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S7. Jahrgang, ^ 329. V«^t»«Ge»»Hr den »0 Ulrich Met. «a»,«r ZiNra-un-c-n S»«i>- und Monta-en mr ebim-N ».«> M.. d«»,u,wclrti,,«mn. N,M°Nitt d>« d,»0 M. «el «Ininall,«r Zu- IKllung durch die Llost ,M,I»»ne«eftell,.ld). Die den Lesern non Dresden u. Umgedung ,m Tag« »or-er zu- gellellten Adend-Au- gaben erhalten die aua- wiirllaen «eziHer mit »er Morgen-Auagad, »usammen gugeliellt. Rachdrucknurmttdeut. llcher Quellenangabe t.Vread. N-chr."> zu- Wg. — Unverlangte vlanuflrlpte werden nicht aufbewahrt. Telegranim-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 » 20V6 « 3601. Tonnerstag, 28. «»»««der 1912 GsgvünSst 18S« Druck und Verlag von Liepsch 6c Reichardt in Dresden. f,ln«ckineak»r: fonckonb- Lstoco/acks /sskim- c/ioeol»6s j/>ei'7sfel5ü^ c/ioeolscks / Loono />«5 14 Lore 2,40 51. 0s»sen^ -er Lsnkoa 2, Anieigen-Darif. Annahme von Anilin, dtaungen dt« nachnu » Uhr. Sonntag» nur Marienltrahe !>n uo» II dt» >/,I Uhr. Die «inlpalliae Grund,eil, <ro. « <silben> »o Ps.. Namtlien-Aachrlchlen au» Dresden L!> Ps.7 die ,welspaltige Icii« ausTer»Ieite7UPf.,die Zwetlvaltige Reklame- zeile I.iiü M. - In Slummern nach Sonn- und Feiertagen die einipaliigc Grund,eile llü Pi, Familien. Rachrichirn au» Dre'- den die Grundzeit« :!0 Pf. — Aurwiinig« Auiträge nur gegen Borausbegihiung. Jedes Beiegbiatt lostet lg Pj. Hau-tgeschiistsstelle: Marirnstratze 38/40. Ili'ilAvüiliiii'. Siisenüm L vo. Küntgi. Stet,», btokliakaeanian vreslien-^., 8erre8lsü88e 5/7 U«r»nüb»r clae Ortakeankanl,»,»,. Üagr. ISSN. — pdrnruk: SIS0 un<l 17 426. — 0»»e. I86S. : l-ampsn: ^ In8lalla1ion kür «II« l-lc-titartsn. kör 6ss unct olslctriscli. VWWliei'.Mllei'.llsi'liililWW - ^slrolsum, Qssslüfflielil, slsklriscli. Ilretrsirliilli«'. WMsg L ki. Xünigi. Lacii». bioiiisiarantan Vre8äen-^., 8erre8tra88e 5/7 gaganübar <tar 0ei»l>rsnkar>><»s»«. Lage. >666. — Warnruf: JI6V unil 17426. — Lage. 1668. kvlsv-krlikvL u°s Lvävrvarvll grösste ^usvcalil in allen Preislagen. 5tets bleubeiten. ködert Kull2v, TLN<I ^r»jixvr 8tra«l4« 3V. Aüv einige LefiSr7, Mutmaßliche Witterung: Wolkig, mild, kein erheb licher Niederschlag. In der Zweiten Kammer kam es gestern bei der Fortsetzung der Beratung des Volks schulgesetzent- wurfcs zu längeren Auseinandersetzungen über die Dissidentenfrage und über die Schulgeldfrage: abends i/z? Uhr wurden die Verhandlungen auf heute vertagt. Im Reichstage begründete der Reichskanzler rn Beantwortung der sozialdemokratischen Interpellation über die Fl e i s ch t e u e r u n g die Maßnahmen der Regie rung: dann trat das Haus in die erste Beratung des Gesetz- cnlwnrfs über vorübergehende Z o l l e r l c i ch t c r u u g e n bei der Flcischeinfnhr ein. Der Bu n des ratsaus schuß für auswärtige Angelegenheiten trat gestern im Reichstagsgebäudc zusammen, um einen Vortrag des Staatssekretärs von Kiderlcn-Wächtcr entgegenzunehmen. Der Meinungsaustausch über die Balkaufragen zwischen B c r l i n u n b L o n d o u ist ein äußerst freund schaftlicher. Die französische Regierung dementiert die Nachrichten über hie Mobilisierung französischer Garnisonen. Ein Votum zur Dresdner Universitäts- fragc gibt im Namen der Universität Leipzig der Leipziger Professor Dr. B tt ch e r in Form einer kleinen Broschüre ab. Tie Generalversammlung des Konscr- votivcn Landesvercins im Königreich Sachsen wird am S. Dezember in Dresden stattfinden, wobei der Führer der Reichstagssraktion, v. Hcydebrand und der Lasa. sprechen wird. Das preußische Herrenhaus nahm das Spar- kassciiges cy in der Fassung des Abgeordnetenhauses an. Der Auftakt. dauernd in Her Opposition. Mehr als zwei Drittel von dieser Arbeitsmchrheit sind nun in dem Präsidium nicht vertreten, ein ungesunder