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Warschau besetzt. Siegreiches Vordringen der Armeen v. Scholtz und v. Gallkvitz. — Srsolge unserer Kavallerie in Kurland und Samogitien. M Ruffen gesaugengenommen, 17 Maschinengewehre erbeutet. — Die Lage aus dem Balkan. — Botha über Südwestasrika. Der amtliche deutsche Kriegsbericht. <Amtlich.j Großes Hauptquartier, 8. August. Westlicher Kriegsschauplatz In den Bogese» ist am Lingekopf und südlich der Kampf von neuem entbrauut. Sonst keine Ereignisse von Bedeutung. Oeftlicher Kriegsschauplatz. I» Kurland und Samogitien schlug unsere Ka vallerie die russische bei Genaize, Airshi und Ouikschty aus dem Felde. Hierbei und bei den Kümpfen östlich von P-nicwiez wurdeu gesteru und vorgestern 2 2 2 5 Russe», darunter zwei Offiziere, gesangengenommen. Die Armeen der Generale v. Schölt; und v. Goll witz blieben unter heftigen Kämpfen im weiteren Bor- driagen gegen die Straße Lomza—Ostrow—Wiszkow. Tap fere »nd verzweifelte Gegenstöße der Nüssen beiderseits der Straße Ostrom—Nozan waren wirkungslos; 22 Offiziere. 181» Mann wurden zu Gefangenen gemacht, 17 Maschi nengewehre erbeutet. Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern durchbrach und «ahm gesteru und hentc nacht die äußere und innere Fortlinie von Warschau, in der russische Nachhuten noch zähen Widerstand leisteten. Die Stadt wurde heute vormittag durch unsere Truppen besetzt. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Bei »nd nördlich Jwangorod ist die Lage unver ändert. Zwischen oberer Weichsel und Bug wird die Ncr- solgung sortgesetzt. Oestlich des Bug rückte die deutsche Kavallerie in Wladimir-Wolynsk ein. sW. T. B.s Obcrstc H c c r e s l e i < n n g. Kcnaize und Birshi liegen etwa M> Kilometer nord- üsllich, Onikschty etwa 50 Kilometer südöstlich von Ponicwicz. Warschau besetzt. Vor noch nicht gar langer Zeit, am 21. Juli, äußerte sich die „Daily Mail" über die Bedeutung Warschaus in poli tischer und militärischer Hinsicht. Warschau sei, so hieß es in dem offenbar von einer wohlunterrichteten Persönlich keit stammenden Artikel, die dritte in der »Reihe der russi schen Großstädte. Warschau sei mit seiner Million Ein wohner eine „Verschmelzung von Manchester und Jork — ein großes Industriezentrum, geadelt durch eine historische Vergangenheit". In militärischer Hinsicht hielt das Blatt — und mit Recht — dir Hauptstadt Polens mit ihren viel fachen Bahnverbindungen für einen „Punkt von größter Bedeutung". „Kommt dieser Punkt in die Hände der Deut schen, dann sind die Russen an allen Enden behindert." Der Fall, von dem das englische Blatt nur mit einem gewissen Schauder zu sprechen vermochte, ist cingetrctcn. Warschau ist in deutschem Besitz, in der alten Hauptstadt des Königreichs Polen, die das englische Blatt die dritte Haupt stadt Rußlands nennt, weht die schwarz-weiß-rotc Fahne. Die gewaltigste Umfassungsbewegung, die die Weltgeschichte je gesehen hat, hat zu einem Erfolg geführt, der uns der Entscheidung des gewaltigen Völkerringcns um ein großes Stück näher bringt. Mögen die Russen sich abmühen, den Fall Warschaus als unbeträchtlich hinznstcllcii, und sich mit der wertvollen „Tiefe ihres Kriegsschauplatzes" trösten, die Zeugnisse ihrer Bundesgenossen beweisen uns hinreichend, welch gewaltigen Sieg unsere tapferen Truppen in wvchenlangen erbitterten Kämpfen erstritten haben. Die russische Woge, die uns zerschmettern sollte, hat sich gebrochen an den Reihen unserer heldenmütigen Krieger, ist dank der überlegenen Kriegskunst unserer Heerführer znrückgcdümmt worden und wird wohl nicht wieder vorbrechen können. Das ist die militärische Bedeutung des Falles von Warschau. Ihr kommt gleich die politische. Wenn sic in Rußland selbst noch einige Zeit verschleiert werden kann, in den neutralen Staaten wird man sie erkennen — und sich danach richten. Rußlands Rnf nach Hilfe. Laut Mitteilung der