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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. -M/W Erscheint mit Au-nah«, der Sonn- _ Prei« für da« Bterteljahr Thaler. M/V" S'sttag. täglich Abend« und ist DVNUkköltlll, VtN 4. Insertion«.Gebühren für den Raum H durch alle Poftanstalten zu beziehen. " einer gespaltenen Zeile l Neugroschen. Amtlicher Theil. Dresden, 28. Oktober. Se. Königs. Majestät haben ju genehmigen geruht, daß der Professor der orientalischen Sprachen an der Universität ju Leipzig, vr. Heinrich Leberecht Fleischer, den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland verliehenen StaniSlauS-Orden II. Classe anckehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Nedersichl. Tagesgeschichte. Telegraphisch« Nachrichten. Dresden: Vom königl. Hofe. — Leipzig: Hohe Rei sende. — Wien: Eisenbahn von Bruck nach Prag. — Berlin: Zur Ministerfrage. HypothckenversicherungS- dank. Wahleifer. Vom Hose. — Stettin: Trocken legung de« Haffs projectirt. Schraubendampfer „Archi- mede«" eingekroffen. — München: Max-Emanuel- Monument. Eisenbahn nach Pilsen. — Weimar: Vom Hofe. Münchener Festzugtcostum. Prinzessinnen- steuer. Atelier. Vergifteter Schnupftabak. — Koburg: Postverbindung nach Lichtenfels. — Altenburg: Ein berufung der Landschaft. Reformationsfeier. — Schwe rin: Keine Steuerresormanträge. — Frankfurt: Ge- werdvereinScougreß. VerfaffungSfragen. Diplomatisches. Französische Eorrespondenz. — Pari«: Montenegri nische Grenzabsteckung. Dampfer nach dem Adria. General Salle« 1- — Bern: Genfer Verwickelung. — Madrid: Provinzialdeputationen einberufen. Wahlen. Truppensendungen. Vermischtes. — London: Zur portugiesischen Frage. Dschiddah-Entschädigung.— Ko penhagen: Winteraufenthalt des Königs. „Faedrelan- det" über das Ministerium. Keine englische Note. — Hongkong: Der englisch-japanesische Vertrag. — New- Pork: AuS der neuesten Post.Mexikanische Nachrichten. Local- und Proviazialangelegenheiten. Feuilleton. Berauschtet. Inserate. Tageskalender. Börsrnnachrichteu. — — rage-geschichte. Tel«graphische Rachrtchte». Kopenhagen, Dienstag, 2. November. Auch die „Berlinische Zeitung"*) erklärt in einem officiösen Artikel, eine englische Note an Dänemark in der hol steinischen Frage existire nicht. „Faedrelandet" mel det in einem Pariser Correspondenzartikel, Frankreich und England seien darin einig, Dänemark die Auf hebung der Gesammtstaatsverfassung für Holstein an- zurathen. *) Dergl. unter Kopenhagen. Dresden, 3. November. Ihre Königlichen Majestäten haben heute Schloß Weesenstein verlassen und die Residenz im hiesigen königl. Schlosse bezogen. -n- Leipzig, 2. November. Der heute Vormittag K9 Uhr von Dresden allhier angekommene Herzog von Aumale hat im Laufe deS heutigen Tage« da« Schlachtfeld besucht und wird nebst Gemahlin und Prinzen im „Hotel de Pologne" übernachten. LÜien. Bekanntlich ist die Herstellung einer Bruck- Salzburger Bahn in wette Ferne gerückt, wenn nicht gar ganz aufgegeben. Trotzdem soll eine Bahn durch da« Ad- monter Thal geführt werden; wenigsten« meldet di« „Grazer : Zeitung", daß „höhern Orts" eine Bahn von Bruck über Leoben, Vordernberg, Eisenerz, Hieflau, Altenmarkt, Weier, Stadt Steyr nach Linz und — Prag (kürzeste Linie von Triest nach Dresden und Berlin» „in Anregung gebracht" und bereit« „au«gesteckt" worden ist. U Berlin, 2. Nov. In der Ministerangelegenheit ist noch immer keine Entscheidung getroffen, doch steht eine solche nahe bevor; über die Art und Weise indessen ver lautet durchaus nicht« Zuverlässige«, und e« sind daher alle darüber gemachten Angaben, wenn sie auch in noch so be stimmter Form auftrelen, meist grundlo«. Die Combina- - tionen, welche in dieser Beziehung gemacht wurden, haben indessen, wie e« scheint, noch kein