten ForschungSreijeuden angewiesen werden, ihre Einsendungen von ethnographischen oder naturwissenschaftlichen Gegenständen thunliehst in der von den BundeSregieiungen gewünschten Zahl von Exemplaren zu bewirken. — DaS Abgeordnetenhaus beriet während deS größten Tei s ferner heutigen S.tzung die Resolution der Budgetkommission, welche die Spezialisierung des die Zuschüsse sür Lehrer u. s. w. enthaltenden Titels für den nächsten. Etat inS Auge faßt, während Abg. Rickert (fress.) diese Spezialisierung bereits im gegen wärtigen Etat zum Austrag gebracht sehen wollte. Nachdem u. a. Abg. v. Jagow (kons) in völliger Feuilleton. K Hoftheater. — Neustadt. — Am 11. März: „Cromwell*. Drama in 5 Akten von Temprltey. Eine lebbastere Teilnahme für das Theater stellt sich dadurch am deutlichsten heraus, daß jetzt auch bei Wiederholungen ernster Stücke ohne Weltrus und großen Dichternamen ein günstiger Besuch bemerkbar »st Gegen die niederschlagende Thatsache leerer Häuser schützte srüher der Ruhm der besten Klassiker nicht Durch solche erfreuliche Wandlung wird vom Publi kum der guten Sache die Hand geboten. Schwieriger ist mell icht für das Theater die Aufgabe, diese» Ent gegenkommen sest zu halten und die Anregung nicht kalt werden zu lassen. Ich glaube keineswegs, daß die» am besten und sichersten durch eine unermüdliche Darbietung neuer Stücke geschieht, die endlich bei uns au» einem wohlgemeinten Eifer so zahlreich geworden sind, daß zu einem künstlerischen Einstudreren ersten Ranges weder Zeit noch Kraft vorhanden sein kann. Gerade nur vollendet eivstudierte und möglichst geschmackvoll gewählte Werke und zwar lediglich diese vorzusühren, möge auch der Wechsel und die Ver- schledrnart gleit der Stücke viel geringer sein, — darin lag stets der unzerstörbare Zauber aller Bühnen, die der dramatischen Poesie und der Zeitproduklion genützt haben und ihr Glück in einer festen Gunst der Oeffem- lichkett fanden. Mit dem Darstellen ernster Dramen der Neuzeit ist unser Theater nicht so verschwenderisch wie m»t den Gaben de» Lustspiel»; e» würde auch höchst gefährlich für die Kasse ein. Ls war eine Rücksichtnahme gegen ein einstudiertes Stück und das daran gewandte Arbeitsopfer, in vor gerückter Theaterzeit noch einmal auf den neuen „Cromwell" zurückzugreifen. Die öffentliche St'mmung »st dem Gegenstände allerdings nicht günstiger g worden, aber es stellte sich mehr und mehr heraus, daß gerade Nebenpersonen, wie Henry Osborne, Cromwells Mutter, Elifabcth und Oberst Hutchinson, die von Hrn. Dett mer, Frl. Berg, Frl. Breier und Hrn. Jaff« mit besonderem Gelingen vorgesührt werden, beim Publikum am meisten zur Ansprache kommen; ihnen neigt sich so zu sagen da- Notinteresse des Abends zu. weil es nun doch einmal Karl und der Titelheld nicht vollauf be sitzen. O. B. Konzert. Montag, den 11. März, gab im Börsensaale Hr. Emtt Sauer einen Klaviervor tragsabend. Er war spärlich besucht. Die begreif liche u d begründete Scheu vor der Monotonie eines Solo>Klavierkon>ertes füh te in diesem Falle zu einer Ungerechtigkeit gegen den Konzeitgeber, sowohl hin sichtlich seiner talentvollen, ungewöhnlichen Leistungen, wie auch in Bezug aus das gewählte Programm, welches saft ohne Ausnahme Klavierstücke enthielt, die nie von Pianisten in Konzerten gespielt werden. Hrn. Sauers außerordentlich fertige