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Dresdner Nachrichten : 01.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187008013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18700801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18700801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1870
-
Monat
1870-08
- Tag 1870-08-01
-
Monat
1870-08
-
Jahr
1870
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 01.08.1870
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Zeller, raste aste, Rcin-u.Ad- :r. 8 bei 8l«,u« Beilage Konntaaskeilaae. 7 M A»fer«te angenom««»: lst« Abends 0,Gv«n- bi« Mitta»« 1« Uhr: Marienstra-e 18. in dies. Dlatt« Hüten ein« erfolgreiche Verbreitung. Auflage: 19.000 Exemplare h«t «»»a-geMIcherLie. ferung in'« Han« Durch die LSnigl. Post vierieljäh«'». 28>-,Vtgr. Einzeln« Nummern l Ngr. Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Lttpsch L Neichardt. — Verantwortlicher Redactcur: JulkUS Ncichüldt. Ansmiteupreise: Für den Raum einer gespaltene« Zeile: I Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Nr. 213. Fünfzehnter Jahrgang. Mitredacteur: Thrador Arabisch Montag, den 1. August 1820. »»WW»W»MWWWW»»WWW>WW>UWWW»«, Drcödcn, 1. August. — Dresden, 31. Juli. Wir brauchen einen raschem einen baldigen Sieg! Nicht dcö thörichten Gcrcdcö willen, mit dem man es nicht erwarten kann ,.dast cü bald loögeht", auch kommt cö viel mehr darauf an. tast Dcutsck)land den entschei denden und nicht bioö den ersten Sieg gewinnt, aber, da die proste Riehrzahl aller Menschen sich dahin schlägt, wo der Er folg ist und die Staaten aus ihrer Neutralität hcrauötrctcn und sich nicht dort anjchlicstcn. wo Niederlagen die Fahnen beglei ten, so ist eine siegreiche Wafscnthat uns dringend nöthig. Doch, wir haben sie schon. Wir verweilen auf die Nachrichten aus Saarbrücken. S:c bcivciscn, das; Napoleon seine Rüstungen vollendet hat und dast ih» die Unruhe Frankreichs, welche rim- len sehen will, nöwigt, zum Angriff zu schreiten. 'Noch inimer war viö jetzt die Vcrschwiegcnheit die Göttin der Nhcinarmec. Alle Welt sprach von Mac Mabon und Niemand imt ihn gc- ieben. 'Nieinand weist, wo Moltke weilt. Die in den letzten Tagen voracnomincncn Necognoöcirungcn haben ergeben, das; die Franzosen mindestens einen Tagcmarsch von der deutschen Grenze entiemt standen, theilweise um das Geveimniß besser zu bewahren, tbeilweisc um sofort in fertiger Lchlachtvcdnung mar »chircn zu können. Dies hat sich durch daö Gefecht von Saar drücken geändert. — Von der französischen Flotte liegt die Nach richt vor, dast sic vorKopenhagen angckoinme» ist. Ein rbcil derselben ist m der Nordsee zurückgeblieben. Die französischen Panzcrircgattcn Taureau und Rochambcau haben den Befehl erhalten, die prcustischc Panzcnrcgattc „König Wilhelm" anzu- grcijcn. Es scheint, das; mit Aucmahmc dieses furchtbaren Wid dcrschiffö die gelammte norddeutsche Flotte in die Ostsee gcgan gen ist. Der riesige Nochambeau hat nämlich 5>»o Pscrtekräste mehr estö „König Wilhelm", jedoch auch um 2>A> Zoll dünnere Panzerplatten. Er ist zum Aurciincn bestimmt durch die po- .t.nzicte Dampskratt. die cr vor allen Kriegsschiffen voraus hat. "in der Ostsee vcrmuthet inan eine französische Landung bei Wismar oder Rostock. Man baut daselbst Strandbattcrie», die -mit Kruppschen Geschützen bewaffnet werten solle». — Die Stimmung in Oesterreich ist immer noch eine zwiespältige. All gemein verlautet, dast Graf Bcust sich für eine völlige 'Neutra lität ausgesprochen habe. Er findet hierin einen Bundesgenossen an der Kaiserin Elisabeth, deren Herz sdie hohe