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7 Wcheritz-Mmig Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 76. Jahrgang Donnerstag, den 18. Angust 1910 Nr. 96 Der Stadtrat. Dippoldiswalde, am 17. August 1910. ! kl i l 4 7 Haber der Immen verwandeln! Gegen 1/21 Uhr ver sammelten sich etwa 50 Imker im Ratskeller zum ge meinsamen Mittagessen, welches durch eine Reihe humor- Eröfsnungsansprache, welche in ein Hoch auf den König ausklang, hielt der Ehrenpräsident, Herr Amtshauptmann vr. Sala. Er wies hin auf die Bedeutung der Bienen zucht für Obst-, Garten- und Feldbau, auf die Bedeutung des Honigs für die Volksgesundheit, streifte auch die Fragen, welche die Imker in der Gegenwart besonders bewegen, wie die Faulbrut, die Honigverfälschung, die Haftpflicht der Imker und die Unterstützung und Aus zeichnung der Bienenzüchter durch die Kgl. Staatsregie rung. Lebhafter Beifall folgte seinen vortrefflichen Aus führungen. Bon der Ausstellungsleitung erwiderte Herr Gäbel mit einem Hoch auf die Feststadt Dippoldiswalde. Daran schloß sich ein Nundgang durch die Ausstellung. Rechts vom Eingang zur Honig- und Geräteausstellung halten die Ehrenpreise, silberne und bronzene Medaillen, Ehrenpreis der Leipziger Bienenzeitung, der Stadt Dip poldiswalde, des Baron v. Perglas, des Bienenzüchter- Vereins Dippoldiswalde usw. Ausstellung gefunden Nun gings an ein Schauen und Staunen! Da gab es Honig in allen Farben in Gläsern und Waben, ausgebaute Glas glocken mit fast 50 Psd. Inhalt, daneben eine ganze Menagerie aus Wachs, Wachgeier, Wachskerzen, ja sogar Stadtwappen u. dergl. An der Wand hängen künstliche Bienenschwärme, Anschauungstafeln, Lehrbücher sind aus gelegt und zahlreiche Bienenfeinde werden uns in natura vorgeführt Fabrikanten erklären Wißbegierigen die aus- gebreitcten Neuheiten in Bienenzuchtgeräten. Etwas be fangener besichtigt der Nichtimker ja lebende Völker. Aber gar bald zeigte cs sich, daß die Bienen besser sind als ihr Ruf. Man beobachtete und betrachtete die Wunder der Bienenwelt nicht nur durch die Glasfenster, sondern wagte auch einen Blick in das Innere eines Stockes. Selbst zahlreiche Damen gingen furchtlos durch die fliegenden Völker hindurch. Mit besonderem Interesse wurden einige Weiselzuchtkästchen betrachtet und ein Beobachtungsstock für Schulen. Ls dürfte dabei wohl aus manchem, welcher Stadtverwaltung. Der Sonn- von Ausstellungen gefürchtete hatten sich zahlreiche Be- Ausstellung eingefunden. Die blieb nicht versammelte im Saale Oberlehrer Zweigvereinen. Sodann begrüßte der Vorsitzende des .bisher der Bienenzucht abgeneigt war, ein Freund dcr- Bienenzüchtervereins Dippoldiswalde die Feslversammlung I selben geworden sein. Möchte er sich bald in einen Lieb- Das Gespenst eines amerikanischen Zottbnndes. In den Köpfen einiger tollkühner Nordamerikaner spukt schon seit einiger Zeit das große Projekt, alle Länder Nord- und Südamerikas in einen Zollbund zu vereinigen. Würde ernstlich an der Ausführung dieses Projektes ge arbeitet, so gäbe es auf der ganzen Welt keine wichtigere handelspolitische Frage als die der Gründung des ameri kanischen Zollbundes, denn dieser Zollbund würde in doppelter Hinsicht die europäische Handelswelt schwer schädigen, indem er durch Zoilermäßigung die Einfuhr der amerikanischen Staaten unter sich riesig begünstigen, dagegen die Einfuhr der europäischen