Berliner Morgenblätter bringt die „Nowoje Wremja" erneut einen scharfen Artikel gegen das angeblich zuzagcVo rachen dcrBcr b n n d e t c n i m Westen. iW. T. B.s Prinz Leopold von Bayern. Eine Berliner Zeitung erfährt' von dem als Armce- siihrer zum ersten Male erwähnten Prinzen Leopold von Bayern, der Svjährige Prinz sei der einzige noch lebende Bruder des Königs von Bayern lind ein Schwiegersohn des Kaisers von Oesterreich. Er war lange Zeit Gcncralinspekteur der vierten Armee-Inspektion und erwarb 1870 bereits das Eiserne Kreuz 1. Klasse. iWTB.) Ein neutrales Urteil über die Lage der Russen. Der militärische Mitarbeiter des „Morgenblad" in Christiania schreibt: Die Tagesberichte zeigen, daß die Lage der Russen mit jedem Tage schmieriger, ja ge radezu gefahrdrohend wird. Man bekommt immer stärker den Eindruck, daß die Aufgabe ganz Polens mit Warschau und Jwangorod seitens der Russen nur eine Frage der Zeit, ja cinc Frage von Tagen ist. Aber nicht genug damit! Es fängt auch an auözuschen, als ob die Gefahr einer Katastrophe für große Teile des russischen Heeres nicht länger außerhalb der Grenze der Möglichkeit liegt. Es ist eine große Frage, ob die Russen die bedeu tenden Trnppcnmasscii, die sie im Bezirke von Warschau nnd Jwangorod noch stehen haben, rechtzeitig wegzu transportieren vermögen, gar nicht zu reden von den ge waltigen Vorräten an Waffen, Munition und Kriegsbedarf, die sie dort anfgcstapclt haben. Was aber noch gefahr drohender erscheint, ist, daß selbst die neue Verteidigungs stellung, hinter die sich die Russen zurückzuzichcn versuchen, äußerst verwundbar nnd mit sehr bedeutenden Mängeln behaftet ist. iW. T. B.s I>- Hierzu wird noch gemeldet: Nunmehr beginnen die Vorbereitungen zur Räumung von K v m n o. Ter dortige Gouverneur, Kammerhcrr Grjascw, hat auf Beseht vvn Petersburg seine Kanzlei nach Nvwv - Alcpandrvwsk verlkgt, nnd sämtliche Kownoer Regicrungsarchivc folgen gegenwärtig dorthin nach. Die Kownoer Stantsbankfilialc übersiedelt nach Wilna. Der Abtransport der Verwundeten wird eifrig betrieben. Während der jüngsten Woche hat etwa die Hälfte der Zivilbevölkerung Kvwno verlassen. Die dortige Militärintcndantur machte soeben bekannt, daß weitere Militärlieferungen bis zn weiteren Weisungen znrttckzuhalten sind. Nttterschlcisc in der Festung Nowo-Georgiewsk. Wie ein Berliner Blatt meldet, sind in der Festung Roivv-Gcorgiewsk große Untcrschlcifc entdeckt worden. Eine unvermutete Durchsuchung der Lebcnsmittelmagazinc ergab, daß die Festung nur für sechs Wochen Nahrungsmittel hatte. Ter Intendantur-Oberst Ulvwih wurde standrechtlich erschossen. iW. T. B.j Kanonen nnd Munition für Rußland über Archangelsk. I>. Auf dringenden Wunsch Rußlands entsenden die Berbandsgenvsseii mehrere grvße Transportschiffe voll C r e u z v t k a n o n e n, Munition und Gewehre nach A rchangclS k. Auch der größte Teil des belgischen Artillcrieparks wird auf gleichem Wege nach Rußland be fördert. Sperrung der russischen Grenze gegen Rumänien. Ick. Die russische Grenze gegen Rumänien wurde von russischer Seite am 3. August für gesperrt erklärt. Die Aushebung der Sperre ist nach acht Tagen zu erwarten. Die Tagung der Dnma. „Rjctsch" und andere liberale Blätter äußern sich empört über einen Artikel Menschikoms, der in der „Nowoje Wremja" versucht, die Bcrantwortnng an den Er eignissen derDuma zuznschiebe n. „Rjctsch" sagt, daß die Duma, obwohl sie ihre Meinung nicht öffentlich sagen dürfe, doch in den Gchcimsitzungen ihre Pflicht voll erfülle. Vielleicht ließen sich die jetzt plötzlich geäußerten Wünsche Menschikows über die Kontrollrechte der Duma in der Zukunft durchführen. Der liberale Petersburger „Kurier" spricht die Ansicht aus, daß zwar in Petersburg ein gewisser Anschein vvn einer Veränderung des Kurses gegeben wurde, daß in der Provinz dagegen alles beim alten geblieben sei. iW. T. B.s Die innere Lage in Rußland. Ick. Wie „Stockholms Dagbladet" aus Petersburg mel det, winden auf Anordnung des Ministeriums sämtliche F r i c d e n S v c r c i n e in Rußland aufgehoben. Es handelt sich in der Mehrzahl um studentische Organi'a- tionen. — Die Duma wird, wie der „Nuski Invalid" er fährt, eine direkte Adresse an den Zaren beschließen, in der dem Herrscher die Bitte des Volkes nach einer strengen Be strafung der Schuldigen für die Mängel der Munitions- crzcugung unterbreitet werden soll. Diplomatische Schwierigkeiten des VierverbandeS. „Petit Parisien" schlägt vor, daß die Mächte des Vier verbandes ihren diplomatischen Vertretern in einer der Hauptstädte des Vicrvcrbandes die Vollmacht zur Er örterung der schwebenden diplomatischen Fragen unter Vorsitz des Ministers des Acußercn des betreffenden Landes erteilen. Dadurch könnten alle Fragen ohne Zeitverlust gelöst werden. iW. T-V.s General Sarrail seines Kommandos enthoben. Vvn der französischen Grenze wird der „Köln. Ztg." gemeldet: Ans unterrichteten französischen Kreisen ver lautet, daß der von Heros ohne Rainen bezeichnet«: Gene rat, der vor acht Tagen seines Armeckvmmandoö enthoben wurde, in der Tat der wegen seiner gut republikanischen Ge sinnung bekannte General Sarrail ist. Schon vor dem Kriege führte man in republikanischen Kreisen Klage' darüber, daß dem General Sarrail trotz seiner militäri schen Tüchtigkeit nicht die verdiente Anerkennung und Be förderung zuteil werde. Man maß diese Zurücksetzung namentlich dem Einfluß des Chefs im Gencralstab, d c Ea st elnau , und seiner Bevorzugung der reaktionären Generale für die hohen Kommanüostcllcn bei. Als General Sarrail dann jedoch zum Korpökommandanten ernannt wurde und auch für den Krieg einen wichtigen Posten als Oberbefehlshaber erhielt, verstummten diese Klagen wieder. Um so peinlicher hat die jetzige plötzliche Maßregelung des Generals die republikanischen Parteien überrascht, da man, wie Heruü schon vsscn ausführtc, sie nicht durch militärisrh.e Gründe als gerechtfertigt ansicht und ihr die Tatsache ent- gcgcnstcllt, daß andere Generale, denen aus jeden Fall schwerere Fehler vorzuwcrfcn, die aber nicht als gute Republikaner, sondern vielmehr als „reaktionär" bekannt sind, ihre Kommandos behalten. Wie wir bereits gemeldet haben, macht Hcrve in einer Broschüre den KriegSministcr und Josfre für die Maßregelungen republikanischer Gene rale verantwortlich. Wachsende Erkenntnis in Frankreich? k>. Ein belgischer, sehr zuverlässiger Gewährsmann der „Köln. Volksztg." gibt eine Unterredung mit einem ge bildeten Franzosen wieder, der direkt ans Paris gekommen mar. Er erklärte, bei seiner Ausreise habe sich sofort be merkbar gemacht, daß der Franzose nicht mehr Herr im eigenen Lande ist. Wegen dieser Reise mußte der Franzose mehrfach seinen Paß durch Eng länder beglaubigen lassen, wobei cs zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den französischen und den englischen Beamten kam. Der Gewährsmann erklärt, daß die Franzosen die Engländer, diese kalten Egoisten, über satt haben. UeberaU werde aus England geschimpft. Der Engländer sei auf dem besten Wege, vom französischen Volke verachtet zu werden, denn das Volt fühle lebhaft, daß es in diesem Kriege für englische Interessen blutet, daß Eng land diesen Krieg schonungslos mit französischem Blut führt, während cs die eigenen Kräfte schont. Die Fran zosen würden dieses Joch nicht mehr länger ertragen. (?s Sic wollen Frieden um jeden Preis. Die Volköstimmung komme in den zensurierten Zeitungen nicht zum Ausdruck. Ein neuer Winterfeldzug sei bei der heutigen Volksstim- mnng ausgeschlossen. Alsdann stehe die Revolution in Aussicht. Der Unterseeboot-Krieg. Ter Lyoner „Nouvellistc" meldet ans Brest: Die eng lischen Schisse „Tu r g n v i s c" und „N o ngg e t" wurden von einem deutschen Unterseeboot bei den Scilly - Inseln versenkt. iW. T. N.» sMcldnng des Neuterschen Bureaus,s „Lloyds" meldet: Der belgische Dampfer „Koophandcl" ist gesunken: neun Mann der Besatzung sind gerettet. iW. T. B.s Der amerikanische Konsul in Queenstown meldet dem amerilanischcn Staatsdepartement, daß das Unterseeboot den Dampfer „Jbericrn" erst beschossen habe, als der Dampfer dem Haltesignal zum Trotz weiter fuhr. Das Unterseeboot habe der Besatzung des „Jbcrian" geling Zeit gegeben, in die Boote zu gehen. iW. T. B.) Kitchcncr und French. In den „Ncwyork-TimeS" schildert ein alter Diplomat das Verhältnis zwischen Kitchcncr und French. Er be hauptet, daß French aus persönlichem Groll Kiich euer entgcgcnar beite. Deshalb werde French wahrschein lich entfernt werden. Das englische Kohlenanssuhrocrbot. Das englische Handelsamt gibt die königliche Verord nung bekannt, nach der, wie bereits gemeldet, die Aus fuhr v v n K o h l c n und Koks vom 13. August auchnach den verbündeten Ländern nicht mehr frei ist. Erlaubnisscheine zur Ausfuhr erteilt das Kriegshandcls- Departemcnt. Diese weitere Einschränkung der Kohlcn- ansfiihr ist eine Folge des Gesetzes, LaS Höchstpreise für Kohlen in England einführt. Daher ist cs nötig, eine Aus fuhr nach Ländern zn verhindern, wo kein Höchstpreis be steht. Tic Blätter bemerken, daß nicht die Absicht vor liege, den Kohlcnbedarf der Verbündeten für Eisenbahn und Industrie zu beschränken. iW. T. B.s Die kriegführenden Flotten in der Nordsee. d. Interessante Feststellungen über das Auftreten deutscher und englischer Kriegsschiff-Ver bände in der Nordsee machte am 15. Juli in der holländischen Kammer der Minister Nambonnct. Anläßlich einer Rede gegen den ausschließlichen Bau von Untersee booten führte er etwa folgendes ans: „Nur im Anfang des Krieges seien große Kriegsschiffe Unterseebooten znm Opfer gefallen, damals indessen, ebenso wie in den wenigen späteren Fällen an den Dardanellen nur, weil die Schiffe keine oder geringe Fahrt liefen: nur ein paar Fälle bildeten eine Ausnahme dnvvn. Man könne auch nicht behaupten, daß sich Kriegsschiffe nach den durch Unterseeboote erlittenen Verlusten nicht mehr in der Nordsee gezeigt hätten. Ab gesehen von den bekannten Uebcrsüllcn ans die englische Küste nnd dem englischen Angriff am 25. Dezember seien von Januar bis Ende Juli allein niederländische Schiffe achtzchnmal englischen Kreuzern und Zerstörern in der Nordsee begegnet: viermal seien zu verschiedenen Zeiten große deutsche Geschwader in der Nordsee gesichtet worden, und weitere fünfmal seien Kreuzer und Zerstörer unbekannter Flagge dort getroffen worden. Wie vst die Nordsee außer diesen ihm bekannt ge wordenen Fällen noch vvn Kriegsschiffen befahren wurde, lasse er dahingestellt." Botha über die Zuknnst Dcutsch-SüdwestasrikaS. iNeuter - Meldung.) General Botha erklärte in einer Rede in Johannesburg, soweit er selbst in Betracht komme, halte er cs für unmöglich, S ü d w c st a f r i k a an die Deutschen z u r ü ck z n g c b c n. Alle ernsten Schwierig keiten seien auf deutsche Machenschaften zurückzuführcn, Außerdem sei die Politik der Deutschen gegenüber den Ein geborenen eine Quelle der Gefahr für die Union. iWTB.) Die Lage in Italien. lck. Der Lnzcrncr „Anzeiger" meldet: Außer Salandra sind auch sämtliche Minister mit alleiniger Ausnahme des Kricgsministcrs auf drei Wochen in Urlaub gereist Unter normalen Verhältnissen wird somit bis Ende August kein neuer Ministcrrat stattfinden. Es bestätigt sich damit die Nachricht der Turnier Blätter, daß keine KriegS- bcteiligung Italiens an der Dardancllenoperation für jetzt in Aussicht genommen sei. Die italienische Zensur empfindet nach der „Köln. Ztg." die Veröffentlichung von Soldatenbricfcn osfcnbar als eine Gefährdung dcrCadorna- schen Schlachtbcrichte. Die Veröffentlichung von Feldpostbriefen ist untersagt worden. Selbst der langmütigen italienischen Presse ist dieser Tabak etwas stark. Der „Corriere della Sera" schreibt, ein im Kriege