Frau ist be kanntlich eine geborene Bavrischc Priiizcssinl dort ist, wo die bayrischen Fahnen wchn. Doch nimmt die offiziöse Provinzial presse in Oestrcich mehr Partei für Frankreich und die ungari schen Franzosensrcunde scheinen an Oberwasser zu gewinnen. — llmgekebrt haben die Biomarckischen Enthüllungen über die französischen Gelüste am Belgien endlich die fischblütigen Eng länder zu einer energischeren, würdigeren Haltung hingerissen. Die gcsammtc Presse dringt aus englische Richtungen zum Schutze Belgiens. ES ist also den Bemühungen Napoleons nicht ge lungen. den Argwolm Englands cinzuschläscrn. - In München wurde der Generalmajor v. Tausch durch einen Stich an der Schulter verwundet. Man führt die That aus persönliche Mo tive zurück. — Der Herzog von Schlcswig-Holstcin-Augustm bürg wird den Krieg gegen Frankreich als bairischer General ü la giiito mitmachcn. — Berlin, :lO. Juli. Officicll wird gemeldet: Heute Bormittag wurde Saarbrücken vom Feinde angegriffen. Trotz der sehr bedeutenden llcbcrtcgcnhcit desselben ward der Angriff siegreich abgcwicscn. 'Nähere Details sind noch nicht cingcgemgcn. lEb. Tgdl.» AuS Earl Sb ad meldet ein Privatbrics Folgendes: „Am 27. Juli war hier in der protestantischen Kirche die all gemeine Kirchenicicr angcorknct, der sich dadurch ein Hemmnis; dadurch entgegen stellte, dast der hier mugircudc b annövc r s chc Geistliche die Kirche nicht abbalten wollte, indem cr zur Ent' schnldiglmg augab; c r h a b c kc > n c E r I ei u b n i st. Glück licherweise war ein Prediger aus Leipzig hier anwesend, welcher trotz seines UuwobiscinS daö Amt übernahm. Die Kirche war in allen ibceu Räume» von 'Andächtigen erfüllt; man sab nicht vloS Deutsche, mau gewahrte auch Engländer, Schweden, Oe- sterreichcr und Ungarn. Auffällig aber musste cs erscheinen, dast die noch in Earlöbad anwesenden Hannoveraner siel» von dieser kirchlichen Feierlichkeit entfernt hielten, jedenfalls im Sinne des erwähnten Geistliche», der nur mit seinem Erkönig lieb äugeln will". — Auö Görlitz wirk den 26. geschrieben: Ein Borfall, der sich heute aus unserem Bahnhöfe zugctragen, hat hier in der Stadt nickst geringes Aufsehen erregt. Bor Ankunft des Bcr liiicr Zuges cn'chicncn mehrere O'sicicrc ain Bahnhose. AIS der Zug anhielt. versügtcn sie sich sofort zu einem Waggon zweiter Elaste. In demselben fasten drei elegant gekleidete Her re». Ein Otficicr trat vor und rief ihnen zu: „Meine Herren, Sie sind verhaftet'." Die drei Herren wurden so^cick' getrennt und jeder beileibe» von zwei Ossicicrcn nach ter<-tadt geführt, zugleich aber auch sämmtliche Effecten derselbe» init Beschlag belegt. Die drei Beanstandeten wurden nach zweistündiger Hast vor einen Kriegöreith gestellt, vor welchem sich dieselben genau zu legitimsten hatten. Der eine derselben war der fran zösische Gc s an d ts ch a s t ö - A tt a ch ö HcrrEbarleö du Ree, welcher seinen Aufenthalt in Berlin verlängert hatte, ohne die dortigen Behörden hiervon zn verständigen. Der dem KriegSrathc vorsikende preußische General erklärte ihm, tast cr vorläufig in Haft verbleiben müsse, diö daö erste Armcccorpö andere Dispositionen getroffen habe. Der zweite Herr, eine i» Prag sehr bekannte Persönlichkeit, batte zum Glück seinen öster reichischen Past bei stck', cr war aus der Reise »ach Oesterreich begriffen, und cö mochte ihm wunderlich zu Mutbe gewesen sein, als er erfuhr, in welcher Begleitung cr die Reise von Berlin gemacht hatte. Der Dritte endlich lcgitimirtc sich durch meh rere Orden als preußischer Eommerzienratb. Beite Icistaciian» ten Herren wurden, nachdem mit