Volltext Seite (XML)
- - Han-Äs-AeLtuny ftrrUsblstt Les Nates und Les 1>aUAeLamtes Lee StaLL LeipAiH 9!k. 320 Schrlstl.Itun« un!> ««schSfllstrUe: Z°hannI«M. Nr. s Montag, den 28. 3uni F.rnlprrch-Anschlud Nr. Itvrll. und 1^8S1 1916 LiOzenr GesWembeiite Der deutsche Tagesbericht! Daä Wölfische Bureau melde! amtlich: Großes Hauptquartier, 26. Juni. Westlicher Kriegsschauplatz Die Kampftäligkett an unserer nach Westen gerichteten l Front gegenüber der englischen und dem Nordflügel der französischen Armee war, wie an den beiden letzten Tagen, bedeutend. Westlich des „Toten Mannes" scheiterten nächtliche feindliche Vorstöße lm Artillerie- und Maschinengewehrfeuer. Rechts der Mast endeke abends ein Angriff sehr starker Kräfte gegen die deutschen Stellungen auf dem Rücken „Kalte Erde" mit einem völligen Mißerfolg der Franzosen. Sie sind unter großen Verlusten, teilweise nach Handgemenge in unseren Linien, überall zurückgeworfen. Deutsche Fliegergeschwader griffen englische Lager bei PaS (östlich von DoullenS) mit Bomben an. Oestllcher Kriegsschauplatz Abgesehen von teilweise reger Artillerietätigkeit und einigen Gefechten kleiner Abteilungen ist vom nördlichen Telle der Front nichts Wesentliches zu berichten. Heeresgruppe des Generals von Linsingen. Westlich von Sokul und bei Zatnrey dauern heftige, für uns erfolgreiche Kämpfe an. Die Gefangenenzahl ist seit dem 16. Juni auf 61 Offi ziere, 11097 Mann, die Beute auf zwei Geschütze, 54 Ma schinengewehre gestiegen. Die Lage bei der Armee des Generals Grafen von Bolhmer ist im allgemeinen unverändert. Balkankriegsschauplatz Nichts Neues. Oberste He e re s! c'. l u n Las bisherige Ergebnis der Linfingenschen Operationen (-.) Berlin, 26. Juni. (Drahtbericht.) Dem ,<B. L.-A." wird von der wolhynischen Front unterm 23. Juni gemeldet: Auf unserer Nordsüdfront in Wolhynien können wir neue, wesentliche Fortschritte verzeichnen, und zwar vornehmlich im Süden, aber auch in der Mitte. Noch mehr im Süden um fassend sind wir von Gorochow östlich bis 3 wainiacze vor gedrungen und haben nun eine Stellung inne, die von Zwiniacze aus ziemlich direkt nach Norden läuft. Sie geht west lich nahe an Bludow vorbei, berührt Watka und erreicht im Norden Lipinow, wo die ersten russischen Stellungen genom men worden sind. 5m Gegensatz hierzu ist es an der Weslostfront heule stiller gewesen, nur ist Linewka nun auch im Süden umgangen, und es heißt, ohne daß es aber endgültig hätte fest gestellt werden können, ein paar Häuser von ihm seien schon ge nommen. Faß! man die Ereignisse der lehtenachtTage hier auf der Linie Nowy —Mosor — Zwidniki — Linewka zusammen, so ergibt sich, daß in der Nacht vom 14. zum 15. d. M. die Ruffen mit einem sibirischen Korps einen letzten Angriff gemacht haben. Am 16. haben wir ein- nnd angegriffen und gleichzeitig die Russen, mit dem Ergebnis, daß beide Teile ihre Stellungen gehalten haben, und vom 17. ab war die Initiative bei uns, die Ruffen sind in die Defensive gedrängt. Die Wucht der deutschen Anfanteriestürme Genf, 26. siuni. (Drahtbericht.) Französische Berichte von der Front schildern die Wut der Deutschen in den Stürmen vo n Freitag als jede menschliche Vorstellung übcrsteigendund nur mit dem dculschrn Angriffe der ersten Tage der Berdun-Schlacht oder dem Lwrm auf Vaux vergleichbar. Der deutsche Einbruch in die Linie Tbianmont — Fleury zwingt die französische Presse einmütig zu der lieber.,rnqnnq, daß die russisch« Offensive nicht einen einzigen Sol- dalcn von Ver'^n atqczoe.en habe. Wenn die englische Offensive Ver dun noch retten solle, muffe sic gleich loSbrechen. («B. I. a. M.") Kön> Konstantin berät mit den Parteiführern w. Sofia, 26. 