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So««»be»d, SS. September IMS. vill iber 3KVV ukliitt winmir» l M.SL3. Vierter J-Hrgan«. ist- ci Vie a»tllchrn 8r»anntmüchungen vrNnäen sich In ürr öeliage. -i i § r i- n ir in o - i«- Jn Wiener und in Koburger iuforinierien Kreisen ist nichts davon bekannt und wird bezweifelt, dass König Leopold von Belgien abüanken will. Nach dem neuen Hof st atut soll die Thronfolge in Serbien in oem Falle, Last Kronprinz Alexander keine Nachkommen hinterlaßt, auf den Prinzen Georg übergehen. :o- an nd as d- ste rn )U ch ch nr n 1- n >e tze gen en- tax ner 'sch ach an- Mutmaßliche Witterung am 26. September: Veränder liche Winde, wolkig, zeitweise Regen. »ff« de vot» dem be- 8a» haft h«n, lcht, licht lgte icht üark Londoner Meldungen besagen, daß die Zustünde in Spa - nien immer mehr auf eine Revolution zu treiben. A mik über den Sturz des Fürsten Bülow nicht zur Ruhe kommen; von liberaler Seite wird den Konservativen mit er neuter Heftigkeit der Vorwurf gemacht, den letzten Reichskanz ler gestürzt haben, während andererseits wieder das Gerücht vo>l der Kamarilla austaucht (Siehe den Leitartikel in der 1. Beilage.), wobei man durchblicken läßt, daß die konservative Partei von den Jntriguen hinter den Kulissen Kenntnis gehabt und sich auf diese in ihrer Taktik gestützt habe. Daß in den kon servativen Reihen die Abneigung gegen den Fürsten Bülow recht tiefgehend ist, beweist eine Aeußerung der konservativen Korre spondenz, in der gegen die Auslassung eines Konservativen, der bemerkt hatte, daß man gegen eine Rückkehr des Fürsten Bülow nichts einwonden könne, energisch Front gemacht und hinzu gefügt wird, Laß in konservativen Kreisen wohl nur wenige diesen Wunsch teilen dürften. Die innere Politik ist es auch, welche in England von Woche zu Woche schärfer in den Vordergrund rückt. Eine ArtMahl - kampf zwischen den Parteien hat bereits eingesetzt, obwohl die Auflösung des Parlaments noch garnicht erfolgt ist, doch mit ziemlicher Sicherheit feststeht. Nachdem neulich Lord Rose bery den Liberalen, den er bisher angehörte, wegen der Bud- getpolitik den Fehdehandschuh hingeworfen hatte, bemühte sich der Premierminister Asquith durch eine große Programm rede einen etwaigen Eindruck der Roseberyschen Ausführungen zu verwischen. Ihm hat aber alsbald an der gleichen Stelle der frühere Premierminister Balfour, der Führer der Oppo sition, in längerer Rede geantwortet, indem er neue schwere Angriffe gegen die Liberalen richtete. So wird daß hin und her gehen, indessen ist nicht daran zu denken, daß die Opposition im Wahlkampfe große Früchte ernten wird. Die Steuer- politikdes Kabinetts ist durchaus populär und der Wider stand der Lords gegen die Grundbesitzsteuer wird der Rozierung nur noch neue Anhänger zuführen. Eine innere Krisis ist es gleichfalls, die in der Donau monarchie in dieser Woche akut gewogen ist. Herr Wekerle ist zwischen Wien und Budapest fast tagtäglich hin und her kar riolt; indessen hat sich in den schwebenden Hauptfragen keine Verständigung erzielen lassen. Den ungarischen Wünschen spe ziell in der Herresfrage verschließt man in Wien sein Ohr und so ist dem Ministerium, das bekanntlich schon vor mehreren Monaten demissionieren wollte, nichts anderes Wriggeblieben, als sein Abschiedsgesuch einzureichen Wie verlautet, wird aller Wahrscheinlichkeit nach der frühere Finairzminister tischen Vertreter der Stadt ließen es sich nicht nehmen, den Kaiser zu begrüßen. Eine sehr warme Aufnahme hat auch der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, wie kaum anders zu erwarten war, bei seinem Wiener Antritts besuche gefunden. Der neue Reichskanzler hatte eine