ihnen ein genaues Protokoll über Alles, >vaS aus der Neste gesprochen worden, ausgenommen war, unter de» höflichsten Entschuldigungen entlassen. Herr du Ree dagegen blieb in Haft, und zwar über telegraphische Wei sung deS Bundeskanzlers. Wie ich nachträglich erfahre. fahn dete man preuhischerseitö eigentlich auf den hannovcranischcn Grafen Klclmannöcgge, der im Verdachte steht, eine hannovc- ranische Legion zu organisircn. — Von gut unterrichteter Seite wird versichert, baß für Sachsen zum Gencralgouverncur kein preußischer, sondern ein hoher sächsischer Militär dcsignirt sei. — Ein öffcntlickm Anschlag besagt, das; der norddeutsche Bundeskanzler beschlossen, die Nationalcinlcihc von 120 Millio nen dcö norddeutschen Bundes mit 88 auszugebcn. — Zu den vielen Vereinen. welche bcr Krieg in'S Leben gerufen, ist seit einigen Tagen hicrscldst ein neuer hinzugctrcten, der sich die Aufgabe gestellt hat, Beiträge zu sammeln, um den Untcrofstciercn und Soldaten dcö 12. Armcccorpö sür her vorragende Wafscntbaten eine Belohnung oder einen EhrenIoh n ertbeilen zu können. Jedensallö wird der Ausruf Anklang finden, denn daß im Publikum der Wunsch und Mille rege ist, auch zu diesem Zwecke Opfer zu bringen, beweisen die von Einzelnen bereits ausgcsetzten Prämien für die erste eroberte Fahne. den ersten eingcsangcnen Turcoö. das erste erbeutete Geschütz ic. Hier gilt es. mit vereinten Kräften zu wirken, um den Tapfersten der Tapscrn einen vaterländischen Ehrcnsold bringen zu können. Hat der Soldat sich im Kampfe hcrvor- gcthan, so soll ihm durch den Verein von den gesammelten Bei trägen eine entsprechende Summe zukommen, die dem Tapferen bei seinem Rücktritt in daö bürgerliche Leben auöaehäntigt, ihm eine erwünschte Zugabe zum Beginn seiner Fnedcnöthätigkeit sei» wird. Ist cr im Kampfe für Deutschlands Ehre bei seiner tapferen That gefallen, so soll seinen Hinterbliebenen dieser Ehrensold zusallcu. Wenn nun dem Staate, der Eommun und den vielen Hilsövereincn die Sorge obliegt, sür die augenblicklich in 'Roth Zurückgebliebenen zu sorgen, den ziehenden Truppen Erfrischungen zu reichen und dann den Verwundeten Hilfe und Linderung zu bringen, wenn die Aufrufe dcs Aibertvereinö und der mit diesem verbundenen Vereine die Frauen und Jung frauen zusammcntührt, um für die Lazarcthe zu schaffen und Pflegerinnen hinauözusenden. so ist hier in dem Verein zur Be lohnung hervorragender Waffcnthatcn der Unterosficicre und Soldaten des 12. Amwecorpo Jedem Gelegenheit geboten, durch opferfreudige Gabe» seinen Thcil dazu beizutragen, um unseren, »volle cö Gott! aiö Sieger heimkehrcnden tapfersten Brüdern und Söhnen den Dank durch einen Ebrcnlol'n zu bringen. — Eine rührende Scene im militärische» Rayon spielte sich am Morgen des vergangene» Freitags ab, als die 2. Compag nie des ll. Bataillons vom Regiment „König Johann" zum 'Ab marsch nach dem Bahnhöfe bereit stand. Der Hauptmann Dö ring. den alten Feldwebel Vcttermann an der Hand, trat vor die Eompagnic und gab in innigen Worten dem lcbhaitcn Be dauern 'Ausdruck, dast der Veteran, welcher bereits 42 Jahr alö Soldat und 30 Jahre alö Feldwebel dem Könige treu gedient, nunmehr im bevorstehenden Kriege gegen Frankreich müssig daheim bleiben müsse, »veil Alter und Siechthum ihm die Kriegs- strapazen n»cht gestatten. Indem der Redner noch bcsouderö hcrvorhvb, dast cr selbst durch 20 Jahre der Schüler des greisen Soldaten gcwcsen und den Wunsch aussprach, dast daö, was cr von ihm gelernt, im jetzigen Kampfe zur gute» Frucht reise» möge, sprach cr, sich verabschiedend, dem Veteranen seinen und den Dank der