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Ottendorfer Zeitung « —— M Bezugspreis: vierteljährlich >,2o Mark frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer io Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. s — L unä Anzeigeökatt s - s Anzeigenpreis: Für die kleinspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum w pfg. — Im Reklameteil für die kleinspaltige Petit-Zeile 2s pfg. Anzeigenannahme bis ^2 Uhr mittags. Beilagegebühr nach Vereinbarung. s : l s Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in <8roß-Okrilla. Verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Okrilla. Nummer U Sonntag, den 2. Februar WI s2. Jahrgang Neuestes vom Tage. Die türkische Antwortnote, die jetzt in vollem Wortlaut vorliegt, wird anscheinend von den Mächten als geeignete Grundlage für weitere Vermittlungsversuche betrachtet. Der türkische Kreuzer „Lamidieh" hat bei der Insel Astropalia vier griechischeTruppen- schiffe vernichtet. Die Situation am Balkan wird heute hier in politischen Kreisen durchaus hoff nungsvoll beurteilt, und man glaubt keines wegs an eine Wiederaufnahme der Feind seligkeiten mit der Türkei, weil die Türkei infolge des starken Druckes der Großmächte bezüglich Adrtanopels unbedingt noch weiter nachgeben wird. An der Budapester und auch an der Wiener Börse sind insolge dieser friedlichen Nachrichten gestern mittag alle Kurse stark in die Höhe gegangen. Der Reichstag hat gestern den Gesetzent wurf über vorübergehende Zollerleichte rungen für die Fletscheinfuhr unter Ab lehnung sämtlicher weitgehenden Anträge in zweiter Lesung angenommen. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Vkrilla, g Februar Wz. — Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Januar e. 404 Einzahlungen im Betrage von 31245,46 Mk. bewirkt, dagegen 210 Rückzahlungen UN Betrage von 81005,03 Mk. geleistet. — Der am Donnerstag früh in der fünften Stunde an verschiedenen Orten ge sehene Meteor ist auch hier beobachtet worden Die Himmelscrscheinung bewegte sich im Bogen von Westen nach Osten und hinterließ einen gewaltigen feurigen Schweis — Am 21. Januar hielt unsere Frei willige Feuerwehr unter dem Vorsitze ihres Hauptmanns Herrn Langenfeld die dies jährige Hauptversammlung ab. Aus dem vom Feldwebel Herrn Hanta erstatteten Jahresberichte war zu entnehmen, daß die Wehr 38 aktive und 41 passive Mitglieder zählt. Das Berichtsjahr war ein arbeits reiches, H elt doch die Wehr 13 Gesamt übungen und 10 Abteilungsübungen ab, während sie 6 mal in Ernstfällen eingreifen mußte. Für wirksame Tätigkeit bei aus- wärtigeu Bränden wurden der Feuerwehr 3 Prämien bewilligt und zwar zweimal die erste von je 30 Mk. und einmal die zweite von 2b Mk. Die Jahresrechnung schloß mit einem Kassenbestand von 722,41 Mark ab. Herr Gemeindevorstand Richter sprach der Wehr für ihre treue und gemein» nützige Tätigkeit Dank und Anerkennung aus. Möge unsere rühige und immer hilfsbereite Feuerwehr sich auch in Zukunft freudig weiterentwickeln und das Feuerlösch wesen heben zum Wohle der Gemeinde. — „O wie ist es kalt geworden!" Ein fürchterlicher Sturm und Schneetreiben herrschte in den letzten Tagen Der trockene Schnee wurde von dem starken eisigen Winde wild durcheinandergewirbelt und stellenweise zu hohen Wmdwehen aufge worfen. Alle Häuser tragen Spuren des Schnees, in alle Hausflure und