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l1oigÜändM>tr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Nsterberg, Schöneck und Mühltroff. SechtzMiMdenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Nstt erscheint wöchentlich viermal, nnd zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSprri-, welcher pr'ällvillsrrmcko zu entrichte« ist, t ki Beziehung durch die Post 1 Lblr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein-- «ütr Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die wütigen Königl. GerichlSämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel »en., in Mühltroff bei Herrn Lhaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. V I«8 23. Oktober Bruder Jonathan und John Bull zanken sich gegenwärtig heftig. Jener Met, England habe den völkerrechtlichen Anstand auf eine in der Geschichte lb nicht kagewesene Weise verletzt, indem eS die amerikanischen Süvstaaten, „Rebellen", als kriegführende Macht sofort nach Beginn ihres Loßreißungs- sucheS 1861 anerkannt und ihnen allen möglichen Vorschub geleistet habe, m Süvstaaten sei damals kein einziges Schiss zu Gebote gestanden, sondern zUub habe gestattet, daß die Raubschisfe jener, wie die ,/Alabama" und tue, erst in Folge der Anerkennung Englands in englischen Häfen erbaut, Szeiüslet und mit englischen Mannschaften besetzt worden seien. Folglich, liest Bruder Jonathan, hat John Bull die Schuld an allem Raube und tücn, den die südstaatlichen Raubschisfe dem Handel des Nordens zugefügt fen, und England muß daher diesen Schaden zu Heller und Pfennig ersetzen, äun liegt aber begreiflicher Weise den Engländern blutwenig, noch weniger einem Schiedsgerichte, das den Streithandel zum AuStrag bringen soll, wie Amerikaner Vorschlägen, denn so viel sieht fest, daß jeder Schiedsrichter in Welt den Amerikanern hierin Recht und den Engländern Unrecht geben sle. Die englischen Ausreden, man habe die Süvstaaten als kriegführende echt anerkennen müssen, weil diese sonst Kaperbriefe, d. h. Erlaubnißscheine, MelLschisse zu rauben, ausgegeben haben würden, halten nicht Stich, eben il die Cüdstaaten damals noch kein einziges Schiff hatten. Daher behauptet zland stolz, es habe allein zu entscheiden, ob es seine Pflicht zethan und ne Gesetze beobachtet habe. Das heißt uut andern Worten, England will es f das Aeußerste, auf Gewalt und Krieg ankommen lassen, ehe es sich einem hieksrichler unterwirft oder gar Entschädigung zahlt. Run wird Jedermann sich noch erinnern, daß es England für's Leben nn gesehen hätte, wenn die Süvstaaten Amerika's vom Norven sich losgerissen d selbstständig gemacht hätten. Außer den bedeutenden Hanvelsvortheilen, die n ber blos Naturerzeugnisse liefernde, aber industrielle Produkte stark brauchende Uten gebracht haben würde, wäre die Macht und der Dünkel der großen -Mik vielleicht für immer, wenigstens für sehr lange Zeit gelähmt ober gar rlrcchen gewesen, ungerechnet die Sicherstellung des britischen Amerika. Daher tetcn sich in England, trotz dessen angeblicher Neutralität, Vereine für die vabhängigkeit des Süvens, welche die angesehensten und einflußreichsten Eng- ider zu ihren Mitgliedern zählten. Es wurden auch Anleihen in England r Len Süden bewerkstelligt, Kriegs- und Raubschisfe für denselben geoaut, r;, fast ganz England hielt es mit dem Süden, die Regierung ebenfalls, wenn eich sie sich neutral stellte. Der amerikanische Norden wußte dieß recht gut, lt: aber vier Jahre hindurch alle Hande voll mit dem Süden zu thun und che es sich gefallen lasten, wenn gleich er darüber mit den Zähnen knirschte. Gegenwärtig aber bringt nun Amerika seine Beschwerden an und verlangt chabenersatz, gerade jetzt, wo die irischen Fenier in Irland eine Verschwörung Stande gebracht Haven, Irland von England loszureißen und von den illwnen Irländern in Amerika reichliche Geldunterstützung erhalten. Begreif- ist, daß die Amerikaner über die Verlegenheiten, welche die Fenier und der mikanisLe Minister Seward durch seine Emschäoigungsforderungen den Eng- neern bereuen, sich vergnügt die Hänve re.ben. Aber dabei wird es unserer sticht nach wohl auch sein Bewenden haben und die Streitsache schwerlich auf »en Krieg hinauslaufen, sondern friedlich abgethan werden. Die Verschwörung k Feiner in Irland ist jedenfalls zu unbedeutend, als daß dem mächtigen England durch dieselbe wirklich ein Pfahl in's Fleisch getrieben würde. Das arme Volk Irlands ist erbärmlich daran. Die großen Gutsbesitzer verpachten jede Parzelle Land zu möglichst hohen Preisen, vergüten den Pächtern keine Verbesserungen des Bodens, verprassen die Pachtgelder in London, Paris oder sonstwo und jagen die Pächter bei der geringsten Veranlassung von der Scholle. Trotzdem aber ist nicht die entfernteste Aussiht, daß diesem Elende abgeholfen werde, am allerwenigsten durch einen Aufstand, selbst wenn dieser von den amerikanischen Jrlänvern kräftigst unterstützt würde. Außer allen Gutsherren, den Bürgern aller Städte, ist vie gesammte, namentlich die katholische, so ein flußreiche Geistlichkeit, mithin die Masse der mittleren und oberen Klassen, ohne veren entschiedene Theilnahme niemals und nirgends eine Revolution möglich ist, gegen die Fenier, und die englische Regierung wird der Bewegung leicht Meister. Trotz des Lärmens in den Zeitungen leben wir des Glaubens, die An sprüche Amerika's auf Schadenersatz und dessen Freude über die Fenier in Irland dürsten wohl sehr geeignet sem, England zu ärgern, zu chikaniren, aber eben so wenig ernstlichen Hintergrund haben, wie die verbreiteten Nachrichten, denen zufolge Amerika die Franzosen ferner nicht mehr in Mexiko dulden wolle. Die Amerikaner haben auf lange hinaus alle Hände voll zu thun, um wieder in staatliche Orvnung und günstige Finanzverhältnisse zu kommen, als daß sie mit den zwei größten Seemächten der Erde anbinden wollten. Auch beweist die Hast, mit der sie ihre Truppen ablohnen und ihre Seemacht vermindern, daß sie ein FriedenSbedürfniß dringend verspüren. Damit soll keinesweges ge sagt sein, daß sie aus christlicher Liebe England vollständig vergeben hätten over den Franzosen eine dauernde Schutzherrschaft über Mexiko, wie über Italien, zu gestatten geneigt fein sollten; sie werden die Zeit der Abrechnung mit Eng land abwarten, aber nur so lange sie müssen, und gegenwärtig kann es ihnen nicht Pasten, abzurechnen over gar mit Frankreich noch außerdem Handel an zufangen. Ob freilich die den künftigen Congreß bildende Massenherrschaft den Präsidenten nicht zu einer angreifenden Politik zwingen werde, läßt sich bei der Unberechenbarkeit der aufgeregten Volksleidenschaften nicht voraussehen. Nicht minder muß die Zukunft lehren, ob und welchen Einfluß der Tod Palmerstons, der Träger des „herzlichen Einverständnisses" zwischen England und Frankreich auf dieses Einverständnis; üben dürfte. Zeitungen. Sachsen. Der König von Portugal hat bereits am 21. Oct. Dresden wieder ver lassen und ist über Leipzig auf der lhüringschen Bahn nach Süvveutschland ab- gereist. Wir machen darauf aufmerksam, daß das interessante Spielwerk, „die Schlange des Pharao" genannt, wenn es provucirt, d. h. entzündet wird, giftige Dämpfe entwickelt, vor deren Einathmung wenigsten- man sich sorgfältig zu hüten hat. Wie wir vernehmen, hat bei dec großen allgemeinen deutschen Ausstellung von Produkten des Land- und Gartenbaues, welche vom 9. bis 17. September dieses Jahres in Erfurt abgehalten wurde, auch oie G. Heubner'sche Gärtnerei j in Plauen Pflanzen mit ausgestellt und ein Eyrenoiplom, m sehr geschmackvollem