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71. Jahrgang. O 12S Menü-Ausgabe Donnerstag, 17. MSrz 1SS7 Drabtiuischrtfi. Nachricht«» Dresden Fernsprecher - Saounelnummer i 28 241 Nur für NachtgesprSche: 2OOI1 IS. bi» ZI, Mär, W27 bellSalich-wetmaliaer Zustellung frei Haus ! ^bgUgs-iDLllUIlt Postbczugsvrcs» sür Monat Man Z Mark obne Post,uftcllunasaebul>r. Sin»«lnnm«er io «psenntg Die Anzeigen werden nach Goldmark berechnet! dtc cintpatttae Z0 mm breite Zeile ZSPsa.. für auswärts »Pta. Kamilienanzeigc» und Ltcllcnacsuchc ohne LUizelgeN-4-rei>e. Äabatl Iv Pia., aus,erbalb 20 Pia., die sä mm breite Rcklame-eile IS« Pta.. auberbalb ZllüPsg. Ossertengcdübr WPfg. Ausw. Aufträge gegen Borausbezalilg. Schristleitung und .tzauotgeschästsstellc: Marieostrabe 28 42 Druck u. Perlaa von Liepsch ch tkleichardt in Dresden Postscheck-Konto 1083 Dresden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe t.Dresdner Nachr.'t zulässtg. Unverlangte Schristftückc werden nicht ausbewak't Stresemann berichtet im Außenausschuß. Als einziger Punkt -er Tagesor-nung -er Berich! über -ie Genfer Verhan-lnngen. Noch keine Beschlüsse gefahk. Berlin, 17. März. Unter dem Borsitz des Abg. Wallraf sD«J trat der Auswärtige Ausschuss des Reichstages heute vormittag zu einer vou allen Parteien außerordentlich stark besttchtcu Sitzung zusammen. Aus der Tagesordnung steht nur die Aussprache über die Genfer Verhand lungen. Bo« der Neichöregicrung war zunächst nur Rcichs- antzeumiuistcr Dr. Stresemann anwesend, der die Be ratungen mit einem eingehenden Referat über die Völker, bundsverhandlungen in Gens cinleitcte. Der ReichSaiißenminister mar vvn dem Staatssekretär Dr. Schubert und Ministertaldirektor Gauß begleitet. Ueber die Sitzung deo Auswärtigen Ausschusses dcS Reichs tags wurde folgender amlllcher Berich! ausgcgcbcn: Im Auswärtigen Ausschuss des Reichstags bildete« die Genfer Bcrhandlnngcn den Gegenstand der Be ratungen. Den Vorsitz führte Abg. Mallras lDn.s. NcichS- ministcr deK Auswärtigen Dr. Stresemann erstattete einen ausführlichen Bericht, an den sich eine längere Aussprache an- schloß. Beschlüsse wurden nicht aefaßt. Der Ausschuß wird seine Beratungen morgen 1)1-4 Uhr sortsetzen. Warum Slresemann in Genf nachgab. Arbeit vor und hinter den Kulissen. Berlin, 17. März. Ueber die Gründe, die Minister Stresemann zu seinem Nachgcben in Genf veranlaßt habe«, wird ans London berichtet, Briand hätte zuerst ver sprochen, die Rheinlandbesatznna erheblich zu per» mindern, wenn Stresemann i» der Saarsragc nachgcbe Daraus sei hinter den Kulissen die Saarabmachnng grossen worben. Dann aber habe Briand erklärt, er müsse erst Paris aus die Herabsetzung der Bcsatzuna vorbcrcitcn. aber eS würde ihm wohl gelingen, das Kabinett dafür zu gewinnen. Als Dr. Stresemann gegen diesen Bruch des Uebcrcinkommcns pro testiert hätte, hätte Briand erklärt, wenn man von ihm zuviel vcrlangcn würde, würde cS sein politisches Ende bedeuten. Daraus habe es Dr. Stresemann bei der gelrosscncn Ab machung gelassen. Die Diplomakenempsänqe bei Slresemann. Ein dentsch-polnischer Ausgleich in der Nicderlassungösragc? lTrobimeldung unterer Berliner Schrtlilettung.i Berlin. 17. März. Den Besprechungen, die Dr. Strcsc - mann gestern mit den Botschaftern der Sowjetunion und Italien sowie mit dem polnischen Gesandten gehabt Hai, ist eine besondere Wichtigkeit bcigemesscn morden. Demgegenüber wird uns mitgeteilt, daß diese Besprechungen durch die längere Ab wesenheit Dr. Stresemannö von Berlin und die inzwischen aufgetauchten Fragen veranlaßt worden sind, daß diese aber einen hochpolitische» Charakter nicht getragen haben. Die immer wieder ausgctanchtcn Nachrichten non einer deutschen Vermittlung in der bcssarabischcn Frage sind bereits dementiert worden. Bo» einer Bermittlung Deutsch lands zwischen der Svwsetunion und der Schweiz ist in Kreisen, die cs wohl wissen könnten, nichts be kannt. Wahrscheinlich sind diese Nachrichten auf Besprechungen zurückznführcn, die hier der schweizerische Gesandte in der russische» Botschaft gehabt hat. Ans der Besprechung Dr. Stresemannö mit dem polnischen Außenminister Zaleskt in Genf soll sich ergeben haben, daß die Warschauer Regierung in den nächsten Tagen den Beschluß fassen werde, auf Grund der in Gens vor- gcschlagcnen Formel die diplomatischen Verhandlungen über das Niedcrlassungsrccht der deutschen Staatsangehörigen in Polen wieder ausznnehmc». Richtig ist jedenfalls, daß Dr. Stresemann und Aaleski sich dahin geeinigt haben, daß sich die Kabinette aus Verhandlungen über den Komplex be stimmter politischer Fragen zunächst beschränken werde». Der Besuch -es dänischen Königspaares Berlin. 17. März. Das dänische Königspaar traf heute vormittag, von Paris kommend, hier ein. Znm Emp fang hatten sich ans dem Bahnhofe der dänische Gesandte mit sämtlichen Mitgliedern der dänischen Gesandtschaft und von seiten der deutschen Negierung der Chef des Protokolls, Ge sandter Köster, eingefunden. 12,46 Uhr erwiderte Reichspräsident von -Hindenburg beim dänischen KöntgSpaar in der dänischen Gcsandtschast den ihn vom König vou Dänemark gemachten Besuch. Im Anschluß an diesen Gegenbesuch schloß sich ein Esten, an dem auch der Reichskanzler Dr. Marx und NeichSaußenmintstcr Dr. Stresemann teilnahmen. Die Zenlruursvarkei -es Saargebieies zum Genfer Ergebnis. Die Ziahnschntztrnopc eine osscue Rechtsverletzung. Saarbrücken. 16. März. Am Mittwochabend befaßte sich eine ans dem ganzen Saargebicte besuchte große Versamm lung der Zentrumspartei mit dem Resultat von Genf und nahm einstimmig eine Entschließung an, in der festgestcllt wird, daß durch die dauernde Errichtung der sogenannten „Nahnschutzirnppc" der Rechtsboden verlassen worden sei. Gegen diese Rechtsverletzung protestiere die Zcntrums- partei des Saargebieies mit aller Entschiedenheit. Außer ordentlich bedauerlich sei es. daß wiederum eine neutrale Zu sammensetzung der Negicrnngskvmmission nicht gewährleistet worden sei. Den Genfer Dclegationsmitgliedern wird volles Vertraue» und uneingeschränkter D-ank für ihr entschlossenes Eintreten sür die Interessen der Saarbevölkerung aus gesprochen. Die sowohl der Saarbevülkernng als auch dem Ansehen des Völkerbundes schwer abträglichen Ergebnisse der letzten Ratstagung hätten erneut den Beweis erbracht, daß »nr die Erfüllung der von der Zcntrnmspartei oft erhobenen Forderung nach baldiger Rückkehr zum Reiche die Gesundung der unhaltbaren Verhältnisse he^beisührcn könne Die nächste Ratstagung in Genf. Berlin, 17. März. Rach einer Meldung der „Tägliche» Rundschau" aus Genf teilte das am 16. d. M. abends er schienene provisorische Programm des Gencralsckretariats mit, daß die 46. Session des Bölkcrbundsratcs am 6. Juni in Genf abgchalten werden wird. DaS Finanzkvmiiee tritt am 8. Juni zusammen. Für 5 Millionen Dollar Räumung von Schanghai? Ein Vorschlag Tschangs an -ie Kausleute. Ncuyork. 17. März. Wie aus Schanghai gemeldet wird, soll sich Marschall Tfchangtschuugtschang gegenüber chinesische« Kausleuteu zur Räumung von Schanghai bereit- erklärt haben, wenn ihm dafür die Summe von 8 Mil - klonen Dollar auSgczahlt werden würde. Die Pekinger Verhandlungen des englischen Gesandten Sir Locker Lampson dürsten an der geringen Stabilität der Pekinger Regierung scheitern. tT.-U.j Verhandlungen wegen -er Aebergabe Schanghais an Äanlon. Schanghai, 17. März. Wie gemeldet wird, ver handeln der Führer der Schantungtrupvcn General Pischu- tscheu und der Oberbefehlshaber der Kantonarmce, Tschangkaischek über die Möglichkeit eines Abkommens, durch das den Nationalisten die friedliche Besetzung der Stadt Schanghai ermöglich, werden kok. London. 17. März. Die Blätter melden ans Schanghai, daß chinesische Soldaten während der letzten beiden Tage un gefähr 60 Flußboote, Dschunken und Pontons beschlagnahm« haben, die nach Wnsung, l4 Meilen nördlich Schanghais, beordert worben sind. Mau nimmt an, daß dies eine vor bereitende Maßnahme znr Räumung von Schanghai sei. Amerikanische Marinesoldatcn nahmen zwei von den Chinesen beschlagnahmte Fahrzeuge der Standard - Oil . Compani, zurück. lW.T.B.) Das Unlerbaus billig! -ie Ehina-Poliltk London, 16. März. Das Unterhaus lehnte den sich e«een die Lhiriapokttik -er Regierung auSsprechendcn Airtrag der Arbeiterpartei ab und nahm den konservativen Billi- gnna San trag ohne Abstimmung an. lW. T. B.) 1° Neue Kämpfe in Nikaragua. Britische Sce-Osfiziere des „Colombo" bei Calles. London. »6. März. Nach Nemwrker Meldungen ist der Bürgerkrieg im Innern Nikaraguas von neuem entflammt. Während die Liberalen Acoyapo, das Zentrum des großen BergbaugcbieteS. besetzt haben sollen, wird von den Konserva tiven gemeldet, daß sie starke Kräfte zum Angriff ans Ma tt g u a S zusammenziehen, wo der liberale General Moncada sein Hauptquartier ausgeschlagen hat. Der britische Kreuzer „Colombo" ist gestern in dem mexi kanischen -Hafen Bcracruz eingetrosfen. Der Kommandant des Schisses und zehn seiner Offiziere statteten dem Präsidenten CalleS in Mexiko-City einen Besuch ab. <TU.) Auch -er jüngste Sohn Dr. Gehlers geskorben. Augsburg, l7. März. In der vergangenen Nacht starb hier an do« Folgen etner schweren Grippcerkrankung der jüngste Sohn des NeichsivchrmtnisterS Dr. Gcßlcr. der damit seinen letzten Sohn verloren hat. Der älteste der beiden Söhne erlag bereits tm Jahre >924 einem -Herzschlag. Die Beisetzung des Verstorbenen wird in Lindenbcrg lAUgäu) erfolgen. Heute vormittag fand in der -Heillgen-Kreuz-Kirche ein Trauergottesdicnst statt, dem das ganze Rcalgymna. sium, dessen Unterprima der Verstorbene angehtzrte, bei wohnte. sWTB.j Das Flugwesen in England. Von Korvettenkapitän a. D. v. Abendroth. Tie Zustimmung Englands zu dem Flottenabrüstungs- pla» des Präsidenten Coolidge ist sicher nicht, wie ein Teil der deutschen Zeitungen annimmt, aus dem Glauben an den Fortschritt der Völkerversöhnurig erfolgt, sondern ist als eine wohlerwogene machtpolitische Maßnahme zu werten. In England werden solche Fragen niemals nach Gefühls- mvmcnten entschieden, sondern die führenden Männer wachen mit Argusaugen über jeden einzelnen Teil der Reichsverteidi- gnng. Der Verlaus der britischen Ncichskoniercnz tm vorigen -Herbst und die seither im Anschluß an die dort gefaßten Be schlüsse erfolgten Maßnahmen zeigen an einem Musterbeispiel, wie in England alle Fragen der Wehrmacht aufs sorgfältigste erwogen werden und in wie hohem Maß die Teilnahme der Oefsentlichkcit an solchen Fragen wachgehalten wird. England legt augenblicklich den größten Wert ans die Ausgestaltung seiner Luftmacht. Es hat sich den Grundsatz zu eigen gemacht, daß keine Nation künftig Groß macht sein kann, die nicht über eine mohlausgerüstete und organisierte Lnftmacht verfügt. Dementsprechend ist die ge samte Luftmacht einem besonderen Ministerium unterstellt, das selbständig neben denen der Armee und Marine steht. Die Abwehr von Luftangriffen in der Luft und vvn der Erde ist in einer Hand vereinigt. Als das hauptsächlichste Mittet .Ser Gegenwehr werden die Jagd geschwader angesehen, aber außerdem wird eine Erdabwehr an allen gefährdeten Punkten sür notwendig gelmlteii. Die Jagd- geschwader werden durch einen Beobachtungsdienst unterstützt, der über ganz England eingerichtet wird, so daß jedes feind liche Flugzeug während des Fluges über England dauernd gemeldet werden kann. Die Beobachtungöstationen liegen 16 bis 12 Kilomeler auseinander und sind durch Fernsprecher miteinander verbunden. Das gesamte Küstennachrichtcnwesen wird in diesen Lnstbcobachlungsdicnst eingcgliedert. Diese Organisativn ist in den Grafschaften Kent und Sussex. südlich London, schon fertig. Außerdem sind znnächst elf Dcheimvcrfer- kvmpanicn ausgestellt, die ausschließlich mit de» Jagd geschwader» zusammcnarbeilen sollen. Die L u f t a b w e h r b r i g a d e n, denen die Bekämpfung feindlicher Flngzcngc vvn der Erde aus obliegt, bestehen ans je zwei Lnftabwehrartillcricabtcilungen, einem Scheinwerscr- bataillon und einer Nachrichtenkompanic, sind also Einheiten, die völlig kricgSgcmäß gegliedert sind und deren Zusammen arbeit durch die Fricdciiöausbildung sichcrgestellt ist. Man vertritt den Grundsatz, daß sämtliche Lustabmehrstrettkräfte bereits im Frieden voll ausgestellt, ausgerüstet und aus- gebildet sein müssen, weil sofort zu Beginn des Krieges mit feindlichen Luftangriffen gerechnet werden muß. Im Unter haus ist der Antrag gestellt morden, die gesamte Zivilbevölke rung mit Gasmasken auszurüstcn und auf allen Schulen in ihrem Gebrauche zu unterrichten. Nicht mindere Bedeutung mißt man dem Zivilslug- wescn bei. Man sieht darin eine wichtige Reserve der Lust streitkräfte und will außerdem ans diesem Wege eine raschere Verbindung zwischen den einzelnen Reichstcilcn Herstellen. Das ist besonders wichtig geworden, weil die einzelnen Dominions zu völlig selbständigen Staaten unter der Krone Englands geworden sind und wichtige politische Entschlüsse im Einvernehmen mit ihnen gefaßt werden sollen. Bereits 1924 sind die vier größten englischen Flugzeug- gesellschasten zu den .Hmpcrial AirivauS" znsanimcngeschlossen. Bon dieser Gesellschaft werden die Flugstrecken innerhalb Eng lands »nd nach dem Fcstlande beflogen. Sie erhält staatliche Unterstützung auf Grund der ?K-Meilcnleist»ng, d. h. die Unterstützung richtet sich sowohl irach der zurückgelegten Strecke als nach der Stärke der Motoren, mit denen die Flug zeuge ausgerüstet sind. Bon Aegypten aus wird eine Fluglinie über Arabien nach Indien unterhalten und eine Linie nilauswärts bis znm End punkt der Ugandabahn. Es besteht der Plan, noch in diesem Jahre eine Fluglinie von England bis Australien und viel leicht auch eine nach Kapstadt einzurichten. Der englische Flieger Alan Cosiham hat beide Strecken bereits abgeflogen. Er hat den Flug nach Australien in der ungünstigsten Jahres zeit. .zur Zeit des stärksten MonsumS, ausgeführt, »nd hat den Rückflug von Kapstadt aus mit »nr 17 Zwischenlandungen dnrchgesührt. Er fordert vor Errichtung der Linien den Aus bau von gut bczeichncten Landungsplätzen, die Einrichtung eines Wetterdienstes mid die Sicherstellung sunkentelegraphi- scher Verbindung. In Australien werden drei Luftlinien beflogen, eine im Westen, eine im Norden und eine tm Süden des Erdteils. Flugzeuge haben weitgehendste Verwendung im Ver messungsdienst gesunden, London ist anf diese Art neu ausgenommen worden, an der Küste sind Aufnahmen bei ver schiedenem Stand der Gezeiten tFlut und Ebbcs gemacht worden, in Indien sind die Miriölfelder, ein Gebiet vvn 2606 Quadratkilometer, durch Flugzeuge vermcffen worbe», in Kanada habe» Flugzeuge ebenfalls im Ver messungsdienst, im Forst- und Fischereischlitz Verwendung gesunden. Besondere Aufmerksamkeit wendet man auch dem Flug port zu. In England gibt eS fünf KlctnflugzeugUuLS, t» Australien zivet, Australien hat außerdem fünf Zivilflieger- chulcn. Auch die Luftschiffe hält man keineswegs für abgetan. Zwei befinden sich tm Bau. Durch Verwendung von KchMrsii