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Weißeritz-Milng Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 69. Jahrgang. Donnerstag, den 19. März 1903. Nr. 33. Jnlerate, welche bei der bedeutenden Auslage de» Blattes 'ine sehr wirk same Verdrehung finden, werden mit 12 P*g., solch« aus unserer Amtshaupt- mannschaft mit 10 Pfg. die Spaltzeilc oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und kompli zierte Inserate mit ent sprechendem Aufschlag.— Eingesandt, im redaktio nellen Teile, die Spalten zeile 20 Pfg. 'Die „Weibtritz-Zeltung" «rscheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1 M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, cinmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nunimcnr 40 Pfg. Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsere Austräger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt für die Königliche UmlslMPtmannfchaft, das Königliche Amtsgericht nnd den Siadtrat zu Dippoldiswalde. Verantwortlicher Redakteur: Paul Fetzne. - Druck und Verlag von Carl Jelzne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt".Mit land- und hauswirtfchastlicher Monats-Beilage. Konkursverfahren. In den, Konkursverfahren über das Vermögen des vormat. Schneidemühlen- W besitzers und Holzhändlers Carl Friedrich Ernst Krumpolt in Kipsdorf (Pöbeltal) D ist zur Prüfung einer nachträglich angemeldeten Forderung Termin auf den 23. Marz 1903, vormittags >/4l1 Uhr, M vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte anberaumt worden. Dippoldiswalde, den 16. März 1903. M X. 1/00. Königliches Amtsgericht. Nutz- M AchuM in ApPl-iDal-t Donnerstag, den IS. März 1903. Stättegeld wird nicht erhoben. Der Stadtrat zu Dippoldiswalde. Die Heimkehr Chamberlains. Am vergangenen Sonnabend ist der Kolonialminister W Chamberlain von seinem mehrmonatigen Aufenthalte in I Südafrika wieder nach England zurückgekehrt. Gleich bei I seiner Landung in Southampton wurde ihm ein feierlicher W offizieller Empfang bereitet, der sich bei der Ankunft I Chamberlains in London in zweiter verstärkter Auflage W wiederholte. Das Publikum begrüßte den heimgekehrten 'N „Mehrer des Reichs" begeistert. Die öffentliche Meinung M Englands wenigstens in ihrem überwiegenden Teile ist D demnach in Uebereinstimmung mit Chamberlain selber D offenbar der Anschauung, daß dessen südafrikanische Reise ^'8 einen großen Erfolg bedeute und daß sich Chamberlain hiermit ein neues bedeutsames Verdienst um das britisch; Reich erworben habe. Aber in Wahrheit eilt man in England mit einer solchen Verherrlichung des Auftretens des schier allmächtigen Kolonialministers auf südafrikanischer Erde den Tatsachen weit voraus und eskomptiert politische Erfolge Chamberlains, die noch nicht im Entferntesten feststehen. Gewiß hat sich Chamberlain fast in allen von ihm während seines südafrikanischen Besuches gehaltenen lf Reden und Ansprachen ungemein optimistisch über die jl Zukunft Südafrikas unter britischer Flagge ausgelassen, ü tatsächlich jedoch wird dieser Optimismus zur Zeit eigent- - ,, lich durch nichts gerechtfertigt. Daß er in Natal und in ( der Kapkolonie, sowie von den, englischen Bevölkerungs- 1 E element in Transvaal und Oranje, ja, auch von den E Renegaten des Burentums nach Kräften gefeiert und ver- -Ä himmelt wurde, dies verlieh zwar