3unl. (Drahlbericht.) .Atro" meldet aus Athen: König Konstantin hat das Anerbieten der Führer der Kammer- ,-arleien. in Anbetracht der schwierigen Lage des Landes zu den Bc- raiungcn des Ministeriums herangczogcn zu werden, angenommen nnd die Parteiführer zu sich geladen. Es wurden dabei Beschlüsse ge faßt und die Richtlinien für dl« Entwickelung der allgemeinen Lage angenommen. An den Beratungen nahmen auch Mitglieder des Ge neralstabes teil. („Deutsche Tagcsztg.') rvtb. Paris, 25. Juni. (Drahlbericht.) Der Kammcrausschuß für auswärtige Angelegenheiten hat nach Prüfung der voliti - schen Lage in Griechenland, bezügl. des von den Alliierten überreichten Illtimakums und der durch die neuerlichen Ver letzungen des griechischen Grenzgebiets von feiten der Bulgaren ge schaffenen militärischen Lage, erklärt, daß er auf den früheren Beschlüssen beharre; er ist zu dem Schluß gekommen, daß die von Frankreich, Rußland und England getroffenen Maßregeln kräftig angewendek und daß in kurzer Frist auch militärische Maßregeln bei Saloniki getroffen werden sollen. Amerikanische Note an Mexiko. vtd. Washington, 26. Juni. (Drahkbericht.) Nach einer Unter redung zwischen Präsident Wilson und Staatssekretär Lansing, die am 25. 3uni staltsand, wurde eine Note nach Mexiko geschickt, in welcher die sofortige Entlassung der bei Carrizal gefangenen amerikanischen Reiter verlangt und gesagt wird, daß die Vereinigten Staaten die baldige Erklärung Mexikos darüber verlangen, welchen Weg es in Zukunft ein zuschlagen gedenke. Ferner wird in der Note gesagt, daß die Ver einigten Staaten den Befehl an die mexikanischen Soldaten, den Amerikanern das Vorrücken in irgendeiner anderen als in nördlicher Richtung zu verwehren, nur als das formelleEingesländnis einer vorsätzlich feindseligen Hand lung gegen die jetzt in Mexiko be findlichen amerikanischen Truppen betrachten können, zumal die Mexikaner diese ohne Herausforderung anzugreifen beabsichtigen, wenn sie in Ver folgung der Absichten, derentwegen sie abgejandt sind, sich vorwärts bewegten, und obwohl damit nur der mexikanischen Negierung geholfen werden solle, sich und die Vereinigten Staaten vor unverantwortlichen Banden räuberischer Rebellen zu beschützen. Französischer Generalstabsbericht vvtb. Paris, 26. 3uni. (Drahtbericht.) Amtlicher Bericht vom Sonntag nachmittag: Auf dem linken Maasufer wurde ein deutscher Angriff gegen die Schützengräben auf den Süd abhängen des Toten Mannes durch unser Feuer zum Stehen ge bracht. Auf dem rechten Ilfcr dauerten die Kämpfe im Laufe der Nacht im Abschnitt des Werkes Thiaumont an. Französische Gegen angriffe eroberten einige Grabenabschnitte westlich des Werkes. Die Franzosen erreichten einige Fortschritte im Dorfe Fleury durch Hand- granalenangriff. an den übrigen Abschnitten dauerte die heftige Be schießung ohne Infanlerickampf an. 3n Lothringen wurde eine starke deutsche Erknndungsabteitung im Cheminot-Walde nordöstlich Pont-a-Mousson zerstreut. 3n den Vogesen scheiterte ein deutscher Versuch gegen die Stellungen im Fave - Tale (?) vollständig. 3m Laufe der Nacht vom 24. zum 25. warfen deutsche Flieger Bomben auf Luncville, Baccarat und St. Di6. Der Sachschaden ist wenig bedeutend, doch wurden Kinder verwundet. Hiervon wurde Kennt nis genommen in Hinblick auf die Vergeltungsmaßnahmen. Amtlicher Bericht vom Sonntag abend: Auf beiden Maasufcrn kam es, wie gemeldet wird, zu keiner Infanterickätig- kcit wahrend des Tages. — Auf dem linken Ufer kräftige Artillerie- tätigkeir in den Gegenden der Höhe 304, um Tolen Mann und bei Chaltancourk. Auf dem rechten Ufer vcrdopelte sich die Heftig keit des Bombardements von 5 Uhr abends ab in den Abschnitten von «Kalte Erde" und Fleury. Auf der übrigen Front anher der ge wöhnlichen Kanonade kein Ereignis von Brdeutung. Eine englische Drohung gegen Holland (x.) Amsterdam, 25. 3uni. (Drahtbericht.) Die «Daily Mail" veröffentlichte am Freitag einen Leitartikel, den die holländische Presse bisher merkwürdigerweise nicht beachtet hat, vielleicht nicht beachten wollte. 