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Dresdner Journal : 16.05.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189005167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-05
- Tag 1890-05-16
-
Monat
1890-05
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 16.05.1890
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111 Freitag, den 16. Mai, abends. 1890. kür vr«»ä»» vi«rt«iMlrUol> > Il»rk LV kk, d«i 4«» L»i»«rl. äollt»cd»o ko»t»v»t»lt«a viortal- Mkrllek S U»rk; »o,»«rl»»lb ävi «teutiellei» L«ici»o« tritt ko»t- m»a 8t«wpvl>u»clrl»x kuua. LiarvlLL Hvww»rv! 10 kk. L»NV»alxui>x»x«bvIlrellr kür äav kLow eiosr ^«»p^teoev 2«ila kleiner Lokriit 20 kk. vnter „kio^osnoät" 6ia Leils K0 kt. Lei ^»dellen- nn<1 2iNvru8»t» entepr. ^us«cblL^. Lr»okvluv»r lallet» nut «ivr Lonn- u. kvierte^« »deoä». kerveprsok-^lleokiu«: !ir. 1LÄL. DreMerMurml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. re» knkLncklHMnxeo »»»^Lrter H Lra»li«tetter, LoaumiilooLr äo« Vrextver ^ourn»!,; NemdnrU verUe Vt»u >»»«l Lr«^»» rrnniavrt ». ».! //aa»«n«tn» ct ^»Aier,» LerUn Vt«» -U»»»d»rU vr»U L»tx»lU-^r»LLe»rl ». L.-Künek«! L««4. ^o»e,' verte L»»cko» ->«rU» -rr»Lk1ilrt ». U.-»tnUU»rr: DaeL« <k <7o., LerUe: , Nr«»!»»: Fm»i L'adalk,' Leeeover: 0. §c^»i«ier, L»U« e. I.: Larct F 6». Uereaexederr LSoi^I. Lrpeäition öe» Vrseävsr ^ournele. vreeäeo, LvinKvrstr. 20. korvspreck-^necllne»; Ur. 1L85. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den 1. Rath bei der Kreishauptmannschaft zu Dresden, Geheimen Regierungsrath HanS Alexander von Bosse mit seinem bisherigen Dlensttitel zum Vortragenden Rath beim Ministerium des Innern und den Vor« stand der Amtshauptmannschaft DreSden-Neustadt Amtshauptmann Freiherr vonWeissenbach mit dem Diensttitel als Geheimer Regierungsrath zum ersten Rath bei der Kreishauptmannschaft zu Dresden zu er nennen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der Vorstand der Amtshauptmannschaft Löbau, Geheime Regierungsrath Ernst Florian von Thiel au in gleicher Eigenschaft zur Amtshauptmann schaft Dresden-Neustadt versetzt worden. Bekanntmachung, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turnlehrer-Bildungsanstalt zu Dresden ab zuhaltenden LchrcursuS zur Ausbildung von Turnlehrern betr. An der Königlichen Turnlehrer-Bildungsanstalt in Dresden beginnt am 2. Juni ». e. ein Cursus zur Ausbildung von Turnlehrern. Die Theilnehmer an diesem Cursus müssen min destens den vollen Nachmittag jeden Wochentages zur Verfügung haben. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung 1. des Geburts- oder Taufscheines, 2. eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses, 3. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. eines selbstHefertigten Lebenslaufes, 5. der Zeugnisse über die genossene wissen schaftliche und turnerische Vorbildung bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 28. Mai ». e. einzureichen. Dresden, am 18. April 18S0. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Teil. Prag, 16. Mai. (Tel. d Dresdn. Journ.) Mor gen beginnen die Verhandlungen zwischen den Fa brikanten und den streikenden Arbeitern. Im Falle einer Einigung soll am Sonnabend die Auf nahme der Arbeit erfolgen. Die heute geplante« Arbriterversammlungea wurden von der Polizei verhindert. London, 1S. Mai. (W. T. B.) Unterhau». Unterstaatssekretär Fergusson teilte auf eine An frage mit, Stanley habe mit Häuptlingen im In nern Afrika» in seinem Namen Abmachungen ge troffen, aber nicht unter der Autorität der eng lischen Regierung. Im östlichen Sudan herrsche noch große Unsicherheit und Not, Abteilungen der Derwische beunruhigten fortwährend die dortige Gegend durch Einfälle. Die Handelskompanie im Sudan habe mit den Häuptlingen vorläufige Ab- machungen getroffen behufs des Baues von Baum wolle und der Öffnung der Handelsstraße nach Berber. WaS die Proklamation der britisch-ost- afrikanischen Gesellschaft vom 3. Mai angebe, so werde durch dieselbe die Sklaverei in einem ge wissen Areal deS Gebiete» der Gesellschaft und in einem Umkreise von zehn Meilen verboten Die Proklamation berühre jedoch nicht die Sklaverei, wie sie jetzt besteht. London» 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ) DaS Unterhaus nahm mit 33S gegen 266 Stim men nach dreitägiger Debatte die Regierungsbill an, welche die Ertrasteuer auf Spirituosen und Bier an die Lokalbehörden überweist. Letztere sollen unter anderem ermächtigt werden, Schank lokale behufs Aufhebung anzukaufen. London, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn Journ 1 Nach einer Meldung des .»Reuterschen Bureau»" auS Rio de Janeiro sind im Staate Rio Grande do Sul Ruhestörungen auSgebrochen. Eine Volks versammlung wurde am 13. Mai von der Polizei nicht ohne Blutvergießen zerstreut. Die Truppen fraterfiniertev mit dem Volke. Lie Ruhe wurde wirderhergestellt, der Gouverneur deS Staates wurde jedoch genötigt, abzudanken. Die neuen Bankgesetze dcü AinanzmimsterS werden als die Hauptursache dtr Ruhestörungen betrachtet. Bilbao, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern nachmittag fand ein Konflikt zwischen Truppen und Streikenden statt; einer der letzteren wurde getötet, mehrere verwundet. Abends war die Rube wiederhergestellt. In den Grubenbc- zirkcu dauert die Agitation fort. Lie Streiken den zerstörten mehrere Hütten. Sämtliche Berg- wcrke und die meisten Eisenwerke BilbaoS sind jetzt geschlossen. Telegraphische Wachrichien. Dresden!, 16. Mai. Breslau, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der „BreSlaurr Zeitung" wird aus Ratibor ge meldet, daß 36 Personen gestern an der Oderüber fähre Slawikau ertrunken sind. Königsberg, 16. Mai. (Tel. d.Dresdn. Journ) Die Kaiserlichen Majestäten vesuchten gestern nach- mittag die Kirche in Juditten, die älteste Kirche des SamlandeS. Abends fand bei Sr. Maj. dem Kaiser Tafel zu 4V Gedecken, bei Ihrer Maj. der Kaiserin Damrntüfel zu 80 Gedecken statt. Der Zapfenstreich am Abend verlief glänzend. Hamburg, 16. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern Abend fand starker Menschcnandran, nach der Steinfiraße statt. Polizeiabteilungen zu Pferde und zu Fuß hielten aber alle Zugänge besetzt und zerstreuten leicht die Ansammlungen. Der deutsch-böhmische Ausgleich. Am 19. Mai tritt in Prag der böhmische Landtag zu einer außerordentlichen Session zusammen. Man sagt nicht zu viel, wenn man behauptet, daß der böh mische Landtag während seiner diesmaligen Thätigkeit mit vollem Recht die Aufmerksamkeit nicht nur der österreichischen, sondern auch aller derjenigen reichs deutschen Politiker auf sich lenken wird, die ein Ver ständnis der großen Frage haben, deren Lösung der Prager Landtaasversammlung von der Regierung vor gelegt wurde. Handelt es sich doch um die Ratifikation des im Januar in Wien zwischen den Vertretern der beiden böhmischen Kriegslager präliminierten Friedens, der dem langjährigen