Ende erreicht, denn seit gestern wollte man hier und da gar wissen, daß der Prinz zu Hohenlohe - Ingelfingen, bisher Präsident de« Herren hauses, zum Nachfolger de« Ministerpräsidenten v. Man teuffel ersehen wäre. Als begründet darf eS dagegen wohl eher angesehen werden, daß der Fürst von Hohenzollern- Sigmaringen zur Uebernahme einer hohen militärischen Function bestimmt sei, worüber zur Zeit noch Unterhand lungen schweben sollen. Die Stelle eines Gouverneurs der Bundesfestung Mainz, welche der Prinz-Regent bisher inne hatte, soll, wie man hier sagt, für die noch währende Dauer de« preußischen Gouvernement« auf Se. königl. Hoheit den Prinzen Friedrich Karl übergehen, doch kann ich letztere An gabe nicht verbürgen. — Die von den zustehenden Mini- sterialressort« verweigerte Zustimmung zur Errichtung einer Hypothekenversicherungsbank soll ihren Grund nicht in dem Projekte selbst haben, welche« an sich gebilligt worden ist, sondern in einzelnen Persönlichkeiten, welche nach ihrer Be- thriligung bei andern industriellen Unternehmungen in deut schen Staaten der Regierung nicht hinlängliche Sicherheit für eine ihren Anschauungen entsprechende Haltbarkeit de« Projekt« geboten haben. — Die im hiesigen Rathhause aus liegenden Listen der Urwähler werden von einer so großen Masse derselben täglich «ingesehen, daß man daraus auf die allgemeinste Belheiligung an den nächsten Wahlen schließen kann. Wenigsten« wax die Theilnahme de« Publicum« noch niemals so rege wie ,S diesmal der Fall ist. Berlin, 2. Nov. (N.Pr.Z.) Ihre k. Hoheiten die Prin zessin Friedrich der Niederlande und Prinzessin-Tochter Marie sind gestern Abend mit dem Courierzuge nach dem Haag abgereist. Höchstdieselbrn wurden von Ihren k. Hoheiten den Prinzen Friedrich Wilhelm und Prinzen Albrecht, so wie von dem k. niederländischen Gesandten, Baron v. Schim- melpenninck, nach dem Potsdamer Bahnhofe geleitet. — Der bisherige k. Gesandte in Konstantinopel, Generalmajor a. D. v. Wildenbruch, ist von dort hier eingelroffen. — 3. Nov. (A.) Bei Sr. k. Hoheit dem Prinz-Re genten war gestern Nachmittag 4 Uhr Tafel. Se. Hoheit der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen und andere hohe und hochgestellte Personen befanden sich unter den Gästen. — Ihre k. Hoheit die Prinzessin von Preußen wird, einer hier eingegangenrn Nachricht zufolge, Mitte dieses Monats Koblenz verlassen und sich zunächst zu einem kurzen Besuch an den großherzogl. Hof nach Weimar begeben. Am 18. Nov. gedenkt di« hohe Frau in Berlin einzutreffen. Stettin, 30. Oktober- Man liest in der „Ostsee-Zei tung": Da« vielseitig mit Theilnahme ausgenommen« Pro jekt de« Baue« einer direkten Bahn nach Swinemünde mit telst Aufschüttung eine« Damme« durch da« Haff von Neu warp nach Usedom hat rin andere« schon vor Jahren be sprochene« Projekt wieder wach gerufen. Wir meinen die Trockenlegung de« Haffs oder wenigsten« eine- großen Theils desselben. Da« Haff ist bekanntlich ein großer Binnensee, welcher von den drei Oberarmen Peene, Swine und Dive- now durchströmt wird und der außerhalb der Rinnen dieser Flüsse meist nicht tiefer al- 2 bis 3 Fuß, thcilweise aber so gar noch flacher ist. Das Eindämmcn und Auspumpcn großer Theile dieses Binnengewässer« würde also bei dem heutigen Stande der Technik wenig Schwierigkeiten bieten. Die Ausführung deS Projekts, die drei Oderarme im Haff einzudämmen und das innerhalb der Dämme liegende Ter rain mittelst stehender Dampfmaschinen auszupumpen, würde also eine verhältnißmäßig nicht zu schwierige Arbeit sein. Die Trockenlegung de« Haffs würde circa 12 Ouadratmcilcn fruchtbaren Bodens dem menschlichen Flciße erobern. Die Eindämmung der Oderarme im Haff würde dem Handel unserS Platzes noch zum besondern Nutzen gereichen. Be kanntlich