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Die ..Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. W Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatig 42 Mg. Gnzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- flalten, Postboten, sowie Die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchmtz -ZkitW Anzeiger für Dippoldiswalde Md Umgegend. Inserate, welche vet dAk bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbt-eitunä finden^ werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder der«» Raum berechnet. — La» bellarische und complicirl» Inserate mit entsprechen» dein Aufschlag.—Einge sandt, im reoattionella« Theile, die Spaltenzeile 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche Kmtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde. Donnerstag, dm 4. August 1898. 64. Jahrgang. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithnr in Dippoldiswalde. Mit achtteiligem „Jllustrirteu UnterhattungSblatt". Mit land- und hauSwirthschaftlicher Monatsbeilage. Nr. 90. Die ffr das Jahr 1899 in Dippoldis walde geplante Ausstellung. Für Dippolotswalde ist ein derartiges Unternehmen nichts Neues. Bereits in den Jahren 1847, 1874 und ^883 haben hier Ausstellungen stattgcfunden, Welche sämmtltch in jeder Hinsicht von bestem Erfolge begleitet gewesen stnd. Letzteres, sowie die Fortschritte, welche in der Zwischenzeit von 15 Jahren im hiesigen Bezirk in gewerblicher und industrieller Hinsicht zu verzeichnen waren, ermuthigte den hiesigen Gewerbe verein, wieder einmal an die Veranstaltung einer Aus stellung heran zu treten, gleichzeitig aber auch den hiesigen älteren laudwirthschastlichen Verein zu ersuchen, sich, wie bei allen früheren Ausstellungen, so auch diesmal wieoer, durch Veranstaltung einer, landwirth- schaftlichen Abtheilung, obigem Unternehmen anzu- fchließen, und zwar soll nach deck Anträge des Ge werbevereins auch die landwirthschastliche Abtheilung sich womöglich wieder auf das Gebiet der AmtShaupt- mannschast erstrecken. Der landwirthschastliche Verein hat demzufolge zunächst an die übrigen Zweigvereine des Bezirks eine Anfrage gerichtet mit der Bitte, sich darüber erklären zu wollen, ob dieselben geneigt find, an der Veranstaltung einer derartigen Bezirksaus stellung theilzunehmen. An der letzten Ausstellung waren von landwirthschastlicher Seite 22 Gemeinden deS Bezirks vertreten und zwar auch entfernter liegende, wie Waltersdorf, Nassau v. s. w. Allgemein war damals die Ansicht, daß hierdurch wieder einmal ein gar wohl maßgebendes Bild des damaligen Standes besonders der so hochwichtigen Rindviehzucht des Be zirks geschaffen worden sei, welches allerdings, wie der Bericht ergab, immer noch, wie bei den früheren Aus stellungen, das Resultat zeitigte, daß der Großgrund besitz nicht nur der Zahl der Thiere, sondern auch der Güte nach, immer noch bei Weitem überwogen habe. "Erst wenn in dieser Beziehung" schließt jener Bericht, "«in wesentlicher Fortschritt zu verzeichnen sein wird, hat eine neue Bezirksausstellung wieder eine Ursache und einen Zweck." Nun ist in dieser Beziehung aller dings in den letzten 1b Jahren unbestritten ein wesentlicher Fortschritt erfolgt. Auch der bäuerliche und kleinere Gutsbesitzer haben sich, Dank der An regungen, welche von Seiten der König!. Staats regierung, des Landeskulturraths, des KreiSvereinS- DirektoriumS, sowie der inzwischen entstandenen vielen Zweigvereine ausgegangen find, auch der in ganz neue Bahnen geleiteten Zuchtlichtung und Milchver- werthung, mehr als früher die Hebung der Rindvieh zucht angelegen sein lassen, ebenso wie sich die Pferde- und Schweinezucht des Bezirks inzwischen wesentlich gehoben haben. ES würde daher eine neuerliche Be zirksausstellung gegen die früheren sicher ganz wesent liche Fortschritte ergeben. Einen weiteren hochinteressanten Theil einer dies maligen Ausstellung könnte eine Sammlung von Ernteprodukten der verschiedenen Gegenden des Be zirks der König!. Amtshauptmannschaft Dippoldis walde ergeben. Bei einer Steigerung der Meeres höhen