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UN-AnMer Hohenstein-Ernstthaler Zeitung, Nachri6)ten und Neueste Nachrichten Bel Klagen, Konkurien, Vergleichen ulw wir» »er Brutto» betrag in Rechnung gestellt Am Aall» höherer Gewalt — Krreg oder lonsttger irgend welcher HtSrung »ei Betriebe- der Zeitung, der Lieferanten oder der Besörderung-einrich- rungen - hat »ei Beziehe, keinen Anlpruch auf Lielerung oder Nachlielcrung der Zeitung -der aul RUikzablung de« Bezugspreise» Lrlcheint ,eden Wochentag nachmittag» — Aermpr Ri, tl Posilcheckkonto Leipzig 23 484 — Gcmetndegirokonto 14. — Bankkonten Commerz» und Privat - Bank Zweigstelle Hohen stein - Ernsttdal - Darmstädter und Nattonalbank Zweig niederlassung HohenstciN'Ernstthat. — Unverlangt emgeiandte Manullnpu werden nicht zurückgeschickl - Einsendungen ohne Namensnennung finden keine Ausnahme Generalanzeiger Mr Hohenstein. Ernstthal mit Hünengrund, Oberlungwitz. GerSdors. Hcrmsdors, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, MelnSdorf, Falken, Langeuchnrsdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidten, WUstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg. Erlbach. Pleiho und Rüßdorf. Dieses Bian ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Amtsgerichts, des Finanzamts und des Stadtrals zu Hohenstein»Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr Alban Frisch. Nr. 30 könnVPia'E^ Sonnabend, den 4. Februar 1928 den Nachweis werden Lb Goldosenniae dcrcchiiet. V, riaiwiitstlich Lraaeriovu. 78. gahrg. MeinlaMü«m«Ng gegen bar? von unserem Berliner Vertreter Berlin, 4. Februar Von besonderer Seite erfahren wir, bah die Rede Briands im Auswärtigen Amt als Beweis dafür angesehen wird, das; der franzö sische Aussenminister wünscht, die Frage der N h e i n l a n d r ä u m u n g wieder in Fluß zu bringen, sobald die Kammcrwahlen vorüber sind. Bon besonderer Bedeutung ist nach Ansicht der zuständigen Stellen Briands Erklärung, daß Frankreichs Sicherheit nicht am Rhein bedroht sei. Damit fällt nämlich die französische These „Rhcinlandräumung gegen Sicherheiten." Di« neu« These dürste lauten „Rhein landräumung gegen bar". Selbstver ständlich ist damit nicht gemeint, daß wir die Räumung des besetzten Gebietes durch eine neue Belastung unseres Etats erkaufen würden. Dazu wären wir ja auch garnicht in der Lage. Gemeint ist vielmehr, daß die Obligatio nen vorzeitig mobilisiert, das heißt, verkauft werden können, wasFrankreichsFinan- zen in erheblichem Maße zu Gute kommen würde. Prinzipiell hätte Dcurschland hiergegen keine Einwendungen zu erheben, wenn auch natürlich erst die Rückwirkungen einer solchen Maßnahme genau geprüft werden müßten. Unverständlich erscheint Briands Aufforde rung an unseren Außenminister, seine Mahung zur Abrüstung noch einmal nach der anderen Seit«, also an die Adresse von Sowjet-Nußland zu richten. An zuständiger Stelle ist man sich nicht ganz klar darüber, was der französische Außenminister mit dieser Redewendung ge meint hat, da doch bekanntlich gerade Sowjet- Rußland auf der Abrüstungskonferenz die weit gehendsten Vorschläge gemacht hat. Es wird besonders betont, daß sich Rußland und Deutsch land über die polnisch-litauische Frage bis in die geringfügigsten Einzelheiten einig sei. Die deutsche Negerung begrüßt, wie wir er fahren, Briands Erklärung, daß er die öffent lichen Auseinandersetzungen für zweckmäßig er achtet, um zu einer Verständigung zu kommen, da der