friert die große verhältnißmäßig ruhige Wassermasse des Haff'« im Herbste früher zu und thaut im Frühling später auf, als das Wasser im Flusse selbst. Im Frühjahr besonders, wenn die Oder und die Swine bereits längst vom Eise frei sind, hemmen häufig noch auf Wochen hinaus die im Haff vom Winde hin- und hergeschobenen Eismassen die Verbindung mit der See. Wenn die drei Mündungs arme im Haff einqedämmt sind, so wird natürlich die da durch bewirkte stärkere Strömung in denselben das Eis ebenso rasch verschwinden lassen, als jetzt in der Oder und der Swine. — Der Schraubendampfer „Archimedes" ist am 1. d. M. mit 9 Passagieren und voller Ladung von St. Peters burg in Stettin eingelroffen und wird nächsten Sonnabend als letztes diesjähriges Schiff nochmals dahin abgehen. München, 29. Oct. (M. B ) Es bestätigt sich die Nach richt von det Errichtung eines neuen Monumentes des Kurfürsten Max Emanuel durch Se. Majestät den König Ludwig. Wir können sogar beifügen, daß das von Brügger gefertigte Modell bereits vollendet ist und demnächst zum Gusse kommt. Das Monument wird in der Mitte des Paradeplahes aufgestellt, wohin auch s. Z. die beiden Sta tuen von Gluck und Orlando versetzt werden, da bekannt lich der Odeonsplatz für das Ludwigsmonument bestimmt ist. — Wie wir hören, soll der Vertrag des Anschlusses einer Bahn von Prag bis Pilsen an die durch den baner- schen Wald zu führende Ostbahn endlich von österreichischer Seite unterzeichnet sein. X LLetmnr, 2. Nov. Die schon mehrmals verscho bene Uebersiedelung unsers regierenden Hofes von Eisenach nach Weimar ist nunmehr gestern Nachmittag wirklich er folgt. Ziemlich zu gleicher Zeit traf Se. königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg zum Besuche am hiesigen Hofe ein, nachdem derselbe durch Unwohlsein verhindert ge wesen war, seinen bereits im vorigen Monat zugesagten Besuch unserS Großherzogs auf der Wartburg in Ausfüh rung zu bringen. In nächster Zeit werden noch verschie dene andere hohe Gäste am hiesigen Hofe erwartet, unter denen man auch neuerdings den Herzog von Aumale nebst Gemahlin und Mutter nennen hört. Mit Ende dieser Woche wird der Erbgroßherzoq in Begleitung seines Gou verneurs Kammerherrn v. Wardenburg und seines Hof meisters Or. Vermehren die nunmehr in den Stand gesetz ten Gemächer deS großherzoglichcn Schlosses zu Jena be ziehen. — Die für unsre Bühne angekaufte sämmtlicbe Garderobe des Münchener Jubelfestzuges soll mit 3500 Thlr. bezahlt werden, welche Summe in gleichen Raten, auf vier Jahre vertheilt, von der Theaterkasse zu bestreiten ist. — In einer der frühern Sitzungsperioden unsers Landtags war von unsrer Staatsregierung eine Vorlage wegen Aus zahlung einer Prinzessinnensteuer im Betrage von circa 16,000 Thlr. für die an einen Prinzen oer Niederlande verheirathete Tochter deS Herzogs Bernhard von Sachsen- Weimar gemacht, von dem Landtage aber abgelehnt worden. Feuilleton. Literatur. „Album de« deutschen Verein» zur Unterstützung der Hinterlassenen verdienter Künstler. Heraus- gegeben vom LeniralauSschuffe. Würzburg. Im Selbstverläge de« Verein«. 1858." — Zur nähern Orirntirung.über den vor genannten Verein sei bemerkt, daß derselbe sich gebildet, um hilfsbedürftige Witwen und Waisen verdienter Meister auf dem Gebiete der bildenden Künste, sowie auSnahmSwrise arbeits unfähig gewordene Künstler selbst zu unterstützen. Der Cesstral- auSschuß, der au» einer Zahl der geachtetsten Persönlichkeiten be steht, hat zur Zeit seinen Sitz in Würzburg und gedenkt zunächst unter Begründung von Zweigvereinen durch literarische und künstlerische Unternehmungen dem Vereine einen Fond zu ver schaffen, daneben auch Geldbeiträge entgegenzunehmen. Sobald die eingegangenrn Gelder die Höhe von Sbvv Fl. --- 2000 Thlr. erreicht