Fenjier- ritzen, in jede Oeffuung ist er vom Wmd geweht worden. Pustend und nut ge senkten Häuptern eilt die geplagte Mensch heit einher, ost Schneemännern gleichend. Wer nicht raus muß, bleibt in dec warmen Stube. Noch weniger entzückt von dem Wetter als alle Menschen sind die hun gernden Vögel. Möge daher ein Jeder Mitleid mit unsern Vögeln haben. Auch die Hausbesitzer sind nicht weniger als er baut über das „Hundewetter", schafft es doch nur unnötige Arbeit. Die einzigen menschlichen Wesen, die an dem Tre ben Geiallen haben, sind die Kohlenhändler, denn bei dem alles auSkühlenden Winde ist ein stärkeres Heizen und damit erhöhte Aufwendung für Heizmaterial erforderlich. Großer Schaden ist an Dächern, Fenstern, Häusern, in Waldungen usw. angerichtet worden. — Die Frage, was unsere Kindr werden sollen, ist eigentlich stets aktuell. Man könnte Bände voll darüber schreiben, schon ihrer besonderen Wichtigkeit halber, denn: wieviel Existenzen gehen nicht in späteren Lebensjahren in die Brüche, weil falscher Ehrgeiz der Eltern die Kinder ohne deren innere Zustimmung seinerzeit in einen ver kehrten Beruf Hineintrieb. Wir wollen uns kurz fassen, möchten jedoch allen Eltern die die nachstehenden Ausführungen dringend ans Herz legen. Laßt Eure Sorge für die Kinder nicht zu hoch hinausgehen! Diesen Satz möchten wir allen Eltern zurufen. Unserer Jugend mangelt es in heutiger ohnehin an Selbstzucht und harter Lebens erfahrung, zwei Eigenschaften, die allein einen widerstandsfähigen, ausgereiften Charakter sichern. Uebertriebene Fürsorge der Ellern schleift heute jede Unebenheit sorgfältig vom Wege des Kindes ab, da mit es nicht stolpere, und falscher Ehrgeiz führt dahin, die Kinder über den eigenen Stand hinaus zu erziehen. Die alte Er fahrung lehrt, daß von hundert derartig erzogenen und geförderten Kindern minde stens 60 sich in späteren Jahren, falls sie Erfolg gehabt haben, ihrer einfachen Eltern schämen; blieb der Erfolg aus, dann über häuft das entgleiste Kind die Eltern mit Vorwürfen, —Siaatsbeamtentum war und ist stets das erstrebenswerteste Ziel aller Nichteingeweihten. Nutt, es ist auch damit heute nicht Mehr wie früher. Der Sparsamkeitstrieb der staatlichen Verwal tungen drängt immer mehr minderbezahlte, niedrige Kräfte in den Vordergrund; die wenigen gut dotierten Stellen verlangen eine jahrzehntelange Wartezeit der Bewerber und inzwischen geht Lebenslust und Arbeits freude verloren. Die studierten Berufe sind total überfüllt und warnen in jeder ihrer Zeitschriften vor zu starkem Nach- wuchse, da schon für die vorhandenen Be werber die Beschäftigungsmöglichkeit nicht ausreicht. Auch der Kaufmänttsberuf ist keine Allerweltschance; er verlangt besondere Veranlagung, man möchte sagen Talent von dem, der ihm ergreift, sonst bleibt man zeitlebens ein Mitglied d^r großen Durchschnittsmasse und verkümmert in untergeordneten Stellen. Was uns nottut, ist eine Wiedererstarkung des freien Hand werks; nicht des altväterischen, sondern eines solchen, das unter Benutzung aller maschinellen Erleichterung der Gegenwart das Handwerk wieder zur Kunst erhebt und die Dutzendware des Fabrikbetriebes und seiner ungelernten Arbeiter durch ge diegene Leistungen in den Schatten stellt. Für ein derartiges Handwerk ist auch heute noch auf deutschem Boden Platz; auch he te noch ist der Geschmack unseres Volkes nicht so verdorben, daß