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Dienstag, den S. Mai Jnl«rat-»edührrn: ^Ilamen unter de« pro Inserat Ai Psg. extra. kleinster Inseraten» betrag LV Pfg. ikompltxlertr 10 Psg. lktngesandt und Erscheint täglich, mit Ausnahme der Kann- und Festtage, abends sür de» soi- gcndcn Tag. LreiS vierteljährlich I M. so Psg., monatlich da Pfg., Linsel-Nrn. s Psg. vcsleüungcn nehmen alle Post anstal,en, Postboten und die Ausgabe stellen des Tage blattes. an. RedattlonSslrlch 20 Psg. Nachlvel« und Osserten-Annahme Einspaltige Sorput- W Zeile ob. deren Rau« Amtsblatt der Lomal. AmtsbanvtmamMaft Flöba. des Lomal. Amtsaerilkts und des Stadtrats zu Frankenberg > kennen. Redner schließt: Auf jeden Fall ssollten nicht wir hier, der Reichstag, die Initiative in einer so wichtigen Frage ergrei- fen, dieselbe, sowie die Verantwortlichkeit dafür vielmehr den Re gierungen zuschieben. Auch wäre eS das Richtigste, die Initiative zur Konvertierung den Einzelstaaten zu überlassen. Bebel: Die ganze Frage ist lediglich eine solche des guten Willens an der entscheidenden Stelle. Die große Masse der Steuerzahler hat das höchste Interesse an der Konvertierung, er- folgt diese, so können wir umso besser alle neuen Steuerpläne zu rückschlagen und alle die notwendigen Reformen-Gchaltsverbesse- .ungen für Lehrer und Beamte, Anstellung von Richtern rc. durch führen. Redner weist dann auf die kolossalen Geldansammlun gen hin bei den sozialen Versicherungsanstalten, Unfall-, Alters versicherung und Krankenkassen, ferner bei allen Versicherungsge sellschaften, Stiftungen. Das spreche doch — entgegen der An schauung des Schatzsekretärs — dasür, daß der jetzige niedrige Zinsfuß durchaus nicht als ein vorübergehender Zustand ange sehen werden dürfe- Barth: Ich verstehe durchaus, daß die verbündeten Regie rungen sich vor der Verantwortung scheuen. Wenn aber die Ver hältnisse auf dem Weltmarkt und die wirtschaftlichen Verhältnisse für die Konvertierung sprechen, so muß ich es doch für richtig halten, nicht länger damit zu warten, sondern möglichst bald und selbständig damit vorzugehen. Ausschlaggebend muß doch die Rücksicht auf die Steuerzahler sein, auf deren Kosten man doch unmöglich Liebesgaben an die Gläubiger des Reiches zahlen kann. Auch sozialpolitisch ist die Konvertierung angezeigt, denn in dem Reiche mit seiner indirekten Steuerlast sind doch die Steuerzahler in ihrer Gesamtheit die weniger leistungsfähigen gegenüber den Staatsgläudigern. Daß wir durch die Konversion unser gutes deutsches Geld ins Ausland treiben, halte ich sür eine falsche An sicht. Wenn freilich di« durch die Konvertierung ersparten Sum men zu agrarischen Experimenten verwendet werden sollten, dann wäre es besser, das Geld bliebe in den Händen der Staatsgläu biger. (Heiterkeit.) Es wäre daher auch gut, daß die Regierung auf die Frage antworte, was sie mit den ersparten Geldern an zusangen gevenke. Erst dann wird man ein ganz zuverlässiges Urteil über die Konvertierungssrage gewinnen. Gamp tritt sür die Konvertierung ein, unter Bemängelung der Diskontopolitik der Reichsbank. Schatzselretär Graf Pojadowsky: Bebel hat den Verdacht geäußert, daß andere als sachliche Gründe bei der Behandlung der Konvertierungssrage mitgewirkt hätten. Er hat gesagt, daß deutsche Fürstenhäuser große Vermögen zu erheblichem Teil in Reichsan leihe angelegt hätten und daß dies der Grund sei, weshalb die Konvertierung nicht eintrete. Ich kann nur bedauern, daß Bebel in den sachlichen Ton dieser Verhandlungen solche Motive hinein gebracht hat, und ich kann ihm versichern, daß von keiner Seite auch nur der Schein einer Andeutung in dieser Richtung hinge- wirlt hat. Uird ich bestreite ihm, daß es ein deutsches Fürsten haus oder eine Verwaltung giebt, die versuchte, «inen solchen Einfluß in eigennützigem Interesse anszuüben. Weiter tritt der Reichsschatzsekretär noch der Aeußerung Gamps über die Diskonto politik der Rcichsbank entgegen. Gräfe (Antis.) widerspricht lebhaft der Konversion im Interesse des kleinkapitalistischen Mittelstandes. Schädler (Zentr): Rintelen hat nicht im Namen der Partei gesprochen. Ich wenigstens kann namens eines Teiles meiner Freunde erklären, daß wir für die Konversion sind, weil wir die 4 Prozent für einen überwundenen Standpunkt halten. v. Langen (kons.) spricht namens eines Teiles seiner Freunde gegen die Konvertierung. Galler (sübd. Vp.) erklärt, seine Freunde ständen der Kon version sympathisch gegenüber, namentlich im Hinblick auf den Umfang, den bei uns die indirekten Steuern jetzt angenoinmen hätten. Pauli (Rcichsp.) äußert namens erheblichen Teiles seiner Partei Bedenken gegen die Konversion. Hiermit schließt die Debatte. Nächste Sitzung Montag. örtliches «iw Sächsisches Frankenberg, 4. Mai 1896. 's Die Königin Carola wohnte am Donnerstag vor mittag um 1t Uhr der Hauptversammlung des Albert- vereinS im Carolahause zu Dresden bei. Für nach mittags hatte Ihre Maj-stät zur Erinnerung an den vor 25 Jahren abgeschlossenen Frieden und die damit beschlossene Kriegslhäligkeit des AlbertveretnS eine Ec- innerungs- und Frühltngsfeier im kgl. Schlosse Moritz burg veranstaltet, zu der die Mitglieder des Albertver- eins, sowie alle diejenigen Damen und Herren, welche 1870/71 bei den Arbeiten in den Reservelazaretten im MaxPalais und in den ErquickungS- und Verbands- stattonen thätig waren, Einladungen erhalten hatten. Die Teilnehmer an dem Feste, darunter auch eine An zahl hiesiger Damen als Mitglieder des Albertzweig- verein« Frankenberg, wurden aus allerhöchsten Befehl am Donnerstag nachmittag 2 Uhr 35 Minuten mittelst SonderzugeS vom Leipziger Bahnhofe aus nach Moritz- Vv« «eichst»,«. Ja der 82. Sitzung vom 2. Mai ist vom Abg. Holleufer ein Schreiben eingegangen, betreffend seine Ernennung zum Vortra genden Rat rm Ministerium des Innern, wodurch sein Mandat erledigt sei. Auf der Tagesordnung steht die Interpellation Meyer-Dan- zig betreffend die Konvertierung der 4- und 3jproz«ntigen Reichs- anleihe. Meyer-Danzig (Rp) weist, nachdem der Schatzsekretär sich zu sosortiger Beantwortung der Interpellation bereit erklärt hatte, auf eine frühere Rede des Schatzsekretärs hin, in welcher als Vor aussetzung für die Konvertierung die vorgängige Stabilität des jetzt marktllblichen niedrigen Zinsfußes bezeichnet worden sei. Red- ner sucht sodann nachzuwcisen, daß diese Stabilität gegenwärtig als vorhanden anzusehen sei. Wenn nach wie vor im Kurse Ler Zproz. Papiere noch Schwankungen unter dem Parikurs vorkämen, so sei das lediglich die Schuld der Unsicherheit über die Konver tierungsfrage. Staatssekretär v. Posadowsky: Ich bedaure, eine so klare und bestimmte Antwort aus die gestellte Frage nicht geben zu kön nen. Wir können hier mit der Konvertierung nur in Verbindung mit den Einzelstaaten vorgehen, denn sonst würden wir ja den Einzelstaaten präjudizieren. Wäre ein Beschluß gefaßt, dann hätte ich ja auch schon eine bezügliche Vorlage eingebracht. Ich fasse daher die Interpellation nur so auf, daß sie die Konvertierung in mahnende Erinnerung bringen will. Die wirtschaftliche Lage, aus die der Interpellant hinwies, kann auch nicht allein so mit der Konvertierungssrage in Beziehung gebracht werden, es kommt auch noch der allgemeine Zinsfuß in Betracht. Wir können nicht den Zmsgemeßern den Zinsfuß künstlich herabsetzen. Augenblick- lich ist das arbeitslos umherlungernde Kapital ein Grund dasür, daß der Zinsfuß so gedrückt ist. Ich wiederhole, es kann nicht Ausgabe des Staates sein, durch Konvertierung den Zinsfuß künst lich zu drücken. Zu einer Konvertierung kann ein Staat nur schreiten, wenn er überzeugt ist, daß nicht in absehbarer Zeit wie der Konjunkturen eintreten, welche den gelegentlich aus vorüber gehenden Gründen gedrückten allgemeinen Zinsfuß wieder beben. Der Schatzselretär sührt dann aus, daß noch bis 1894—95 die Zproz. Reichsanleihe so niedrig begeben worden sei, daß sie noch 3j Prozent Zinsen dem Erwerber brachte, bezw. dem Reich ko stete. Erst 1d95—96 sei sie zu 99 Prozent begeben worden, es sei also erst knapp ein Jahr verflossen, seit der Zinssatz sich für Lie neu begebenen Reichsschulden aus 3 Prozent und eine Kleinig keit darüber gestellt habe. Diese Zeit sei zu kurz, um daraufhin eine Konversion vorzunehmen. Letztere würde auch große Um wälzungen zur Folge haben, sie würde unser gutes deutsches Geld ins Ausland treiben, um dort höher verzinsliche fragwürdige Pa piere zu erwerben. (Beifall.) Namens des Reichskanzlers könne er die positive Erklärung abgeben: Der Reichskanzler wird auf keinen Fall mit der Konvertierung vorgehen ohne gleichzeitiges, gleichartiges Vorgehen der Einzelstaaten. Und ferner, so schließt der Schatzselretär, kann ich auch erklären, Laß ich keinessalls noch im Laufe dieser Session eine Konvertierungsvorlage vorlegen werde. Auf Antrag Rintelen tritt das Haus in eine Besprechung des Gegenstandes ein. Rintelen bestreitet, daß, wie Ler Interpellant behaupte, be reits eine Stabilität Les niedrigen Zinsfußes eingetreten sei. Preußen habe es gar nicht nötig, zu konvertieren, denn die mit seiner Anleiheschuld erworbenen Eisenbahnen rentierten weit über 4 Prozent. Wolle man die früheren Besitzer der Eisenbahnen, welche damals als Abfindung 4proz Staatsanleihen erhalten hät ten, jetzt um 1 Prozent verkürzen, so sei das geradezu eine Ex propriation, die moralisch zu verwerfen sei. (Widerspr. rechts.) Luch den Sparsinn würde man durch die Konvertierung schädigen. Die Herren, die hier die Konversion verlangten, seien dieselben Herren, die an anderer Stelle einer Staatsunterstützung nicht nur nicht widerstrebten, sondern sogar mit Hand und Fuß darnach angelten. Gras Stolberg (kons.) erklärt sür einen Teil seiner Freunde, für sie stehe im Vordergrund die Not der Landwirtschast. So lange die Regierung den „großen Mitteln" widerstrebe, so lange sei es notwendig, die landwirtschaftliche Produktion zu verbilligen, und zu diesem Zweck sei die Konvertierung der Reichsanleihen nö tig. Denn wenn diese nicht erfolge, könnten auch die Landwirt schaften nicht weiter konvertieren. Namentlich sür den Osten sei die Konvertierung von großer Bedeutung. Angesichts des jetzigen Standes des Zinsfußes könne man nicht von einer künstlichen Herabsetzung Les ZinssußeS reden, im Gegenteil, durch die Nicht- lonverston werde der Zinsfuß künstlich hochgehalten. Rian möge daher mit dieser Maßregel möglichst bald vorgehen. Friedberg (nat.-lib.): Meine Freunde und ich hegen sozial politische Bedenken gegen Lie Konvertierung Diese würde unver kennbar gerade denjenigen Ständen Nachteil« bringen, denen wir doch eher eine Verbesserung ihres Einkommens, als eine Ver schlechterung gönnen, den Mittelständen. Auch die Stabilität des jetzigen Iniedrigen Zinsfußes halten wir nicht für so ausgemacht, wie die Herren Interpellanten. Im Gegensatz zum Vorredner, der eine Konvertierung der 4prozentigen sofort aus 3 Prozent ver langt hatte, hält Redner eine Konversion der 4prozentigen zunächst höchstens aus 8j Prozent sür angängig, wiederum aus sozialpoli tischen Rücksichten. Den von Rintelen gegen die Konversion an- geführten »rund, der preußische Staat sei gennfsermaßen ver- pflichtet, den früheren Besitzern der Eisenbahnen R« 4 Prozent weiter zu zahlen, könne er allerdings nicht als stichhaltig aner k>»s»rdert und im dortigen kgl. Schlosse an den vorder kgl. Hofwirtschaft