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<i . Die Lage -er Dinge in Preußen. Da» neue preußische Ministerium hat den König in einen sehr bedenklichen Gegensatz zu seinem Volke gebracht, und noch schärfer ist derselbe in dem Wahlaufrufe der feudalen Partei, zu der doch die Minister im Wesentlichen gehören, ausgesprochen. Die Wahlen sollen die entscheidende Antwort auf die Frage geben: wer künftig in Preußen regieren soll — der König oder der Landtag? Wie nun, wenn die Wahlen im Sinne der Mehrheit de» aufgelösten Volkshause« ausfallen? Was wird dann da« Ministerium dem König rathen? Nach seiner Auffassung der Lage wird es dann nichts anderes sagen können, als daß nach dem Ergebniß der Wahlen das Land wolle, der Landtag soll« regieren. Wird nicht dadurch der König in einen höchst gefährlichen Konflikt mit der Verfassung und seinem Volke gebracht? So hat die Partei, die jetzt wieder am Steuer steht, den König mitten in den Streit der Parteien hineingezogen, und bald muß sich zeigen, ob sie dadurch der Monarchie einen guten Dienst erwiese« hat. ' Die Frage, über welch« die nächsten Wahlen in Preußen ent scheiden müssen, ist «ine ganz andere; sie lautet: wie soll in Preußen regiert werden und weit s»8-iu dieser Beziehung einigen Einfluß haben? Sollen die Wünsche und Ansichten der gewählten Vertreter des Volkes Berücksichtigung, ihre Rechte willige Anerkennung finden, oder sollen die Grundsätze zur Geltung und Anwendung komme», welche die Mehrheit des Herrenhauses vertritt und die — darüber kann kein Zweifel sein — nicht von der Mehr heit des preußischen Volkes getheilt werden? Bestimmend eingewirkt wird aus jede Regierung; es kommt nur darauf an, wer einwirkt und in welchem Sinne und zu welchem Zweck. Die Machtsülle de» KönigthumS künn in dem verfassungsmäßigen Staate nicht mehr dieselbe sein, wie in dem absoluten ; jede Verfassung beschränkt dieselbe. Durch den oben erwähnten, so scharf hingrstellten Gegensatz, find für Viele die nächsten Wahlen in der That nicht mehr wirklich frei. Es scheint, daß dem preußische» Volke der Kampf nicht erspart bleiben soll, der sich in der Regel entspinnt, wo ein Staat au« einer unumschränkten in eine wirklich verfassungsmäßige Monarchie überzugehen ringt. Es ist für Preußen und Deutschland zu wünschen, daß man bei diesem Kampfe auf allen Seite» die Lehren der Ge schichte beherzige, die bekanntlich in dieser Beziehung besonder« »rnst, mahnend und warnend zu uns spricht. . , In Kassel Haiten die Minister Abce und Vollmar schon den Fuß gehoben, um das Ministerium zu verlassen, da kam der konträre Berliner Wind und sie ließen sich ruhig wieder in ihre Minister- stützt« nieder. Da» ist praktische Beurtheilung der Berliner Wen dung. Der Nationalverein selbst ist nicht gegen da« Preuß. Volk, aber gegen die preußische Regierung kopfscheu geworden und hat schleunigst durch den Telegraphen Beseht an sein Berliner Bankier- hauS ergehen lassen, die für die deutsche Flotte unter preußischer Führung bereit» angewiesenen 30.060 Thlr. nunmehr nicht auS- zuzahlen. Mit den moralischen Eroberungen dürste eS wohl nun mehr auf so lange gänzlich vorbei sein, al» Herr v- d. Heydt da» Heft in den Händen hat, nnd selbst wenn e» ihm gelingen sollte, die neue Militäreinrichtung und da» Militärbudget aufrecht za erhalten und die LS Prozent Steuerzuschlag fallen zu lasse», wie e» heißt, wird man da» Verdienst nicht ihm und seine« Ministerium, sondern der aufgelösten Kammer zuschreiben. Behauptet man doch schon jetzt, «r werde die« gar nicht ander», al- durch Manöver, wie sie in Frankreich tzould treibe, im Stande sein! Die deutsche Frage verliert durch die in Preußen eingetretene Wendung nicht». Das Verlangen de» deutschen Volke« nach Einheit und Letheiligung an seinem Geschick« ist den deutschen Regierungen und Völkern ein zu berechtigte», al« daß e« sich auf die Dauer aufhalten ließe. Reactiön und Fortschritt mögen in Preußen einander noch so grimmig die Zähne weisen, jene den verlorenen Boden wieder zu gewinnen hoffen, dieser im Unmuth über seine getäuschten Hoffnungen vielleicht gar eine Zeit lang den Muth finken lassen, — sie »erden Beide, jene unangenehm, dieser freudig sich getäuscht sehen, wenn da« unumstößliche Gesetz der natürlichen und politischen Weltord nung, nach welchem da» Unhaltbare fallen muß, am Ende fich doch geltend macht. Freilich der-fich überstürzende Fortschritt baut .auch nichts Dauerhaftes auf, wen» gleich damit durchau« nicht ge sagt sein soll, die „neue Aera" »der da» aufgelöste Hau» der Ab geordneten habe den Fortschritt überstürzt. Lage8geschichte. - Freiberg. Ocffcntliche Gerichtsverhandlung, den 4. April, Vormittags 9 Uhr: Verhandlungstermin in der Untersuchung wider den Handarbeiter Earl Traugott Richter au« Burker-dprf, wegen BetrpgS durch Fälschung. ,! t ' )( Dresden. Nächsten Freitag, den 28. März, wird der hiefige laudwinhschaftliche AreiSverei» eine AuSschußfitzung halten. Rus der Tagesordnung stehen unter anderen folgende wichtige Gegen stände: a) Bericht über den von dry Aachener und Münchener FeuerverficherungSgesellschast, zu Folge der in der AuSschußfitzung am 10. Februar a. c. gestellten Anträge und gefaßten Beschlüsse, noch mal» abgeänderteu und eingereichten Vortrag; b) Beratbung über ein zwischen den Vorständen der erbländischen landwirthschastlichen KreiSvercine und dem Directorium der Sachs. Hypotheken - Ver« ficherung-gesellschaft vereinbartes Programm, wegen Errichtung einer Tilgungöcasse für Grundbesitzer. — Sollte d«r letztgenannt» Vorschlag eine gedeihliche Lösung finden, so wäre dem mit Hypo theken belasteten Grundbesttzer eine schöne Gelegenheit geboten, sein Grundstück auf leichterem Wege al» dem der gewöhnlichen Ab zahlung schuldfrei machen zu können. - — Da», Sächsische Wochenblatt meldet: „Da« Ministerium des CultuSund öffentlichen Untericht« hat eine ordentliche Professur der Pädagogik und Didactik in der philosophischen Facultät der Leipziger Universität begründet und dieselbe dem Herrn l)r. Karl ' Wilhelm Hermann MafiuS (zeitherigem Direktor an der Realschule zu Neustadt-Dresden) übertragen. Soviel wir hören, hofft man, daß Hr. vr. MafiuS schon im nächsten Semester seine akademische Thätigkeit wird beginnen können." Bischofswerda, 2L. März. Ein Fall langjähriger Verheim lichung einer hilflosen Person ist in unsrer Gegend an» Licht gekommen. Ein Bauer in dem benachbarten Frankenthal hat seine 24jährige Tochter, di« in ihrem dritten Lebensjahre am Scharlachfieber erkrankt und davon stumm und stupid geworden war, seit vielru Jahren in einer ungedielten Parterrekammfr seknr» Hause», tu welcher auch der Schweinestall mit eingebaut, Jahr au», Jahr Sonuabeud, den 29. Mürz. dnn> ««m, mit s Pf. Tageblatt. » Ich« für di« nächst« «schüumdr Rnmwrr angeuonune«. ^Amtsblatt -es König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der der Stadträthe zu Freiberg', Sayda und Freiberger Anzeiger -L- »m di» Nachmittag und -«Watte« Neile »d«