Eompagnic auf die herzlichste Weise aus. Feld webel Vcttermann. dem die Augen voll Thräncn der Rührung standen, war es »hin gänzlich unmöglich, auS Wchmuth in den» ernsten Augenblicke der Trennung von seinen Kameraden ein Wort zu erwidern. Sein Herz folgt aber gewiß den wackeren Waffenbrüdern. — Daö erste patriotische Eonccrt der „Liedertafel", welches ain Sonnabend aui dem Waldschlöhchen zum Besten der ihrer Ernährer zcitiscilig beraubten Sotdatciitamilien stattsaiid, war von einem äußerst zahlreichen, eleganten und patriotisch gcstiinm ten Pndiikum besucht. Die mit Feuer, Begeisterung und in künstlerischer Eractität vorgctragcncn Gesangsstücke fanden eine enthusiastische Aufnahme, einzelne Piöccn, stürmisch verlangt, musttcn wiederholt werden. Den Schluß deS Programms bil detc daö Lied, das man jetzt von allen Trnvvcn singen und anö allen Rcstanrationcn heraus erklingen hört: die populäre „Wack't am Rhein". Hier stieg die Begeisterung zu ihrer be deutendsten Höhe. Wünschen »vir dem Unternehmen, durch die Wirkung der Macht de» Töne die Leiden dcö Kricacö zu lin dern, eine ebenso gedeihliche Fortsetzung. wie der Anfang ge wesen ist! — Ein kleines etwa zwölsjährigeö Mädchen, welches vor dem Durchhansc gegenüber der Sck'laditz'schci» Restauration am Weißen Mühlgraben mit dem Ausschcucr» von Küchcngcschirr beschäftigt war, stürzte an» Sonnabend Abend in denselben unk wurde von den Finthen biö in die 'Nähe dcö Schiachtimleö mit sortgerisscn, wo sic bald von mehreren Männern anö dein nassen Elemente hcrausgczoge» wurde. Die Mutter des Kindes, welche von dein UnglückSiallc gehört haben mochte, kam hinzu, »nid nachdem die Retter die Kleine ihr üvcrgcvci» hatten, srug Entere sofort, wo der eiserne Tops hingckommen sei. Da selbiger schon längst sortgeschwommcn war, erhielt das Kind wegen des Verlustes am offener Straße Schläge. Die Baumeicr'sche Brütanstalt, die wegen Kränklichkeit deö Besitzers jetzt mehrere Jahre lang still lag, hat ihre Tbätig- kcit wieder ausgenommen. In Folge erhaltener Einladung vc gab fick» Referent init einer Anzahl Kinder gestern in daö an» Ende der Forststraßc iin Walde gelegene Etavlisscincnt. 2.',0 Stück junge Hühnchen verließen die Hülle, in welche» sie, 20 Tage lang der Wärme dcö Brütapparates auSgesctzt, sich ent wickelt batten. War das ein Picken, ein Piepen und ein Leben! Das Hühnchen dreist sich im Eie langsam um sich selbst unk pickt dabei die Schale des Eicö ringsum entzwei, bis dieselbe in zwei Hälften, eine größere und eine kleinere, zcnällt. Die Fe dcrchcn liege» erst naß am Leibe fest, buschcl» sich aber nach kurzer Zeit auf. Die kleinen Thicrehen werde» dann in bcson dcrc Eezieh»»goräui»c gebracht, in dciicn sic bei gleicher Wärme und geeigneter Nahrung sieh schnell entwickeln. In Klasse II, war bereits eine Schaar solcher lustiger Schippchen, die, erst 8 Tage alt, schon aus den Ton einer Erommci hörten und sich sofort an und über einander versammelten, sobald die Trommel gerührt wurde. Nun begann die große Fütterung. Man muß cö gesehen haben, das junge Volk, um de» Ester zu beschreiben, init welchem cs sür seine körperliche Erhaltung thätig war. Wie ein Biciicnschwarm, wie von einem einzigen Gedanken beseelt, schlvärmte» hiermit die kleinen Puttchen von einen» Ende dcö Raumes nach dem anderen, um sich nach dem Essen Bewegung zu machen. Sind die Thierchen herangewachsen. so werden sie im Walde geweidet, und hier verzehren sie unzählige Eier und Puppen schädlicher Jnsecten. Schon früher, als die Anstalt im Gange war. wurden die Hühnchen von hier zur Nachzucht ge kauft, »veil brütende