französisch« Außenminister diesen Stand punkt bekanntlich nicht immer vertreten hat. Sie begrüßt auch seinen Wunsch, bei der Rhein- landräumung weniger auf Sicherheiten — die durch Versailles und Locarno ja in völlig aus reichendem Maße geschaffen sind — als auf finanziell« Vorteile zu sehen, da man hoffen kann, auf diese Art bedeutend eher zu einer Verständigung zu kommen. Man glaubt an unterrichteter Stelle, daß die Stagnation der Verständigungs politik, die nach dem verheißungsvollen Auftakt von Thoin; eingetreten ist, als über wunden angesehen wird. Natürlich müssen erst die französischen Wahlen vorüber sein. Vor her ist höchstens mit einer Verminderung der Besatzun g, auf keinen Fall aber mit einer Aufrollung der Näumungs- frage zu rechnen. Es ist so gut wie ausge schlossen, daß Briand von den übrigen Be satzungsmächten bei seinen giesbezüglichen Ab sichten irgendwelche Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden, wenn er auch erklärt hat, noch einmal vorher mit London und Brüssel Füh lung nehmen zu müssen. Das dürfte nur eine formale Nücksicherung sein, wie ja auch der Direktor einer Aktiengesellschaft manchmal in einer Sache, die er sehr gut allein entscheiden könnte, vorher erst Len Aufsichtsrat zusammen- ruft. Gilbert gegen eine Ausländsanleihe im llm die Reichsbahn gegenüber dem Jahre 1927 eine keinen Ausweg mehr sieht. Sie letzte» Verhandlungen Mr Die Tode Verurteilten des F e m e m o r d p r o z e s - ses Wilms hat der Verteidiger das Ersuchen gestellt, den Aufschub der Urteilsvoll streckung anzuordnen. Die Strafkammer hat den Aufschub der Vollstreckung abgelehnt, La mit der Vollstreckung noch nicht begonnen sei. Gegen diesen Beschluß hat die Verteidigung die sofortige Beschwerde eingelegt und daraus hingewiescn, daß das Urteil mit der Rechtskraft in den Verfahrensabschnitt der Vollstreckung von selbst eintrete. Anderenfalls hätte die Ueber- sührung der Verurteilten nach Plötzensee nicht erfolgen dürfen. Mit nähme der Neichstagsfraktion des Zentrums bereits Stimmen erhoben, die weitere Verhand lungen für überflüssig erklären. Auch die Fraktionsfllhrung steht auf dem Stand punkt, daß es keinen Zweck hab«, weiter, zu ver handeln, sobald di« Volkspartei offiziell er kläre, daß sie an ihrer Auffassung festhalte. In parlamentarischen Kreisen hält man es für möglich, daß das Zentrum schon in diesen Tagen beschließen wird, sein« Minister aus der Negierung abzuberufen. In diesem Fall müßte ein Notetat eingebracht werden. Alle Ver handlungen haben nur noch den Zweck, dieses Aeußerste zu verhindern. die N e i ch s b a h n g e s e l l s ch a f t sich augen blicklich mit der Frage einer Tarifer höhung beschäftige. Wenn irgend angängig, mußte jedoch eine Tariferhöhung vermieden wer den. Trotz dieser Abschwächung ist diese Mittei lung zweifellos ein Alarmsignal. Aus der Kapitalaufnahme der Deutschen Reichsbahngeselljchaft im Jnlande geht unzwei deutig hervor, daß die Absicht, den amerika nischen Kapitalmarkt zu beanspruchen, an dem Widerstand des Reparations agenten gescheitert ist. Die Neichsbahngesell- jchaft ist durch die ablehnende Stellungnahme des Agenten in eine sehr prekäre Lage geraten. Die jetzt cingcleitete Beschaffung einer In landsanleihe in Höhe von 200 bezw. 225 Millionen Mark reicht bei weitem nicht aus, den Kapitalbedarf der Reichsbahn zu be friedigen. Der Ausgleich der Einnahme und Ausgabe im abgelaujenen Jahre ist r unter Hinzuziehung des Eewinnvortrages aus dem