längere Audienz beim Kaiser, der ihn in jeder Weise aui'-zeichnete, vor allem hat Herr von Bethmann-Hollweg mehrmals längere Be sprechungen mit dem Leiter der österreichischen Politik, dem Grasen Aehrenthal, gehabt, worin selbstverständlich der Hauptzweck seiner ganzen Reise lag. Dem aus dem Gebiete der Auslandspolitik völlig unbewanderten deutschen Staatsmann mußte es von größtem Werte sein, sich genau an Ort und Stelle Äber die österreichische Auslandspolitik, namentlich auf dem Bal kan, genau zu informieren, da eine solche persönliche Aussprache naturgemäß von weit größerem Werte ist, als eine Einsicht nahme in die Akten oder ein schriftlicher Meinungsaustausch. Die österreichische Presse versehlte nicht, große Sympathieartikel zu bringen und auf solche Weise Wie Wichtigkeit des Besuches zu betonen, der ein erneutes Zeichen für die Intimität der Be ziehungen zwischen beiden Mächten darstelle. Herr von Beth mann-Hollweg hat in einem Interview seiner Genugtuung über das Resultat seiner Reise Ausdruck gegeben, wenngleich er nicht hinzuzufügen vergaß, daß irgend etwas Neues bei den Besprechungen nicht in die Erscheinung getreten sei und ja auch garnicht in Erscheinung treten könnte, da Vie Richtungs linie der beiderseitigen Politik durch die feste Allianz unver rückbar feststehe. Zn einer anderen Unterhaltung soll auch Herr von Bethmann-Hollweg auf Anfrage sich über den Abrüst ung sg e d a n k e n gesiußert haben, indem er auf die Frage des Besuchers, ob Deutschland gegenüber einer englischen Initiative in diesem Punkte den früheren Standpunkt (bekanntlich ableh nenden) wieder einnehmen werde, antwortete: Man werde ja sehen und hören und es werde sich dann zeigen. Außer einer demnächst nach Italien geplanten Reise wird von Bethmann-Hollweg in kurzer Zeit Veranlassung nehmen, sich in seiner Eigenschaft als Reichskanzler den Häuptern der führenden Bundesstaaten und deren leitenden Mi nistern vorzustellen, uni hinsichtlich der Frage der inneren Reichspolitik Fühlung zu nehmen. D« Abkehr von den Pfaden Bülows verlangt im Reichstage eine neue Taktik, die dein jetzigen Reichskanzler um so schwerer fallen wird, als er in sonor Eigenschaft als Staatssekretär die Politik seines Vor gängers kräftig unterstützt hab Im übrigen will die Polc- Dicse Nummer umfaßt 12 Seiten. Außerdem liegt das achtseitige Illustrierte Sonntagsblatt bei. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von s Uhr. — T-legramm-Adreffe: Tageblatt Ao«. — Fernsprecher «. Für unverlangt «ingesandt» Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. LiBe Gäste. Humoreske aus dem Familienleben von Betty Rittweger. Abschiedsstimmung lag über der ganzen am Kasfeetisch ver sammelten Familie des pensionierten Rechnungprats. Die äl teste Tochter hatte wochenlang mit Mann und Kindern zum Besuch im Elternhaus geweilt und nun-war der Tag Ab reise gekommen. Großvater hatte den schlanken Heinz zwischen den Knien, und des Jungen sonst so fröhlich leuchtende Au»zen blickten heute traurig. Auf Tante Annas, der ibnverhestateten Tochter Schoß fast Ilse, ihr Patenkind und besonderer Verzug, und Willi, der zweite Zunge, ließ sich von Großmutter rriie Abschiedssemmel zum Trost dick mit Honig bestreichen. Die Unterhaltung zwischen den Erwachsenen wurde nur mühsam auf- rcchterhalten. Der Schwiegersohn sah häufig nach der Uhr, und der alte Herr sagte jedesmal: „Ihr habt noch Zeit, Otto. Wir wollen das Zusammensein doch so lange als möglich genießen, uns die Droschke ist ja auch noch gar nicht ha.". Aüs Groß mutters Augen stahl sich eine Träne nach der anderen und, der Tochter die Hand reichend, meinte sie: „So schön das Kommen, so schwer dap Gehe», Helene. Ich