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Di<-iks -rü-etiit täglich Adeud» unr in durch alle Post, anstalren Le« 2». «nd Aurlande« zu beziehen. Dresdner Journal. Pret- s>'r ra« PiertellaGr Thlr. 3»srrtion»geb»b. rrn fLr denNau« emer gespalreuev Zeile « Pf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redigirt von Karl Biedermann. Anzeigen aller Art für baS Abends erscheinende Blatt werden bis 12 Uhr Mittags angenommen. Inhalt. Die Untersuchung der Arbeiter» und gewerblichen Verhältnisse in Frankreich und in Sachsen. — Lagesgeschichte: Dresden: Vierundzwanzigste Sitzung der zweiten Kammer; fünfzehnte Sitzung der ersten Kammer; dreiundzwanzigste Sitzung der zweiten Kammer, BUn» denfest. Zittau: Gewerbliches. BeNin. Köln. Lübeck. Frankfurt. München. Wien. Pesth. Paris. London. Petersburg. — Feuilleton. — Geschäftskaleader.— Ortskaleader. — Aagekommene Reisende. Die Untersuchung der Arbeiter- und aewerblichen Verhältnisse in Frankreich und in Dachsen. Bor un- liegt ein französische- Dekret vom 25. Mai dies,- Jah re-, welches eine Untersuchung der gewerblichen Verhältnisse in ganz Frankreich anbefiehtt. Wir hab,» di, durch daff,lbe getroffenen An ordnungen mit den bei uns in Sachsen ergriffenen Maßregeln ver glichen und es hat uu- dabei ein Gefühl der Verwunderung, de-Stolze-, fast möchten wir sagen der Scham für Frankreich beschlichen. Wie schülerhaft nimmt sich diese- französische Dekret neben Dem au-, wo von unserer Regierung geschehen ist! Wie ganz ander- find bei un- die Prinzipien wahrer Freiheit und Selbstregierung geachtet worden! Nachstehende- wird den Beweis dafür liefern. Die EnquSte, welch, nach §. I de- Dekret- im ganzen Gebiete der französischen Republik eröffnet werden soll, soll sich sowohl auf die gewerbliche, al- auf die ländliche Arbeit erstrecken. Vergleichen wir hiermit unsere Einrichtungen in Sachsen, wo der Ackerbau in den landwirthschaftlichen Vereinen sein« besondere Vertretung gefunden hat, so springt da- weniger Vortheilhafte der französischen Maßregel in die Augen. Ackerbau und Gewerbe haben so verschiedene Inter« essen, daß e- einer und derselben Körperschaft unmöglich gelingen kann, beide mit der erforderlichen Schärfe zu vertreten. Wir fürchten, daß der Ackerbau, namentlich bei der Zusammensetzung dieser Enqusten- kommisfionen sehr schlecht wegkommeu wird. Die Enquöte soll näm lich in jedem Kanton — so heißen die Unterabtheilungen der Depar tement- — unter Vorsitz de- oder eine- der Friedensrichter von einer zu gleichen Theilen au- Arbeitern und Arbeitgebern zusammengesetzten Kommission vorgenommen werden. Jede Spezialität der Industrie und de- Ackerbau«- soll durch einen Arbeiter und durch einen Arbeit geber vertreten werden. Wer aber bestimmen soll, wa- eine Spezia lität ist und daher eine besondere Vertretung erhält, darüber ist Richc- gesagt; vielleicht die Herren Präfekten, denen die Ausführung de- Ge setze- anvertraut ist. Jedenfall- zweigt sich der Ackerbau nicht in so mannichfaltige Verschiedenheiten ab, wie die Industrie; er wird da her weniger Vertreter erhalten, al- diese, und die alten Berathungen in den Hintergrund gedrängt werden. Femer: die Arbeiter und die Arbeitgeber schicken zwar beide ihre besondem Abgeordneten, allein diese berathe« nicht, wie bei un-, getrennt, sondern gemeinschaftlich. Auf diese Weise können unmöglich die Forderungen und Beschwerden dieser beiden sich gegenüberstehenden Interessenten scharf herau-tre» te», und die Streitpunkte, die man nicht mit fauler Bequemlichkeit ab leugne« oder bei Seite schieben, sondern