seinem Besuche in H Südafrika ein glänzendes Relief nach außen, ändert jedoch i nichts daran, daß seine hierbei etwa erzielten positiven . Erfolge einstweilen im Dämmerlichte der Unbestimmtheit erscheinen. Vor allem ist es Chamberlain noch nicht ge- lungen, eine Aussöhnung zwischen dem burischen und dem HM britischen Element, welche doch die Grundlage für eine W gedeihliche Entwickelung Südafrikas zu bilden hat, herbei- W zusühren, im Gegenteil, verschiedene Vorgänge bei der 'M Anwesenheit Chamberlains in Südafrika beweisen, daß -,W Ach der Gegensatz zwischen Buren und „Afrikandern" M einerseits, Engländern andererseits einstweilen vielfach nur l M noch verschärft. Im Speziellen vermochte Chamberlain 'LA Mißtrauen der Burenführer in die Absichten der W englischen Regierung gegenüber dem Burenvolke nicht zu l. H beseitigen, und es ist ja noch frisch in der Erinnerung, " zu welcher scharfen Auseinandersetzung es in Bloemfontein ( § zwischen dem hochangesehenen Christian Dewet und dem i- iE britischen Minister kam. Ebenso wenig vermochte der 'M doch so vielgewandte Staatsmann eine wirkliche Ver- ständigung mit den Leitern des einflußreichen Afrikander- ' M bundes in der Kapkolonie herbeizuführen, weiter konnte -W er keine sichere Vereinbarung mit den Minenkönigen von M Johannesburg in der Entschädigungsfrage durchsetzen, und Mauch das schwierige, freilich zugleich wichtige E Problem der Beschaffung von geeigneten Arbeitskräften e- W für Südafrika konnte Chamberlain keiner Lösung zuführen, h, H Was schließlich die den Buren im Friedensvertrage von n, ^Äerceniging englischerseits gemachten Zusagen und Ver- fprechungen anbelangt, so hat zu deren Verwirklichung el .Uber Besuch Chamberlains in Südafrika einstweilen auch W nicht weiter beigetragen, die Buren warten noch immer W auf eine ausgibige Staatshilfe Englands zum Wieder- 5'M aufbau ihrer zerstörten Farmen und zur Neubestellung W ihrer zerstampften Felder, sie harren noch immer der I ihnen verheißenen Selbstverwaltung, und selbst auf dem . W Gebiete des Kirchen- und Schulwesens scheint England den besiegten Buren keine besonderen Konzessionen machen H D» zu wollen. Mr. Chamberlain ist also nach England heim- "W gekehrt, ohne daß er die verwickelten und schwierigen Fragen in Südafrika in die Geleise einer befriedigenden '"M Lösung gelenkt hätte. Allerdings will gut Ding Weile M haben, und es mag immerhin zugegeben werden, daß * IM "SH eine erfolgverheißende Regelung der Dinge in Süd- ^W asrika mit einem Ausgleich zwischen Engländertum nnd Afrikandertum als Kernpunkt möglich ist. Nur wird sich dann England, soll dies Ziel erreicht werden, baldigst entschließen müssen, dem holländischen Beoölkerungselement vollkommen unparteiisch und versöhnlich entgegenzuireten und ihm weitgehende politische und wirtschaftliche Be wegungsfreiheit zu gestatten. Lokales und Sächsisches. — Freunde kirchlicher Musik seien im voraus auf merksam gemacht auf die geistliche Musikaufführung, welche am Sonntag Judica, den 29. März, in unserer Stadt- kirche abgehalten werden soll. Das 1. Dresdner Damen quartett hat seine Mitwirkung freundlichst in Aussicht ge stellt und dürfte somit ein besonderer Kunstgenuß zu erwarten sein. Der Reinertrag dieser Aufführung soll zur Fortsetzung und Erweiterung der musikalischen Abend andachten