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WjkiMmr TagMtt. Et'sÄeint jede» Wochentag abends für den fotzenden Tag und kostet durch die Expedition und durch die Träger Mk. I.2S, durch die Post Mk. I.5O frei ins Haus. GeMgWM^zejHer für Inserate nehinen die Expedition bis Vormittag II Uhr, sowie die Austräger, desgleichen alle Auuoncsn-Expediüvnen zu Originalpreiseu entgegen. Wtsßck-ßrOhsl, NkrlmißVitz, Mki-AtckWch, GtrßZslf, SerüiÄocs, 8iißW, Mil, MM, Mckmp ßcktiA, ültOtts, iimsz, BcncÄ«», Änchnci-K, ArsNtiV. Mim«»». Amtshsa^t für B^wattmtgsberirk des St-rdtralhs M Hohenstein. Nr. 225. Mittwoch, den 10. November 1886. 36. Jahrgang. Witterurrgs-Ärrssicht auf Mittwoch, den 10. November nicht eingep.irngeti. Bekanntmachung. Uiitcr Bezugnahme aus die Bestimmungen in 88 50 und 51 der Rcvid. Städteordnnng machen wir bekannt, daß die für die diesjährige StaStvcr- orD»eten-Crg«inzu;rgSivcrh! erforderliche Liste aufgestellt ist und vom Ist. November lfd. IS. ab 14 Tage lang wahrend den Expeditionsstuuden an Rathsstclle zur Einsicht cmslicgt und daß cs bis Ende des 7. Tages nach Bekanntmachung und Beginn der Auslegung der Liste jedem Bethciligtcn sreisteht, gegen die Boahllistc heim Stadtrathe Eiusprnch zu erheben. Hohenstein, am 9. November 1886. Der S t a d t r a t h. Pfotenhauer, Brgrmstr. Sächsisches. Hohenstein, 9. November 1886. Sehr häufig werden die Bezeichnungen „militär pflichtig" und „wehrpflichtig" falsch angewcndct. Wir lassen daher hier nachstehende Erklärung folgen. Wehr pflichtig ist nach dem Gesche jeder Unterthau eines deutsches Staates, militärpflichtig aber nur derjenige, welcher mit dem 20. Lebensjahre, bcz. bei der Gestellung zur Aushebung für tauglich zum Militärdienste be funden wird. Jeder Wehrpflichtige heißt somit wäh rend der Jahre, in denen er bei fcstgestcllter Tauglich keit zum Dienste im aktiven Heere und im Bcnrlaubten- stande verpflichtet ist, „militärpflichtig"' Das Wiener Extrablatt veröffentlicht das Testa ment des Grafen Beust. Dasselbe verfügt, daß alle drei Kinder am Nachlasse zn gleichen Theilen berechtigt sein sollen und daß sic der Wittwc, die bekanntlich in Dresden ihren ständigen Aufenthalt nehmen wird, jährlich 15 000 M. sicherzustcllcn haben. Das Testa ment enthält auch die Formel der Grabschrift für den Verstorbenen, die mit den Worten schließen soll: „Friede seiner Asche, Gerechtigkeit seinem Andenken!" Bon einem schneidigen Ritt eines sächsischen Cavallerie-Offizicrs wird dem „Vogtl. Anz." Folgendes mitgetheilt: Herr Rittmeister v. Zehmcn auf Neuensalz verließ am 4. November abends 10 Uhr seine Gar nison Borna und erreichte, nachdem er unterwegs in Schweinsburg bei Crimmitschau ein vornusgcsendctes frisches Pferd bestiegen, nach 11stündigem ununter brochenem Ritt am 5. November morgens 4^9 Uhr das von Borna 76 Kilometer entfernte Jockcta im Bogtlande. Von hier aus betheiligtc er sich nach vorausgegangcncm kurzen Frühstück an der bis 4 Uhr Nachmittags währenden Treibjagd des Rittergutes Pöhl mit nachfolgendem Mittagsessen nnd stieg abends 10 Uhr wieder zu Pferde, um nach Borna zurückzn- kehren und rechtzeitig zum Dienst am 6. November daselbst einzutrcffen. Am Bahnhof zu Cossebaude (Berlin-Dresdener Eisenbahnlinie) ist am Sonntag Abend gegen 6 Uhr ein in Dresden wohnhafter Schaffner, als er im Be griff war, das Trittbrct des bereies nach Dresden zn im Gange