genau in- Auge fassen und auf Grund dieser Erkenntniß zu beseitigen suchen soll, werden schon in diesem ersten Stadium der Untersuchung verwischt und verschwemmt. Ganz besonder- ist e- zu tadeln, daß man bei Bildung der Enqn-ten- kommisfionen sich an eine Bezirk-eincheilung gehalten hat, die in ganz ander» Verhältnissen ihren Grund hat. Dadurch wird der Ueberblick über die Gesammtbederttong und Lage eine- Industriezweige- erschwert und mitunter unmöglich gemacht. So namentlich bei Gewerben, die zwar in jedem einzelnen Kantone nicht sehr bedeutend erscheinen, aber in sehr vielen verbreitet und im Ganzen daher doch von Wichtig keit sind. Der einzig richtige Weg ifi hier offenbar der bei un- ein- geschlagene, die verschiedenen Enqu-tenkommissionen nicht geografisch, sondern nach gewissen gewerblichen Hauptrichtungsn abzutheilen, nicht für jeden Krei-direkzion-- oder amk-hauptmannschaftlichen Bezirk, son dern für die Fabrikindustrie, die Hausindustrie und da- Handwerk verschiedene Sekzionen niederzusetzen. Auch in Bezug auf die Art und Weise, wie die EnquLtenkommissionen da- vorliegende Materlat zu sammeln und zu bearbeiten haben, ist da- französische Dekret höchst mangelhaft. Es beingt die anzustellenden Erörterungen unter magere Punkte, mit deren Beantwortung sämmtliche Hauptfragen aller und jeder produktiven Thätigkeit gelöst werden sollen. Voll gerechten Stolze- blicken wir neben diesem Machwerk auf die von unserer KoM- Mission zu Erörterung der gewerblichen Verhältnisse ausgestellten Fragen. Diese, mit bewunderungswürdiger Sachkermtmß au-gear- beiteten Fragen sind sehr richtig in solche allgemeiner Natur und in solche eingetheilt, die irgend eine gewerbliche Hauptrichtung besonder angehen, und lassen keinen, einigermaßen wichtigen Punkt unberührt. Freilich bilden sie ein kleine- Buch, während di« französischen kaum eine Druckseite füllen. Indessen wird auch da- Resultat, welche- wir erzielen werden, ein ganz andere- sein, al- da-, wa- man dort er reichen wird, zumal da man dort gar Richt- gethan hat, um für eins gründliche Beantwortung zu sorgen. Während wir hier tu Sachse« un- in wahrhaft demokratischer Weise an die freigebildeten Vereins und Ausschüsse der Betheiligten selbst um Beantwortung der aufge stellten Punkte wenden; während wir ihnen überlassen, auf die Fra gen alle oder nur zum Theil einzugehen und Dinge, die ihnen wichtig scheinen, auch wenn sie nicht besonder- befragt worden sind, zu bemer ken ; während wir endlich Jedermann, der über die angeregten Gegen» stände einen vernünftigen Aufschluß geben zu können glaubt, zur Mit wirkung auffordern, erwartet man in Frankreich, daß die Enqubten- kommisfionen die betreffenden Fragen ohne weitere- beantworten. Eg ist ihnen zwar freigestellt, alle Maßregeln zu ergreifen, die sie zur Er örterung nützlicher Wahrheiten für geeignet halten. Allein man kan» nicht erwarten, daß sie solche Maßregeln wirklich ergreifen werden^ Denn einmal muß eine au- so heterogenen Elementen zusammengo- setzte Kommission, die sich mit solchen zerstückelten Jndustrieverhält- nissen zu beschäftigen hat, sehr im Unklaren sein, welchen Weg sie eiu- zuschlagen hat; und sodann kann sie auf eine richtige und vollständige Auskunft über die zu erörternden Gegenstände nicht rechnen, so lange die Detheiligten sie nicht durch allseitige Theilnahme, durch Affozia» zion und Bezeichnung Derjenigen, welche die meiste Kenntniß der frag lichen Angelegenheiten haben, u. s. w. unterstützen. Der Umstand, daß die Mitglieder der Emsuttenkvmmfffion selbst von den Jnteres-