Vorjahre möglich, da die Ausgaben kör den An lagezuwachs aus den laufenden Betriebseinnah men gedeckt werden mußten. Der Plan der Ab lösung der vorläufig aus Betriebskonto genom menen Aufwendungen für Anlagezwecke durch eine Anleihe ist jetzt als endgültig erledigt an- ^usehen. Für das laufende Jahr ist eine starke Drosselung des Beschasfungspro- grammes veranschlagt worden, nachdem die Besoldungsreform, Lohnerhöhungen und die E r- höhung der Reparationslast der Berlin, 3. Februar Neichsverkehrsminister Dr. Koch teilte heute Haushaltsausschuß des Reichstages mit, daß ras EWgesetz Etacne D r a » t m e l » u u g Berlin, 4. Februar Schlußverhandlungen für das N e i ch s s ch u l g« s e tz sind in vollem Gange. Dazu ist zu bemerken, daß die Anregung zu der Ministerbesprechung nicht vom Zentrum, son dern vom Reichsinnenminister von Keudell ausgegangen ist. Sie hat zu keinem Ergebnis geführt, und jetzt wird das Kabinett einen letz ten Versuch unternehmen, ob nicht vielleicht doch noch «ine Einigungsformcl zu finden ist. Die bisher gemachten Vorschläge sind ab gelehnt worden. Das Zentrum wollte eine lange Sperrfrist zum Schutze der Simul- tanschul« in Hessen-Nassau und Baden begeh ren und ließ die Volkspartei zu gleicher Zeit wissen, daß es in der Frage der geistlichen Schulaufsicht wie bei der Definition des geord neten Schulbetriebes mit sich reden lassen werde, falls die Volkspartei in der Frage der Simultanschule nachgäbe. Nachdem Scholz, Stresemann, Curtius und Runkel sich noch einmal beraten hatten, wurde dieser Kompromißvorschlag abgelehnt. Wenn wir recht unterrichtet sind, hat die Volkspartei nicht nur erklärt, daß sie in der Frage der Simultan schule auf ihrem Standpunkt beharre, sondern auch noch hinzugefügt, daß man von einem Ent gegenkommen des Zentrums in der Frage der Errichtung von Sonderschulen für die konfessi onellen Minderheiten (geordnter Schulbetrieb) nicht gut reden könne, da ja die volksparteiliche Auffassung auch in Lieser Frag« von der Mehr heit des Ausschusses geteilt werd«. Wie wir erfahren, haben sich daraufhin in Aussetzung der Urteilsvollstreckung im Fcmemordprozeß Wilms Berlin, 3. Februar dem Anträge aus Wiederauf- des Verfahrens für die vier zum I Mehrbelastung von über 300 Millionen Mark auferlegt hat. Eine weitere Drosselung der Be schaffungen ist mit den Grundsätzen gesunder Be triebsführung nicht vereinbar. Wenn der Reparationsagent durch Haltung der Reichsbahn die Kapitalbe schaffung unterbindet, bleibt, da eine wesentliche Steigerung der Einnahmen kaum in Rechnung gestellt werden kann und eine Minde rung der Ausgaben nicht mehr möglich ist, als einziger gefahrdrohender Ausweg eine Er höhung der Tarife, die, wie die Erklä rung des Reichsverkehrsministers zeigt, immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Die Mög lichkeit einer Tariferhöhung ist in dem Jahres bericht des Eisenbahnkommissars bereits in Er wägung gezogen worden, ohne daß man sich über die Konsequenzen einer derartigen Maßnahme klar zu werden versucht. Wenn Herr Parker Gilbert die an sich anerkennenswerte Absicht, eine Aenderung des Dawesplanes herbeizusühren, hat, so darf diese Absicht doch auf keinen Fall mit Maßnahmen eingeleitet werden, die den Erfolg haben, die deutsche Wirtschaftskonjuuktur zu zerschlagen. Wenn der Agent die Reichsbahn zu einer Tariferhöhung zwingt, so stellt er sich in einen schroffen Gegensatz zu der Kon junkturpolitik des Reichswirt schaf t s m i n i st