aufgestellten Büffets Erfrischungen bewirtet. Ihre Majefiät die KöniM M an der Feier ebenfalls teil und begab sich nachmittag- in Begleitung der Hofdamen Gräfin Einsiedel und Reultner v Weyl, der HofsräuleinS v. Abeken und v. Borries sowie des Kammerherrn v. Minckwitz zu Wagen nach Moritzburg. Se. Exzellenz der Oberhofmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt traf bereits mittags daselbst ein. um die zum Empfange erforderlichen Vorbereitungen zu treffen, während der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin, Generalmajor z. D. v, Malortie, mit den Fest- teilnehmern den Sonderzug benutzte. Zur Rückkehr der Festgästs nach Dresden, die abends 47 Uhr ab Bahnhof Moritzburg erfolgte, stand wiederum ein Sonderzug zur Verfügung. , , I - -s Die Staatsbahnvsrwaltung hat nachgelassen, daß der vormittags 6 Uhr 52 Min. auf dem Chemnitzer Hauptbahnhofe eintreffende Freiberger Lokalpersonenzug von Montag, den 4 Mai, ab von Flöha und Nieder- wtesa aus auch auf Arbeiterfahrkarten benutzt werd,» kann. Dieser Zug führt vom 1. Mai ab 4. Wagen klasse. -I- Eine vorteilhifte Neueinrichtung bringt daS ad 1. Mai giltize Verzeichnis sür zusammenstellbare Fahrscheinhefte. Nach diesem kann der Ausgangspunkt der Reise beliebig ost berührt werden, während bi- jetzt der Ausgangspunkt vor Vollendung der Fahrt nicht wieder berührt werden durste. Man kann dem nach mit einem in Frankenberg beginnenden Fahr- scheinheft, dessen Endziel Hamburg bez. Köln ist, be- liebig von Leipzig, Berlin oder anderen Orten vor Erreichung des Endzieles nochmals nach Frankenberg zurückkehren und von hier ab die Reffe wieder weiter fortsctzen, sobald in dem Fahrscheinheft die ent sprechenden Fahrscheine vorhanden sind. — In Waldheim muß eine neue Bürgermeister- Wahl vorgenommen werden. Der zum dortigen Bür germeister vor kurzem erwählte Stadtrat vr. zur. Ay in Crimmitschau hat sich, da er bis jetzt eine Erklä rung über Annahme der Wahl in Waldheim noch nicht abgegeben hatte, entschlossen, die neuerdings ein stimmig auf ihn gefallene Wahl zum Stadtrat von Meißen anzunehmen, da mit letzterem Amt die An wartschaft auf die infolge der Krankheit vr. Schiff ners demnächst zur Erledigung gelangende Bürger meisterstelle von Meißen verbunden ist. In Waldheim wurde Stadtrat vr. Ay mit 14 gegen 13 Stimmen, welch letztere auf vr. Hübschmann-DreSden fielen, als Bürgermeister gewählt. Einstimmig ist nun in Wald heim beschlossen worden, Hübschmann, der schon da mals, wenn nicht ein Wahlberechtigter die Zeit der Sitzung versehen hätte» gleichviel Stimmen erhalten hätte, zu ersuchen, die Wahl anzunehmen. Eine De putation der Herren, welche sich damals sür Ay ent schieden haben, will dem Hübschmatin diese- E> suchen persönlich vortragen. — Ein sonderbares Vermächtnis ist, wie aus Hainichen berichtet wird, vor wenigen Tagen der Armenkasse dieser Stadt zugefallen. Ein Einwohner in Hainichen, welcher ein ziemlich schuldenfreies Häus chen, sonst aber kein Vermögen weiter besitzt, wurde schon seit mehreren Jahren auf ein Kapital von eini gen Tausend Mark, von dem er nach Angabe der Steuerbehörde Renten beziehen sollte, adgeschätzt. Trotz jedesmaliger entsprechender Reklamation kehrte die Rente in der nächstjährigen Einschätzung immer wieder und sogar dann noch, al- der betreffende Bür- ger vor dem Amtsgerichte die eidesstattliche Erklärung abgegeben hatte, daß er kein anderes als da- von ihm der Selbsteinschötzung angegebene Einkommen be sitze. Auch in diesem Frühling erschien, dem „Mäd- chen aus der Fremde" gleich, die rätselhafte Rente wiederum. Um die Sache, die alljährlich neuen Ver- druß und Zeitverlust verursachte, endlich zu einem wirklichen Abschluffe zu bringen, hat nun kürzlich der davon Betroffene dem Stadtrate die Mitteilung zu-