befindlichen Zuges zu besteigen, ausgeglittcn und vom Zuge überfahren worden. Der Ver unglückte, dem beide Beine zermalmt waren, wurde noch lebend nach Dresden in das Stadtkrankenhaus gebracht. Hier starb er bei der Amputation den Aerzteu unter den Händen. Ein junger Mann im Alter von 14 Jahren war vor Kurzem seinen in Leipzig wohnenden Eltern ent laufen, um in Hamburg Schiffsdienstc zu nehmen. Allein trotz eifrigen Bemühens, sein Vorhaben zur Ausführung zu bringen, konnte der junge Mcusch auf keinem Schiffe Unterkommen finden. Eines Abends hatte er sich so weit von seinem Logirhaus entfernt, daß er dasselbe nicht wicdcrfindcn konnte, sich verirrte, von einem Polizisten in Schutzhaft genommen und schließlich zurück nach Leipzig befördert werden mußte. Möchte Vieser Vorfall doch allen jungen Leuten, welche etwa Lust haben, die so überaus gefahrvolle Sccmanns- carriere zu wühlen, zur Warnung dienen! Denn bei dem großen Audrange zu Schiffsjungenstellen, der seit einiger Zeit in Hamburg und anderen deutschen See städten stattfindet, hält es sehr schwer, eine Stellung am einem Seeschiffe zu erlangen. Am vorgestrigen Abende empfand ein Tischlcr- lchrling, welcher m einem Leipziger Tanzlokalc ver kehrte, in dem Augenblicke, als ein anderer, ihm gänz lich unbekannter junger Mensch an ihm vorübcrging, einen brennenden Schmerz an seinem linken Ober schenkel und mußte sich durch das Herablauscu von Blut überzeugen, daß er von dem Unbekannten ohne irgend welche Veranlassung mit einem spitzen In strumente in den Schenkel gestochen worden war. Natürlich ließ sich der Gestochene eine solche Rohheit nicht ruhig gefallen, sondern machte Lärm und es wnrde infolgedcffcn der Unbekannte, der lediglich zum Spaß sich eines Messers bedient hatte, von einem Schutzmannc arrctirt. Nun stellte es sich heraus, daß der Betreffende, ein 21 Jahre alter Steinsetzer aus Stolp, wegen Körperverletzung bereits drei Mal, mit einem, drei nnd neun Monaten Gefängnis; bestraft war. Man behielt den gewaltthätigen Mcnsckien in Haft. Der Verletzte war zwar keineswegs lebensge fährlich verwundet, verlor aber überaus viel Blut und dürste lange Zeit brauchen, nm die Folgen dieses Blutverlustes zu überwinden. Der Rath der Stadt Leipzig hat das Gesuch des Circusbesitzcrs Cortp Althofs um Erlanbniß zur Auf- mhrung von Vorstellungen in einem Holzcirkus während der Ostermcsse 1887 abgclehnt. Der Stadtrath von Mccrunc veröffentlicht eine Bekanntmachung, wonach die im 14. Lebensjahre tchende Linn Veit von dort vermißt wird; cs werden alle diejenigen, die über den Verbleib der p. Veit Auskunft geben können, ersucht, Nachricht nn den Stadtrath zu Mccranc gelangen zn lassen. Der Stadtrath in Plauen i. V. hat die Frage der Einführung einer anderen Art der Alarmirung (in Rücksicht auf Kranke, namentlich Schwerkrankc) dem Fcuerausschuß znranderweitenBcgutachtungübcrwiescn; auch wurden Stimmen dafür laut, daß die Pflicht- feuerwchr nicht bei jedem geringfügigen Brand mit alarmirt werde, sondern für diese ein besonderes Signal eingcsührt werden möchte. Unter dem Rinderbcstaud des Rittergutes Trünzig ist die Lungenscuche ausgebrochcn. In Folge derselben mußte eine Anzahl Rinder getödtet werden. Seit Freitag Mittag ist der in Milvenau angc- tellte Landbriefträger Schmalz flüchtig. Er hat einige, cdoch geringe, ihm übergebene Beträge unterschlagen. Ucbcr seinen Verbleib