Technik, ausge zeichnet durch ungemeine Präcision, Sauberkeit Kor rektheit und leichte Behandlung und verbunden mit großer Beherrschung der Tonkolorit», ist mehrfach an dieser Stelle anerkannt Be» seinem Spiel an diesem Abend traten insolge de» verschiedenartig zujammen- aesetzten Programmes noch andere schätzenswerte Eigeu- schaftea hervor, welche iha den vorzüglichsten jetzigen Klavierviltuosen zugesellen: verständnisvolle, in Geist und Charakter der Komposition eingehende Auffassung, Klarheit der Gestaltung in allen Details, sorgsam durchgeführter, warm empfundener und spirituell be lebter Vortrag, maßvoll, fein und mit Geschmack in allen Nuancen, Acc-nten, Rhythmik und Tempomodi fikationen ausgearbeitet, ohne in gesuchte Effekte und sentimentale Ritardandos zu verfallen. Hrn. Sauer» Spiel fesselt uns in seiner Art stet» als interessant, auch wo e» un» einen höheren Grad individueller und produktiver Begesstigung und poetischen Au»druckeS noch schuldig bleibt. Jene Vorzüge bewährte der Spieler namentlich in den Beethovenschen Sonaten, op. 31 und op. 78, in Schumanns außerordentlich schwieriger, wirr phantastisch ausgejponnener Novellette i'is-mvll, und in einem Präludium ü-woll von Men delssohn. Der Vortrag von Chopin» Nocturno streifte an zu gesuchte und gezierte Ausdruck-weise; brillant und zugleich graziös war die Ausführung der Variationen (eines Jugendwerke» op. 12) von Chopin, geschmackvoll und ihren Eindruck hebend die der Stücke von Sgam- bati. Höchste und sichere virtuose Bravour, Tonkraft, Verve, Schwung, bewunderung-werte und kundige Be- hand'ung und Beherrschung pikanter und geistreicher Vor- tragSefsekte entfaltete Hr. Sauer zum Schluß in Liszts Normaphantasie — die, jetzt zwar vergessen, zu dessen besten früheren KonzenpauiccloS gehört — und in einer auf lebhaftes Verlangen de- kleinen enthusia-miertea HörerkreijeS noch zugegedencn Lisztschen ungarischen Lianen» Roman. Erzählung von A. Hasselbach. (Fortsetzung.) III. AuS LianenS Tagebuch. „Ich liebe ihnl Ich liebe ihn! Ich habe mich selbst verloren und lebe nur noch in ihm. Seit wenig Tagen kenne ich ihn, aber eine Minute hat mir d»e Erkenntnis gebracht. Ja, ich liebe. Welch eine Welt liegt »n diesem Wort!" „Ob er mich liebt? Ich glaube daran, so sicher wie an meine eigene Liede. Aus welchem Grunde sollten denn zwei Menschen, die einander so ähnlich sind, sich unter den Milliarden gefunden haben, wenn nicht um einander in gleichem Gefühl zu begegnen?" „Heute ist mein fünfundzwanzigster Geburtstag, ich betrachte ihn als den Beginn eines neuen SemS, al» den Beginn des Lebens überhaupt. Denn was war b»S heute in meinem Leben? Eine Anzahl von Er eignissen, die glücklich oder traurig waren, die aber kamen und gingen und anderen Ereignissen Platz machten, welche wiederum verwehten. E» sind nun z«hn Jahre, daß ich, eiv armes verwaistes Kind, am Lager der toten Mutter kniete, ohne Vater, ohne Ver wandte, nicht wissend, w.e mein Leben sich gestalten würde, wevu eine alte Freundin meiner Mutter, der sie bei ihrer plötzlichen Erkrankung Kunde gegeben hatte, den Rus der Freundin ungehürt ließ. Aber ich dachte auch gar nicht an die Zukuust in diesem Augen blick uuendlicheu Schmerze». Ich sab nur die Teure ü» dem niedrige« Zimmerchen aus dem Vette still »uh
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