ein ernsthaft und gediegen betri benes Kunstgewerbe nicht reiche Kundschaft fände. Und wer sich mit Lust und Liebe und nebenher mit guten Allgemeinkenntnissen einem solchen Hand- wer! zuwendet, für den hat es auch jetzt noch „goldenen Boden". Dresden. Emen Overschenkelbruch er litt auf rer Königsbrücker Straße ein sie,en- jährig, r Knabe dadurch, dag er beim Herau- naben eines Kranwagens am der Fahrbah, plötzl ch zmücklres und vo>N Koochützec dec GesährtS umgestoßen wurde. Den Kcafl- wagensührer irifft keine Schuld. Der Sturm Hal gestern früh 7 Uhr 10 Minuten auf dem Gelände der Ausstellung den Nest der Halle, in der die Heiden letzten Sechstagerennen stattsanden, völlig niederge legt und einen Teil des eisernen Zaunes mit umgedrückt. Briesnitz. Der Gemeinderat beschäftigte sich am Mittwoch mit der Führung der Vor- ortzüge Coswig-Weinböhle—Dresden nach dem Bahnhof Wettinerstraße anstatt wie bisher nach dem Hauptbahuhof und sprach sich für Beibehaltung des jetzigen Zustandes aus, Um aber den Händlern mit ihren Traglasten, die nach der Hauptmarkchalle wollen, eine bessere Verbindung zu schaffen, können bei den haupt sächlich in Betracht kommenden Zügen am Morgen eine Teilung des Zuges in Friedrich stadt vorgenommen werden. Coswig. Eine Baugenossenschaft für Eiienbahnbe'ienstete wurde hier begründet und zwar als G. m. b. H. Der Zweck der Ge- nossenschafl ist ausschließlich darauf aernchtet, minderbemittelten Eisenbahnbeamten, Arbeitern und Pensionären gesunde und zweckmäsig ein gerichtete Wohnungen in eigens erbauten oder angekauften Häusern zu billigen Preisen zu beschaffen. Kamenz. Ein 28 Jahre alter Arbeiter aus Rußland, der in Thonberg in Beschäfti gung stand, betätigte sich als gefährlicher Messerstecher. Seinen Bruder stoch er mit den Taschenmesser in den Hinterkopf, einen Arbeitskollegen in den Oberschenkel. Der rohe Mensch wurde von der Landgendarmerie festaeaommen und in das Königl. Amtsgericht eingeliefert. Mehltheuer (Vogtl.). Donnerstag irüh in der siebenten Stunde wurde auf dem hiesigen Bahohos der Ilieckenarbeiter Ziesel von einem aus Hos ankommenden Güterzug angesahren, beiseite geschleudert und so schwer verletzt, daß er kurz daraus verstarb. Zwickau. Tot aufgesunden wurde hier in einem Hause eine unbekannte Frau. Sie war die Treppe zum Waschhaus herabgestürzt und hatte den Halswirbel gebrochen. Der Tod war scheinbar sofort eingctretem Zittau. Auf der Kraflstalion Hirschfelds der Elektrizitätswerke Oberlausitz geriet der 19jährige Schlosser Bensch aus Machendorf (Böhmen) in die 40 000-Volt-Schienen im Neubau des Schalthauses. Er wurde so schwer verbrannt, daß er im hoffnungslosem Zustande ins Krankenhaus nach Zittau gebracht werden mußte. — Der 49 jährige Postschaffner Rehnisch in Reichenau, Vater von fünf Kindern, der in letzter Zeit schwermütig geworden war, ver- ietz'e gestern seiner Frau einen Messerstich ins Gesicht, in der Absicht, sie zu töten. Als die Kinder hiljerusend aus dem Fenster sprangen, ließ er von seiner Frau ab und erschoß sich in einem Nebenzimmer mit einem Revolver, nachdem er sich eine Schlinge um den Hals gelegt hatte. Die Verletzungen der Frau sind nicht lebensgefährlich. Rehnisch war aus der Strecke Zittau—Reichenau angestellt uns im Muteldorfe von Reichenau Grundstücksbesitzer. — Der gestern früh um 5 Uhr 35 Min. von Reichenau absahrende Personenzug 