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Nr. I«6. Donnerstag den 23. Juli S»<er«t« wecben dirSgeldaU. PeMzetlr »t.oerrn Siaummir keklamen viit 50^ dir Zeile berechn-, bei viedorh- liedeul- RadaL «»chdruilerei, NrdaNt«» »nd «eschäfr-srelle, Dr«»d»«t Uillnide» Leeake — !^ernlprecher Kr. lS6t- H UllllvdilllSliirs Tagrbtati für Walirhrit, Acht o. Freiheit j ,-r1»ei», tiiallch nüch ^, >ntt «„«Nichme der «c>nn. und geNla«» ve»u,^vre,S, B-eUei, » X *<> z lct,»r Beil.-U^ciL!, >kr Oesler- «ich L » d. Bei a a »osla.illnttk»I-A'ituüxd: re'»!-str «r »>>"-?. Einzelnummer 1l) Pf — Nednknon--^?lek1)su:nd I 1 1L lt Ois bssbsn ^nsviZLsturiAZ- Loottonis pscmcl 15 cmct 20 ^fsnriiZs, urisnidskr'IiLli suk ksissci ucict /»osflü^sn, scvaltsu 8is bei: EerliriZ 8, ^oeüstrofi, Dresäen Niederlagen in allen bta^ttellen. Deutsche „Ecpresjerpoiitik". Unsi-'r österreichischer Mitarbeiter schreibt uns: Tie Tschechen haben in Böhmen in jüngster Zeit das Schlagwort „Erpresserpolitik" ausgegeben angesichts der Entschiedenheit der Teutschen, mit der diese bei den bisheri gen Negierungen, welche in Testerreich von der unseligen Aera Taasfe an aufeinander gefolgt sind, so beliebten Pra xis gegenüber nun endlich Front machen. Als »nenn nicht gerade die Tschechen es gewesen wären, welche aus der steti gen „Fortwurstelei" der jeweiligen Negierungen auf »tosten der Teutschen, und der leider nur allzugroßen Gneeigtheit, den kühnsteil Wünschen der sich stets am ungebärdigsteil zei- i genden Tschechen bereitwilligst Nechnung zu trageil, durch l unausgesetztes Feilscheil und Schachern, sowie durch eine fortgesetzte »rette von Trohungen für sich das meiste Kapital geschlagen habeil. War das keine „Erpresserpolitik"? Es hat nun das entschiedene und einmütige Borgeheil der Teutschen endlich einmal einen kleinen Erfolg zu ver zeichnen, indem der Ministerpräsident den deuischböhmischeu Abgeordneten jetzt eine Neihe von Zugeständnissen ge macht hat. Es sind dies folgende: Betreffs Verstaatlichung der Böhmischeil Nordbahn, Aufnahme der Bestimmung, wonach die nationale Frage ähnlich geregelt werde, wie bei der Verstaatlichung der »kaiser-Ferdinands-Nordbahn. Es wurde die Versicherung abgegeben, daß die nationalen Ver hältnisse auf der Bahn nach der Verstaatlichung dieselben bleiben werden wie bisher: Rascheste Besetzung der offenen Nichterstellen in Böhmen mit Berücksichtigung der deutschen Forderungen; Einstellung eines Postens für die Errichtung eines Kreisgerichtes in Trantenau: Beim Postivesen Er nennung eines deutschen Vizepräsidenten bei der Postdirek tion iil Prag, Abhilfe der deutschen Beschwerden über die unerauicklichen Verhältnisse bei den Postämtern, keine wei tere Teilung der Postambnlanz ohne Einvernehmen mit den deutschen Abgeordneten, Einsetzung einer Personalkom- mission, Inangriffnahme der Arbeiteil bei der deutschen Technik iil Prag. — Erst auf diese Zugeständnisse bin und nachdem die dem Teutschnationaleii Verbände allgehörigen alpenländischen Abgeordneten ihre vollste Solidarität mit den dentschböhinischen Abgeordneten erklärt, beschlossen die letzteren, die von ihnen eingebrachten Tringlichkeitsanträge, durch welche die parlamentarische Behandlung wichtiger Vorlagen iil diesem Sessionsabschnitte unmöglich gemacht worden wäre, vorläufig znrückzuziehen. Sie habeil also weiter nichts getan, als was die Tschechen seit einer Neihe von Jahrzehnten zn ihrem großeil Nutzen geübt haben. Mag nun der von den Teutschen durch ihr mannhaftes Auf treten erzielte Erfolg für die nächste Zeit einigermaßen Be ruhigung schaffen, so heißt cs trotzdem unablässig ans der Hut sein, daß schließlich nicht ans diesem Erfolge doch noch eine Täuschung entstehe und das ganze Abkommen in nichts zerrinne. Eiil Zeichen davon, daß die Teutschen i» Böhmen nicht gewillt sind, von ihren Forderungen, die nun verschämt auch offiziöse Blätter als berechtigt anerkennen, abznstehen, waren die in vielen Städten TentschböbmenS, als Asch, Anscha, Aussig, Vergreichenstein, Budwcis, Friedland, (NW, , Ion;, Hobenelbe, Karlsbad, Leipa, Plan, Prachatitz, Nei chenberg. Nochlitz, Nnmbnrg, Saaz, Schluckena». Schön- linde, Tannwald und anderen abgehaltenen Massenkund gebungen. Ter Tenor der dabei zum Ausdrucke gelangteil deutschen Forderungen ist im allgemeinen folgender: Tie Sprachenfrage und die Beanitenfrage gehören zn den wich tigsten nationalen und wirtschaftlichen Angelegenheiten des deutschen Volkes. Tie Teutschen verwahren sich laut und nachdrücklich gegen die Einschmnggelnng der tschechischen Amtssprache, sowie gegen die immer mehr überhandneh mende Aemtervertschechnng, in welcher eine Olefahr nicht nur für die deutsche Beamtenschaft, sondern kür das ganze deutsche Volk in Böhmen gelegen ist. Tein deutschen Volke muß Gewähr geboten werden, daß ein deutscher Beamten- nachwiichs herangezogcil wird, daß deutsche Beamte iil der den tatsächlichen Bedürfnissen entsprechenden höchsten Zahl ausgenommen werden. Es wird erwartet, daß alle Ver folgungen national bewußter deutscher Beamten durch tsche chische Vorgesetzte unterbleiben und daß alle deutschen Ab geordneten für die Verwirklichung der gestellten Forderun gen mit Kraft und Entschiedenheit cintreten. Tie natio nale Existenz und die wirtschaftliche Entwickelung des deut schen Volkes iil Böhmen kann endlich nur durch eine Schei dung Teutschböhmcils voll Tschechischböhmeil ans allen Ge bieten der öffentlichen Verwaltung ermöglicht und gesichert werden. Auch sämtliche deutsche Bezirksausschüsse Böhmens faßten eine Entschließung, in welcher gegen die fortschreiten den Tschechisieruilgsbcstrcbungen in Deutschböhmen pro testiert, den deutschen Abgeordneten für ihr entschiedenes ... - . i- .. kkurilix, Immpel' 5tatuen «atzt. tloNtrIv-»« Eebet-u.krbsuungLbacfier Lp»-,. L-k-55-^-55« Vorgehen im Parlament zugunsten der dentschböhinischen Forderungen der Tank ausgesprochen, die Teilung aller obersten Landes- und Staatsämler in Böhmen iil deutsche und tschechische Lektionen gefordert und den deutschen Ab geordneten die weitestgehende Unterstützung in ihrem »iampse zugesagt wird. Hoffentlich habeil nun endlich die Teutschen iil Böhmen sowie überhaupt iil Testerreich von ihren nationalen Geg nern gelernt, um nicht wieder so arg inS Hintertreffen zn gelangen, wie dies bisher der Fall war. Nur dann, wenn sie ein großes, einheitliches Programm eint und sie es ver stehen, ihren Forderungen, deren volle Berechtigung ihnen selbst voll ehrlicheil Gegnern nicht abgesprochen werden kann, kraftvollen Nachdruck zu verleihen, braucht ihnen um ihre Zukunft nicht bange zu sein. kl. Deurs^e Schulen in <<hi»ra und Neichssubvenrisu. In Nr. (»21 der ,,»i. V.-Ztg." schildert Herr Pater Stenz seine Geldnöten, die ihn hindern, weitere Schulen in Ehina zn gründen und er läßt den Sammelteller bei allen „für Religion und Teiitichtnm" Begeisterten kreisen. Ta ich mich zu den von Pater Stenz Abgebettelten rechnen möchte, will ich ihm mit einem guten Rat an dieser Stelle zur Seite treten. Er wird zwar sagen, daß ihm Geld lieber sei und ich bin überzeugt, daß er auch manches auf seine rührende Bitte erhält, schon von allen Gegnern des Tanzes; denn wenn gar alte Tarnen noch so „besessen" tanzen, muß es abscheulich sein. Pater Stenz und andere, die es angeht, werden zwar sageil, daß sie schon viele Rat schläge erhalten hätten: vielleicht auch schon den i»ei.nigei>: aber sie hätten nichts genützt. Wir wollen doch einmal versuchen. Ter chinesische Missionär schreibt in seinem lesens werten Briefe: „Wir haben in Südschantung schon mehrere Schulen gegründet. Ans diesen werden nebst Ehinesisch, Rechne», Geographie, Naturkunde, Weltgeschichte und T e n t s ch gegeben. Für das T e n t s ch t n in haben diese Schn len gewiß auch große Bedeutung. Wären wir nur in der Lage, diese Schulen aiisznbaiien. Während die Schüler der Staatsschnlen monatlich 5 6 Mk. Trinkgeld erhalten, alles frei haben, müsst'» z. B. meine Schüler alles bezahlen. Und doch fehlt es an Schülern nicht, im Gegenteil." Nun eine Frage: Hat er dieses alles auch schon einmal an den d e n t s ch e n Gesandten in Peking und durch dessen Vermittelung an das Aus wärtige Amt geschrieben und dabei um eine fortlausende Beibilfe gebeten? Ist er dann abgewieseu worden? Wie viel hat er erhalten? Eine Antwort auf diese Frage wäre mir sehr erwünscht. Im Etat des Auswärtigen Amtes sind nämlich 850 000 Mark für die Stärkung des Teutschtums im Anslande ansgeworsen: Scluilen. welche Teutsch lebreu, erhalten aus diesem Fonds ganz erhebliche Unterstützungen. Es gibt Private deutsche Schnlen, welche im Iabre über 8000 Mark Reichssubvention erhalten und dabei leisten diese für das Teutschtuiu nicht entkernt, was gute deutsche Missionsschulen in Ehina ausweisen können. Tie Neichs- inarineverwaltnng will bekanntlich in »iiautschon eine Art deutsche Akademie für Chinesen errichten. Tie jährlichen Ausgaben hierfür würde» in kürzester Zeit über 1 Million Mark sei». Wichtiger als dieses Institut, dessen mutmaß licher Leiter sich schon im Reichstage verstellte, ist die Turchführung der Ideen des Pater Stenz. Es ist auch keinen Augenblick daran zn zweifeln, daß bei dem der zeitigen Verhältnis von Ebina zu Teutschland unsere Ver waltung allen diesbezüglichen Wünschen Rechnung trägt und a»ch der Reichstag hat hierfür eine offene Hand', Detz Rat an die deutsche Mission in Ebina und an so viele inner halb und ..außerhalb der chinesischen Mauer" geht also da hin. sich in Eingaben, welche reiches Material über die Leistniigen der Schule enthalten (besonders den Stiinden- und Lehrplan beilegen) durch die Vermittelung des zu ständigen deutschen Tiplomaten (»i'onsiil oder Gesandten) an das Auswärtige Amt zu wenden und um eine fort laufende jährliche Unterstützung zu lütten: meine feste Ueberzeiignng geht dahin, daß gerade Gesuche aus Eliina hesouders berücksichtigt werden. Es siebt auch der Weg offen, die reformlnstige chinesische Regierung durch unsere Pekinger Gesandten direkt um eine Unterstützung anzii- gehen: auch das kann Erfolg haben. Auf dem Umwege über Ehina aber darf man auch einige Worte an die deutschen Katholiken richten und sie ersuchen, die zur Verfügung stehenden öffentlichen Mittel doch mehr und intensiver anszunutzcn. Wenn man namentlich die katholische Kleinpresse genau verfolgt, kann man eine erschreckende Unbeholfenheit in so 'üelen Fällen feststellen. Ich bin der letzte, der die zarte und schöne Blüte der christlichen Charitas nicht auf allen Gebieten sehen möchte, aber es sind und bleiben stets genug unbestellte Felder da. In Dutzenden von Zeitungen las ich schon Ge suche um Unterstützungen für einen „armen kranken Familienvater", „für eine kranke Nätherin zur Anschaffung einer Maschine", „für einen Krüppel zur Anschaffung eines künstlichen Fußes" ustv. usw. Frage: Hat man in allen diesen Fällen die zuerst verpflichtete Trtsarmenbehörde angegangen? Antwort: In mehr als 50 Prozent nicht; der Katholik zahlt an den Gemeindesteuern mit und soll hier nochmals zahlen. Hat man die hierfür ausgeworfenen Fonds der »kreise, Provinzen, der Bundesstaaten, der Zentralleitungen für Wohltätigkeitspflege usw. in Anspruch genommen? Leider nicht oder nicht immer. Wir leben in der Zeit der Tcffentlichkeit, aber die „öffentlichen Bitten'* könnten in manchen Gegenden um 50 Prozent reduziert werden, wenn man erst alle öffentlichen Mittel angernfen und ausgenützt hätte. Auf Dutzenden von Gebieten ließe sich Aehnliches feststellen. Nun zurück zu Herrn Pater Stenz, der diese „Sonn- tagsnachmittagspredigt" eines Laien nicht übel vermerken solle; ich wünsche ilun einen recht hohen Ertrag auf seine öffentliche Bitte: vielleicht aber teilt er auch mit, was er auf diesen Ratschlag bin