dienen. Nähere Bekanntmachungen erscheinen demnächst. — Die diesjährigen Frühjahrskontrollocrsamm- lungen im Meldeamtsbezirke Dippoldiswalde für Dis positions-Urlauber, Reservisten, Landwehrleute I. Aufge bots, Ersatz-Reservisten und für die zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen finden wie folgt statt: Mittwoch, den 1. April 9» V. und 11" V., und Donnerstag, den 2. April, 9» V. und 110 V. in Dippoldiswalde, Schützenhaus, Freitag, den 3. April, 8" V. und 10" B. in Kips dorf, Hotel zur Tellkoppe, Sonnabend, den 4. April, 9« V. und ll» V. in Lauenstein, Schützenhaus, Montag, den 6. April, 8" B. in Glashütte, Gasthof Stadt Dresden, Dienstag, den 7. April, 9» V. und ! 1» V. in Kreischa, Blasches Etablissement, Mittwoch, den 8. April, 9" V. und 1045 P. in Frauenstein, Gasthof zum Stern. Näheres ist ersichtlich auf den seitens der Ortsbehörden an geeigneten Stellen zur allgemeinen Kenntnis gebrachten gedruckten Bekanntmachungen des Meldeamts Dippoldis walde. Wegen Vereidigung sächsischer Staatsangehöriger kann eine Befreiung von den Kontrollversammlungen nur in den allerdringendsten Fällen stattfinden. Orden, Ehren- und Militärvereins-Abzeichen sind anzulegen. — Zu besetzen: Die Lehrerstelle zu Falkenhain. Kollator: Die oberste Schulbehörde. Einkommen außer freier Wohnung mit Garten 1200 Mk. Grundgehalt, 110 Mk. für Fortbildungsschulunterricht, 150 Mk. unwiderrufliche persönliche Zulage, 10 Mk. für Leichenabsingen, event. 15 Mk. für Heizbemühung und 30 Mk. für Glockendienst, der Frau des Lehrers 50 Mk. für Erteilung des Hand arbeitsunterrichts. Bewerbungen mit den erforderlichen Zeugnissen sind bis zum 5. April an den königl. Vezirks- schnlinspektor Bang in Dippoldiswalde einzureichen. - "Possendorf. Der landwirtschaftliche Verein Possen dorf und Umgegend hat eine Darleh nskasse mit Be zugsgenossenschaft gegründet. Sitz der Genossenschaft ist Rippien und der Kreis derselben soll sich zunächst nicht auf über 5 km erstrecken. Vorstand des Vereins ist Guts besitzer Winckler-Rippien. Als Vorsitzender des Aufsichts- rates wurde Rittergutsbesitzer Böhme-Possendorf gewählt. Lauenstein. In der letzten Schulvorstandssitzung wurde Hilfslehrer Walther in Oberhermsdorf (Bezirk Dresden) einstimmig als Lehrer für die hiesige 2. Stelle gewählt. Der Genannte dürfte sein Amt voraussichtlich zu Ostern antreten. Altenberg. Ein ticfbedauerliches Unglück ereignete sich am Sonnabend nachmittag 3 Uhr auf der Altenberg- Geisinger Straße ungefähr Halbwegs zwischen dein Wald- cingang und dem Aschergrabcn. Non Geising kam das Geschirr Oskar Kämpfes ans Geising, in welchem noch drei andere Herren mit Platz genommen halten. An der genannten Stelle trat dein Wagen der des Wegs daher kommende Grenzausseher Sch. entgegen und drohte im Schmerz mit seinem Dienstgewehr, faßte das Pferd schließ lich bei dem Zügel und versetzte dem Tiere mit dem Ge wehrkolben einen Schlag. Das Pferd scheute infolge dessen und drehte den Wagen um, wobei die Insassen herausgeschleudert wurden. Kämpfe, welcher fuhr, kam unter den total zertrümmerten Wagen zu liegen und er litt einen schweren Unterschenkelbruch, außerdem hat ihm das nicht gleich loskommende geängstigte Pferd, welches wütend um sich schlug, die Kniescheibe zerschmettert. Brau meister Oelschlägel erlitt eine nicht unbedeutende