e r s, der aus Rücksichtnahme auf die konjunkturelle Lagen Eisen- und Kohlenpreiserhöhungen verbie tet, aus der anderen Seite aber keineMög lichkeit hat, um Erhöhungen der Löhne und Frachten zu verhindern. Die deutsche Wirtschaftspolitik kommt aus diese Weise in eine Sackgasse, aus der man überhaupt Sie Wahlparole« der Bolksparlei Eigene D r a b t m e t d u n g Berlin, 4. Februar Die Deutsche Volkspartei beabsich tigt, in den Mittelpunkt ihrer Wahlagitation dieses Mal Lie Frage des Einheits - staates zu stellen. Sie wird eine großzügige Verwaltungsreform fordern und diese damit begründen, daß die Doppelar beit der Behörden auf die Dauer nicht be zahlt werden kann. Weiter wird sie Ver einfachung Ler Steuern verlangen. Di« Volkspartei beabsichtigt, sich restlos zu den Grundsätzen unserer bisherigen Außenpoli tik zu bekennen, dabei aber klar zum Ausdruck zu bringen, daß auch Lie Verständigungspolitik dort ein« Grenze finden müsse, wo unsere Ehre als Nation auf dem Spiele steht. Jnnerpolitisch wird sich die Volkspartci vor aussichtlich vorbehaltlos zur republikani- Nie Finanzlage in zrantteich Poincares große Rede Paris, 3. Februar In der gestrigen und heutigen Kammersitzung hielt Poincare den ersten Teil seiner ange» kündigten finanzpolitischen Rede. Ein leitend bemerkte er: „Ich habe mich so sehr wie möglich darauf beschränkt, an das von der Ne gierung und vom Parlament seit Ende Juli 1926 vollbrachte Werk zu erinnern. Ich werde systematisch jede rückblickende Polemik über die vorangegangene Legislaturperiode oder das erste Jahr dieser Legislaturperiode vermeiden. Ich arbeite im engen Zusammenwirken mit meinen Ministerkollegen am Werke der Annäherung und der Eintracht. Ich werde also nicht ein Wort sagen, was diese Eintracht kompromittie ren könnte." Sodann stellte Poincare fest, daß der Fran ken zu einem Fünftel seines Wertes stabilisiert ist, und behauptete, daß die Preise für den Lebensunterhalt ebenfalls auf fchen Staatsreform bekennen. Die Flaggenfrage dürfte nicht berührt wer den. Dagegen ist — zumindest in Berlin — in Aussicht gnommen, in klarer und eindeutiger Weis« zum Ausdruck zu bringen — Laß dk Deutsche Volkspartei für Gleichberech tigung aller Konfessionen eintritt und das Aufrollen der Rassenfrage ab- lchnt und bekämpft. Notlundgcbung der mecklenburgischen Landbe völkerung Schwerin, 3. Februar Sieben Extrazllge waren neben den sahrplan müßigen Zügen von der Reichsbahn eingelegt, um die vielen Tausende von Landwirten aus allen Teilen Mecklenburgs zur Massen kundgebung in di« Landeshauptstadt zu bringen. Die Versammlung der rund 1500 De monstranten mußte wegen Raummangels unter freiem Himmel abgehalten werden. Dr. W e n d h a u s e n-Spotendorf, Ler Vor sitzende des mecklenburgischen Landbundes, sprach über das Thema: „Was wir wol» l e n". Er ging insbesondere auf die Not der mecklenburgischen Landwirtschaft «in und warf Ler mecklenburgischen Sraatsregierung land wirtschaftsfeindliche Gesinnung vor. In einer einstimmig angenommenen Ent schließung fordert der mecklenburgisch« Landbund u. a. bis 15. Februar d. I. di« A u s- zahlung der bewilligten N o t st a n d s k r e- d i t e, von denen 1,2 Millionen Ende Oktober und 1,8 Millionen Ende November vom Reiche Ler mecklenburgischen Negierung überwiesen wurden. Falls di« Forderungen nicht bald be willigt werden sollten, werde der Landbund einen Volksentscheid auf vorzeitige Beendi gung der Wahldauer des Landtages herbei führen.