Staaten nach Amerika enorm erschweren, ja wohl vielfach verhindern würde. Auch Deutschland ist an der künftigen zollpolitischen und wirtschastlichen Entwickelung Amerikas außerordentlich stark beteiligt, da Deutschlands gesamte Ausfuhr nach Nord- und Südamerika jährlich fast eine Milliarde Mark beträgt. Es ist jedoch anzunehmen, daß das Projekt der Gründung eines amerikanischen Zollbundes nicht so leicht zur Wahr- heit wird, denn die kräftiger entwickelten südamerikanischen Staaten, zumal Brasilien, Argentinien und Chile haben das richtige Gefühl, daß der Zollbund für ganz Amerika hauptsächlich den Vereinigten Staaten von Nordamerika zugute kommen würde. Abgesehen von den Vereinigten Staaten von Nordamerika erzeugt auch das ganze übrige Amerika fast gar keine Handelsartikel, mit denen es mit Deutschland irgendwie konkurrieren könnte. Die südameri- kanischen Staaten müßten daher fast alle ihre Industrie- bedürfnisie aus Nordamerika beziehen, wenn ihnen der amerikanische Zollbund etwas nutzen sollte. Die Nord amerikaner haben vor allen Dingen aber auch das ein seitige Bestreben, die südamerikanischen Staaten mit nord amerikanischen Jndustrieprodukten zu überschütten, während die Nordamerikaner aus Südamerika sehr wenig Produkte kaufen. Die wichtigsten Ausfuhrartikel Südamerikas sind Weizen, Kaffee, Baumwolle, Fleisch, Tabak und Häute, und alle diese Naturprodukte haben die Nordamerikaner auch in Hülle und Fülle. Das Projekt des amerikanischen Zollbundes ist daher nur ein echt nordamerikanischer Pankeestreich, uni die Südamerikaner gehörig über das Ohr zu hauen. Es ist anzunehmen, daß die Regierungen und Geschäftsleute in den südamerikanischen Staaten so klug sind, um einzusehen, daß der amerikanische Zollbund den wirtschaftlichen Interessen der südamerikanischen Staaten nicht günstig ist. Die glänzende Entwickelung der süd- amerikanischen Staaten, zumal Argentiniens und Brasiliens, hat ja auch dazu geführt, daß Deutschland bereits für weit über 400 Millionen Mark Waren nach Südamerika aus- führt, und daß zugleich auch Deutschland ein guter Käufer südamerikanischer Handelsprodukte ist. Wir wollen daher in der Handelswelt den Versuch der Nordamerikaner, einen amerikanischen Zollbund zu gründen, jetzt einfach als einen Schlag ins Wasser registrieren. Amtshauptmann und der tag brachte leider das Negenwetler. Dennoch suchcr zur Eröffnung der HaupMmig der Feuerwehren Sonn^sg, «len 2t. Kugusk tStv. Die Mannschaften der Pflichtfeuerwehr haben sich nach dem Alarm, der durch die freiwillige Feuerwehr vormittags zwischen 11 «nd 12 Uhr erfolgt, mit ihren Geräten auf den Marktplatz zu begeben. mit einer begeistert aufgenommenen Ansprache, welche auf zahlreiche Wünsche aus der Versammlung in den Mit teilungen des Hauptvereins erscheinen soll. Schnell er ledigte man nun die Wahlen einiger Kreisvorstände, während die Verhandlungen über Ort und Zeit der Ver sammlung und Ausstellung 1912 eine längere Debatte er forderten, bis endlich Stolpen und Glauchau ihre Anträge zu Gunsten Lichtensteins zurückzogen. Lebhaft gestaltete sich auch die Aussprache über den Antrag, gegen das Ab brechen der ersten Bienennährpflanzen im Frühlinge bei der Kgl. Staatsregierung vorstellig zu werden. Ein An trag, außer Schwedenkleesamen auch Samen von andern Bienennährpflanzen zu verteilen, wurde angenommen. Mit Mitteilungen über