Kontusion am Kopfe und im Gesicht, sowie eine Handoerstauchung. Die anderen Beiden kamen mit dem Schreck davon. Der sofort herbeigeholte Sanitätsrat vr. Haase leistete dem schwerverletzten Herrn Kämpfe die erste Hilfe und be gleitete den Verletzten in dem aus dem „Alten Amthaus" schnell requirierten Geschirr nach seiner Wohnung nach Geising. Das Pferd war, nachdem es endlich losge kommen, nach Geising zurückgelausen. Dresden. König Georg hat am 17. März folgende Ansprache an sein Volk gerichtet: „An Mein Volk! Im Begriff, zur Erholung nach langer ernster Krankheit in den Süden zu reisen, drängt es Mich, noch einmal allen denen, welche bei Gelegenheit des schweren Unglücks, welches über Mich und Meine Familie hereingebrochen ist, Mir herzliche Beweise der Teilnahme gegeben haben, von ganzem Herzen zu danken. Mit diesem Ausdruck des Dankes verbinde Ich den Ausdruck der zuversichtlichen Hoffnung, daß die Unruhe und Aufregung, welche sich infolge der betrübenden Vorgänge des vergangenen Winters weiter Kreise der Bevölkerung bemächtigt haben, endlich der Ruhe und dem früheren Vertrauen Platz machen werden. — Glaubet nicht denen, die euch vorstellen, daß hinter all' dem Unglücklichen, das uns betroffen hat, nur geheimnisvoller Lug und Trug verborgen sei, sondern glaubet dem Worte eures Königs, den ihr nie als un wahr erkannt habt, daß dem unendlich Schmerzlichen, das über uns hereingebrochen ist, lediglich die ungebändigte Leidenschaft einer schon lange im stillen tief gefallenen Frau zu Grunde liegt. — In der Ueberzeugung, daß Mein Volk Mir vertraut und sich in Meiner tiefen Be kümmernis immer mehr um Mich scharen wird, trete Ich, von zuversichtlicher Hoffnung erfüllt, Meine Reise an. Georg." — Recht teure Eisenbahnschienen hat Sachsen nach den Angaben, die der preußische Eisenbahnminister Budde dieser Tage in der Vudgetkommission des preußischen Ab geordnetenhauses machte. Danach erhält Preußen gegen wärtig die Schienen am billigsten. Die preußische Eisen bahnverwaltung habe die Schienen für durchschnittlich 119 Mk. gekauft, Württemberg für 120, Vaden für 123, Bayern für 127 und Sachsen für 134 Mk. Sachsen be zahlt die Eisenbahnschienen also am teuersten. Eine Auf klärung hierüber wäre jedenfalls sehr am Platze. — Kaiser Wilhelm ist am 17. März, kurz nach 3 Uhr nachmittags, auf dem Hauptbahnhof in Dresden eingetroffen und vom König und Prinz Johann Georg empfangen worden, während ihm der Kronprinz bis Elsterwerda entgegengefahrcn war. Die Begrüßung der Monarchen war äußerst herzlich. Nach Vorstellung und Begrüßung der Umgebungen und nach Vorbeimarsch der vor dem Bahnhofe aufgestellten Ehrcnkompagnie, erfolgte die Fahrt nach dem Nesidenzschlosse, wo eine zweite Ehren- kompagnic Ausstellung genommen hatte. — Im Parade saal fand um >/2b Uhr große Galatasel statt, wobei über aus herzliche Trinksprüche gewechselt wurden. Kurz vor 8 Uhr begab sich der Kaiser vom König und den Prinzen geleitet nach dem Bahnhöfe nnd fuhr nach herzlichem Abschiede nach Berlin zurück. — Kronprinz Friedrich August begiebt sich am 21. d. M. bis zum 1b. April nach dem Süden (Mittelmeer länder); in dieser Zeit wird Generalleutnant Hingst, Kommandeur der 3. Division Nr. 32, das Kommando des 12. Armeekorps vertretungsweise führen. — Bei dem Gewerbeamte in Dresden sind seit der