ans Berlin und Peking erhalten hat. Berlin, den 21. Juli 1008. M. Erzberger, Mit glied des Reichstages. Politische NÄirdschnu. Dresden, den 22- Juli tt>08- — DaS Armeeverordnungsblatt veröffentlicht einen Armeebefehl des Kaisers, wonach sämtliche Offiziere den Ingenieur- und Pionierkorps und d-8 Eiseubahnregiments Nr. 1. um das Andenken des verstorbenen Generals v. Golz zu ehren, drei Tage Trauer auzulegen haben. — Aus London wird gemeldet, daß Kaiser Wilhelm am Sonntag in Bergen auf der Jacht Hohenzollern den Korrespondenten der Newyork Times William Batz rrd Hals empfangen und sich mit ihm volle zwei Stunden lang unterhalten habe. Das Gesprächsthema bildete, wie ver- lautet, die Persönlichkeit des Präsidenten Roosevelt. Der Kaiser unterhielt sich auch über die Fernfahrt New-Dork— Paris, über deren Etappen auf amerikanischem Boden er genau unterrichtet ist. — Die Leiche des verstorbenen Bischofs Dr. Andreas Thiel wurde gestern vormittag unter großer Anteilnahme in der Gruft der Szembekschen Kapelle in Frauenburg bestattet. Der Bischof von Kulm Dr. Rosentreter zelebrierte das Pontifikalamt, die Beisetzung vollzog Weihbischof Herrmann. Oberpräsioent von Windheim legte als Vertreter des Kaisers einen Kranz am Sarge des Entschlafenen nieder. — Wie wir hören, wird Sr. Erzellenz dem Hoch- würdigsten Herrn Erzbischof Dr. von Stein von Münctzen- Freistng in nächster Zeit in Rücksicht auf dessen hohes Alter und auf die auf den Schultern Sr. Exzellenz ruhende große Arbeitslast ein Wcihbischos beigegeben werden. Auch für zwei andere bayerische Diözesen ist die Ernennung von Weihbischöfcn in Aussicht genommen. — Nach einer Meldung der Times soll die chinesische Negierung ans die Note der deutschen Gesandtschaft geant- wortet haben, China sei zwar bereit, Mitteilungen von der Türkei durch die deutsche Gesandtschaft anzunehmen, könne aber den Schutz von Untertanen einer Macht, die keinen Vertrag mit China habe, nicht dem Deutschen Reiche über tragen. Ehina werde sich in Zukunft weigern, Pässe und exterritoriale Rechte von Untertanen von Mächten wie die Türkei zn bewilligen. Im Rcichsamt des Innern wird ein Gesetzentwurf aiisgearbeitet, welcher dem Einflüsse der Ariiieiinntcr- stützimg ans das Wablrecht und ans andere öffentliche Rechts (Schöffen- lind Geschworeueudieiist usw.) besttuiuiterc und engere Grenzen ziehen soll. — Das soeben ei schieucuc Statistische Jahr buch für das Deutsche Reich tuziffert die Eiinvohncrzahl Deutschlands Mitte ds. Is. auf 02017000 Personen. — Dem ZcntrumSabgeordnetcn Herold, welcher om 20. d. M. sei. en 00. Geburtstag feierte, sind zahlreich-: Glückwunschschreiben zngegangeu, so von den Präsidenten der Zeiitnimssraktion des Reichstages und des pieiißischen Abgeordnetenhauses, den Vorständen der Westfälischen Zentrnmspartei, dem Zeiitriiinsmuhlk-unitee Münster, dem Wmdthorstlumde in Münster u. s. f. — Zur Kricse im Flottcuvcrcin. Der Vorstand der Ortsgruppe Mülheim lNubr) dcL Flotteuverciiis hat mit seiner Erklärung über den Austritt der TrtSgruvve bei den Mitgliedern keine Zustimmung gefunden. Die Rhein- und Nuhrzeituug meldet jetzt, daß mir der Bo:sitzende Walter Hammersteiu und die von ihm beeinflußten Mitglieder aus getreten sind. Die Ortsgruppe Mülheim (Ruhr) besteht weiter. In Kürze wird eine Neuwahl des Vorstandes stattfindeu. Dir in liberale» Blättern mitgeteilte Austritt der Ortsgruppe Mülheim (Nnhr).Sthrum ist nach einer Erklärung des Vorstandes dieser Ortsgruppe btt-her nicht erfolgt und wird auch nicht erfolgen. Es ist sehr fatal, wenn die Mitgliedschaften mit den Beschlüssen einiger Vorstandsmitglieder nicht einverstanden sind. WaS bleibt aber dann von den vielen „in Aussicht stehenden" und den „gemeldeten" Austritten übrig? Einige Eigcnbrödler. denen man wohl keine Träne nachweinen wird. — Im Kreise Wolfenbüttel ist durch den Tod deS nationalliberaten Hospitanten Dr. Kaufmann eine Reichs-