gäb,' was drum, Könnten wir Euch nur noch einen Tag behalten. Geht's denn wirklich nicht?" „Ach ja, Las wär' herrlich," fiel Tante Anna ein. aber Schwager Otto schüttelte den Kopf: „Unmöglich — übermorgen muß ich wickser aufs Bureau und einen Tag hat man doch gern zum Auspacken und Einrichten nach so langer Abwesenheit." „Schade," meinte nun auch Großvater. — „Mutter hat recht. Ihr hättet doch den letzten Tag noch zugeben sollen, wärt' des halb zu Hause auch noch fertig geworden." „Za, und dann wärst du heut' Nachmittag mit mir aus den Falkenstein e qangen, Großvater, wo's so viele seltene Schmetterlinge gibt," rief Heinz — ^gerade jetzt, wo das Wetter wieder schön wiös, n ässen wir fort." Großvater strich dem Jungen liebevoll über Las Haar und es zuckte wehmütig um feinen Mund. Auch Tante Annas Augen wurden feucht und sie drückte Klein-Ilse feister an sich. Der Amtsrichter, dem Rührszenen nicht gerade sympathisch waren, zog wieder die Uhr und sprang auf: „Aber nun ist'p wiEch Zeit; die Droschke steht ja auch unten. Es ist ein weiter Weg zur Bahn, wir versäumen sonst am Ende den Zug —" „Das wäre ja herrlich, dann müßtet Ihr wohl oder übel heute noch bleiben — ach, die Freude!" Großmutter gab dieser Ansicht Ausdruck und Vie Kinder jubelten: „Die Freude, die Freude!" Frau Helene lächelte wehmütig. Ihr wurde der Absch ed jedesmal furchtbar schwer. Es war so schön, ein mal im Jahr wieder Haustochter zu sein, aller Wirtschafts sorgen ledig. Sie legte zärtlich den Arm um die Mutter, und die seufzte: „Za, Kind, nun heißt's Scheiden. Ze älter mhn w rd, desto schwerer wird's einem. Wer weiß, ob einem noch oft ein Wiedersehen vergönnt ist!" Frau Helene wurde ganz blaß und üderlegte einen Augenblick. Sollte sie Otto doch bit ten, noch diesen letzten Tag zuzugeben? Aber sie wußte, es würde vergeblich sein, lind nun war's wirklich höchste Zeit. Otto warf ihr eben einen mahnenden Blick zu, und Minna, der dienende Geist, erschien in der Tür mit der Meldung, die Koffer seien aufgeladen. Großeltern und Tante gaben den Abreisenden das Geleite bis an den Ausgang des Vorgartens und blieben stehen, bis der Wagen an der nächsten Ecke verschwand. Dann stiegen sic schweigend die Treppe hinauf und traten in das ver lassene Eßzimmer. „Ist noch eine Taffe Kaffee für mich da?" So fragte der Rechnungsrat — „ich hab' in dem Mschiedstrubel gar nicht richtig gefrühstückt. Komm; Altchen, setz dich zu mir, und du auch. Anna. Ja, nun sind sie fort, unsere lieben Gäste! Es waren schöne Wochen, aber ich muß sagen, ich freu' mich nun doch recht auf die Ruhe." „Das ist ja natürlich, Alter. Länger wär's auch nächt mehr gegangen. Die Minna sing schon an zu brummen über die viele Arbeit. Und morgen kommt die Wasch frau, es hat sich eine Menge iM'che angesammelt. Wir wollen gleich die Gastbetten abziehen. Anna. Und heute muß noch ordentlich gefegt werden. Die Zimmer sehen schauerlich aus. Ich will froh sein, wenn erst wieder die gewohnte Ordnung hergestellt ist. Man tut ja alles gern für die Kinder, aber —" „Gewiß, Muttchen —so ließ sich Tante Anna vernehmen — „aber daß ich nun mein Schlafzimmer wieder beziehen kann, das ist mir doch sehr lieb. Es war ja natürlich, daß ich's den Jungen aibtrat, damit sie neben den Eltern sein konnten, aber Verantwortlicher Redakteur; strit, Kr»b»I<l. Für di« Inserate verantwortlich: Wälltk Krim«. Beide in Aue i. Lrzgeb. Druck und Verlag l»««, vnick- >. m. b. ks. in Aue i. Lrzgeb. Politische Wocheuschim. Einen schönen Abschluß hat der durch die großen Ma növer bedingte Aufenthalt des Kaisers in Süddeutschland mir dem Besuch in München gesunden, bei welcher Gelegenheit sich erneut zeigte, wie durch