Honigfälschungen und -Unter suchungen, sowie Jmkerbundangelegenheiten fand die Ver treterversammlung ihren Abschluß. Der Abend war der Geselligkeit gewidmet und hatte dieserhalb der Bienen- züchterverein Dippoldiswalde im Schützenhause einen Kommers veranstaltet, welcher sehr gut besucht war. In liebenswürdiger Weise betätigten sich mehrere Vereine und Einzelpersonen als Festverschönerer. In seiner Be grüßungsansprache führte Lehrer Thiel die Teilnehmer an den Bienenstand und schilderte einige Einzelheiten aus dem Bienenlebcn, welche vorbildlich für das Familien- und Staatsleben sind und schloß mit einem begeistert auf genommenen Hoch auf den Allerhöchsten Protektor des Vereins, Se. Majestät, unsern König. Das überreiche und adwechselunsvolle Programm, welches uneingeschränktes Lob und herzlichen Dank erntete, konnte erst gegon Mitter nacht zu Ende geführt werden Alle Veranstaltungen wurden auch ausgezeichnet durch den Besuch des Herrn Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Es war ein Leben wie im Bienen stöcke, als am Sonnabend einige Hundert Imker in Dip poldiswalde ihren Einzug hielten, sodaß es fast an Woh nungen mangelte. Leider war das Wetter der Veran staltung nicht so günstig, als es wünschenswert gewesen wäre. Trotzdem war der Besuch zufriedenstellend, sodaß die Kosten voraussichtlich gedeckt werden dürften. Die Verhandlungen begannen am Sonnabend nachmittag nach 4 Uhr im Stcrnsaale mit der Delegiertenversamm lung. Der Besuch derselben war sehr gut und waren etwa 80 Vereine vertreten. Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden, Herrn Reichstagrabg. Gäbel, er folgten die Geschäftsberichte, welche sämtlich zeigten,-daß der bienenw. Hauptverein sich stetig in aufsteigender Linie entwickelt; zählt er doch zurzeit 3725 Mitglieder aus 114 Schmiedeknecht das Bild eines echten Bienenvaters nach den Eigenschaften der Biene. Wie diese muß auch er ernst, eifrig, einig, eigen sein. In packender und inter essanter Weise behandelte sodann Herr Oberlehrer Liebers das Thema: „Was hat der Imker zu tun, wenn er bei vorherrschender Frühjahrstracht mit Erfolg Bienenzucht betreiben will?" Beide Vorträge wurden durch reichen Beifall ausgezeichnet. Unterdessen hatten die Preisrichter ihr am Sonnabend begonnenes schwieriges Werk zu Ende geführt und konnte die Preisoerteilung vorgenommen werden. Dis höchsten Auszeichnungen erhielten Lehrer Thiel, Ehrenpreis der Leipziger Bienenzeitung und silberne Medaille für Gesamtleistungen und Verdienste um die Ausstellung, Fischer-Seifersdorf, Ehrenpreis des Haupt vereins und 20 M. (bei Herrn Fischer waren 25 Jahre seit dem erstmaligen Beschicken einer Ausstellung verslossen), Holfert-Kipsdorf, Ehrenpreis des Herrn Baron v. Perglas und silberne Medaille, Zeidler-Dippoldiswalde, Ehrenpreis der Stadt Dippoldiswalde, Herr Baron v. Perglas die silberne Medaille, Zocher-Großröhrsdorf, 1. Ehrenpreis des Bienenzüchtervereins Dippoldiswalde. In Rücksicht auf die Bedeutung einer guten Fachpresse wurden die stiftungs gemäß zu vergebenden Ehrenpreise aus der Dzierzon- und Rädestiftung der Redaktion der Leipziger bczw. der der Deutschen Illustrierten Birnenzeitung zuerkannt. (Schluß in nächster Nummer ) — Theater. Das schnappte nur so am Montag abend, als die vielgenannte, dem Namen nach wohl jeder mann bekannte Operette „Die lustige Witwe" gespielt wurde. Ja, lustig