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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.11.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111120010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911112001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911112001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-11
- Tag 1911-11-20
-
Monat
1911-11
-
Jahr
1911
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V^vqS-Vrei» für L»t»<»a an» <<»«»», durch Miser» Iröar» and koebitear» Ümal Itallch in» pau» «ebrowc *> Vi ai»na«i L7VMI. vtenryahri Vei »n>»rn^filioie» » >n» naizmestellen odaedoit es Pi. aionaU, LL V>«. oienellatzrl. »an» V-v: innerbald Vevlichlano» an» der deutichen Nolonien vi,r«rii»dri Z.N> monoL Ntk ou»>chl PaftdelleUaeid ßrrner in Lelg'rn, 7än»n>arl den ^onoaftoaren. Italien. Luiemduia. Ncedeiland, «or» »egen ».«jlrirria Unaorn Rubiond, Schweben^ rrldwet« a Loonien. In allen üdliaen Sloalen nai »nett »uich di« «be>»att»u«U» ve» «iatte» ertzalittch. Da» V»lp,ia«r Taaedlan »richecni kmat täglich Lonn. » Feiertag» nai morgen». Ldonn»m»nl»>Ännadme I»d«a»i»»«Ii» bei unirien Liggern -fcliolen. vorülleoie» vnv tlnnahmrlieUen lowie Pogamlern und Vrcrtuagera. E«»,»l,,rka»f»o«»t» 10 vd Morgen-Ausgabe. MWAerTllMall » . -- lK«cht«.schl»N Tel.-Anschl j I« «S3 N4VS4 Handelszeitung. Tel.-Anschl. 14 »92 (Nacht»»,chlatzj 14 8SÄ 14 8S4 Ämlsökatt des Aates und des Nosizeiamles der Stadt Leipzig. Aniliqrn Preis NI» Inferal» aa» ».'«lptig an» Umgebung die IlpattigePeKItecle SP>.dl«Reklame» »«Ue I Ml oon aueworr» ZU Reklamen llv Mt. Inlerot« »an «ederden >m amt< llchen Teil a>» Petliteii« LU Pi ll>»l<bäfl»anieluen mit Piadvorichrtften lm Prell« »rdövl Rabatt nach laus Beilaaegedübr tSelamt» auilag« L Mk p Maulend «rkl. Poklgedutzr. leildeilage Köber Feftettetite Äukiraae können nt^t »uriick- ae«ogen weiden <rür da» Lrichetnen an beittmmlen lagen and Planen wird keine ibarontie übernommen. Bn,eigen - Ännabme 2,yaani»gail« 6, bei iamllichen Filialen a. allen Ännonceu- Eioedlttoien de» In- und Äu»Iande». Drn« an» Verla, »au Milcher L Närfte» Inhover Paal ttüriteu. vedaktian and tS»,<bäit»I1«ll«: Javannlsgaüe 6. kaupt»Filiale vk«»d»»: Seellrage i (lelegdon <6211. Nr. 322. Die vorliegende Ausgabe um,aßt 10 Seuen. Dss Wichtigste. * In Berlin sand am Sonntag der 13. Nationalliberale Parteitag statt. (S. bes. Art.) * Die Martinikirche in Münster ist ausgebrannt. (S. letzte Dep.) *Jn Sangerhausen brannte die Ak tien-Malzfabrik nieder. Bei den Lösch arbeiten wurden drei Personen getötet und 18 verletzt. Der Schaden beläuft sich auf 2V« Millionen Mark. (S. bes. Art.) * Im Lologebiet (Südchina) sollen drei französische Forschungsreisende er mordet worden sein. (S. letzte Dep.) Die Ardeitsllllenlrsge. Stellen sich zu Beginn des Winters die Fröste ein, so erstarren nicht nur Bäume und Sträucher, sondern auch ein erheblicher Teil des gewerblichen Lebens; der weiße berniedec- riesclnde Schnee be eckt eine ganze Reihe Ge werbe, die im Freien ausgcübt werden, wie ein Leichentuch, von dem die Frühjahrssonne sie erst wieder befreit. Die Arbeiter dieser Ge werbe und deren Hilfsindustrien werden be schäftigungslos; und gerade dieses Jahr, in dem oie allgemeine Teuerung der Lebenshaltung die Rücklage eines SvarpfennigS für die Winters zeit erschwert hat, wird die Arbeitslosigkeit noch bitterer empfunden werden als sonst. Bei dem ver hältnismäßig günstigen Wetter und dem im allge meinen gegenwärtig guten Beschäftigungsgrad unserer Industrie ist die Zahl der Arbeitslosen jetzt zwar noch niedrig; erfahrungsgemäß nimmt sie aber im Winter zu, besonders wenn in den für den Weihnachtsmarkt arbeitenden Gewer ben die Saison vorüber ist. Hart ist es für einen Mann, der gesund und kräftig ist, der arbeiten will, aber keine Arbeit finden kann. Bon vielen Seiten ist versucht worden, dem P.obleme beizukommen, eine be friedigende Lösung hat sich noch nicht finden lassen. Die Form der Versicherung, die sich bei uns in der Kranken-, Unfall-, Alters- und Jn- vatidensürsorge so ausgezeichnet bemüht Hal, stößt hier auf erhebliche Schwierigkeiten. ^)st es schon schwer, die Krankenkassen von den Si mulanten, die Unfallversicherung von den Nentcnjägern usw. frcizuhalten, so ist 'es noch viel schwere'', von einer Arbeitslosenversicherung unredliche Elemente fernzuhalten, da Arbeits ros. ZatwMiy Monwg, den 20. November lSll losigkeit zu sehr der Einwirkung des Versicherten ausgesetzt ist; Hang zur Großstadt, Ab neigung gegen gewisse Arbeiten usw. beeinflussen die Arbeitslosigkeit. Anders wäre es nicht möglich, daß einerseits Tausende deut scher Arbeiter arbeitslos sind und gleichzeitig Landwirtschaft und Industrie viele hundert tausend ausländische Arbeiter ins Land ziehen müssen. Die Schwierigkeit der Kontrolle spricht auch dafür, daß nicht Reich oder Staat, sondern die Gemeinden, in deren engerem Gebiete eine Ueber- rechnung leichter möglich ist, die Träger der Arbeitslosenfürsorge werden; die Versuche, die in Deutschland gemacht sind, sind auch alle von Städteverwaltungen ausgegangen. Fast alle Pac^uncnte Der größeren Städte haben sich mit der Frage beschäftigt, und sicher werden diesen Winter wieder viele mit Forderungen nach Ein führung einer Versicherung bestürmt werden. In letzter Zeit hat die Stadt Nürnberg durch ihr statistisches Amt eine Denkschrift über die Möglichkeit einer Arbeitslosen versicherung ausarbeiten lassen. In der Schrift sind die bereits bestehenden Versuche kritisch behandelt; ferner sind die Ergebnisse der sehr sorgfältig ausgeführten fünf Arbeitslosen- zählungen in Nürnberg wiedergegeben. Auf Grund dieser Zählungen ist eine ' Berechnung angestellt, wie sich eine Versicherung der Arbeits losen finanziell gestalten würde. Es ist dabei von einer Z w a u g s v e r si ch er u n g ausgc- gangen, der alle Arbeiter beitretcn müssen. Wenn diese eine Unterstützung von 1 Mark pro Tag und Kopf zahlt, so würde sie bei einem Mitgliedsbeitrage von 10 Pfg. pro Woche bestehen können. Wenn aber, wie es recht und billig wäre, ein Unterschied gemacht würde, je nach der Gefahr, der ein Berufszweig der Ar beitslosigkeit ausgesetzt ist, so könnte man drei Gefahrenklassen bilden: eine mit mittlerer Arbeitslosenhäusigkcit, je eine mit höherer und geringerer. Die Versiche rungskasse könnte dann nach versicherungs technischen Erfahrungen bestehen, wenn sie Ver sicherten der mittleren Klasse 10 Pfg., die beiden anderen 20 özw. ö Pfg. Wochenbeiträge zahlen würden. Die Nürnberger Denkschrift fordert dann sehr richtig, wie es auch von anderer Seite geschehen ist, daß durch die Gesetzgebung den Städten die ihnen jetzt noch fehlende Berechti gung gegeben wird, Zwangsversicherungen ein- zuführew Es ist dringend zu wünschen, daß möglichst viele Städte die nötigen statistischen Unterlagen durch eingehende Arbeitslosen-ählungen beschaf fen, Daniil dem Gesvcnst der Arbeitslosigkeit, das allwinterlich HunderttnrEende bedroht, und das, wie das Nürnberger Beispiel zeigt, mit verhält nismäßig geringen Mitteln erfolgreich bekämpft werden rann, seine Schrecken genommen würden. wann tritt üie prlogtbesmtenverMerung in krslt? Nach dem Gang der Kommissionsberarungen über das Versichcrungsgesetz für Angestellte un terliegt es keinem Zweifel mehr, daß die Vor lage bis zum Ende vieles Monats endgültig ver abschiedet sein wird. Aus diesem Grunde inter essiert naturgemäß die Frage, zu welchem Zeit punkt die Versicherung der Angestellten für den Fall der Berufsunsähigkeit und des Alters, sowie zugunsten der Hinterbliebenen in Kraft treten wird. Nach den von der Kommission gebilligten Absichten des Entwurfs wird durch das Geietz selbst ein Zeitpunkt dafür nicht festgelegt werden, weil ebenso wie bei dec Neichsversicherungsordnung es von vornherein nicht möglich ist, zu übersehen, bis zu welchem Zeitpunkt alle Vorarbeiten zur Durchführung des Gesetzes abgeschlossen sein können. Man nimmt jedoch als sicher an, daß die Versicherung der Privatangestellten mit dem 1. Januar 1913 in Kraft treten wird. Unter den Vorarbeiten, die bis dahin noch zu erledigen sind, dürfte die zeitraubendste die Prüfung für die Zulassung der Ersa st raff en sein. Die Entscheidung hierüber liegt bekanntlich in den Händen des Bundesrats. Nach Verkündung des Gesetzes werden diejenigen be stehenden Kassen, welche als Ersastkassen zuge- lasfen werden sollen, diesbezügliche Anträge an das Reichs amt des Innern zu stellen haben. Diese Anträge werden dann durch das sozialpolitische Reichsresort selbst oder dessen Nachgeordneten Behörden einer versicherungs technischen Prüfung unterzogen, um ihre Le bensfähigkeit zu ermitteln und sestzu- stellen, ob sie denjenigen Vorbedingungen entsprechen, die das Gesetz für die Zulassung vorsieht. Diese P.üfung wird naturgemäß einen erheblichen Aufwand an Zeit erfordern. Außer dem ist die Errichtung der Reich San- stalt in die Wege zu leiten, und cS sind schließ lich die Organisationen zu schaffen, die berufen sind, die Interessen der Versicherten wahrzu- nehmen: die Vertrauensmänner im Bezirk jeder unteren Verwaltungsbehörde, die zur Hälfte aus Angestellten und Arbeitgebern begehen und die die Beisitzer für die NentenauSschüsse, die Schieds gerichte, das Oberschiedsgericht und das Direk torium wählen. Alle diese Vorarbeiten dürf ten bis zum Mlauf des nächsten Jahres zu bewältigen sein. Mit dem Inkrafttreten des Gesetzes tritt dann zunächst das Heilverfah ren sofort in Geltung, das voraussichtlich in der Privatbeamtenversicherung berufen sein wird, eine noch größere Nolle zu spielen, wie es in der Arbeiterversicherung bereits der Fall ist. Nach den Bestimmungen über die finanzielle Grund lage der Versickerung sind 5 Prozent der jähr lichen Einnahmen aus Beträgen für das Heil verfahren bestimmt. Das bedeutet im ersten Jahre bereits einen Betrag von 7,5 Millionen Mark, der hierfür ausschließ lich zur Verfügung stehl. Die durch das Ge'ey nolwendigenve.se vorges heue Warte,-eit bis zum Einlritl der Leistungen sinder durch die Einrich tung des Heilverfahrens, das berufen ist, die infolge seiner Erkrankung drohende Berufsun- fähigkcit abzuwenden oder die Berusssähigkeit wieder hcrzustellen, einen gewissen Ausgleich. Denn unzweifelhaft wird das Heilverfahren dazu beitragen, einer ganzen Reihe von Versicherten die Ueberwindung dec 'Wartezeit zu ermöglichen. Für diejenigen Versicherten jedoch, die innerhalb der Wartezeit sterben, sieht das Gesetz eine Rück zahlung der geleisteten Beiträge an die Hinter bliebenen vor. Nsdonsllibersler pmtLüsz. ck. Berlin, 19. November. schon zum Begrüßungsabend im Zoologischen Garten am Sonnabend hatten sich außerordentlich viele Delegierte aus allen Teilen des Reiches ein- gesunden. Der Vorsitzende des Natioiralliberalen Vereins Berlin, Dr. Hugo Böttger, begrüßte die Erschienenen und brachte in markigen Worten ein Hoch auf den Kaiser aus. Es folgten verschiedene Begrüßungsansprachen. Am heutigen Vormittag um 10 Ilhr strömten die Delegierten in den Kaisersaal des „Rbcingoldes" an der Bellcoucstraße. Etwa 1000 Vertreter waren an gemeldet, dazu kamen die Teilnehmer aus den Tribünen, unter ihnen zahlreich: Frauen. Abg. Bassermann eröffnete den Delegiertentag mit einem Hoch auf den Kaiser, den Schirmherrn des Reiches, in das die Versammlung lebhaft einstimmte. Zu Vorsitzenden wurden gewählt ter Vizepräsident des preußischen Abgeordnetenhauses Geh. Justizral Dr. Krause, Geh. Rat Prof. Dr. Paasche, Pros. Dr. Leidig und Dr. Hugo Böttgcr, zu Schriftführern Reichstagsabgeordneter Landgerichtsdirektor Dr. Heinze-Dresden, Landtagsabgeordneter Dr. Röchling und Generalsekretär Breithaupt. Als alleiniges Referat war eine Rede des Abg. Bassermann über die politische Lage angesetzt. Bassermann führte an der Hand des Wahlaufrufes ungefähr folgendes aus: Das Volk will Gericht halten über das, was bei der Reichsfinanzreform am Volke gesündigt worden ist. Der Führer der Konservativen hat in Breslau ge sagt: „Es geht aufs Ganze." Ganz meine Meinung. Der Gedanke, die Natioiralliberalen an die Seite von Konservativen unt Zentrum zu ziehen, ist eine Utopie gewesen. (Bravo!) Trotzdem bat man die Samm- lungsparolc schmackhaft zu machen gesucht, indem man sich bemühte, wirtschaftliche Fragen in den Vordergrund zu schieben. In vollkommener Verkennung der Situation hat der Reichs kanzler bei der Teuerungsdcbatte diese Töne an geschlagen. Abg. Fuhrmann hat aus einstimmigen Be schluß der nationalliberalen Fraktion diese Parole abgewiesen. (Bravo und Händeklatschen.) Es handelt sich um die Entscheidung, ob unsere Politik unter dem Drucke der konservativ-klerikalen Verbrüderung ge führt werden soll oder ob wir hinausstreben wollen zu lichteren Höhen. (Bravo!) Musik. Leipzig, 20. November. II. Konzert des Böhmischen Streichquartetts. Von Dvorak ging es zurück zu Mozart und daun wieder hinaus zu Brahms. Aber es war als ob dieser an Dvorak autnüpfen wollte, denn das Finale feines G-Dur-Streichquin.ctts (Op. 111) nimmt sich aus wie ein Gruß au den ge nialen Böhmen, so scharf akzentuiert gibt es jich und so viel slawisicrcnde Synkopen prägen hier einen musikalischen Typus. Gerade diese Komposition gehört zu Brahms' hervorragendsten Kammermusicwerken. Sein erster Satz ist von gewaltiger Kühnheit der Konzeption und impo nierender Größe der Ausführung. Und in dem so stimmungsvollen Adagio bemächtigt sich ein bekannter, ja berühmter Schubert-Rhythmus der Situation. Dieser Satz wie auch das Allegretto mit ihren Haupttonartcn D.-Moll und G-Moll sind zwei gar melancholische Leute. Sie reden ein wenig wehmütig wohl von vergangenen Zei ten. Aber plötzlich lugt lächelnd das so entzückend graziöse G-Dur-Trio durchs Fenster herein und erzählt ein hübsches Stücklein vom Sonnenstrahl. Es hebt ein wonnig warmes Geplauder an zwi schen Primgeige und erster Viola und nimmt sich zwischendurch aus wie ein fein stilisiertes Menuett. Und so ist dieses Quintett — die Herren Hoffmann, S u k, Herold und Prof. Wisan spielten es zusammen mit Herrn Un- kenstekn ganz ausgezeichnet — voller echter tiefer Musik und so dem vollen Leben zuge neigt, daß man schwerlich auf seine Herkunft aus pes Meisters letzter Zeit raten möchte. Zu Mozarts Es-Dur-Klavierquartett hatte man Frl. Ella Rafelson herangezogen, die zwar dem Blüthner manchen perlenden, glitzernden Laus, aber zu wenig Gesangston entlockte und dem feinen, viel durchbrochenen Gewirk der melo dischen Gebilde des großen Wolfgang Amadeus keineswegs gerecht wurde. Mozart will eben so belauscht sein wie etwa der alte Bach und einer der größten Vertreter seiner Kunst, Carl Reinecke, 'agte einmal zu mir, er gäbe sich immer komplizierter, je weiter wir uns zeitlich von ihm entfernen. Recht daheim und gleich sam unter sich fühlten sich und musizierten die Herren aus dem goldenen Prag im C-Dur- I Quartett ihres Landsmannes Dvorak. Der böh- 1 mische Tonmeister schaut da auch ein wenig me lancholisch heraus aus seinem ohnehin düsteren Gesicht. Ec hält es lieber mit dem Moll als Dur, macht im Eiugangssastc immer den und jenen leidenschaftlichen Ansatz, sinkt aber in eine gewisse stille Reserviertheit zurück. Wundervoll klingt und singt das F-Dur-Adagio und vertieft scheint alles Fühlen und in Tönen Denken hier noch in dem so schönen Des-Dur-Zwischensatze. Im Scherzo gewinnt Dvorak die alte Energie wieder, wird wohl auch ein wenig ruppig, akzen tuiert stark böhmisch und verbeißt sich, mit der Wendung zu offenbarer Vergnüglichkeit hin, in dem sehr hübschen A-Dur-Trio in ein simvles rhythmisches Motiv, das ihm ganz privatim einen wahren Heidenspaß macht. Uno so hält denn die Stimmung auch im Finale an, das es endlich auch einmal zu einem Ausbruch starker männ licher Leidenschaft bringt, gegen das Ende hin aber sich wieder sehr zivilisiert benimmt und sich beinahe nochmals einer nachdenklichen Stim mung anheimgibt. Die Böhmen spielten dieses Wert, das wohl seltener im Konzertsaale auf taucht, ausgezeichnet, und die Zuhörer spendeten starken Beifall. Wer hörte aber auch manch mal nicht gern so liebenswürdig erzählen, ivie es Robert Schumann bezeichnete — „von frem den Menschen und Ländern?" Kuxen Lexnitr. Kritischer Nachtrag. Nächtens hat der übte Schreibteufcl dem e. s-Reserenten, als er von seiner wenig ergötzlichen Bekanntschaft mit — „Frl. Teufel" Rechenschaft Hab, einen üblen, wirklich höllischen Streich gespielt und ihm den Namen des trefflichen Charaktcrkomikers Haas auf seiner Schreibtafel ausgemerzt. Wider Wil len und wider Verdienst. Denn jener war der Teufel Oberster, der sich ganz infernalisch über seine Figlia Sa'tanella freute und mit Witzen aller Art nicht geizke. Was also hier corum publice erklärt und geziemend nachgctragen sei. II. Klavierabend von Otta Möckel. Wegen eines für Leipzig neuen Werkes, der Sonate Op. 66 von Cyrill scott, sei der Klavierabend hier erwähnt. Diese einsätzige Sonate verdient als Ganzes die Be achtung musikalischer Kreise, so vor allem das stür mische. thematisch bestimmt auftretende Allegro con spirito des Anfanges. Im Adagio tritt allerdings die Erfindung und die Empfindung etwas zurück; der Komponist grübelt, so daß nur episodenhaft Packenderes austaucht. Eine gewaltig gesteigerte Fuge schließt das Werk, die allerdings vom Pianisten vollständig erschlagen wurde. Man mußte sie sich in anderer Ausführung denken, um ihre Art zu erkennen. Die Musik hat allerdings den einen Nachteil, daß sie zu unpersönlich ist. Wer Debussy kennt, weiß auch den Charakter dieses Werkes, und hiernach wird es den einen anziehcn, den andern abstoßen. Gespielt wurde die Sonate technisch ohne Tadel: man mutz allerdings das Spiel Herrn Möckels aus der Ferne genießen; denn in der Nähe ist dieser harte, im Forte geradezu stechende Ton nicht zu ertragen, kommt hinzu, daß der Pianist im Forte keine Abtönung kennt, so daß streckenweise alles gleichmäßig verläuft. Er ließ am Anfang wegen Unwohlseins um Nachsicht bitten, so daß wohl manches musikalisch nicht ganz Geratene auf körperliche Einflüsse zurückzuführen ist. ^.rtur Loblexsl. von üer Dresür er Sofaper. Als erste Neueinstudierung der Spielzeit ging die dreiaktige romantisch-komische Oper „Wenn ich König wär" von Adolphs Aoam, dem Kom ponisten des „Postillon von Lonjumeau", in Szene und erzielte unter Hofkapellmeister Kutzschbachs lebensvoller und feinfühlender Leitung und in einer fast an Sensationspremiere erinnernden glänzenden Aufmachung einen außerordentlich starken Erfolg. Man kennt von dem etwa 60 Jahre alten Werke eigentlich nur die Ouvertüre, die wegen ihrer reiz vollen Melodien in Konzerten viel gespielt wird, die eigentliche Oper ist fast vollständig vergessen. Sehr mit Unrecht, denn wenn sie auch nicht aus der Tiefe eines heißen Künstlerherzens herausgeflossen ist, so bietet die Musik doch sehr viel Schönes, Stimmungs volles und Anmutiges. Es handelt sich um einen jungen indischen Fischer, der in Liebe zu einer Prin zessin entbrannt ist, und König zu jein wünscht, um die Geliebte erringen zu können. Er schreibt, bevor er am Strande einschläft, diesen Wunsch mit dem Finger in den Sand. Der König mit seinem Gefolge kommt, liest die Schrift und beschließt, spaßeshalber den Fischer für einen Tag zum König zu machen. Im schlafe wird der Jüngling in den Palast gebracht, er erwacht als König, findet sich aber bald in die Rolle und gibt Beweise von Klugheit und Energie. Schließlich rettet ein von ihm an seinem Königstage gegebener Befehl das Land vor dem Einfall der Por tugiesen, und der Heldenjüngling erhält die Hand der Prinzessin. Da der Dialog in der Oper einen sehr breiten Raum beansprucht, so ist di« in jeder Hinsicht vor zügliche Leistung des Herrn Soot, der in Gesang, Darstellung und Gespräch gleich vortrefflich war, in erster Linie zu nennen, zumat da er auch äußerlich den jungen Fischer sehr sympathisch verkörperte. Neben ihm stand als Prinzessin Frl. v. Catopol, deren treffliche Gesangsleistung durch den mundartlich gefärbten Dialog leider beeinträchtigt wurde. Herr Zador als König, Frl. Freund als Fischer mädchen. sowie die Herren Puttlitz. Pauli und Ermold in den kleineren Rollen verdienten vollstes Lob. Die Pracht der Bühnenbilder und Kostüme be wies, daß die Tlfeaterleitung sich des Werkes mit vollster Liebe angenommen hatte. Besonderes Aus- sel/en erregte die Tatsache, daß die Solisten und Ballettdamen nacktbeinig und barfüßig erschienen, was wohl im Opernhause noch nicht dagewescn und sicher lich auf den Einfluß Reinhardts zurückzuführen ist, der bei seinen hiesigen Ausführungen der „schönen Helena" auch aus BeinbcUeioungen, wie aus Kleider überhaupt, fast vollständig verzichtete. Es mag rca- listiscki sein, die Fischer und Tänzerinnen so austrcten zu lassen, ob es ästhetiich und gut ist, darüber dürften die Ansichten miuoestens geteilt sein. Ich für meine Person bin überzeugt, daß eine Dübne vom Range der Dresdner Hofoper derartige Mätzchen ruhig den Leuten überlasten sollte^ die darauf reisen. Der Ge schmack oon Berlin IV >ott um Himmels willen nichr für die Dresdner Oper maßgebend werden, di« sich bisher in einer so stolzen Unabhängigkeit von jenen Strömungen gehalten hat. Der Anblick der braun- bzw. gelbgeschminkten Beine, deren Farbe mit txr Zeit etwas oerbleichte, war durchaus nicht besonders genußreich, und überdies müßte jeder, der die Zug luft hinter den Kulissen kennt, Angst haben, daß «in großes Niesen auf der Bühne ausbrechen würde. Und der vielleicht beabsichtigte realistische Eindruck wurde dadurch wieder ausgehoben, daß die Chorherren fein säuberlich Trikots und Schuhe trugen. Die Hörer bereiteten der verdienstvollen Neu inszenierung eine sehr herzlich Aufnahme und riefen alle Beteiligten viele Male hervor. Wir hätten also nun in Wahrheit bei Adam angcsanpen. Hoffentlich kommen wir bald bis Mozart, der bisher in dieser Saison vollständig vernachlässigt worden ist. I'. 6si.4k.1sr. * * Die bayrische Akademie der Mstenschasten, die am Sonnabend in München eine Festsitzung zu Ehren ihres Protektors, des Prinzregenten von Bayern, adhielt, ernannte u. a. zu korrespondierenden Mit» gliedern: die Professoren Hirzel-Jena, Bau« schinger-Straßburg. Planck-Berlin, v. Kries- Freiburg Br.. Nour-Halle, Weichert-Göttingen, Mein ecke-Freiburg/Br.
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