sind bis heute die Recherche» erfolglos, bei seinem Entweichen trug er die Uniform eines Landbricfträgers. In Arnsscld ereignete sich ani Sonnabend Nach mittag bei der vcrw. Bäcker Wagner das Unglück, daß )er erwachsene Sohn, welcher vor dem Backofen be- chäftigt war, mit der Schieberstange seiner achtjährige» Schwester ein Auge zerstieß. Den jungen Mann soll keine Schuld treffen.' Eagesgeschichte. Hohenstein, 9. November. Deutsches Reich. Es heißt, daß die verzögerte Einberufung des Reichstages auf Schwierigkeiten zurück- znsührcn sei, welche die Ausstellung des Militär-Etats gemacht haben. Der dein Inhalte nach bekannte Gesetz entwurf über Abänderung von Bestimmungen des GcrichtSkostcngesetzcs und der Gebührenordnung für Rechtsanwälte umfaßt 7 Artikel. Der Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes ist Vorbehalten. Die Wollzvllfrage steht seit geraumer Zeit auf der Tagesordnung. Sic hat den Reichstag und auch das preußische Abgeordnetenhaus wiederholt beschäftigt, obwohl das letztere mit dieser Angelegenheit dircct wenigstens nichts zu schaffen hat. Dem Reichstag lagen in der vorigen Session nicht weniger als 257 Petitionen mit 90919 Unterschriften vor, in welchen die Einführung eines angemessene» Wollzolls nach- gcsncht wurde. Es wurde in denselben hervorgehobcn, wie seit dem freihändlcrischen Handelsverträge Preußens mit Frankreich unsere Schafhaltung quantitativ und qualitativ gesunken sei. Auch die Weltpreise seien herabgegangen. Von 1856—85 sei der Preis für hochfeine Wolle von 465 auf 270 M., für seine Wolle von 860 auf 225 M., für mittlere von 320 auf 162 M., für geringe von 279 auf 135 M. gesunken, und angesichts dieses Preissturzes, wnrde behauptet, köuute sich die inländische Schafzucht ohne einen angemessenen Schutzzoll nicht mehr halten, zumal bei der Zunahme der Wvllproductivu in den überseeischen Ländern, in Australien, Südamerika und Südafrika, eine Besserung der Verhältnisse gar nicht zu erwarten sei. Der Ein wand, daß ein solcher Zoll unsere Textil-Jndnstric' ander Wolle ungcführ«das Fünffache von dem, was in Deutschland producirt wird, gebraucht, auf das Empfindlichste schädigen werde, wurde einfach mit der Bemerkung abgcthan, daß die Tcxtil-Jndustric früher, wo sie 240—300 M. pro Ccntner Wolle bezahlte, einen Schutzzoll von 30 75 M. für das gleiche Ge wicht ihrer Gewebe hatte, daß sie heute aber nur 120 bis 180 M. für die Wolle zahle und dabei einen Schutzzoll von 50—100 M. pro Centner Wollwaare genieße. Die Fabrikation blühe auf Kosten derLaud- wirthschaft. Mau kennt die schwerwiegende Bedeutung eines solchen Argumentes für den größeren Theil der Anhänger der heutigen Wirthschaftspolitik. Trotzdem ist die Einführung eines Wollzolles uns bisher erspart geblieben. Ein solches Experiment mitznmachcn war der Reichsrcgierung doch etwas zu stark. Inzwischen hat sich, wie es scheint, anch in den Kreisen der Schutz zöllner selbst ein Wechsel in der Auffassung vollzogen, )cr von Interesse für den Grad der Berechtigung, mit dem neue Zöllen gefordert werden. Der Verein der Züchter edler Merinowolle hielt am Sonnabend eine Versammlung ab, in welcher auch die Wollzvllfrage erörtert wurde. Schäfereidircctor Schulz-Prenzlau refe- rirte über die Angelegenheit. Er vertrat die Ansicht, daß ein Wollzoll das angemessenste Mittel sei gegen die überseeische Masseiiconcurrenz und wollte nur aus