3n diesem Aufsatz drückt das Blatt seine Freude über die Ge staltung der Ereignisse in Griechenland aus und schlägt dann nichts Geringeres als gleiche Maßnahmen gegen Holland vor. Das Blatt sagt wörtlich: «Diele Menschen in unserm Lande wer den fragen, ob die Maßnahmen der Marine, ebenso wie in Griechen land angewandt, nicht bedeutend zufriedenstellendere Ergebnisse in der Nordsee haben würden, als die sehr fragwürdige Blockade, wie sie setzt besteht. Die Frage sei dringend, denn in sechs Wochen beginne in Deutschland die Ernte, bei der auch Belgien und Polen mit 20 Mil lionen Menschen helfen müßten." Das Blatt erklärt dann, Holland sei tatsächlich nichts anderes als ein «großer deutscher Bauernhof". Die nächsten Wochen seien von kritischer Wichtigkeit für Deutschland; wenn die englische Marine sofort richtig Zugriffe, dann könnten die besten Ergebnisse erzielt werden, während, wenn es so weiter ginge wie jetzt, wieder 12 Monate vergehen müßten, ehe die Deutschen Hungers nöte empfänden. Das Blatt erinnert schließlich Asquith daran, daß er vor 15 Monaten versprochen habe, die Blockade «ohne panische Furcht vor juristischen Finessen" durchzuführen. («Voss. Ztg.') Holland und die Triedensverrntttelung tu. Frankfurt, 26. Juni. (Eig. Drahtber.) Wie die «Franks. Ztg." meldet, legt der «Nieuwe Rotterd. Courant" der Tatsache, daß zum neuen türkischen Gesandten im Haag Muktar Bei er nannt worden ist, große Bedeutung bei. Muktar Bei war zuletzt Iln- terstaotssekrekär im Ministerium des Aeußern und übte großen Ein- fluß auf die auswärtige Politik der Türkei aus, besonders als der Großwesir noch das Ministerium des Aeußern versah. Der «Nieuwe Rotterd. Cour." glaubt aus der Ernennung schließen zu können, daß man dem Posten im Haag eine ganz besondere Wichtigkeit beimeffe, und das könne nur im Zusammenhang stehen mit der Rolle, die man den Niederlanden und der Königin bei eventuellen Versuchen zur Vereitelung oder Eröffnung der Friedensverhandlungcn zuge dacht habe. Dom Staatsgedanken Or. Zeder von uns empfindet täglich di: Erstarkung deS Slaalsgedankens. Auch das private Leben wird mehr und mehr von ihm erfüllt und beherrscht. Innerpolilisch ist das die bedeut samste Erscheinung, ja, das eigentliche Kennzeichen der großen Zeit, die wir erleben. Nicht plötzlich ist es über uns ge kommen, nicht etwa erst am 4. August 1914. Vielmehr sührt eine lange Entwicklungsrcihe bis zur Gegenwart. Sie begann an dem Tage, an dem cs der deutsche Staat, verkörpert durch das Reich, als seine Aufgabe erkannte und verkündete, Sozialpolitik zu treiben. Er trat damit in Gegensatz zu anderen Staaten, namentlich Frankreich und England, und nahm seine Stellung über den verschiedenen Gesellschaftsklassen. Nicht, um nun unten alles gehen zu lassen, wie cs eben gehe, sondern mit der aus gesprochenen Absicht, die Beziehungen der Klassen zueinander von Staats wegen zu regeln. Das eben ist Sozialpolitik. Der Krieg hat ihr einen gewaltigen Ruck nach vorwärts gegeben. In wenigen Monaten vollzogen sich Entwicklungen, die sonst Jahr zehnte gebraucht hätten. Der Staat sah sich genötigt, alle Kräfte der Nation zusammcnzufassen und in seine Hand zu nehmen. Und in diesem Augenblick geschah etwas, was viele von uns weder zu hoffen noch zn denken vermocht hatten: alle taten mit, kein Deut scher schloß sich aus. Auch die große Partei, die bisher den «Klassenstaal" grundsätzlich abgclchnt hakte, stellte sich in seinen Dienst. Das ist die wahre Bedeutung des 4. August 1914. Es er klangen die Morte: .Da machen mir wahr, was wir immer betont haben: wir lassen in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich." Wir wissen jetzt, daß schon damals eine schwache Minderheit der sozialdemokratischen Rcichstagspartei, 14 von 110, gegen die Bewilligung der Kriegskrcdite gestimmt hatte. Allein das geschah nur hinter den Türen des