des Bezirks um ca. 500 Meter würde eine solche Ausstellung Gelegenheit bieten, die Fortschritte beobachten zu können, welche nicht allein die weit günstiger gelegenen, nördlicheren Lagen, sondern auch unser Gebirge in Bezug auf den Bau der verschiede nen, für die betreffende Gegend mehr oder weniger specifischen Körner- und anderen Feldfrüchte auszu weisen haben. Hierbei würden selbstverständlich die in einzelnen Thetlen des Bezirks besonders bevorzugten Kulturen, als Flechlstroh, Flachs, Timotheesaatu. s. w., sow.e die voraussichtliche Betheiligung der Bienen- und Geflügelzüchtervereine, nicht wenig zur Vervoll ständigung des GesammtbildeS beitragen und gar manchem Landwirth des sogenannten Niederlandes, welcher die Ausstellung besichtigte, einen Ruf der Verwunderung über die Ertragsfähigkeit auch unserer in der Regel etwas über die Achsel angesehenen Ge birgsgegenden entlocken. Allerdings müßten die Vor bereitungen zu einer solchen, wenn schon für das nächste Jahr in das Auge gefaßten Produkten-Aus- stellung, nun sofort mit eintretender Ernte beginnen, um auch Halm- un8 Aehrenproben den auszustellenden Getreidesorten beifügen zu können, was ja die Haupt sache und für die' Beschauer das Interessanteste ist. Wohl geben offizielle Aussaat- und Ernteberichte, die Ergebnisse der Staatseinkommensteuer u. s. w. unserer hohen Etaatsregierung fortdauernd ein genaues Bild des Fortschreitens im landwirthschaftlichen, sowie ja auch auf andere Weise des gewerblichen und in dustriellen Lebens, äuch unseres Bezirks und doch würde eine recht gut, vielseitig und rationell beschickte und aufgestellte Ausstellung sicher das Ihre dazu bei tragen, auch nach dieser Richtung hin mitzuwirken. So z. B. in Bezug auf die endliche Beglückung des Bezirks mit einer denselben in geeigneter Weise durch querende Normalspurbahn. Bei der einfachen, prunklosen Weise, mit welcher zeilher unsere Ausstellungen in'S Leben gerufen worden sind, welche trotzdem sich stets ebenso zahlreichen Be suches zu erfreuen hatten, als die mit großem, viel fach unnöthigen, dem eigentlichen Zwecke ganz fern liegenden Aufwand unternommenen, find auch die finanziellen Bedenken, welche mit vollstem Rechte gegen jedes derartige Unternehmen auftauchen, keineswegs als allzuschwerwiegende oder gar ausschlaggebende an zusehen. Nun, hoffentlich haben die lieben landwirthschaft lichen Nachbarvereine des Bezirks die Güte, möglichst bald die Antwort ouf die vom hiesigen Verein an sie gestellten Fragen zu beantworten, obwohl dieselben nach Lage der Sache für uns alle jetzt vor der Ernte etwas sehr zur Unzeit gestellt werden mußten. — Allein von diesen Antworte» wird es abhängen, ob es der hiesige Verein wage» darf, mit diesbezüglichen Anträgen und Bitten um thunlichste Unterstützung eines solchen Unternehmens sowohl an die König!. Amtshauptmannschaft und den Bezirksausschuß, den hiesigen Stadtrath, als aber ganz besonders auch daS Direktorium des laudwirthschastlichen KreiSvereinS heranzutreten. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der Stille des wald- umrauschten Jagdschlosses Rehefeld feiert am morgen den Freitag Ihre Majestät die Königin Carola ihren 65. Geburtstag. Seit Jahren zieht sich die hohe Frau nach dem idyllisch gelegenen Jagdschoffe zurück, um sich in edler Bescheidenheit allen Ovationen zu ent ziehen. Welcher Liebe und Verehrung sich Königin Carola im ganzen Sachsenlande und noch weit über dessen Grenzen hinaus erfreut, braucht von uns nicht erst besonders hervorgehoben zu werden, denn die hohe Frau hat sich durch ihr edles Wirken auf dem Gebiete der Krankenpflege namentlich als Protektorin des AlbertvereinS ein unvergängliches Denkmal in den Herzen des Sachsenvolkes gesetzt. Hunderttausende treuer Sachse» gedenken daher am Freitage der hohen Frau in stiller Waldeinsamkeit und vereinen sich zu dem Wunsche: „Gott schütze und erhalte Sachsens Königin!" — In der am I. August abgehaltenen außer ordentlichen Generalversammlung der hiesigen Schuh macher.Innung wurde die Umwandlung derselben in eine Zwangsinnung beschlossen und ist die An- Meldung bei der vorgesetzten Behörde bereits erfolgt. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im Monat Juli d. I. 1084 Einzahlungen im Betrage von 71640 Mk. 66 Pf. gemacht, dagegen er folgten 416 Rückzahlungen im Betrage von 76638 Mk. 89 Pf. — Geschäftsbericht des Vorschuß-Verein« Monat Juli. Einnahmen: 116M.GeschäftLantheile,1S854M. Einlagen, 31424 M. Vorschüsse zurück, 507 M. Prov., 1125 M. Zinsen. — Ausgaben: 28827 M. gegeb. Vorschüsse, 18700 M. Bankeinlage, 1383S M. Spar» einlage zurück, 175 M. Zinsen, 1464 M. Geschäfts» antheile und Dividende zurück, 5 M. Regie. — Am Dienstag trat im Schützenhaussaale ein Künstler-Ensemble von 5 Engländerinnen und 2 Herren auf, die auf Violine, Cello, Baß, Flöte und Trom pete unter Begleitung des Klaviers, des Harmoniums und des Schlagzeuges ein Concert ausführten, da durch die Zusammensetzung und Jntonirung etwa- etgenthümlich Anziehendes hatte und wohl geeignet ge wesen wäre, auch ein größeres Publikum zu befriedigen Allerliebsten Eindruck machten die wenn auch beschei-. denen Anfänge der 7jährigen Cellistin Else Wahl. Auch die Gesänge der Miß Freda NorriS (englisch) und der Frau Wahl (deutsch) fanden Wohlgefallen. Für heute (Mittwoch) Abend ist ein 2. Concert mit Ball angesagt, das hoffentlich eine größere Zuhörer schaft zttammenkommen läßt. — Da die genügende Thellnehmerzahl von 10l> Personen an der Exkursion des hiesigen Gewerbe vereins in den Plauen'schen Grund am nächste« Freitag leider nicht zusammengekommen ist, wird feiten der Bahnverwaltung ein Sonderzug in der Nacht nicht gestellt werden. — Durch ministerielle Bestimmung ist in alle« Kirchen des Landes Fürbitte für Prinzessin Friedrich August angeordnet worden. — Ueber Saatenstand und Ernte im Königreich Sachsen Mitte Juli 1898 giebt der LandeSkulturrath folgende allgemeine Uebersicht: Unter der Ungunst der Witterung hatten alle Berichtsbezirke des Lande während der Berichtszeit — 15. Juni bis 15. Juli — je nach Boden-, Höhen und klimatischen Verhält nissen mehr oder weniger zu leiden, da dieselbe während des ganzen Zeitraumes durch fast täglichen Regen und ziemlich kühle Temperatur, die des Nachts auf den Höhen des Erzgebirges und theilweise im Vogtlands dem Gefrierpunkte nahe kam, sich wenig vortheilhaft auSzeichnete. Diese höchst ungünstigen Witterungs verhältnisse übten mit wenigen Ausnahmen auf alle Feldfrüchte ihre nachtheilige Wirkung aus. Besonder» störend machten sich die fast täglichen Niederschläge und der sehr empfindliche Wärmemangel auf die am Schluffe der vorausgegangenen Berichtszeit im größten Theil deS Landes theils in vollem Gange sich befind liche, theilS erst beginnende Heuernte bemerkbar, so daß dieselbe auf der Pirnaer Hochebene, dem obere« Erzgebirge und zum Theile auch im Vogtlands Mitte Juli noch nicht beendet werden konnte. Auch viel Futter ist entweder ganz verdorben oder doch ziemlich mtnderwerthig geworden. Infolgedessen lassen sich die bestimmten Erträge für das ganze Land erst für de« nächsten Monatsbericht feststellen. Ebenso wurden die schönen Winterhalmfrüchte durch mehr oder weniger starke Lagerung infolge der langen Regenpertode stark in Mitleidenschaft gezogen. Am stärksten hat sich der Weizen gelagert, dessen Blüthezeit ebenfalls in die Regenpertode fiel, so daß mangelhafte Körnerbildung zu befürchten stehl. Während in den Gegenden mit vorwiegendem Sandboden, Amtshauptmannschaft Großenhain und ein Theil der Amtshauptmannschaft Dresden-N., der Roggenschnitt bereits begonnen hat, wurde die Reife des Winterroggens in den anderen Thetlen des Lande» durch die naßkalte Witterung sehr jurückgehalten, so daß dessen Ernte sich mindesten» um 14 Tage gegen normale Jahre verzögern wird. Aus gleichem Grunde ist die Rapsernte noch nicht allenthalben beendet, der Raps ist vielfach geschnitten, önnte aber nicht eingebracht werden. Besserung haben die Niederschläge einem Theile der Sommersaaten, be- anders dem Hafer gebracht, der sich von den Folgen der nassen Bestellung und der darauffolgenden Dürre