und führende Hennen 10—12 Wochen iangnicht legen und »veil man sich »ach Geschlecht, Nacc und Farve be liebig auowählcn kann. Die künstlich auogcbrütetcn Hühner stuv ebenso fortpstanzungsiähig wie andere. — Seit einigen Tagen sieht man einen großen schwarzen Hund in den Straßen heruinlauscn, welcher außer dein vor- schristömästigcn Maulkord noch eine Brille, i» die blaue Gläser eingesetzt sind, auf seinem hündischen Kopse trägt. Ob nun der Hund »nit schlechten» Augenlichte begabt ist oder ein Spaßvogel hier einen schlechten Witz beabsichtigt, sei dahingestellt. — O e s f c u t l i ch e G cr ich t üs i tz ung am 80. Iuli. Mährend in der jüngstverstosscnen Zeit be» den betreffenden Diebstahls- und Bctrugsiällen thcilö volles, theils thcilweiscS Geständnist vorlag, so koinmt heute ein Fall zur Verhandlung wo der Angeklagte seine volle Unschuld behauptet. ES ist dev Diebstahls angcklagt NicolauS Pornatzsch auö Cunncwitz bei Kaincnz. Der»clbe stand im Dienst dcöHerrn von Rohrscheibt: ebenso auch der als Zeuge anwesende Berichte, der Kutscher Weitert, sowie noch süru Zeugen, sämmtlich zum Personal deS Herrn von Rohrscheidt gehörend: noch überdies sind der Logiö- wirth des 'Angeklagten, Herr Schuhmacher Kricsing und der Gendarm Herr Zieger alö Zeugen vorgeladcn. Kutscher Weitert legte an» 18. Juni d. I. »ach dein niit zivci Zeugen und dem Angeklagten gemeinschattlichci» Mittagessen in der Kutschcrstuve sechs Thaler »» seine Brieftasche, steckte dieselbe in einPaarihm gehörende, in» Schrank hängende Hosen und schloß dcniclden zu. Den nächsten Tag Vormittags bemerkte er, daß das Geld auö der Brieftasche weg »rar, alles Andere unberührt; der Schrank war auf gewaltsame Weise bei der Angel geöffnet worden. Der Angeklagte wurde nun dieser That dringend verdächtig und ward daher an dcmsclvcn Tage zur Haft gebracht. Sein Wissen von diesem Gelte, seine ungcwöhnUchc» Ausgaben während dieser kurzen Zeit, ferner seine Anivcscnheit an diesem Orte, in, ivelck-cr Angabe cr in Bezug aus die Zeitdauer den Zeugenaus sagen widerspricht, sowie seine Rückfülligkeit lassen mit Be stimmtheit schließen, dast er der Schuldige sei, welche Ueber- zcugung die Staatsanwattschatt, vertreten durch Herrn Staats anwalt vr. Krauste, dm Herren »Richtern und Schöffen mit dein Vorsitzenden, Herrn Gcrichtsrath Gross, vor Bcrathung über das Urtheit in genauer Darlegung unterbreitet, »voraus denn auch nach kurzer Zurückziehung deöGcrichtshoieö daö zu erwar tende „Schuldig" eriolgte. Der Angeklagte ward, wie bei sei nem »rühcren Djcvstahl, auch wieder zu 7 Monaten Arbeits hauS verurtheilt. — Im Aufträge deö Herrn Münch ersucht unö Herr Adv. Schröder, daö Referat in 'Nr. 210 d. Blattes >20. Juli» über die öffentliche Gerichtssitzung vom 25. Juli da hin zu berichtigen: daß nach Inhalt der darüber ergangenen Acten nicht behauptet worben ist, dast der Denunciat. Bier- schröler Miinch, etwas angetrunken aus der Breiten- st raste »nit seinem Geschirr gefahren sei, sondern vielmehr: daß Münch seiner Lcitö zu seiner Rechtfertigung behauptet hat, daß sich der Dcnunciaiit. Gcnsdarm Bieder, bei jener Gelegenheit in einen» eingctruiikeiicn Zustande deiunden, und daß auch der Vonall sich nicht aui der Brcitcnstraße, sondern aus der Berg straße zugctragen hat. Kleine Wochenschau. So lange eö eine deutsche Geschichte gickst, so lange deutsche Schwerter blitze», Wells gegen das 'Ausland, Wells in druber- mördcrischm durch dynatt» che Ester- und Herrschsucht hervor- gcrmcncn Kämpfen, ist keiner zu vergleichen »nit dein bevor stehenden großen weltgeschichtlichen deutschen Nationatkampsc. 