Fraktionszimmcrs. Der Durchbruch des Staalsgcdankcns war doch so mächtig, daß die Gegnerschaft nicht in die Oeffenllichkcit drang. In der Vollversammlung war die Partei einstimmig. Allerdings ist jetzt auf diesen Frühling ein Reif gefallen, und es haben sieb einige „Unentwegte" zusammen getan und von den anderen getrennt. An ihrer Spitze steht aus gerechnet der Mann, der am 4. August 1914 als Vorsitzender der Gesamlparkci jene Erklärung verlesen mußte. Mir unterschätzen diele Abspaltung g"wiß nicht. Aber es bleibt doch bedeutsam, daß damals niemand wagte, sich dem Flügelschlagc der Zeit öffent lich cntgegcnzusctzcn. Äafür war die Erscheinung doch zu gewaltig, und aus dieser ihrer Unwiderstehlichkeit schließen wär aus ihre innere Wahrheit. Die Männer, die damals ins Feld ziehen mußten, werden einst abrcchncn mit denen, die zu Hause nicht „durchhaltcn" können und jetzt wieder das abgeleierte Lied der internationale singen. Darum keine Sorge. Niemand kann aus der Geschichte des deutschen Volkes auslöschcn, was im August 1914 geschah. Ja, was war denn geschehen? Für die meisten von uns war es ein Wunder. Darauf wurde uns entgcgengehalten: «ihr habt uns eben nicht gekannt, wir haben nur getan, was wir immer betont haben, und gerade darin zeigt sich euer Unverständnis oder gar euer böser Wille, daß ihr euch wundert." Es ist jetzt nicht die Zeit, zu untersuchen, wer an dem Mißverständnisse, angcnomnicn es sei eines gewesen, schuldig ist. in einem geistvollen Buche, das soeben bei S. Hirzcl in Leip zig erschien, «Die Sozialdemokratie, ihr Ende und ihr Glück", von Dr. Paul Lensch, M. d. R., ist aber unter anderem folgendes zu lesen: «und — o holdes Wunder! — der süße Klang des Namens Vaterland war in der Erklärung der Partei (am 4. August) voll angeschlagen worden." Also doch ein Wunder! Wir empfehlen das Buch allen, die die innere Entwicklung der größlen Partei Deutsch lands pflichtgemäß verfolgen. Es bewegt sich durchaus in den Ge- dankengüngen eines überzeugten Sozialdemokraten und Partei mannes, dessen Anschauungen nicht die unserigen sind. Aber niemand kann uns hindern, so etwas zu buchen und daraus die Bestätigung zu entnehmen: am 4. August 1914 hat sich das gesamte deutsche Volk zum Staate bekannt, dies aber nicht nur, weil es in Not war, sondern dem Zuge des Herzens folgend, lind darauf gründen wir die gewisse Zuversicht, daß das Erlebnis des 4. August 1914 nichts Zufälliges, nichts Vorübergehendes war. sondern daß seine Dauer verbürgt ist. Es ist ein hohes Verdienst des Reichs kanzlers, daß er so wacker an den «Ideen von 1914 ' festhält. Das ist auch der Kern seiner letzten großen Rede, die gerade darum tiefen Eindruck gemacht hat. Jetzt gilt cs, den mächtig flutenden Strom des Etaatsgcdankens zu fassen und zu nützen. Das hat der Kanzler richtig verstanden. Er beweist damit seinen Beruf zum führenden Staatsmann. Schon oben war von unseren Brüdern die Rede, die jetzt noch vor dem Feinde stehen. Sie rückten aus, getragen von der hohen Stimmung jener Tage. Sie ist ihnen draußen erhalten geblieben. Das, was sie damals empfanden, werden sie darum übertragen wollen auf die Fricdcnszeit. Sie haben den nationalen Staat gegen eine Welt von Feinden siegreich verteidigt. Es ist ihr Staat, den sie nun mehr denn je mitbcstiw.mcn und mikgcstallen wollen. Niemand wird ihnen dies versagen dürfen. Der eigent liche Held dieses Krieges ist das Volk, und keinem von seinen Gliedern, die sich draußen als einander ebenbürtig erwiesen haben, kann die Mitarbeit am inneren SlaatSlcben verwehrt werden. Möglich, daß auch ihre Anforderungen an den Staat ge stiegen sind. Man wird von ihm noch mehr erwarten, als bisher. Dos soll uns nicht schrecken, sie größer die Hingabe jedes ein zelnen an dle Allgemeinheit, je stärker der Staatsqedanlre ist. nm so größer werden auch die Leistungen des Staates sein. l?