haben, wird der Verein flch al» begründet ansehen und seine Wirksamkeit eröffnen. Der Vorsitzende de» CrntralauS- schuffe» ist M. Graf zu Bentheim-Tecklenburg. — Zn dem vorliegen den „Album" präsentiren sich auf S52 Seiten gegen 80 Porten der Gegenwart, deren Reihe die Könige Marimilian II. und Ludwig eröffnen, während nicht minder Namen guten Kkange», wie Fr. Rückert, I. Kerner, E. Geibel, H. Lingg, G. Kinkel, -r. Dingel stedt u. A., Gedichte beisteurrten. Al- eine Perl« der Sammlung darf Georg Scheurlin'« längere Dichtung „Ein Ständchen" (Er- ' innerung an Franz Schubert) sowohl wegen de» tiefempfundenen - Inhalt«, al« hinsichtlich der meisterhaften Form augesehen »er- n den. Ntu «m» eigenthümlich ist H. Lingg » „Nordpol und Süd- srr". Don andern nennenswerihrn Beiträgen, die sich nach Ge halt und Form etwa» mehr oder minder über da« allübliche Niveau de» Ueberlieferten und Verbrauchten erheben, find zu er- wähnen „Festgesang an A. v. Humboldt" von Joh. Minckwitz, „Die Heimkehr" von I. V. Scheffel, „Die WrihnachtSbäume einer Künstlerin" von Drärler-Manfred, „Der Tag im Gebirge" von Jul. v. Rodenberg, „Der brave Schmied von Regenbach" von Ehr. Schad, dir Dichtungen von Rud. Marggraff u.s.w. 3m Allgemeinen bietet da» „Album" immerhin noch eine werth vollere poetische Umschau, al» durchschnittlich die neuern Musen almanache; doch hätte die Redaktion da» eingegangenr Material bei weitem schärfer fichten können. Alle solche Album» werden doch von der Eitelkeit de» Dilettant«»»»» und der kleinen repro duktiven Talente nur al« willkommene Almosenbüchsrn ange- sehen, um werthlose literarisch« Scheidemünze in Veisrn oder Prosa im Namen der Wohlthätigkeit in Umlauf zu setzen. So fingen zum Beispiel I. Alimann und A. Glaser den Frühling höchst gewöhnlich an ; trivial ist da« Lied „Morgen muß ich fort von hier" von K. Barthel, und wahre Reimspirlereien, ohne jeden höhern Aufschwung, pflegt neurrding» I. Nep. Vogel zu geben, der tri dergleichen Gelegenheiten al« der Chorführer der „Un- vermeidlichen" angesehen werden kann. — Hermann Lingg'» vorerwähnte» Gedicht möge hier Platz finden. —v- Nordpol und Hikdser. Im höchsten Nordmrrr liegt rin Schiff an Schollen Eiset fest geschraubt, Dir Mannschaft auf dem Decke schläft, der Schnee liegt über ihrem Haupt. Wir gellend auch brr Nordwind pfeift, die Segel hängen ei«- umstarrt, Kein Mast und keine Planke stdhnt, kein Lau und auch kein Ruder knarrt. Doch jede Nacht das Nordlicht scheint und leuchtet in den weißen Tod. Dir hohlen Augen glühen hell, die bleichen Wangen werden rcth; Es malen sich in« Segeltuch Eisblumen riesig, tropengroß, Krystallnr Blüthen, geisterhaft, kalt, unbewegt und düftelos. Dom dunkeln EiSgebirge sch'n gewalt'ge Schatten blau herab, Wie von der Urwelt Thieren, die versteint hier ruh'n im Felsen grab; Und gleich als gährte jetzt noch tief, tief untcr'm Schnee die Feuerkraft, So rollt ein tiefer Donner oft, daß weit das Eis in Schluchten klafft. Und in der Südsce liegt ein. Schiff, das liegt so still und un bewegt, Ins windstill blaue Meer hinein, wie in rin offnes Grab, gelegt. Bon Leichen ist der Bord bemannt; die seh'n so hohl und aus gebrannt, Als hätten ihre Mumien die Katakomben ausgesandt. Die Sandbank ward zum faulen Sumpf, und aus dem Sumpfe wächst hervor Ein üppig wuchernd Pflanzenreich von Seetang, Schimmel, Moos ' und Rohr. Verfaulend liegt das Fahrzeug da; aus jeder lecken Spalte faße Sin Grüne« Wurzel und erhebt sich rankend bis empor zum Mast. Don grünem Laubdach ist bedeckt das Haupt der Tobten fort und fort. Und Blumen blüh'n au« ihrem Mund, al« sprächen sie da« Lrbenrwort; Statt Wimpel weht da« lange Schilf, und wo die Schiffslatern' gebrannt, Fliegt Nacht« rin grüner Glühwurm auf und leuchtet wie ein Diamant.