Zustand, dessen Unhaltbarkett noch dadurch illustriert wird, daß hinter dem Präsidium in Wirklichkeit nur etwa 80 Abgeordnete stehen, nämlich die beiden liberalen Parteien. Der Blick in die Geheimnisse parteipolitischer Diplo matie ist Uneingeweihten streng verboten. Kein Mensch weiß, was die Nationalliberalen z. B. veranlassen konnte, ein Präsidium zu wählen, das auf die Gnade der Sozial demokraten bedingungslos angewiesen ist. Die Verbitte rung des Wahlkampfes hat heute keine chronologische Be rechtigung mehr. Ter wahnwitzige Wahlkampf hat nichts an der Tatsache geändert, daß die bürgerlichen Parteien aufeinander angewiesen sind. Während der ganzen F-rüh- jayrstaguiig haben die nationalen Parteien zusammen- gearbeitet, und zum Zeichen dafür, daß dieses Zusammen arbeiten ein dauerndes sein wird, haben die Mehrheits- Parteien zum Schluß noch jenem B e s i tz st c u e r a n t r a g zugcstimmt, der als Unterzeichner die Namen Bassermann und Erzbcrger trägt, nicht Bassermann und Bebel, wie manche vermuten könnten, dei n mit Bebel ist eben keine positive Politik zu machen. Die jetzige Session wird also unter dem Zeichen dieses Basscrmanii-Erzbergerschen Besitz- steucrantrageS stehen, von dem wir nur hoffen können, daß er sich zu aller Zufriedenheit verwirkliche. Was wäre natür licher. als daß diese neue Arbeitsgemeinschaft auch im Prä sidium zum Ausdruck gekommen wäre, zumal die Konser vativen eine Präsidentschaft SpahnS nach Kräften unter stützt hätten! Dann hätten wir ein Präsidium gehabt, das das Vertrauen der gesamten Arbeitsmchrheit besessen hätte, Spahn als Präsident, Paaschc als erster Vizepräsident, Dove als zweiter Vizepräsident. So hätte ein vernünftiges Prä sidium ausgesehen. Wir wollen trotzdem hoffen, daß Kaempss Wahl der neuen Session nicht die Signatur ausdrücken wird. In nativiiallibcralcn Kreisen bricht sich die Erkenntnis immer mehr Bahn, daß man sich mit dem engen Bündnis mit dem Fortschritt auf eine schiefe Ebene begeben hat. Vom Fortschritt allein können die Nationalliberalen nicht leben, beide Parteien aber trennt eine tiefe Kluft: die Stellung zur Sozialdemokratie. Die große Mehrheit der Nationalliberalen will sich nicht zu Schildknappen der Sozialdemokratie Herabdrücken lassen, und hieran wird wohl auch das nationalliberal-sortschrittliche Bündnis ein mal scheitern. Als Anfang vom Ende möchte mau die jetzigen Wahlen in Württemberg bezeichnen. Torr hatten die beiden liberalen Parteien ein Bündnis ans Ge deih und Verderb geschlossen, und der Erfolg wnr eine wesentlichcSchwächungdcrLibcralcn und eine Stärkung der Rechten und der Sozialdemokratie. Für die Nachwahlen haben nun Fortschrittler und Sozialdemot raten ein Bündnis geschlossen, die Nationalliberalen aber haben diesen Ruck nach links nicht iiiitgemacht, sic werden viel mehr die Konservativen in den Wahlkreisen unterstützen, in denen die Fortschrittler für die Sozialdemvkiateu cin- treten. Es ist selbstverständlich, daß in anderen Wahlkreisen die Konservativen den Nationalliberalen Wahlhilse leiste». Damit ist die Basis zu gemeinsamer politischer Arbeit siir die beiden nationalen Parteien gegeben, und es ist bezeich nend. daß diese Basis zunächst in Lüddentschland gesunden worden ist, in der Heimat des Großblocks. Nehmen wir die Vorgänge in Württemberg nlS gutes Omen. Die Zeiten sind bitterernst. Tie Welt hallt wider von Krieg und Kriegsgeschrei, an unseren Grenzen bansen sich die Bataillone. Zn kritischen Zänkereien ist die Stunde viel zu ernst, vielmehr sollten wir bedenken, was uns allen gemeinsam ist. Das Ausland blickt aufincrksani nach Berlin: Wie wird sich der deutsche Reichstag verhalten? Ganz un verblümt erklärt die russische Presse. Dcntschlanö sei iilcdt widerstandsfähig, die