persönliche Fühlungnahme d«s Band zwischen Nord und Süd immer enger geschlungen wird. Es wird immer behauptet, München sei der Sitz des Partikuiaris- mus; von d-iesem hat man aber bei jener Feier nichts ver spürt. Im Gegenteil, der Kaiser hat selten einen so warmen und herzlichen Empfang gefunden und auch die streng demokra H N ! die Hitze oben in der Mansarde war ost kaum zu ertragen. Nun wollen wir uns schnell an die Arbeit machen, damit unser Haus halt wieder in di« Reihe kommt," „Schön, ich bin dabei Hast du ausgetrunken, Alterchen? Dann soll die Minna den Kaffee tisch abräumen und das Eßzimmer gründlich reinmachen. In der Küche ist weiter nichts zu tun. Wir wärmen den Kalbs braten von gestern und machen Kopfsalat dazu. Kartoffeln stehen auch noch, die können wir rösten." „Na, ich bin demnach überflüssig hier, und da will ich «in Stündchen spazieren gehen und dann einen kleinen Frühschoppen trinken. Zch bin zwar ziemlich müde von all' dem Trubel, aber heute kann ich ja ein ungestörtes Mittagsschläfchen halten. Seither — die Kinder sind ja liäb und auch gut erzogen, aber ihre Lebhaftigkeit brachte mich doch oft um meine Siesta." Der alte Herr machte sich fertig und ging, und im Haus begann sofort ein großes Fegen und Raumen und Ordnen. — Alis Amtsrichters nach einer halbstündigen Bahnfahrt mst etwas Verspätung die Station erreichten, von der aus sie den Schnellzug benutzen wollten, stellte es sich heraus, daß er bereits abgegangen war. Er hatte nur zehn Minuten Wartezeit und die Verspätung betrug eine Viertelstunde. Was nun tun? G nen zweiten passemwn Zug gab's auf der Strecke nicht. Man konnte wohl nachmittags weitersahren, aber das ferne Ziel würde man heute nicht mehr erreichen. Und Frau Helene scheute Nacht fahrten Man würde irgendwo Halt machen und im Hotel über nachten müssen. Nein, da war's schon besser, man fuhr die halbe Stunde wieder zurück — es ging ja in ein paar Minuten ein Zug. Die Eltern und Tante Anna würden sich ja so freuen! Wie schwer war ihnen der Abschickd geworden! Nun wurde ihnen der Wunsch, die Gäste wenigstens noch einen Tag länger zu behalten, erfüllt! Frau Helene pries cs geradezu als glück liche Fügung, daß es so gekommen. Mutter war diesmal der Abschied so besonders schwer geworden. Der Amtsrichter machte gute Miene dazu, weil ihm nichts anderes übrig bb eb, und die Kinder waren selig. „Nun geht Großvater doch noch mit mir auf Len Falkenstein," so rief Heinz frohlockend, und Ilse meinte: „Tante Anna näht mir gewiß noch ein Kleid für meine Puppe." Willi, der kleine Schlecker, schmunzelte vergnügt bE Gedanken an Großmutters Honigsemmel. Zu Hanf« gab'» U«zug»pr«i,: Durch unser« Boten frei in, Hao, monatlich so pfg. Bet der Geschäftsstelle abgeholt monatlich OS pfg. und wdchentlich >o pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich ,.so Mk. — Durch W«n Briefträger frei ins Bau» vierteljährlich >.-r Mk. — Einzeln« Nummer io pfg. — Deutscher Postzeitungs katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahm« von Sonn- und Feiertagen. Das Wichtigste vom Tage. In Berlin ist für das Jahr ILIO eine internationale Städtebauausstellung geplant. Die 22. Generalversammlung des evangelischen Bundes wurde gestern in Mannheim eröffnet. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, ,Uhr vormittags. Für Aufnahme von grdßeren Anzeigen an bestimmt«» -teilen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tage vorher bei uns eingehen. Znsertionsprels: Vie fiebengespaltene Aorpuszeile oder deren Raum ,o pfg., Reklamen rs Ofa. Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. und Anzeiger Mr das Erzgebirge mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt.