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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.05.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120530017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912053001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912053001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-05
- Tag 1912-05-30
-
Monat
1912-05
-
Jahr
1912
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Bezug-.Preis «« V«U: t«»«rha1» D«»rlch!a«d» »»» der d«NNL«i, Nolonten viertrnährl. 1.» Ulk, «««tl. 1L» vik. misichl. Poitbeftelloeld fi,i»er in B.Isi««, Dänemark. Len Denavkiaolen. Iialten. Lnremdura. Niederkand», N»r» weaen. OeUenetch. Ungarn, -iuklanL. Schweden and Schweiz 2n allen uonaen Staaken »ul direkt durch dte Lelchälta» Kell, de» Blaue» «rdAtUch. Morgen-Ausgabe. MpMerTUMM Da» Letvrtaer Dagedta« «kchern» Smal tigltch. tz,nn» «. Aetertag» »ar «orgen». Ud»nn««,nl»»S»naI»m,. 3«tz»»»i»,»I1« 8, Lei unieren Trtgern. Filialen. Spediteuren «d Nnnahmellellen, iowt» Postämtern and BUekträaern. Ttn,,U»,rr»»k»»,«»» kV Bi, Lel.-Anschl. s 14 6S2 lNachtanIchln») 14 893 14894 Handelszeitung. t Lllaemein» Deutlch» klredit- Kanbkanta« / AnftaU Brühl »/77. VllNNV0N10. < Deutsch, Bank. SUiale k-,tp,i, i Deo «Xall» Snwrn. Steinwe» 4 NML* Ämlsvlatt -es Aales und des Vokizeiamtes -er Lladt Leipzig. WTL' Lazrige». 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Oss Wichtigste. * Die Vertreter der Berliner Stadtver waltung sind am Mittwoch in Wien einge troffen. (S. Ausl. S. 3.) * In Lissabon ist ein Straßen bahner streik ausgebrochen. (S. Letzte Dcp. S. 3.) * Die Lemberger Universität seicrte am Mittwoch ihr 250jähriges Jubiläum seit der Gründung durch den König Johann Casimir. * Theateranzeigen siehe Seite 14. Oie stalienilchen Mrl-Beletzungen im SegSilchen Meer. Bon Oberstleutnant a. D. Frobcnius. Als die Italiener bei dem ersten Vorstoß ihrer Flotte im Acgäischen Meer die Kabelverbindungen der Insel Lemnos und Imbros unterbrachen und offenbar Anstalt machten, sich dieser Inseln zu be mächtigen, mußte man annehmen, daß sic mit ernsten Absichten umgingen, die Durchfahrt durch die Darda nellen zu erzwingen, um die feindliche Hauptstadt un mittelbar zu bedrohen, daß sie also diese Inseln als Operationsdasis für diese Unternehmung in Besitz nehmen wollten. Die kurze Beschießung der türkischen Forts am Eingang der Dardanellenstraße hatte keinen andern Erfolg als die Sperrung des Fahrwassers durch Minen und eine nicht unbedeutende Schädigung der Interessen der neutralen Mächte durch die Unter bindung des Verkehrs mit Konstantinopel und dem Schwarzen Meer. Wenn die Türkei jetzt dieses Ver kehrshindernis wieder beseitigt hat. so muß man an nehmen, daß ihr gewiss« Garantien gegen eine Wiederholung eines solchen Angriffs gegeben wurden. Sollte man italienischerseits babsichtigt haben, durch jene Beschießung eine Isolierung der türkischen Hauptstadt herbeizuführcn, so ist diese Absicht durch das Zwischentreten der Mächte vereitelt worden. Bei nahe scheint eine solche Absicht vorgeschwebt zu haben, da der Beschießung weiter keine Folge gegeben wurde, dagegen bei dem zweiten Vorstoß der italienischen Flotte im Mai durch ihre Zeitungen verraten wird, daß man bezwecke, Konstantinopel zu isolieren. Wenn man dies durch allmähliche Besitznahme sämtlicher Sporadeninseln zu erreichen glaubt, so wird man sich bitter täuschen, da die Landverbindungen von Kon stantinopel nicht unterbunden werden und durch ent sprechende Tarifermäßigungen zum Ersatz der See verbindung benutzt u^erden können. Es drangt sich aber die Frage auf, welche militärische und politische Folgen die Besetzung der Inseln — nach den italieni schen Zeitungen bereits zwölf -- haben kann. Nachdem Rhodus, Eviskopi, Nisvros. Skarvanto, Kasos, Astropalia und neuerdings auch Symi und Kos in Besitz genommen sind, und die Absicht kund gegeben worden ist, sich auch der nördlichen Inseln der Gruppe zu bemächtigen, wird die Türkei durch Schließung des Acgäischen Meeres vollständig vom Mittelländischen Meer westlich des 30. Längengrades abgesperrt. Wenn aber italienische Zeitungen glauben, daß die Türkei nun kein einziges Schiff mehr nach Libyen schicken könne, so bedenken sie nicht, daß der östliche Teil des Mittelmeeres auch die Küsten des Türkischen Reiches bespült, und daß die Bagdad bahn gerade jetzt ein vorzügliches Auskunftsmittel bietet, um die Häfen an diesen Küsten mit der Haupt stadt zu verbinden. Wenn allo die Italiener nicht glauben, durch ihre Flotte allein die Seeocrbindung unterbinden zu können, so wird der Besitz der Inseln mit ihren guten Häsen der Flotte allerdings ihre Auf gabe erleichtern: aber von absoluter Absperrung kann auch jetzt noch nicht die Rede sein. Natürlich wird bereits jetzt die Frage ventiliert, ob man die Inseln nach Beendigung des Krieges wieder zurückgeben oder behalten soll. Anfangs hieß es, man wolle durch Besitznahme der Inseln nur einen besonderen Druck, nicht auf die Mächte, sondern auf die Türkei selbst ausüben, damit sie end lich in die Abtretung von Tripolis einwillige. Für die Pforte ist aber der Verlust der Inseln augen blicklich nicht von einer solchen Bedeutung, daß sie den bisherigen Widerstand aufzugeben gezwungen wäre, zumal die Erfolg« der Italiener in Tripolis trotz der beständigen Verstärkung ihrer Truppen immer noch auf sich warten lassen und voraussicht lich niemals zu erreichen sein werden. Dagegen wird di« Erbitterung der türkischen Bevölkerung durch dies.: neueste Maßregel des Gegners in dem Maße gesteigert, daß «ine ernstliche Gefährdung der unter ihr wohnenden Italiener zu befürchten ist und deren Entfernung durch die Regierung ins Auge gefaßt werden mußte. Darauf wird nun von ita lienischer Seite mit der Drohung geantwortet, daß man die Inseln nicht zurückgeben werde. So wenig nun ein für Italien günstiger Ausgang des Krieges mit Bestimmtheit anzunehmen ist, ebenso wenig darf man voraussetzen, daß die Einverleibung der Sporaden-Inseln das Einverständnis der Mächte finden würde. Denn dadurch würden die Machtver hältnisse im Mittelmeer ein« wesentliche Ver schiebung erleiden. Unter den Seemächten, die im Mittelmeer haupt sächlich zur Geltung gekommen sind, spielen Frank reich und England bisher die Hauptrolle. Während England durch den Besitz oon Gibraltar, Malta uird Cypern die Schliisiolpunkte der Verkehrslinien in fester Hand hielt, suchte Frankreich sich die Herrschaft im westlichen Becken durch seine Kriegshäfen an seiner Südküste, auf Korsika und in Algier-Tunis zu sichern. Als Italien begann seine Flotte auszu bauen, begegnete es Frankreichs Streben durch ent sprechende Hafenanlagen: Spezia, Maddalena und Messina. Der Wettkampf auf diesem Gebiet ist noch nicht ausgefochten; die beiderseitigen Interessen müssen aber über kurz oder lang zu einer Ausein andersetzung führen. Im östlichen Becken würde neben Italien und der T"?ei, die bisher kaum zur Sprache kommen konnte, auch Oesterreich-Ungarn eine Rolle spielen, sobald seine Flöte zeitgemäß aus gebaut sein wird. Da ihm der Zugang nur durch das Adriatischc Meer gestattet ist. dessen westliches Gestade und Ausgang durch Italien beherrscht wird, so sind hier große Vorteile auf dessen Seite. Die Erhebung oon Tarent zum Kriegshafen und die er strebte Erwerbung oon Tripolis deuten auf die Ab sicht, sich zum Herren des östlichen Beckens des Mittclmeeres zu machen. Gewinnt es fest« und nutz bare Stützpunkte an der Libyschen Küste, und wird ihm gestattet, die teilweise vorzüglichen Häfen der Sporaden zu behalten und für Flottenzwecke auszu bauen, so wird Italien tatsächlich den östlichen Teil des Meeres beherrschen, und dies ist nicht unbedenk lich für England wegen des Verkehrsweges des Suczkanals im allgemeinen und wegen der Verbin dung mit Konstantinopel. Auch für Oesterreich- Ungarn und Rußland würde eine solche Macht stellung Italiens von nicht zu unterschätzender Be deutung sein. Es ist deshalb wohl fraglich, ob bei einem für Italien günstigen Ausgang des Krieges ihm die Einverleibung der Sporaden ohne weiteres gestatte! werden würbe. Vor der Hand wird natür lich niemand gegen ihr« Besetzung Einspruch er heben. da so geringe Aussicht auf den Sieg Italiens besteht. Man kann die Ereignisse in Ruhe ab warten. Bsgösü- Sslrs - Kuweit. Bon Tr. Paul Rohrbach. Innerhalb der Bemühungen um die deutsch-eng lische Verständigung, die anscheinend jetzt wieder rn Fluß toinmen, bildet einen besonders wichtigen Punkt die Frage des englischen Einflusses aus das Schluß stück der Bagdadbahn. England hat vor der türki schen Revolution von 190» stets den Standpunkt vertreten, daß der Bau der Bagdadbahn, als eines türkisch-deutschen Unternehmens, soweit mög lich überhaupt zu erschweren sei, daß aber jedenfalls, wenn do.-ch etwas ohne England zustande kommen sollte, die Strecke von Bagdad bis zum Persischen Golf absolut der englischen Kontrolle und dem eng lischen Kapital Vorbehalten bleiben müsse. Eng lischerseits vertrat man .sogar den wcitergehenden Standpunkt, daß die britische Interessensphäre nicht erst südlich von Bagdad, sondern schon südlich von Mossul am .Tigris begänne. Das konnte natürlich nicht aufrecht erhalten werden, als das jungtürkisck>e Regime die Angelegenheiten der Türkei in die eigene Hand nahm. Im Borjahre widersetzte man sich daher der Regierung in Konstantinopel nicht mehr, als sie sich mit der Bagdadbalm-Gesellschaft dahin einigte, daß nicht nur die 1908 in Aussicht genommene Strecke bis Helik in Obermesopotamien, sondern der ganze große Abschnitt zwischen dem Taurus und Bagdad gleichzeitig an vcrscknedenen Stellen in An- griff genommen werden solle. Tas ist mittlerweile geschehen; die Arbeiten werden energisch gefördert, und man gedenkt in vier bis fünf Jahren fertig zu sein, so daß ein ununterbrochener Zugverkehr zwi- schon Konstantinopel und Bagdad 1916—1917 wird eröffnet werden können. Für den Abschnitt von Bagdad bis zum Golk liegen türkisch« Interessen von cnt?ck>cidendem Ge wicht für die Baubejchlcun^ung nicht vor. Tic Türkei »vird militärisch zur Sicherung des Irak (der alten Landschaft Babylonien) und der dort geplanten Kulturarbeiten, zur Bändigung der Beduinen und zur Verteidigung des Landes gegen Angriffe von außen her imstande sein, sobald die Schienen Bagdad erreicht haben, llm den Schnellverkehr nach Indien zu eröffnen, dazu gehört allerdings, daß die Bagdad bahn in einen Hafen am Persischen Golf mündet, aber wenn auch die Einnahmen aus der Beförderung von Post und Passagieren zwisck»en Indien und Europa ins Gewicht fallen nnirden, so könnte sich die türkische Regierung trotzdem unschwer aui den Standpunkt stellen, daß ihr an der Fortführung der Bahn jenseits Bagdad, oder äußerstenfalls jen seits der »sichtigen Pilgerstäbte Nedschef und Ker- hela, vorläufig nicht viel liegt. Für England dagegen versteht es sich aber von selbst, daß wenn einmal die Bagdodbybn als im ganzen britisch kontrol liertes Unternehmen nickst zu hindern ist, die Linie alsdann auch möglichst bis zum Gols durchgeführt »verden muß. Bon türkisch-deutscher Seite wurde daher der Vorschlag gemacht, es solle die Bahngesellfchaft, bei der bekanntlich nicht nur deutsclres, sondern auch französisches Kapital beteiligt ist, 40 Proz. der Bau- summe von Bagdad bis zum Golf übernehmen, das englische Kapital auch 40 Proz und die Türkei ; 20 Proz. Die formelle Führung sollte bei dieser Kombination der Türkei zusallen. Englischer» seits wurde eingcwendet, das türkische Kapital würde in Wirklichkeit doch deutsches sein. Ta aber der Ent schluß, den Ban, falls England nicht einlenkt, ent» weder bei Bagdad endigen zu lassen oder ohne Rücksicht am die englischen Einreden bis Basra am Schatt el Arab durchzuführen, für England auf jeden Fall eine unangenehme Perspektive bildet, so darf man wohl annehmen, daß die Engländer sich für die Strecke Bagdad—Basra mit jenem Vor schlag von 40:40:20 zufrieden geben werden. Anders dagegen steht es mit der eigentlichen Schluß strecke von Basra oder vielmehr von dem in Aus sicht genommenen Knotenpunkt Subeir, kurz vor Basra, bis Kadhima am Golf von Kmvüt. Basra liegt ca. lOO Kilometer vor der Mündung des Schatt el Arab in den Golf; sein Verkehr mit dem Meere ist dadurch behindert, daß auf der Barre von Fao, wo die Wasser der Ströme mit denen des Meerbusens sich mischen, nur eine Fahrtiefe von 18 engliscl)sn Fuß besteht. Es können also nur Damp fer von mittlerer Größe zwischen Basra und Bombay verkehren. Bei Kadhima dagegen sind moderne Hafen- onlagen für große Ozeandampfer möglich. Bon Rechts wegen ist Kuweit türkisches Territorium, und zwar mindestens seit 1870, wo der damalige Mali von Bagdad, Midhat-Pascha, den Schech von Kuweit zur Anerkennung der Oberhoheit des Sultans, zur Annahme der türkischen Flagge und des Jnvestitur- fermans als türkischer Kaimakam nötigte. Auch zu Ende der 90er Jahre, als der dcutsckze ÖKneralkousul Stemrich mit seiner Studienexpedition für die Bagdadbahn Kuweit besuchte, wehte dort die tür- kischc Flagge. Trotzdem haben sich die Engländer von der Zeit an, wo die Türkei und die Bahn gesellschaft in der Ueberzengung, daß Kuweit türki- sches Gebiet sei, den Platz Kadhima als Endpunkt der Linie in Aussicht nahmen, unter Ignorierung der türkischen Rechte auf den Standpunkt gestellt, der Schech von Kuweit sei ein unabhängiger Fürst, der Verträge schließen könne, mit wem er wolle. Tatsächlich wurde auch ein Geheiinvertrag zwischen ihm und der anglo-indischcn Regierung abgeschlos- sen, wonach sich der Schech verpflichtete, keiner fremden Macht Niederlassungen oder Arbeiten auf seinem Gebiet zu gestatten. Unter den von Eng land als bei der Verständigung mit uns zu erledigen den Punkten befindet sich offenbar auch die Kuweit frage. Deutschland und die Türkei sollen anerken nen, d. h. mit anderen Worten, wir sollen die Türken zur Anerkennung veranlassen, daß Kuweit englisches Schutzgebiet sei Damit wäre dann be siegelt, daß England den Endpnnkt der Bagdadbahn, den südlichen Schlüssel der Euphrat- und Tigris länder, in seiner Hand hält. Allerdings bliebe ein von der englischen Kontrolle unabhängiger Ausgang zum Meere über Basra übrig, aber das wäre mit Rücksicht aus die dortigen Schifsahrtsverhältnisse nur ein Nebenpförtchen. Der große Weg von Europa über die Bagdadbahn nach Indien würde an der Uebergangsstellc vom Laude aus die See das Tor von Kuweit passieren müssen, das England nach Gefallen öffnen oder schließen könnte. Vom deutschen Standpunkte ans muß bei dieser Angelegenheit vor allen Dingen betont werden, daß der Hanptinter- essent, der auf keinen Fall vergewaltigt werden darf, die Türkei ist. Wir können uns ganr unmöglich dazu hergeben, um England? willen den Türken auch noch Kuweit abnötigcn zu helfen, nachdem wir durch unsere notaedrungen nur platonisch wohl wollende Neutralität im Kr'egc mit Italien unsere Stellung im Orient schon empfindlich verschüchtert haben. Der itslienilül-türkMe Krieg. Bis zum Dienstag abend hat, wie aus Konstan tinopel gemeldet wird, das deutsche Konsulat nur etwa fünfzig Pässe mit besonderen Zertifikaten, die die Ausweisung bescheinigen, für Italiener aus gegeben. Es ist jedoch nicht bekannt, ob alle diese Italiener abgcreist sind. Voraussichtlich wird von Mittwoch an der Andrang beginnen. Infolge der für die Dauer des Krieges erfolgten Außerkraft setzung der Kapitulationen gegenüber Italien muß ten die Italiener die Gewerbesteuer für das erste Halbjahr entrichten. Die Behörden treiben nun oon einigen Italienern auch die zweite Halbjahrs rate ein, obwohl die Betreffenden abreisen müssen. In Smyrna mußten einig« Italiener ihr Mobiliar zu niedrigen Preisen verkaufen, um den Mietzins oder die Immobiliarsteuer erlegen zu können. Von anderen angeblichen Bedrückungen ist in Konstanti nopeler Kreisen nichts bekannt. Die Beschießung des „Taucase". Aus Konstantinopel wird gemeldet: Den ersten Meldungen zufolge, die hier über di« angebliche Beschießung des französischen Paketdamp fers „Eaucase" vorliegen, scheint es, als wenn der Kapitän des Dampfers di« blinden Schüsse des türkischen Forts falsch oerstanden hat. Wie hier erklärt wird, sollen die Schüsse nur dazu gedient haben, den Dampfer vor den schwimmenden Minen zu warnen. Zu diplomatischen Verwicklungen scheint der Zwischenfall keinen Anlaß zu geben. Die Lage in Tripolitanie». Tobruk, 29. Mai. Gestern früh marschierten die Truppen aus, um die Arbeiten zu beschützen und das Fort am Meer zu beenden sowie einen für ein ande res neues Fort geeigneten Platz zu erkunden. Die mit dieser Arbeit betrauten Mannschaften, die bis jenseits des Waoi Auda vorgeorungen waren, wur den von zahlreichen Beduinen und vielen türkischen Regulären beschossen. Die Dcckungstrupprn griffen den Feind kraftvoll an und zwangen ihn zum Rückzug. Darauf kamen andere Truppen aus dem Lager des Feindes den Flüchtlingen zu Hilfe, aber auch diese wurden infolge einer Unigehungsbewe gung, die von dem 20. Füsilierregiment ausgeführt wurde, genötigt, sich zu r ü ck; u z ie h« n. Die Ita liener hatten zwei Tote und drei Verwundete, die Verluste des Feindes waren, wie durch Augenschern fcstgestcllt wurde, sehr beträchtlich. Die Arbeiten wuroen nach diesem Zwischenfall wieder aufgenom, mc i und gingen dann ungestört vonstattcn. Angriff der Araber auf Todruck. Eine italienische Depesche aus Tripolis meldet, daß die Araber vorgestern einen Angriff auf die ita lieniichen Befestigungen bei Tobruck unternommen haben, nach einem heftigen zweistündigen La« fecht jedoch zurückgeschlagen wurden. Die türkisch« Flotte im Aegäuv. Römischen Blättermeldungen zufolge kreuzen türkische Torpedoboote im Aegäischen Meer, während das Gros der türkischen Flotte sich in den Darda nellen aufhält. Die Torpedoboote verbergen sich am Tage in den abgelegenen Häfen der Küste, während sie bei Anbruch der Nacht versuchen, an die italie nischen Kriegsschiffe heranzukommen, um ihnen ernstere Schäden zufügen zu können. Infolgedessen hat sich die italienische Admiralität entschlossen, die italienischen Kriegsschiffe während der Nachtzeit ohne Lichter kreuzen zu lassen, desgleichen haben die Kom mandanten den Befehl erhalten, sich möglichst in der Nähe von Torpedobooten zu halten oder oon solchen begleiten zu lassen. Wss geht in Fe; vor? Ein« Note der offiziösen „Agencc Havas" besagt: Das mm General Lyauley am Dienstagabend 7,30 Uhr aus Fez adgesandte Telegramm enthalt keine Information, die über die aus Madrid stammenden Gerüchte über die Niedermetzelung von Europäern ein« Aufklärung gibt. General Lyautey hat von einer Bewegung unter den Stämmen be richtet, die einen neuen Angriff auf Fez befürchten ließe. Seitdem ist eine neue amtliche Meldung, die über den erfolgten Angriff berichtet, nicht einge laufen. Nachträglich wird noch bekannt, daß bei den letzten Kämpfen am 25. und 26. Akai die Stämme der Schcrarda und der Uled Dschama sich der Harla an geschlossen hatten, als diese Fez von drei Seiten an griff. Die Truppenabteilung, die am Sonntag der Harka entgegengeschickt wurde, ist im Laufe des Abends wieder zurückgetchrt. Der Grund scheint in der Ueberlegenheit der Streitkräfte des Feindes zu juchen zu sein. Es war der Stamm der Beni Waren, der während mehrerer Stunden einen Teil von Fez besetzt hielt. Sic erklärten, nicht plündern zu wollen, ihr Zweck wäre nur die Ver treibung der Franzosen. Die Leutnants Chardonnet und Kaiser, die am vorigen Sonntag während des Gefechts um Fez schwer verwundet wurden, sind gestern zu Rit tern der Ehrenlegion ernannt worden. Eine offizielle Meldung aus Melilla besagt, daß die Angreifer von Fez die Maurenstämme des Riffs aufsorderten, den Heiligen Krieg gegen die Christen zu erklären. Der neue Sultan von Südmarokko. Der Korrespondent der „Morning Post" drahtet aus Tanger: „Nach glaubwürdiger Erzählung eingeborener An Hänger des südmarokkanischen Thronforderers El Haiba (Erzählungen Eingeborener sind niemals glaubwürdig. Red.) wünscht dieser mit Deutsch land diplomatische Beziehungen zu eröffnen uns einen Vertrag über Punkte gemeinschaftlicher Interessen abzuschließen. El Haiba erhebt den An spruch. Sultan über das weite Gebiet zwischen dem Atlas und der Sahara zu sein, und er ist tatsächlich von den Einwohnern dieser Gebietsstrecke als recht mäßiger Herrscher anerkannt. Aus diesem Grunde hält er sich für berechtigt, mit fremden Mächten zu verhandeln. Seehäfen zu eröffnen und über, Haupt alle Hohcitsrechte auszuüben. 3. preutzilcher Rilhiertsy. III. Hannover, 28 Mai. Nachdem, wie berichtet, zu dem Tkrema: „Tie Einschränkung des Zugangs zum Richieramt" der Referent Landgerrchtsdirektor Grimm-Wiesbaden und als Korreferent AmtsgericiUsrat Iastrow-Bcrlrn ge sprochen haben, entspinnt sicd eine lebhafte Debatte. In dieser macht Amtsgericdtsrat RickS-Berlin einen V e r m i t t l n n g s v o rs chl a g Er be antragte eine Fassung, i» der sich der Preußisch. Richtertag gegen jede Beschränkung des Zuganges -,uni Richtcraml ausspricht, cs jedoch für notlvendlg hält, den Gerickitsajjessoren nach Maßgabe der Er- 1^° Man beachte auch die Inserate rn -er Abend-Ausgabe. -HW
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