5002 ist kurz vor der Station Wald Oppeledorf durch den Sturm aus dem Gleise geworfen morden. Sieben Wagen wurden auf die Leite gelegt und blieben neben den Schienen liegen. Drei weitere Wagen wurden mehrere Meter von dem Sturme sortgefchleudert und ouichemander geworfen, Der Postwagen blieb, -in eine Telezraphenstange gel.hni, stehen. Eine Anzahl von Personen ist durch umher- flugende Glassplitter leicht verletzt worden. Die neben ^dem Gleise hii.führenden Tele graphen und Telephonleitungen sind zerstört. Daher ist die Verbindung mit Reichenau auf vun Drahtwege numöglich, Der Buhnverkehr von Wald-Oppelsdorf nach Reichenau ist unterbrochen. Ein Hilfszug ist von Zittau sofort nach der Unfallstelle abgegangen. Die Ausräumungsarbeiten werden durch den herr schenden Sturm ungünstig beeinflußt. Nach einer späteren Meldung ist einer der umge stürzten Wagen in Brand geraten und bis aus die Eisenteile zerstört. Der Material schaden ist beträchtlich. Riesa, Der anhaltende Frost läßt den Wasserstand der Elbe rasch wieder fallen. Heute vormittag zeigt der hiesige Brücken pegel 55 Zentimeter unter Null an. Die Treibeisschollen auf der Elbe sind rapid ge wachsen und bedecken in ansehnlicher Stärke ichon etwa die halbe Strombreite. Gestern morgen war der Hafen zum größten Teile fest zugesroren. Die Kähne liegen im Eise sest. Stauchitz b. Riesa. Ein frecher Ein bruchsdiebstahl wurde hier in der Nacht zum Dienstag bei einem hiesigen Handwerksmeister ausgejührt. Während die Meiftersleute zu einem Vergnügen waren, war der Dieb durch Eindrücken einer Fensterscheibe in die Wohnung gedrungen. In roher Weise hatte er dort Kommode und Kästen aufgesprengt und darin liegendes Bargeld an sich genommen. Der Verdacht lenkte sich sofort auf den eigenen und flüchtig gewordenen Lehrling. Durch die sofort aufgenommene« Nachforschungen der Stauchitzer Gendarmeriestation ist es gelungen, des Täters h bhast zu werden, als er im Begriffe war, früh Vz8 Uhr in Ostrau den Zug zu besteigen. Leipzig. In Überaus leichtfertiger Weise hatte ein hiesiges Korrejpondenzbureau die Nachricht verbreitet, daß der 27 Jahre alte Lehrer Erwm Poppitz beim Turnen am Reck löblich verunglückt sei. Der Verunglückte sei beim lieben d-r Riesenwelle von der Eisen stange adgeglitten, sechs Meier durch die Turnhalle geflogen und so unglücklich auf den Boden gestürzt, daß er insolge Genickdruchs aus der Stelle tot gewesen wäre. An dieser Nachricht ist, wie wir uns an maßgebender Stelle informiert haben, kein wahres Wort! Herr Poppitz ist weder verletzt noch tot; er gedenkt im Gegenteil die Urheber dieser falschen Notiz, sowie die auswärtigen Absender der an seine junge Frau gerichteten Kondolenz karten viele Jahre zu überleben. — In einem Grundstück der Salomon- straße hat sich gestern ein Fabrikbesitzer mit seiner Ehefrau vergiftet. Die Gründe an der unseligen Tat sind nicht bekannt ge worden. Kirchennachrichten. Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den 2. Februar 1913. Vorm. 9»/, Uhr Predigtgotlesdienst. WM" Kollekte für kirchliche Jugendpflege Medingen Nachm. 1 Uhr Predigtgottesdienst. Großdittmannsdorf. Vorni. 9 Uhr Predigtgotlesdienst. In beiden Kirchen Kollekte. Verlkmxea Lis sofort «rutis-krospeLti „Mücklicke Mem". ME" 61 8 t o über Lluttvl»-- k'r»su6Q»i'tULv1 Lenäe älskret ru. Kick. k^eiLleben, I U Lut dieses Inserat RskLit. N I --