Ringen und Kämpfen der böh mischen Slawen gegen ihre deutschen Landsleute und Nachbarn ein vorläufiges Ende machen soll. Feuilleton. K. Hofthcater. — Altstadt. — Am 14. d. Mts. „Die Jüdin". Große Oper in fünf Akten von Halevy. Halövys kühles, mit kunstvoller Spekulation auf durchgreifende und forcierte Effekte berechnetes Opern werk, den: es nicht an einzelnen hervorragend schönen Momenten und manchen Scenen von dramatischer Wahrheit und Bedeutung, wohl aber an der rechten, unsere Seele bewegenden Sprache des Genius, an warm empfundenen, poetisch schwungvollen Melo dien gebricht, hat in mehrfachen Vorführungen wäh rend der gegenwärtigen Spielzeit bei unserem Publi kum starke Teilnahme gefunden, obwohl seine Dar stellung nicht zu den besten Leistungen unserer Hof bühne zählen kann. Die Recha giebt jetzt Frl. Wittich. Ihre gesang liche Durchführung der sehr lohnenden Parthie ist voll Wärme, Kraft und charakteristischer Färbung, aber sie erhält im Spiel, namentlich in der Mimik zu geringe Unterstützung, als daß der Jüdin heißes Temperament und glühende Leidenschaft zu vollem Ausdruck gelang ten. Hrn Rieses Eleazar weist die gleichen Vorzüge in etwas vermindertem, die selbigen Schwächen in noch verstärktem Maße auf. Hr. Decarli führt den Johann v Brogni sehr tüchtig, mit entsprechender Mäßigung und Milde im Ton aus; nur wird sein Bortrag zuweilen ein wenig schleppend. Hrn. Meinckes Stimmmittel und sein Können reichen für die Dar ¬ stellung des Fürsten Leopold, dieses erbärmlichen Sündenhelden der Oper, nicht aus, denn einmal fehlt seinem Organe der feste Kern des Tons in der Höhe, was besonders nachteilig in den beiden Terzetten des zweiten Aktes hervortrat, und dann wird in seiner schwächlichen Repräsentation, welche uns den Feldherrn nicht glaublich zu machen versteht, der überaus unsym pathische Eindruck der ganzen Figur uoch gesteigert. Frl. Friedmann (Prinzessin Eudora) löst ihre Auf gabe durch korrekten und zierlichen Gesang vortrefflich. Orchester und Chor bieten ausgezeichnete Leistungen dar; einzig in dem ersten Chor, hinter der Scene, hat die Schwierigkeit der ungünstigen hohen Stimmenlage nicht ohne Nachteil für den Wohlklang überwunden werden können. — Altstadt. — Am 15 Mai: „Die Meister singer von Nürnberg". Handlung in drei Auf zügen von Richard Wagner. In der gestrigen Aufführung der von unseren Musikfreunden fehr geschätzten Oper stellten sich zwei neue Mitglieder der Hofbühne vor, die Herren Anthes und Hofmüller, dieser als David, jener in der Rolle des Walther von Stolzing. Hr. Anthes vermag nach dem gegenwärtigen Grad seiner künstlerischen Aus bildung noch keine fertige charakterisierende Durchfüh rung der umfänglichen Partie im Ausdruck und gar erst im Spiel zu bieten, aber gleich den voraufgegange nen Gastspielen des Sängers erwicS auch das Debüt seine vorzügliche Stimmbegabung, die sich namentlich lyrischen Aufgaben zuzuwenden Hot, und eine sicher bildungsfähige Begabung, die fortzuenttvickeln seinem ernsthaften Streben wie auch der aufmerksamen Sorg- alt der Opernleitung Vorbehalten bleibt. Argumentationen gründlich zu widerlegen. Als un- lasses heißt es: „daß fürderhin ein jeder Gerichts- Die außerordentliche Tragweite der bevorstehenden Verhandlungen des böhmischen Landtags wird noch bedeutend erhöht durch die folgenschwere Einwirkung der Landtagsbeschlüsse auf das ganze politische Leben der habsburgischen Monarchie. ES ist in die Hand der böhmischen