Sozialdemokratie werde den Gehör sam verweigern. Wer heute noch in doktrinärer Gedanken losigkeit die Sozialdemokratie unterstützt, versündigt sich am Reiche. Möchte der deutsche Reichstag das rechte Wort finden in dieser ernsten Zeit, möchten die bürgerlichen Parteien sich wie ein Mann geschlossen hinter die Regierung stellen und in einer machtvollen Kund8»kbuna dem Auslände zeigen, daß. wenn Gefahr droht, im deutschen Volle nur ein Wille lebt. Das deutsche Volk erwartet vom Reichstag eine große nationale Tal und kein Parteiengezünk. Ter wiedergewähltc Herr Kacmpf ist auch wieder zum Präsidenten des Reichstages gewühlt, ein doppeltes Glück, wenigstens für Herrn Kaemvf. Der erste Wahl gang schon brachte die Entscheidung. Zentrum und Polen gaben weiße Zettel ab, die Rechte stimmte für den Konservativen Dietrich, während die Linke Der Krieg auf dem Balkan. von Bebel bis Bassermann für Kacmpf eintrat und ihm io znm Siege verhalf. Damit ist die Streitfrage, wer künftighin Reichstagspräsident sein wird, entschieden, und die Arbeit kann beginnen. Tic Fortschrittler hatten gehofft, Herrn Kacmpf durch Zuruf znm Rcichstagspräsidenten küren zu können. Seit geraumer Zeit erzählten die linksliberalen Blätter ihren Lesern von den eminenten Prästdialfähigkeitcn Kaemvks. schon bei seiner Wahl im Wahlkreise Berlin I suchte man den Eindruck zu erwecken, als ob Herr Kacmpf eine un ersetzliche Persönlichkeit sei, die dem deutschen Reichstage zur bleibenden Zierde gereichte. Ter gänzliche Mangel an hervorragenden Persönlichkeiten in unserer Demokratie hat das Bedürfnis entstehen lassen, Männer durch Reklame groß zu machen. Zu diesen Persönlichkeiten ge hört auch Herr Kaempf. persönlich zweifellos durchaus siimpathisch. aber sicherlich keine Leuchte deS Parlamen tarismus und keine überragende Persönlichkeit. Eine be sondere Befähigung znm Präsidenten hat Herr Kacmpf vor allen Dingen nicht. Bet der großen Stiirinsitzliiig vom 17. Mai schmählichen Angedenkens, als sein ehemaliger Kollege Schetdcmann in der unverschämtesten Weise Preußen schmähte, versagte der Präsident vollständig. Gerade diesen Tag hat man Herrn Kaemvf nicht vergessen, und daher war cs auch eine starke Zumutung an die großen nationalen Parteien, Herrn Kaempf durch Zuruf einstimmig wiederwählcn zu sollen. Die Rechte beschloß vielmehr, da das Zentrum eine Kandidatur Spahn ab- lehntc, einen eigenen Kandidaten zu wählen. Das Zen trum wollte wohl einen längeren Wahlkampf im Reichs tage verhindern, daher gab es weiße Zettel ab. So haben mir linii wieder das unerfreuliche Bild, daß die zu zwei Dritteln auS Sozialdemokraten bestehende Linke allein Las Präsidium besetzt. Diese Linke bildet aber nicht ein mal eine Arbeitsmchrheit. In Wirklichkeit wird eine Arbeitsmchrheit sich wechselnd aus Zentrum, der Rechten und den beiden liberalen Par- teien ergeben: bet den Wehrvorlagen gingen alle diese Parteien zusammen, die Sozialdemokratie befindet sich Kein Waffenstillstand? Von einer Persönlichkeit, die über die Vorgänge auf bulgarischer Seite bestens unterrichtet ist. wird dem „Berliner Lokalanzeiger" mitgctetlt: Zn einem Waffenstillstand werde cs nicht kommen, und bulgarischcrscits habe man auch nicht damit gerechnet. Die Bulgaren haben auf die Ueb ergäbe der Tscha- taldschalinic verzichtet. In allem übrigen be harren sic auf ihren ersten Bedingungen. Tie Bulgaren erklären: Ohne Adrianopcl kein Ende des Krieges. Zunächst werde Adrtauvpel fallen. Die Bul garen hätten ganz bestimmte Nachrichten, die jeden Zweifel an einer baldigen Nebergabc der Festung giiSschtiehen. Tic Lebensmittel gehen auf die Neige und auf Entsatz ist nicht zu rechnen. Im Widerspruche hierzu steht folgende Meldung auS K v ii st a n t i n v p c l: Am Dienstag hat an der Tschn- taldschalinie kein Kampf stattgesniidcii. Beide Parteien waren damit beschäftigt, Verschanzniigen aiisziiwerscn. Es wird versichert, daß der letzte türkische Ministerrat in der Erwägung, daß die Verhandlungen über den Waffenstill stand sich in die Länge ziehen würden, beschlossen habe, so- nlcich unmittelbar FriedenSverhandlungen cinzulciten. Die Rcchtsbciständc der Pforte Neschid Pascha und Hcrant sind nachts mit Vollmachten und neuen Instruktionen, die sie im Ministerratc erhielten, abgereist. Enttäuschung in Belgrad. Die „Südslawische Korresvondcnz" berichtet aus Bel- grad, daß die friedliche Präzisierung der russischen Politik in dortigen Ncgieriingskreiicii sichtliche Enttäuschung hcrvorruft. Es scheint, daß der russische Gesandte Hartwig der Regierung Zusagen ge macht hat, die den Intentionen der russischen offiziösen Kreise nicht ganz entsprechen, und die Herrn Pasitsch dazu verleiteten, sich persönlich für die Forderungen Serbiens in einer Weise cinziisctzcn, daß eine Wendung in dieser Hinsicht die Stellung der Negierung unhaltbar machen muß. Deutschland und der üonfcrcnzgcdanke. Von maßgebender Seite geht dem „Hirschschcn Tcle- grapheii-Burcau" folgende Mitteilung zu: Die Nachricht des Berichterstatters des „Echo de Paris" in London, daß der Staatssekretär v. K i d e r l e n - W ä ch t e r den Wunsch habe, im Falle einer internationalen Konferenz über die Balkanfrage diese Konferenz in Berlin stattfinden zu lassen, ist falsch. Es besteht gar nicht der Wunsch, eine Konferenz abzuhalten, und es würde auch allen Gepflogen beiten Deutschlands widersprechen, wenn dieses hierzu die Anregung geben würde. Ob in England ein dringender Wunsch nach einer Konferenz besteht, erscheint zweifelhaft. Sicher ist jedenfalls, daß England an der Erhaltung des Friedens mitzuarbeiten bestrebt ist, und daß die Serben von englischer Seite keinerlei Ermutigung erfahren. Im Gegenteil herrscht in England wegen der gemeldeten Ar nauteninetzcleien eher eine scrbciifcindlichc Stimmung. Es steht fest, daß der Meinungsaustausch über die Balkan frage zwischen Berlin und London ein äußerst freundschaftlicher ist, und daß Eng land auch das russische Reich in keiner Weise eiinutigl, sicli für die Serben irgendwie eiiizusetzeii. Auch dürfte man in Petersburg wissen, daß England nicht geneigt ist, wegen ciucS von Serbien verlangten Hafens am Adriatischen Meer sich in einen Krieg zu stürzen. Die Spannung zwischen Oesterreich und Rußland ist keineswegs so groß, wie man anzuiiehmen scheint, und man liegt die Er Wartung, daß die FrieöenSportei in Rußland die Oberhand gewinnen wird. Keine Probcmobilmachung in Frankreich Eine Note der „Agcnce Havas" besagt: Infolge eines Zwischenfalles, der sich diese Nacht im Departement Meurthe-et-Moselle ereignete, und auf Grund eines von einem Brigadier der Gendarmerie begangenen Irrtums ist das Gerücht entstanden, in den Bezirken im Osten iei die Mobilisierung ungeordnet morden. Das Kricgs- m i ii i st c r i u in ermächtigt uns zu der Er klärung, daß kein Reservist Einberufungs befehl erhalten habe, und zwar weder im Osten noch anderswo. Tie Mvbilisieiiingsacrüchtc sind also un begründet. Aus Nauen wird ferner berichtet: Infolge eines be klagenswerten Irrtums erhielt der Brigadier Blivn vvn der Greuzbrigadc in Arraeourt ein Telegramm, das eine teilweise Mobilisierung znm Inhalt hatte. Es ist unbekannt, auf welche Umstände dieser Irrtum znrüä znführen ist. Nach Empfang der Depesche lras der Bist aaüicr seine Maßnahmen für die allgemeine Mobilisierung. Der Mobilmachungsbefehl wurde in sieben Gemeinden, die zur Brigade gehören, bekannt. Die Leute, ans die der Befehl sich bezog, wurden geweckt und machten sich bereit.