'Alle Kriege Barbarossa'S gegen Heinrich den Löwen; alle Kämpfe der Hohenstaufen »nit Italien, alle Kämpfe der Deut schen mit Frankreich, ja selbst der Krieg gegen 'Napoleon in den Jahren 1813-1815 treten in verschwindenden Hintergrund gegen den Kampf von 1870; wo die Waffcnkrait von 38 Mil lionen Deutschen von ein und demselben nationale» Geiste be seelt, unter ein »nid demselben Eommando dastche»; ein »veit- geschichtlich Ereignis;, wie solches iioch nie dagcwescn, so lange der Eichbaum deutsche Lande beschattet. Fürwahr, Jedermann, der die Geschichte unscreogroßcn herrlichen Volkes einigermaßen »nit 'AunncrksaintcitnnddaluinostinitgcbrochencinHcrzcnvcriolgt.ihm müssen die Thränen in die Augen treten, taßdcr goldnc rraum von dcö deutschen Volkes Macht und Herrlichkeit, für »reichen Tamcnde und 'Abertausende freudig in den Tod gegangen, »ür welche» die edelsten Männer unserer Nation geistig gekämpft, endlich beginnt zur Wahrheit zu werden. Und wie der Genius unseres Volkes cs »vmiderbar zu lenken gewußt, der mörderischste deutsche Brutertrieg mußte vorher- gcl'eii! eine schwere Bluttaute — hoffciiluch die letzte unter deutschen Stämmen — mußte powergehen, bevor die deutschen Lande »vaffengckittct zu einander stehen, dem Erbfeind in ge schlossenen Eolonnei» gegenüber von den schneegetrönten 'Alpen biö zur brausenden Nordsee. Wenn wir vorhin bemerkte», daß selbst die Kämpfe dcö deutschen Volkes in de» Jahren >8l3 -1815 in Beträgst dcö bevorstehenden Kampfes in velschivindeiikcn Hinte»grmid treten, so kämpstcn damals die Deutschen allerdings mit der alten bc währten Tapscikcit gegen die Franzosen; aber sic blieben trotz dem ein in sich zerrstseiicoVolk. gespaltet durch die unterschied lichsten dynastischc» Intcrcssen. Sic standen unter unterschied lichen Eommaiito'ö, die wieder particularistisch abhängig waren von ihren größere» oder kleinere»» Regierungen. Ferner waren die deutschen Truppen untcnncngt mit den unterschiedlichsten fremden Völkerschaften. Wie konnte sich da ein acht deutsche» Nationalgeinhl »nid Rationalcinhcit entwickeln. Sollen »vir au» uns Sachsen sehr nahe gelegenen Spezialitäten cingeben s Wie tonnte von deutscher Was s c n c i n h cit die Rede sein, wo von Seiten Preußens dem sächsischen Gardcregimcnte die Fah nen verbrannt und treue Sachicnherzcn aus dem Sandbügel von Lüttich unter preußischen Kugeln ihr Leven auöhauchten? Da konnte unmöglich von aufrichtiger deutsche» Waffeiivrübcr- schatt die sticke sein. Wahrhast national war der damalige Daö Dresdner Joumal bringt folgende telegraphische 'Nachrichten: Dresden, 31, Juli, Se. König!. Hoheit der Kronprinz von Sachsen ist heute früh bald 5 Uhr glücklich am Be stimmungsorte cingetroffen. — Wien, 31. Juli. Infolge der Jnfallibilitätscrklärung beschloß die k. k. Regierung, den ConcordatSvcrtrag nicht länger ausrecht zu erhalten und denselben auster Wirksamkeit zu setzen. Der Reichskanzler Gras v. Beust hat demzufolge Schritte cingelcitet, mn der römischen Eurie formell die Aufhebung deS Eoncordats zu notificircn. — Eivtravecchia, 30. Juli. Ain 28. Juli hat General Dumont in Rom die Ordre erhalten, die französischen Truppen zu concentrircn und beim ersten Befehl einzuschiffen Berlin, 31. Juli Nachmittags. Ein Aufruf dcö Königs Wilhelm an daö Volk zeigt die Abreise Sr. Majestät zur Annce an und erläßt im Hinblick auf die einmüthig Erhevung des Volkes eine 'Amnestie für politische Verbrechen und Vergehen. — Die Abreise deö Königs erfolgt Abcndö 6 Udr, Gras v. Bismarck begleitet ihn.
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