Landtagsvertretung gegeben, über das weitere Schicksal deS Taaffeschen Kabinetts und des von ihm während de- letzten Jahrzehnts mit Erfolg vertretenen politischen System- zu entscheiden. Die Existenz de-selben steht und fällt mit der Durchfüh rung deS in den Wiener Konferenzen präliminierten deussch-böhmischen Ausgleichs, und, wie die Dinge in dem viel komplizierten politischen Leben Österreichs liegen, wäre die Befürchtung, daß ein radikaler System- Wechsel auch für die Beziehungen Österreich-Ungarns zu Deutschland nicht ohne Einfluß sein würde, nicht ganz unbegründet. Man ziehe nur den Umstand in Er wägung, daß die Politik des deutsch-österreichi schen Bündnisses bis jetzt sowohl im Reichsrate als auch in der österreichischen Delegation stets ein mütig unterstützt wurde, wobei sogar auch die Ver treter der Tschechen, Slowenen und Kroaten in keiner Weise durch ihre Haltung derselben Schwierigkeiten in den Weg legten. Man muß eS der überaus klugen politischen Fürsorge der obersten Leitung der Friedens- ligapotttik al- ein großes Verdienst anrechnen, daß sie in Österreich ein politisches System ermöglicht und mit sichtlichen: Erfolg pattonisiert hatte, das die öster reichischen, cisleithanischen Slawen in ihrem eigenen nationalen Interesse, selbst mit Hintansetzung ihrer russenfreundlichen Herzensneigung zu unterstützen sich veranlaßt sahen. Es unterliegt zur Zeit nicht dem geringsten Zweifel, daß im Falle einer Gegenprobe, d. h. wenn die Versöhnungspolitik des Grafen Taaffe zum Falle gebracht werden sollte und die österreichischen Slawen in Opposition gegen die Wiener Regierung gingen, dieselben — mit etwaiger Ausnahme der Polen — mit derselben Einmütigkeit, die sie seither bei der Unterstützung der Politik der Friedcnsliga bekundet haben, der letzteren auf Schritt und Tritt Verlegenheiten bereiten würden. Es entsteht nun die Frage, ob die gegenwärtige politische Situation in Böhmen die Möglichkeit einer Nichtannahme der Friedenspräliminarien von Seite des böhmischen Landtags zuläßt. Man wird sich noch erinnern, daß letztere am 27. Januar d. Js. von vier LandrägsNubS, vom Klub der deutschen Volksvertreter, der deutschen Großgrundbesitzer, der alttschechischen Ab geordneten und der böhmischen Großgrundbesitzer, ein stimmig genehmigt, dagegen von dem jungtschechischen Landtagsklub vorläufig nur in Erwägung gezogen wurden. Die Konferenzbeschlüsse fanden demnach eine un bedingte, volle Zustimmung von ungefähr LOOLandtsgs- abgeordneten, ohne von den 38 jungtschechischen Volksver tretern grundsätzlich angefochten und verworfen worden zu sein. Die guten Aussichten auf eine gedeihliche Austragung der Friedensaktion sollten indessen eine fortschreitende Trübung erfahren. Das jungtschechische „Manifest", worin die böhmischen „Radikalen" Stellung zu dem projektierten deutsch-böhmischen Ausgleich nahmen, ent hielt zwar scharfe Ausfälle gegen einzelne Punktationen des Friedcnstraktatcs, war aber demungeachtet keine formelle Protestkundgebung der jungtschechischcn Fraktion. Zum Unglück hatte die Prager Staatsanwaltschaft in ihrem Bemühen, mit dem sie alle gegen den Ausgleich gerichteten Kundgebungen zu unterdrücken bestrebt war, auch dieses „Manifest", sowie es sich in den Spalten der „Narodni listy" ans Licht der Öffentlichkeit wagte, konfisziert und dessen Verbreitung verboten. Dadurch wurde der alttschechischen und deutschböhmischen Presse die Möglichkeit entzogen, an dem Inhalt des jung tschechischen Manifestes Kritik zu üben und dessen gegen die einzelnen Sätze des Friedensvertrages gcrichteien mittelbare Folge diese- Einschreiten- der Staats anwaltschaft gegen die iungtfchechische Kundgebung, sowie überhaupt der Unterdrückung einer jeden dem Friedenswerke abträglichen Kritik, erwies sich, daß nicht nur die jungtschechische Wählerschaft, sondern auch ein großer Teil der Alttschechen Zweifel darüber aufkommen ließen, ob denn auch thatsächlrch der Ausgleich, den die Polizeibehörde in so auffallendem Maße beschirmte, keine Gefahr für die böhmische Nation in sich berge. Man fing an zur Erkenntnis zu kommen, daß, wenn dies nicht der Fall und der Ausgleich für beide Teile in gleicher Weise ehrend und günstig sei^ eS geratener gewesen wäre, das Frieden-wert der Obhut der alttschechischen Führer und ihrer Presse an- zuverttauen, der man doch die Fähigkeit nicht ab sprechen dürfe, eine an und für sich gerechte Sache mit Erfolg verteidigen zu können. Man hatte kern Verständnis dafür, daß die Regierung bei dem FriedenS- werke unmöglich mit verschränkten Armen einer Agitation zusehen konnte, die diesem Werke Gefahren und Schwierigkeiten bereitete, suchte vielmehr mit doppeltem Eifer nach Bedenken und fand sie uuch. Solch ein Bedenken fand man z. B. in der Bestimmulm des Friedenspräliminars, wonach fortan in jenen Kreisen des deutschen Gebietes, wo die Böhmen nicht als ansäsiiges Element vorkommen, das Personal der Gerichts- und Verwaltungsbehörden nicht unbedingt auch der böhmischen Sprache kundig sein müsse. Um die Ernsthaftigkeit der oppositionellen Bewegung, die diese den Deutschen gemachte Konzession unter den Böhmen hervorgerufen, begreifen zu können, muß man sich vergegenwärtigen, daß die Böhmen beider Schattier ungen einen Ausgleich mit ihren deutschen Landsleuten nur unter der Bedingung als eine wünschenswerte Errungenschaft betrachten wollen, wenn derselbe ihrer sprachlichen Gleichberechtigung keine Einbuße verur sache und daß der deutschen Sprache als Staatssprache in keiner Weise Vorschub geleistet werde. Die deutsche Staatssprache ist, wie bekannt, in den Augen der Böh men ohne Parteiunterschied das rote Tuch, bei dessen Anblick sie sofort in die größte Erregung versetzt wer den — und diese Frage dürste daher thatsächlich nicht auf der Szene erscheinen, auf der die Durchführung des nationalen Ausgleichs zwischen Böhmen und Deutschen vor sich gehen sollte, wenn man nicht im vorhinein schon den Böhmen jede ernste Mitwirkung verleiden wollte. Nun hat es Graf Taaffe mit großer Mühe zu stände gebracht, daß die böhmischen Vertreter in den Wiener Konferenzen sich zu der obenerwähnten Konzession an die Deutschen entschlossen haben, die allerdings der nationalen Gleichberechtigung, wie sie die Böhmen sich denken, nicht ganz entspricht, da hier durch den Deutschen die Möglichkeit gegeben wird, Landesämter zu bekleiden, ohne der böhmischen Sprache kundig zu sein, während von den Böhmen ausnahms los die Kenntnis der deutschen Sprache verlangt wird, sofern sie eine Anstellung im Landesdienste suchen. Diese Konzession haben die deutschen Vertret« dadurch ermöglicht, daß sie zugegeben haben, daß auch bei den Landesbehörden im geschlossenen deutschen Sprach gebiete je nach Bedarf auch Beamte angestellt werden, die der böhmischen Sprache kundig wären. ES war schwer, die Führer der beiden nationalen Parteilager zu diesem Kompromiß zu veranlassen, aber noch mühsamer war es, letzteres vor den ArguS- augen der nationalen Heißsporne und ihrer Kritik zu hüten. Und dennoch wäre es fast geglückt, wenn nicht zum Unglück der Justizminister Graf Schönborn in seinem Erlasse vom 3. Februar, ohne die schlimme Wirkung der Stilisierung des Erlasses auch nur zu ahnen, den Gegnern des Ausgleiches willkommenen An laß zur summarischen Verurteilung des Friedensttak- tats gegeben hätte. Im zweiten Absätze dieses Er- Hrn. Hofmüllers vorzügliche Darstellung des kecken, geschwätzigen Lehrbuben ist von einer vorjäh rigen Gastspieldarbietung her noch bekannt und macht durchaus keine neuen Bemerkungen notwendig. Allem Anschein nach hat unser Kunstinstitut in dem noch jungen Sänger einen ausgezeichneten Tenorbuffo von nicht sonderlich schönen, aber umfangreichen und treff lich geschulten Stimmmitteln gewonnen, der mit ge schickter Gesangsbehandlung ein höchst intelligentes; gr- wandtcs und natürliches Spiel verbindet. Kunstvcrein. Man kann wohl verschiedener Meinung sein über die Bedeutung der nach Form und Farbe möglichst naturgetreuen Wiedergabe von Einzelheiten für die LandschastSmalcrei; aber darüber herrscht Einigkeit, daß ein Bild erst dadurch zum Kunstwerk wird, daß das Schönheitsgesühl des Künstlers die Auswahl unter dem Wiederzugebenden getroffen und das Streben nach harmonischer Wirkung auf die Empfin dung des Beschauers ihn beim Schaffen geleitet hat. Die bloße noch so getreue Wiedergabe ohne diese Vorbedingungen, sollte sie auch bis zur Täuschung gehen, kann einem Gemälde nicht den Wert eines Kunstwerks verleihen. In der Ausstellung des Kunstvercins finden wir seit Ende letzter Woche eine Sammlung von Bildern, Skizzen und Studien der Wiener Malerin Tina Blau. Die Sammlung ist in hohem Grade inter essant, die Technik der Künstlerin höchst anerkennens wert, desgleichey ihr Fleiß und ihre Sorgfalt in der Arbeit. Die ausgestellten Bilder lassen sich in einige deutlich gesonderte Kategorien bringen. Den meisten Genuß bereiten eine Anzahl mittel großer Landschaften, vorzüglich aus Ungarn und Holland; beispielsweise die Bilder aus Szolnok und Amsterdam. Neben diesen finden sich Ölskizzen in großer Zahl. Skizzen sind Bilder, die gewisser Ergänzungen be dürfen, und ihre Betrachtung ist um so dankbarer, je besser sie geeignet sind, diese Ergänzungen mehr im Gefühl und in der Phantasie des Beschauers als im Gedächtnis des Künstlers suchen zu lassen. In dieser Beziehung sind Skizzen von allen Graden hier vor handen. Ihre Betrachtung wird den Kunstfreund interessieren. Eine andere Art Bilder, in zum Teil großer Aus führung, erscheinen als Studien in Perspektive und Luftmalerei, welche in dieser Beziehung bedeutende Wirkungen erreichen. Die Figuren, auf einen Ge sichtspunkt gemalt, wirken teilweise geradezu stereosko pisch. Es sind unter diesin hervorzuheben in erster Linie „Frühlingsspaziergang" und ein großes Bild mit schönen Bäumen „Im Prater". Das letztere Bild hat viel Bewunderer, wird aber, seiner Größe wegen, schwer einen Käufer finden; cs sei denn es käme einer, der eS gerade seiner Größe wegen kaufte. Unter den Blumenstücken ist Nr. 61 „Sommer blumen" besonders ansprechend und wacker gemalt. Es sei die interessante Sammlung der Besichtigung an- geleaentlichst empfohlen. Unter den heimischen Künstlern hat ausgestellt: Emil Glöckner (Dresden) einen trefflichen Studien kopf, Bildnis eines alten Mannes, ein Genrebild,
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