ist der Inhalt des Stückes von An fang bis Ende, und lustig wurde er wiedergegeben. Den Vogel schossen ab Fräulein Bella Tuma als „die lustige Witwe" und Herr Julius Wille als Graf Danilo. Das neckische Schäkerspiel stand ihnen ausgezeichnet zu Gesicht und gelang ganz vorzüglich, wofür wiederholter Beifall anerkennend quittierte, der übrigens auch den anderen Darstellern zuteil ward. Die zur Entfaltung glänzender Garderobe besondere Gelegenheit bietende Operette hatte sich eines voll besetzten Hauses zu erfreuen, und wäre bei der guten Wiedergabe auch in Dippoldiswalde eine Wieder holung kaum ein Risiko. — Einigen jungen Herren ins Stammbuch: Eine Operettenvorstellung ist keine Biermusik, die durch die private Unterhaltung zu übertönen sich der Zuhörer ja schließlich erlauben darf. — Für heute Mitt woch abend ist „Der Strom", Drama von Mar Halbe, angekündlgt, während Donnerstag in Schmiedeberg und Freitag hier die Straus sche Operette „Frühlingsluft" ge geben werden soll. — Wollen die alten Veteranen gern wissen, an welchem Wochentage im Jahre 1870 die von ihnen mitgemachten Schlachten und Gefechte stattgefunden haben — denn keiner von ihnen wußte zu der Zeit, ob es Sonntag, Montag oder Freitag war —, so brauchen sie nur den diesjährigen Kalender zur Hand zu nehmen, der mit dem von 1870 — was Datum und Wochentage anbetrifft — genau über- einllimmt. — Nachdem der große Stollen bei der Talsperre zwischen Klingenberg und Pretzschendorf fertiggestellt ist, schreitet man jetzt zur Errichtung der Wasserstaumauer von kolossalen Dimensionen. Die Arbeiten werden bereits ausgeschrieben und man hofft, bei einem milden Herbst bez. Winter noch einen großen Teil der Mauer in die Höhe führen zu können. Das Unternehmen wird im Laufe des Jahres 1913 fertiggestellt sein. Possendorf. Die vereinigten Fechlverbände des Plauenschen Grundes veranstalten am 25. September eine voller Reden gewürzt wurde. Aber es lange Zeit zum Rasten, denn schon man sich zu den Hauptvorlrägen der „Reichskrone". Zuerst zeichnete Herr ... , —.. In dem Konkursverfahren über das Vermögen der Firma System-Vertrieb, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Dippoldiswalde wird Termin zur Abhaltung einer Gläubiger- Versammlung, die über den Verkauf der Lagerbeslände der Gemeinschulderin und Uber- tragung der Firma Beschluß fassen soll, auf den 25. August 1910, nachmittags VeL Ahr vor dem unterzeichneten Gerichte anberaumt. Dippoldiswalde, am 15. August 1910. Königliches Amtsgericht. Inserate werde» mit 1» Pfg., solche autz unsere» Amtshauptmannschast mit 12Pfg.d!e Spacheile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei- , gespaltene Zeile 3S bez. Z0 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechenden: Auf schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dl« Spaltenzeile 30 Pfg. DK7 .Melbtritz-Zeitun^ erscheint wöchentlich drel- mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird an den vorhergehen- denAbendenausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern KO Pfg. — Alle Postan- Mten, Postboten, sowie AnsereAnsträger nehmen Bestellungen an. Amtsblatt für di- Königliche Amlshauptmannichasi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und haüswirtschaftlicher Monats-Beilage- Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jelpke. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde.